Erst ab dem 16. Jahrhundert lassen Aufzeichnungen die Herkunft der Dogge gesichert zurückverfolgen. Die Überlieferungen belegen, dass besonders große und elegante Hunde aus England und Irland nach Deutschland eingeführt wurden, die aus Kreuzungen des Mastiffs mit dem großen Irischen Wolfshund stammten. Die Tiere waren in ihrer äußeren Erscheinung zwar noch sehr unterschiedlich, jedoch war allen eine außergewöhnliche Größe gemein.
Eindrucksvolle Begleithunde am Hof
In Deutschland wurde ab dem 17. Jahrhundert mit der gezielten Züchtung der so genannten „Englischen Docken“ begonnen. Die eleganten großen Hunde, die zur Jagd auf Bären, Wildschweine oder andere wehrhafte Tiere eingesetzt wurden, waren am Hof bald auch als eindrucksvolle Begleithunde beliebt.
So unterteilte man die Rasse in Kammerhunde und Leibhunde. Als Kammerhunde wurden die schönsten und stärksten Exemplare mit einem vergoldeten Halsband geehrt. Sie durften nachts im Schlafgemach ihres Fürsten auf Bärenfellen ruhen. Die Leibhunde, ausgestattet mit einem silbernen Halsband, sollten den Fürstenhof in erster Linie vor Eindringlingen beschützen. Da sowohl Kammer- als auch Leibhunde im familiären Haushalt des Fürstenhofs lebten, wurde in ihrer Zucht großen Wert auf Gehorsam und Führigkeit gelegt. Bei der Jagd hingegen wurden die Tiere mit einem höheren Zuchtwert eher geschont.
Kostbare Jagdgefährten
Doch selbst alle übrigen Doggen, die es nicht zum Kammer- oder Leibhund geschafft hatten und im Stall gehalten wurden, galten noch als so wertvoll, dass man sie nicht leichtfertig zur Jagd einsetzte. So wurden zunächst „Saufinder“ und „Saurüden“ bei der Saujagd oder „Bärenbeißer“ bei der Bärenjagd vorausgeschickt, um die wehrhafte Beute aufzuspüren und aus dem Wald herauszutreiben. Erst bei Sichtkontakt wurden die Doggen auf die Wildschweine beziehungsweise Bären losgelassen, um sie mit einem gekonnten Biss zu packen und festzuhalten, bis der Jäger sie mit einer Stichwaffe töten konnte. Damit die wertvollen Hunde sich bei diesem Manöver nicht verletzten, wurde ihnen sogar ein Panzer aus dickgefüttertem Stoff umgelegt.
Luxushund und Statusobjekt
Als Jagdhunde durch den verstärkten Einsatz von Schusswaffen mehr und mehr überflüssig wurden und zahlreiche damalige Rassen von der Bildfläche verschwanden, hielt sich die Dogge – allen voran in der Region Württemberg – als Luxushund und Statusobjekt.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfreute sich die mittlerweile als Ulmer Dogge bezeichnete Hunderasse wachsender Beliebtheit. Otto von Bismarck zählt zu den bekanntesten Besitzern von Doggen. Der erste Kanzler des Deutschen Reichs hielt sich die großen Hunde mehr als 60 Jahre, was ihnen auch den Beinamen „Reichshund“ einbrachte.
Da die Doggen nun vorwiegend in Privathaushalten lebten, wurde in der Zucht zunehmend Wert auf einen guten Charakter, Ausgeglichenheit und Gehorsam gelegt. In verschiedenen Landstrichen entstanden verschiedene Typen der Dogge, die sich in Farbe oder Größe leicht unterschieden und die je nachdem als Ulmer Dogge, Dänische Dogge, Englische Dogge, Große Dogge, Saupacker oder Hatzrüde bezeichnet wurden.
Die einheitliche Bezeichnung „Deutsche Dogge“
Als diese verschiedenen Rassevertreter 1876 auf einer Hundeausstellung gezeigt wurden, schlugen die Preisrichter den Züchtern vor, sich auf die einheitliche Bezeichnung „Deutsche Dogge“ zu verständigen. Der Name war nicht unumstritten, denn auch andere Länder beanspruchten die Herkunft der Dogge für sich. So wird die Hunderasse im englischen Sprachgebrauch noch heute als „Great Dane“ bezeichnet. Dennoch setzten sich die deutschen Züchter durch und gründeten 1888 mit dem „Deutschen Doggen Club“ den ersten Rassezuchtverein überhaupt.