Meinungsbeitrag

„Lustige“ Tiervideos und das Leid hinter den Klicks

Halter filmt Hund
Nicht alle Tiervideos, die im Netz kursieren, sind süß oder lustig anzusehen.

Ob auf YouTube, Instagram oder TikTok: Tiervideos sind extrem beliebt. Doch hinter vielen versteckt sich großes Leid. Diese Beispiele sprechen für sich.

Jeder Beruf hat seine Sonnen- und seine Schattenseiten. Das Schöne an meinem Job als Autorin und Katzenbloggerin: Ich kann mir auch während der Arbeitszeit jede Menge Cat Content ansehen. Darunter sind viele witzige Filmchen und Memes – nicht nur über Katzen, sondern auch über andere Tiere. Doch bei manchen „lustigen“ Tiervideos bleibt mir das Lachen im Halse stecken.

Für diesen Beitrag habe ich ein paar Beispiele von Tiervideos zusammengetragen, die nur auf den ersten Blick lustig sind. Auf den zweiten Blick sieht man aber, wie die Tiere leiden. In meinen Augen haben einige dieser Videos die Grenze zur Tierquälerei überschritten.

Oft handelt es sich dabei um Compilations (Zusammenstellungen) mit echt lustigen Szenen, die sich mit sehr fragwürdigen Clips abwechseln.

Ich verlinke diese Machwerke hier bewusst nicht, damit sie keine zusätzliche Reichweite bekommen. Hier kommt also meine persönliche Shitlist mit unlustigen Tiervideos:

Röchelnde Hunde

Keine Frage, Hunde können einige lustige Geräusche fabrizieren. Das Röcheln eines Mopses gehört leider nicht dazu.

Manchen Hunderassen wurden extrem kurze Schnauzen angezüchtet. Dazu gehören zum Beispiel Möpse oder auch Bulldoggen. Angehörige solcher kurzköpfigen Rassen leiden permanent unter Atemnot. Manche Tiere sind noch nicht einmal in der Lage, gleichzeitig zu atmen und zu fressen.

Wenn du also ein Video siehst, auf dem ein Mops seltsame Laute von sich gibt, bekommt er wahrscheinlich gerade keine Luft.

Lese-Tipp: Fachtierarzt im Interview zum Thema Qualzucht bei Heimtieren

Dicke Katzen

Viele Menschen finden dicke Katzen unglaublich süß. So ist es kein Wunder, dass vierbeinige Moppel eine respektable Fangemeinde auf Youtube und Tiktok haben.

Doch leider werden manche Miezen für einen fragwürdigen Internet-Ruhm regelrecht gemästet – mit fatalen Folgen für die Gesundheit der Tiere: Bluthochdruck, Diabetes, Arthrose und eine verringerte Lebenserwartung lassen grüßen.

Das Guinness Buch der Rekorde hat übrigens die Kategorie „Dickste Katze der Welt“ abgeschafft. Damit soll vermieden werden, dass Besitzer ihre Katzen absichtlich dick füttern.

Mein persönlicher Tiefpunkt in der Rubrik „Dicke Katzen“ ist übrigens ein Video, in dem eine übergewichtige nasse Katze verzweifelt versucht, aus einer Badewanne zu klettern, bis sie erschöpft aufgibt.

Katzen und Gurken

Sehr beliebt sind auch Videos von Katzen, die Angst vor einer Gurke haben. Während die Katze frisst, schleicht sich ihr Besitzer an und platziert heimlich eine Gurke hinter ihr. Beim Umdrehen erschreckt sie sich und springt in die Luft. Solche Videos haben vor einigen Jahren einen regelrechten Hype erlebt und zahlreiche Nachahmer gefunden.

Was sind das für „Tierfreunde“, die ihren Vierbeiner mit Absicht zu Tode erschrecken? Beim Fressen sollte sich eine Katze sicher fühlen. Solche schlechten Scherze können dazu führen, dass die Samtpfote irgendwann ihr Futter verweigert.

Katze Gurke © tugolukof / stock.adobe.com
Bitte nicht nachmachen: Viele Katzen finden Gurken beängstigend. Sie damit absichtlich für Klicks im Netz zu erschrecken, ist ein No-Go.

Die Katzenpfote im Goldfischglas

Katzen sind kleine Raubtiere und auch Wohnungskatzen wollen ihren Jagdtrieb ausleben. Das bedeutet jedoch nicht, dass man dem Stubentiger ein Goldfischglas vor die Nase stellen muss, aus dem er sich nach Herzenslust bedienen kann.

Andere Katzenhalter filmen ihre Mieze genüsslich dabei, wie sie mit der Pfote im heimischen Aquarium fischt. Auch Hamster, Mäuse und Vögel müssen als Film-Requisite herhalten. Eingesperrt in einem Käfig, ohne Fluchtmöglichkeit und starr vor Angst, leiden sie für die Darstellungssucht ihrer Besitzer.

Um das ganz klar zu sagen: Lebende Tiere sind kein Katzenspielzeug! Es ist ein Unterschied, ob eine Bauernhofkatze für ihre Nahrung Mäuse jagt oder ob man Kleintiere für ein fragwürdiges Vergnügen opfert.

Exotische Haustiere

Häufig sieht man auch exotische „Haustiere“. Ein Wildtier mit einem besonders hohen Niedlichkeitsfaktor ist zum Beispiel der Zwergotter aus Asien. Seine natürliche Umgebung sind Flüsse und Mangrovenwälder, in denen er Jagd auf Fische und Krebse macht.

Im Film sieht man die Tiere stattdessen an der Leine spazieren gehen oder sich in einem Kuschelbettchen räkeln. Das mag süß aussehen, ist aber definitiv keine artgerechte Haltung.

Auch die aus Madagaskar stammenden Lemuren oder die ebenfalls zu den Primaten gehörenden Plumploris aus Südostasien werden als Schauspieler missbraucht.

Solche Videos sind vor allem deshalb problematisch, weil sie die Nachfrage nach exotischen Wildtieren fördern, von denen einige Arten bereits vom Aussterben bedroht sind.

Bitte nicht weiterverbreiten

Es wird mit Sicherheit immer Leute geben, die fragwürdige Tiervideos produzieren – und vielleicht sogar ganz gut davon leben. Doch du kannst ihnen das Geschäft erschweren und dafür sorgen, dass solche Filme weniger Erfolg haben.

Das kannst du konkret tun:

  • Verbreite solche vermeintlich lustigen Tiervideos nicht weiter, indem du sie unter Freunden und Bekannten teilst – auch nicht als abschreckendes Beispiel.
  • Wenn dir etwas seltsam vorkommt: Schau dir das Video nicht bis zum bitteren Ende an, sondern brich die Wiedergabe ab.
  • Vergib keine Likes oder Herzchen. Auch auf „Daumen runter“ oder negative Kommentare solltest du verzichten, denn den Algorithmen der sozialen Netzwerke ist es egal, ob die Interaktion positiv oder negativ ist.

Tierleid hat viele Gesichter. In unserem Blogartikel Tierleid auf Social Media erkennen und stoppen findest du weitere Beispiele von Tierquälerei im Netz und erfährst, was du dagegen tun kannst.

Wie stehst du zu „lustigen“ Tier-Clips auf Social Media? Was ist okay und wo siehst du Grenzen?

Kommentare

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  • Leonhard Rittenschober

    ich habe mir gerade im tv einen teil der sendung „111 tierische viecher“ angesehen und stelle jetzt mal eine frage:
    ist es wirklich nötig, daß die tv-sender diesen unfug mit den blödsinnigen „lustigen“ tiervideos auch noch fördern müssen?
    gibt es nicht sinnvollere tiersendungen, in denen menschen zu etwas mehr respekt vor den tieren hingeführt werden?

    es wäre viel sinnvoller, wenn sendungen zu sehen sind, in denen auf das viele tierleid aufmerksam gemacht würde und wie sich täglich tausende von mitarbeitern mit viel herzblut einsetzen, um so viel tierleid als nur möglich zu verhindern, viele davon sind ehrenamtliche mitarbeiter und opfern auch viel von ihrer freizeit!

    wäre im neuen jahr mal einfach zum nachdenken – auch bei den tv-verantwortlichen!!!!

    3 Antworten anzeigen
    • @Leonhard Rittenschober

      Hallo lieber Leonhard, danke für deine Kommentare und dass du deine Meinung so ausführlich mit uns teilst! 🙂 Von dieser Sendung habe ich auch mitbekommen… Allein den Titel „Viecher“ fand ich schon unmöglich… Ich bin da ganz bei dir, ich finde solche Sendungen absolut unnötig und ich kann es auch absolut nicht verstehen, dass TV-Sender dem ganzen so eine Plattform geben – schlimm genug, dass im Netz so viel kursiert. Ich hoffe sehr, dass sich daran in Zukunft etwas ändert. Vielleicht ist es sinnvoll, sich an den Sender zu wenden. Ansonsten hilft jeder, der solche Sendungen und Videos nicht unterstützt, nicht teilt und sämtliche Beiträge mit Tierleid auf Social Media meldet. Aufklärung ist so wichtig. Es fehlt überall an strengeren Regulierungen und Kontrollen, sei es in den sozialen Medien oder auch das Tierschutzgesetz selbst. Solange Politik und Medien nicht mehr dagegen tun, müssen wir selbst wohl noch mehr dagegenhalten und Organisationen und Tierschützer unterstützen, die sich dafür einsetzen, dem Tierleid ein Ende zu setzen. Liebe Grüße, Luisa

      • Leonhard Rittenschober

        @Luisa Schmidt

        servus luisa,
        vielen dank für deine liebe rückmeldung, ich bin selber seit kindheitstagen immer mit tieren verbunden gewesen, obwohl ich inzwischen einige jährchen auf dem buckel habe und inzwischen nach einem halswirbelbruch auf gehhilfe angewiesen bin, habe ich nie aufgehört, mich für tiere einzusetzen, es geht mir auch heute noch immer der hut hoch, wenn ich in den sozialen medien sehen muß, welcher impertinenter unsinn mit und über tiere verbreitet wird. jeder einzelne ist zwar ein kleines rädchen, aber viele kleine rädchen formen sich eines tages zu einem großen werk und ich kann nur an viele, viele appelieren, formz euch zu einem großen werk, dann kann dieses werk auch wirklich etwas bewirken, denn die schwächsten unter den schwachen haben genauso ein recht, ein würdiges leben zu führen – nicht mehr und nicht weniger!
        herzliche grüße von leo und meinen zwei stubentigern lilly und felix, zwei dankbaren fellnasen!

        • @Leonhard Rittenschober

          Lieber Leonhard, oh das tut mir sehr leid zu lesen! Aber es ist schön, dass dir deine zwei Miezen so viel Halt geben und ich finde es toll, dass du dich so sehr für die Tiere einsetzt! Das hast du auch schön geschrieben – und du hast absolut recht, gemeinsam kann man viel bewegen. Ich danke dir für dein Engagement! 🙂
          Liebe Grüße und alles Liebe, Luisa

  • Leonhard Rittenschober

    ich möchte mich zum thema „lustige“ tiervideos folgendermaßen äußern:
    menschen, die solche videos für lustig und unterhaltsam finden, sind meiner meinung nach alle im begriff, sich geistig zurück zu entwickeln – ich finde es regelrecht abstoßend, daß man tiere für solche „verlustigungen“ mißbraucht, kann es denn wirklich sein, daß unsere sogenannte „zivilisierte gesellschaft“ auf einen derartigen primitiven unterhaltungsstand angewiesen ist?
    es reicht doch,daß es so viel unnötiges tierleid gibt! hier wäre meiner meinung nach auch die politik viel mehr gefordert, diesem unsinn einhalt zu gebieten, für jeden billigen nonsens wird das (steuer)geld zum fenster rausgeschmissen, aber daß man sich endlich mal für die schwächsten der schwachen energischer und zielführender einsetzt, da sind stets die drei affen im vordergrund (nichts sehen-nichts hören-nichts wissen)
    traurig, traurig…

  • Regina Malec

    Ich finde es gut, dass sich Zooplus „kritischer“ Tierthemen annimmt! Spendenmarathon für Tiere= eine lobenswerte Aktion für Hunger leidende ex-Straßentiere, lustige Tiervideos, hinter denen sich Tierleid verbirgt!

    1 Antwort anzeigen
    • @Regina Malec

      Hi Regina,

      vielen Dank für das Lob. 🙂 Themen wie diese liegen uns in der Redaktion besonders am Herzen. Und gerade, was die vermeintlich lustigen Tiervideos angeht, muss man die Menschen erstmal sensibilisieren. Ich habe mir früher auch zu wenig Gedanken darüber gemacht…

      LG Florian

  • Sarah

    Ich bin immer wieder erstaunt und schockiert darüber, was für Clips im Netz kursieren und für lustig empfunden werden! Erst neulich hab ich auch so eins gesehen, bei dem sich eine Katze vor einer Gurke erschreckt – die arme! Welcher Halter tut seiner Katze das an?! Und was für Leute liken und teilen das?! Es müsste auch strenger von den Plattformen kontrolliert werden! Danke, dass ihr darauf aufmerksam macht! Ich melde solche Beiträge in Zukunft!

    1 Antwort anzeigen
    • @Sarah

      Hi Sarah, danke für deinen Kommentar! Da kann ich dir nur zustimmen! Auch ich bin immer wieder sprachlos über so manchen Clip… Ich denke auch, dass Facebook, YouTube und Co. hier besser einschreiten müssten. Solche Videos dürfen erst gar nicht eine Plattform bekommen. Das Melden solcher Beiträge ist ein wichtiger Schritt! Teile den Artikel gerne, um noch mehr Menschen dafür zu sensibilisieren. Ich danke dir. 🙂 Liebe Grüße, Luisa