{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundeerziehung/hund-feuerwerk","title":"Hund an Silvester: Tipps gegen die Angst vor dem Feuerwerk","mag_id":23361,"is_single":true,"cat_name":"Hund","sub_cat_id":80,"sub_cat_name":"Hundeerziehung","cat_id":79}
Viele Hunde bekommen es an Silvester mit der Angst zu tun.
Das leuchtende Feuerwerk um Mitternacht ist das Highlight des Silvesterabends. Die meisten Hunde sehen das leider anders: Sie winseln, laufen ruhelos und zitternd durch die Gegend oder verstecken sich panisch in der hintersten Ecke. Lesen Sie, wie Sie mit Ihrem Hund an Silvester richtig umgehen, was ihm hilft und wie Sie ihn auf die Knallerei vorbereiten.
Der Jahreswechsel wird für manchen Hundebesitzer zu einer wahren Herausforderung. Die lauten Raketen, die bunten Knaller und explodierenden Böller können selbst gelassene Hundegemüter schnell aus der Ruhe bringen.
Doch warum bekommen es so viele Hunde an Silvester mit der Angst zu tun?
Um die Reaktionen nachvollziehen zu können, hilft ein kurzer Blick auf die Sinnesorgane des Hundes: Hunde sind nicht nur lichtempfindlicher als Menschen, sondern hören und riechen sehr viel mehr als wir. Diese Reizüberflutung löst letztlich bei so manchem Vierbeiner Panik aus.
Empfindliches Gehör
Zum Vergleich: Der Mensch hört Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz, ein Hund dagegen zwischen 15 und 50.000 Hertz. Hunde nehmen also auch hohe Töne wahr, die uns entgehen. Feuerwerkkörper sind für unsere Vierbeiner also nicht lauter, doch sie nehmen viel mehr Geräusche wahr.
Hinzu kommt, dass ein Hund sein Gehör nie ganz ausschaltet. Selbst, wenn er tief und fest schläft, kann ihn das kleinste Geräusch aus dem Schlaf reißen und er ist sofort hellwach.
Für einen Hund an Silvester kommen also zwei Dinge zum Tragen.
Er nimmt die Knallgeräusche zum einen als mögliche Gefahr wahr.
Die Kombination aus Lautstärke und Frequenz des Lärms – man denke nur an eine startende Rakete – sorgt dafür, dass Hunde diese Geräusche intensiver erleben als Menschen.
Sensibles Riechorgan
Menschen haben zwischen fünf und 20 Millionen Geruchszellen, Hunde dagegen unglaubliche 125 bis 220 Millionen.
Viele denken im Zusammenhang mit Feuerwerk nur an die Geräusche und die Lichter. Doch gerade für Hunde, die sich hauptsächlich über den Geruchssinn orientieren, ist die Geruchsbelastung durch Feuerwerkskörper ein weiterer Stressfaktor.
Achtung: Die Reaktion auf den Silvesterlärm muss nicht jedes Jahr gleich ausfallen. Womöglich hat Ihr Hund an Silvester bislang immer entspannt gewirkt, doch schon im nächsten Jahr kann er plötzlich sehr ängstlich sein.
Übrigens: Dieses und weitere spannende Themen hören Sie im zooplus Hunde-Podcast: „Fantastische Pfoten – der Hunde-Podcast mit dem Wau!“ – überall dort, wo es Podcasts gibt!
Silvester mit Hund: Wie erkenne ich, ob mein Hund Angst hat?
Während sich manche Vierbeiner einfach nur zurückziehen oder sich schutzsuchend an ihre Besitzer kuscheln, geraten andere regelrecht in Panik. Typische Anzeichen für Angst beim Hund sind:
starkes Hecheln
angelegte Ohren
geweitete Pupillen, aufgerissene Augen
Unruhe
Appetitlosigkeit
Zittern
Geduckte Körperhaltung
Eingeklemmter Schwanz
Langgezogene Maulspalte
Spätestens, wenn Ihr Hund an Silvester diese Symptome zeigt, sollten Sie unbedingt eingreifen und ihm zur Seite stehen. Doch wie beruhigt man einen derart aufgebrachten Hund? Schließlich lässt sich das Feuerwerk draußen nicht einfach per Knopfdruck ausschalten.
Sofortmaßnahmen: Wie beruhige ich meinen Hund bei Feuerwerk?
Sobald die ersten Feuerwerksraketen gezündet werden, reagiert Ihr Hund ängstlich und wird nervös? Dann sollten Sie mit folgenden Tipps und Ratschlägen versuchen, Ihrem Liebling die Angst zu nehmen und Risiken für ihn zu minimieren.
Hund an Silvester stets anleinen
Auch an Silvester müssen Hunde ihren Auslauf bekommen. Um das Gassigehen aber möglichst stressfrei zu gestalten, sollten Sie am besten tagsüber und an ruhigen Orten spazieren gehen.
Fahren Sie mit Ihrem Hund zum Beispiel in den Wald und vermeiden Sie die Großstadt, in der für gewöhnlich bereits Stunden und Tage vor dem Jahreswechsel mit der „Knallerei“ begonnen wird. Achten Sie – auch nach der Silvesternacht – auf Müll, Scherben und Blindgänger.
Schützen Sie Ihren Vierbeiner
Darüber hinaus sollten Sie Ihren Hund an diesen Tagen immer an der Leine lassen. Schließlich können Sie überall von dem lauten Knall einer Silvesterrakete überrascht werden.
Die Gefahr, dass Ihr Hund vor Schreck wegläuft, nicht mehr zurückfindet oder gar auf eine stark befahrende Straße läuft, dürfen Sie nicht unterschätzen.
Gemeinsam mit dem Hund ins Haus gehen
Mit zunehmender Dunkelheit nehmen auch die Geräusche von den ersten Silvesterraketen zu. Spätestens jetzt ist es Zeit, mit Ihrem Hund zurück in die Wohnung zu gehen.
Auch wenn es in den meisten Ländern üblich ist, den Jahreswechsel draußen auf der Straße zu verbringen, sollten Sie bei Ihrem Hund bleiben und ihn in seinem aufgewühlten Zustand nicht allein lassen.
Besonders ängstlichen Hunden reicht es nicht, dass sie sich in einem ruhigen Zimmer verkriechen können. Sie brauchen in diesem Moment ihre Bezugsperson in ihrer Nähe, die ihnen Sicherheit vermittelt.
Türen, Fenster und Rollläden schließen
Der laute Knall der Feuerwerksraketen dringt leider selbst durch dicke Hauswände.
Geschlossene Türen, Fenster und Rollläden können die Geräusche allerdings etwas dämpfen. Viele Hunde beruhigen sich dadurch bereits.
Auch auf die hellen Lichtblitze am Himmel reagieren manche Hunde nervös. Falls Sie keine Rollläden an Ihren Fenstern haben, sollten Sie deshalb zumindest die Vorhänge zuziehen.
Fernseher oder Radio anschalten
Zusätzlich zu den geschlossenen Fenstern können Sie versuchen, die Feuerwerksgeräusche durch andere, Ihrem Hund vertraute Geräusche, zu übertönen.
Spielen Sie Ihre Lieblingsmusik oder stellen Sie das Radio an.
Auch Geräusche vom Fernseher, der Waschmaschine oder der Spülmaschine können beruhigend auf Ihren Hund einwirken. Aber übertreiben Sie es nicht mit der Lautstärke, denn dies könnte Ihren Hund zusätzlich verunsichern.
Mit Gerüchen oder besonderen Leckerlis ablenken
Hunde, die noch nicht zu sehr unter Stress stehen oder für die es das erste Silvester ist, lassen sich manchmal auch durch besondere Gerüche oder besonders leckere „Häppchen“ ablenken.
Das Ziel: Ihr Hund soll sich statt auf seinen Gehörsinn auf seinen Geruchs- und Geschmackssinn konzentrieren. Sie können zum Beispiel eine interessante Geruchsspur durch die Wohnung legen, die Ihr Hund erschnüffeln kann.
Fellnasen freuen sich vielleicht auch über besondere Leckerlis, die den Feuerwerkskrach kurzzeitig vergessen lassen. Auch ein mit Frischkäse gefüllter und kurz eingefrorener Kong kann eine gute und entspannende Ablenkung sein.
Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen
Das Wichtigste bei allen oben genannten Maßnahmen ist: Bleiben Sie bei allem, was Sie tun, ruhig und gelassen.
Signalisieren Sie Ihrem Hund, dass alles gut ist, und zeigen Sie ihm, dass die Geräusche draußen ganz normal sind.
Werden Sie angesichts der Reaktion Ihres Hundes selbst nervös und hektisch, sind alle anderen Hilfestellungen vergebens.
Schenken Sie Ihrem Hund Zuneigung
Die Annahme, dass Sie die Angst des Vierbeiners durch Trösten verstärken, ist ein Irrtum. Positive Gefühle können negative Gefühle nicht verstärken. Im Gegenteil: Wie auch bei Menschen schüttet der Hundekörper das „Kuschelhormon“ Oxytocin aus, sobald er Zuneigung erfährt. Dadurch sinkt die Menge an Stresshormonen und der Hund entspannt sich.
Das Schenken von Zuwendung durch Bezugspersonen in Angstsituationen trägt den Namen „Social Support“ (Soziale Unterstützung). Verwehren Sie Ihrem Vierbeiner deshalb niemals die Zuneigung, die er in solchen angsteinflößenden Momenten sucht. Ansonsten kann das Vertrauen zwischen Hund und Mensch stark beschädigt werden.
Was die richtige Art des Tröstens anbelangt, sind Sie als Hundehalter die Experten. Sie wissen am besten, was Ihr Vierbeiner als angenehm empfindet und was nicht.
Darf ich meinem Hund an Silvester beruhigende Medikamente geben?
Kein Hund muss unter Angst oder sogar Panik leiden. Die Abwärtsspirale führt sogar dazu, dass zu der Angst vor dem Feuerwerk noch die Angst vor der Angst hinzukommt. Die Panikanfälle können somit jedes Jahr schlimmer werden.
Für einen Hund mit geringer Silvesterangst sind die oben genannten Maßnahmen oft schon ausreichend. Ergänzend können Sie als Nahrungsergänzungsmittel deklarierte Präparate einsetzen.
Diese Präparate wirken auf natürliche Weise beruhigend und entspannend. Zylkene enthält zum Beispiel einen aus Milch gewonnenen Wirkstoff, der bei Neugeborenen für Wohlbefinden sorgt. Gegen Silvesterangst ist aber eine deutlich höhere Dosis notwendig, als für eine normale Therapie.
Andere Präparate arbeiten über die entspannende Wirkung von Baldrian und grünen Tee. Sie enthalten außerdem noch Tryptophan, eine Vorstufe des Glückshormons Serotonin.
Pheromone gegen die Angst
Geruchszerstäuber für die Steckdose, Sprays oder Halsbänder, die ein künstliches Pheromon verbreiten, sind eine weitere Möglichkeit, an Silvester für Entspannung zu sorgen.
Das Pheromon ist einem Botenstoff der Mutterhündin nachempfunden, den sie aussendet, um ihre Welpen zu entspannen. Es gibt auch Tabletten mit diesem Pheromon, die kurzfristig angewendet werden können.
Wichtig: Da jeder Hund anders ist in seinem Gesundheitszustand und seinem Verhalten, sprechen Sie bitte mit Ihrem Tierarzt bevor Sie Ihrem Hund Nahrungsergänzungsmittel geben.
Mittel für Hunde mit extremer Angst
Für einen Hund mit extremer Angst und Panik sind diese Mittel nicht ausreichend. Kümmern Sie sich in diesem Fall rechtzeitig um eine mögliche medikamentöse Unterstützung. Einige Präparate müssen schon Tage vor Silvester langsam eingeschlichen werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Geben Sie Ihrem Hund niemals und in keinem Fall Acepromazin. Dieses Neuroleptikum und Sedativum scheint von außen betrachtet gut zu wirken, da der Hund ruhig ist.
Es führt aber dazu, dass er wie gelähmt und gleichzeitig viel geräuschempfindlicher ist. Der Hund hat also weiterhin panische Angst vor den Geräuschen und kann sich nicht mehr wehren. Die Panik wird mit jedem Jahr größer werden.
Passendes Mittel mit dem Tierarzt finden
Es gibt aber durchaus gute angstlösende Medikamente, die Ihrem Liebling helfen, die Silvesternacht ohne Panik zu überstehen. Zugelassen zur Behandlung von Geräuschangst sind beispielsweise Dexmedetomidin in Gel-Form oder das Antiepileptikum Imepitoin.
Ihr Tierarzt hilft dabei, das für Ihren verängstigten Hund geeignete Präparat und dessen Dosierung zu finden. Bei massiven Verhaltensproblemen wenden Sie sich bitte unbedingt an einen auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierarzt.
Lässt sich die Feuerwerks-Angst therapieren?
Angstzustände bei Hunden sind therapierbar. Hunde, die an Silvester bei einem Feuerwerk ängstlich reagieren, geraten meist auch bei anderen Geräuschen, wie etwa bei einem Gewitter, in Alarmbereitschaft.
Fragen Sie sich daher auch, warum ihn diese Geräusche so verunsichern. Eine Therapie unter Anleitung eines Experten kann im Anschluss helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen, um sie anschließend gezielt zu bekämpfen.
Silvester-Desensibilisierung: Wie gewöhne ich meinen Hund an Feuerwerk?
Eine andere Form der Therapie kann eine Desensibilisierung mithilfe einer Geräusche-CD oder entsprechenden Audio-Dateien aus dem Internet sein. Dabei spielt man dem Hund die Feuerwerksgeräusche zunächst immer wieder leise vor. Bleibt der Hund ruhig, verstärkt man nach und nach die Lautstärke.
Bestärken Sie Ihren Hund in entspanntem Verhalten. Wird er nervös oder ängstlich, gehen Sie wieder einen Schritt zurück. Auf diese Weise kann man den Hund nach und nach für die Böllergeräusche desensibilisieren.
Eine solche Methode braucht jedoch ihre Zeit und sollte viele Wochen vor dem großen Feuerwerk zu Silvester begonnen werden.
Weitere Maßnahmen gegen die Geräuschangst
Zusätzlich zu den bereits geschilderten Möglichkeiten gibt es zahlreiche weitere Methoden, die dem Hund die Angst vor dem Feuerwerk nehmen sollen. Auch wenn ihr Erfolg umstritten ist, lohnt sich ein kurzer Blick darauf:
Manche Hundetrainer arbeiten mit der TTouch-Methode, begründet nach der Kanadierin Linda Tellington-Jones. Mit speziellen Berührungen der Hände sollen beim Tier Spannungen gelöst und Selbstheilungskräfte in Gang gesetzt werden.
Manche Hundebesitzer verwenden Körperbandagen, die dem Hund ein Gefühl von Stabilität und damit Sicherheit geben sollen. Ähnlich wirkt auch das sogenannte Thundershirt, das aus einem festen Stoff besteht und straff um den Hundekörper gebunden wird. Der sanfte, kontinuierliche Druck auf bestimmte beruhigende Druckpunkte wirkt auf viele Hunde beruhigend.
Eine weitere Möglichkeit kann die Geräuschdämpfung am Hund selbst sein. Entweder mit einem Watteball in jedem Ohr und einem Schal um den Kopf zum Fixieren oder Schallschutzkopfhörern. Wichtig dabei ist einzig und allein: Der Hund muss sich wohlfühlen und darf durch die Maßnahmen nicht zusätzlich in Panik geraten.
Und beim nächsten Jahreswechsel? Nach Silvester ist vor Silvester
Trotz der Möglichkeiten, Hunden entspannt durch die Neujahrsnacht zu helfen, blicken viele Hundebesitzer angespannt auf das nächste Silvester. Selbst wenn Sie Ihren Hund einigermaßen beruhigen können, wird er den Jahreswechsel in den seltensten Fällen genießen.
Laute Raketen, hektische Menschen und aufgekratzte Stimmung im Haus mögen die wenigsten Hunde.
Vorbereitung auf das nächste Silvester mit Hund
Wenn Ihr Hund dieses Silvester Angst oder sogar Panik gezeigt hat, dann suchen Sie sich bitte bald einen Verhaltenstherapeuten für Hunde. Gemeinsam können Sie in Ruhe über das Jahr hinweg an der Problematik arbeiten und eine mögliche Medikation für das nächste Silvester besprechen.
Eine schöne Alternative ist ein Urlaub mit Hund an Silvester und ohne Feuerwerk. Zum Beispiel an einem Ort, an dem aus Naturschutzgründen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verboten ist. Schließlich kann die Ruhe zum Jahreswechsel auch für uns Menschen manchmal recht heilsam sein.
Während meines Studiums der Tiermedizin und meiner Promotion an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München konnte ich zahlreiche Einblicke in die vielfältigen Bereiche der Tiermedizin sammeln. Seit 2011 habe ich in meiner praktischen Tätigkeit als Tierärztin mit den verschiedensten Tieren und ihren Erkrankungen zu tun. Meine Leidenschaft gehört dabei der Aufgabe, meinen Patienten bestmöglich zu helfen und zu ihrem Wohle zu handeln. Mein Wissen als Tierärztin und als langjährige Hundebesitzerin und Hundesportlerin teile ich zudem gerne als Autorin.
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