{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundeerziehung/jagdverhalten-des-hundes","title":"Jagdverhalten beim Hund","mag_id":882,"is_single":true,"cat_name":"Hund","sub_cat_id":80,"sub_cat_name":"Hundeerziehung","cat_id":79}
Der Hund als Beutegreifer und Soziallebewesen folgt innerhalb eines intakten Rudels primär seinem Bedürfnis nach Nahrung, genauer: dem Bedürfnis nach Jagd. Die Jagdverhalten beim Hund an sich ist unentbehrlich und entwicklungsgeschichtlich nicht mehr aus dem Verhaltensrepertoire eines Hundes wegzudenken. Sie ist deutlich von einem einfachen Bedürfnis nach Nahrung zu unterscheiden. Der Jagdinstinkt sichert durch die individuell erkannte Wichtigkeit dem Rudel den sozialen und kommunikativen Zusammenhalt und ist damit die Basis jeglichen Zusammenlebens.
Einteilung in Jagdsequenzen
Die Gesamtheit einer Jagd lässt sich in einzelne Jagdsequenzen unterteilen, die je nach Erfolg und Intention der Abschnitte unterschiedliche Zeitspannen beanspruchen.
1. Orientierungshaltung
Das Suchen einer Fährte oder Aufnahme der Witterung geht einher mit der ersten Jagdsequenz, der Orientierungshaltung. Hier ist der Einsatz aller Sinnesorgane vom Hund gefragt.
2. Fixieren/Vorstehen
Wird die Beute gesichtet, also die Orientierungshaltung erfolgreich abgeschlossen, folgt die Phase des Fixierens bzw. die des Vorstehens. Die Beute wird angespannt beobachtet, fixiert oder aber durch die „pointertypische“ Vorsteh-Haltung angezeigt.
3. Hetzen
Darauf folgt die Hetzphase, die Beute wird gegebenenfalls aus der Gemeinschaft herausgetrieben, separiert und in eine für die restliche Jagdgemeinschaft günstige Angriffsposition getrieben. Die Hetzphase fällt bei Wölfen relativ kurz und kalkuliert aus, da sie kräftezehrend verläuft und die Tiere umsichtig mit ihrem Energievorrat umzugehen haben. Während viele unserer Haushunde in dieser Hetzphase in eine selbst belohnende Handlungskette verfallen, d.h. diese Hatz befriedigt bei einigen Hunden das Bedürfnis der Jagd, handeln Wölfe biologisch stimmig, d.h. mit einem klar definierten Ziel. Für sie stellt erst die Tötung und der Verzehr der Beute das Ende einer Jagd dar.
Zuchtauswahl bei Hunden
Durch Zuchtauswahl und Selektion hat der Mensch Hunde mit unterschiedlichen Jagdstrategien geschaffen. So entwickelten sich entsprechend sozialisierte und trainierte Hunde, deren Nachkommen wiederum entsprechend ihres genetischen Vorteils weiter gefördert wurden.
Hütehunde
So wurde beispielsweise bei Hütehunden wie dem Border Collie Wert auf die Jagdsequenz des „Hetzens“ gelegt. Die Aufgabe eines Hütehundes ist es, Tiere aus der Herde herauszutreiben und die Gesamtheit der Tiere in bestimmte Richtungen zu lenken. Dieser Aufgabenbereich ist identisch mit dem erwähnten, grundlegenden Abschnitt einer Jagd. Durch einen selektiven Abbruch innerhalb dieser Handlungskette begnügt sich der Hund mit der, im eigentlichen Sinne unvollständigen, Sequenz der Beutebeschaffung.
Pointer
Ebenso beschränkt sich bei entsprechendem Training ein Pointer auf die ersten beiden Sequenzen. Nachdem er unter Obhut des Menschen Wild angezeigt hat, ist die Jagd für ihn vorerst beendet.
Herdenschutzhunde
Herdenschutzhunde wiederum beanspruchen mit ihrer Präsenz eigentlich die Beutetiere einer schon erfolgreichen Jagd. Sie sichern, indem sie Schafherden durch ihre einfache Präsenz vor Feinden schützen, ihre Nahrungsressourcen – die Schafe.
Der Jagdinstinkt steckt in jedem Hund
Verschiedene Aufgabenbereiche und Veranlagungen, die jedoch nicht zwingend beim Individuum Hund durchbrechen müssen, sind auf einen gemeinsamen Instinkt zurückzuführen: den Jagdinstinkt. Oftmals wird nicht erkannt, welche wichtige und unumgängliche Motivation den Hund antreibt, bestimmtes Verhalten zu zeigen. So können Missverständnisse zwischen Hund und Mensch entstehen.
Jagdverhalten zeichnet jeden Hund, egal welcher Rasse, aus. Ohne Beachtung dieses wichtigsten aller Instinkte, wären auch wir Menschen nicht befähigt, mit dem Sozialpartner Hund eine Beziehung einzugehen. Es liegt an uns, dieses grundlegende Bedürfnis nach Jagd, das heißt nach sozialer Zusammenarbeit, zu befriedigen.
Wie äußert sich das Jagdverhalten beim Hund im Alltag?
Wie sich das Jagdverhalten im Alltag äußert, kommt auf die Stärke des Jagdtriebs Ihres Vierbeiners an. Gerade beim Spazierengehen kann sich das Jagdverhalten beim Hund bemerkbar machen. Die Ursache dafür können Gerüche oder Geräusche sein, die auf potenzielle Beute hinweisen und somit den Jagdinstinkt der Hunde auslösen. Achten Sie auf erste Anzeichen, die auf das Einsetzen des Jagdverhaltens hindeuten. Anzeichen dafür sind:
Abruptes Stehenbleiben während des Spaziergangs
Anspannung und Nervosität, da der Vierbeiner nur noch auf das Aufspüren potenzieller Beute konzentriert ist
Übermäßiges Schnuppern am Boden
Der Jagdinstinkt des Hundes ist ein natürliches Verhalten und kann deshalb nie komplett abgestellt werden. Trotzdem lässt es sich durch gezieltes Training kontrollieren. Um das Jagdverhalten bei Hunden in den Griff zu bekommen, ist ein Anti-Jagd-Training sinnvoll. Hier lernen Hunde, mit Zuverlässigkeit auf die Kommandos des Besitzers zu hören und diesem seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Wichtig ist außerdem, Ihrem Vierbeiner Alternativen anzubieten, um ihren Trieb dennoch auszuleben. Je nach dem individuellen Jagdverhalten Ihres Vierbeiners können dies beispielsweise Schnüffel- oder Apportierspiele sein.
zooplus Redaktion
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