Hamsterratte Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Hamsterratte

Hamsterratten sind nachtaktiv. Bei Tageslicht sind sie so gut wie blind.

Die Hamsterratte ist eine faszinierende Nagetierart aus Afrika, die oft aufgrund ihres Aussehens und Verhaltens mit dem Hamster verwechselt wird. Erfahren Sie im zooplus Rasseporträt mehr über Haltung und Arten des exotischen Nagetiers.

Wie sieht eine Hamsterratte aus?

Hamsterratten (Cricetomyinae) sind eine afrikanische Unterfamilie innerhalb der Überfamilie der Mäuse (Muroidea). Die Tiere sind nach heutigem Kenntnisstand eine Schwestergruppe der Baummäuse innerhalb der Familie der Nesomyidae. Ihren Namen verdanken sie ihren großen Backentaschen, die an Hamster erinnern.

Ihre Augen sind klein, während ihr Kopf groß ist. Die Beine sind kurz, aber kräftig, ähnlich wie der Körperbau. Aufgrund ihres haarlosen Schwanzes erinnern die Tiere auch an Ratten –dieser kann kurz (bei Saccostomus spp.) oder lang sein (bei Beamys hindei und Cricetomys spp.).

Welche Hamsterratten-Arten gibt es?

Insgesamt gibt es fünf Hamsterratten-Arten, die sich auf drei unterschiedliche Gattungen aufteilen. Die folgenden fünf Arten sind derzeit bekannt:

  • eine Langschwanzhamsterratte (Beamys hindei)
  • zwei Kurzschwanzhamsterratten: die Kap-Hamsterratte (Saccostomus campestris) und Saccostomus mearnsi
  • zwei Riesenhamsterratten: die Gambia-Riesenhamsterratte (Cricetomys gambianus) und Emin-Riesenhamsterratte (Cricetomys emini)

Welche Farben hat die Hamsterratte?

Die Fellfarbe kann von Art zu Art variieren. Während Gambia-Riesenhamsterratten normalerweise graubraun sind, sind Emin-Riesenhamsterratten eher rot bis braun und haben einen weißen Bauch, der sich stark vom restlichen Fell abhebt.

Wie groß wird die Hamsterratte?

Hamsterratten erreichen abhängig von der Art eine stattliche Größe von bis zu 45 Zentimetern. Gleichzeitig wiegen die Tiere bis zu zwei Kilogramm und sind damit deutlich größer als gewöhnliche Hamster oder Ratten.

Hamsterratte
Obwohl beide Backentaschen besitzen, sind Hamster und Hamsterratten sehr unterschiedlich.

Hamsterratten eignen sich nicht zum Kuscheln und sind daher als Haustier für Kinder keine gute Wahl. Die Tiere sind am liebsten alleine und nur sehr schwer zu zähmen.

Zudem sind sie nachtaktiv und bei Tageslicht nahezu blind. Nachts kann es also auch mal ziemlich laut werden – für lärmempfindliche Personen eignen sich diese Exoten also auch nicht.

Wer aber selbst eine Nachteule ist und gerne die schlauen Tiere beobachtet, wird mit den Nagetieren viel Spaß haben.

Ein beeindruckender Geruchssinn

So schlecht ihr Sehvermögen auch sein mag, die Hamsterratte hat dafür einen anderen Supersinn: ihre Nase.

Der Geruchssinn ist so gut entwickelt, dass die Hamsterratten riechen können, wenn der Blutzuckerspiegel von Diabetikern sinkt. Menschen nutzen Hamsterratten sogar erfolgreich, um Minen zu finden oder zwischen positiven und negativen Tuberkuloseproben zu unterscheiden.

Im Gegensatz zu Ratten sind Hamsterratten Einzelgänger. Wenn zwei oder mehr Tiere in einem Käfig zusammenleben, kann dies vor allem bei gleichgeschlechtlichen Partnern sehr gefährlich werden.

Um Nachwuchs zu vermeiden ist eine Gruppenhaltung daher nur möglich, wenn die Tiere ausreichend Platz zum Ausweichen haben und wenn möglich kastriert sind.

Wie groß sollte der Käfig sein?

Hamsterratten sind sehr aktiv und legen in freier Wildbahn weite Strecken zurück, um Nahrung zu finden. Herkömmliche Nagergehege sind für Hamsterratten weniger geeignet, da sie meist zu wenig Platz und Bewegungsmöglichkeiten bieten.

Besser ist es, einen geräumigen Käfig zu bauen, in dem sich Ihr Nagetier auf verschiedenen Ebenen aufhalten kann. Folgende Mindestmaße sind empfohlen: 2,5 x 2 x 2 Meter.

Da ihre Zähne besonders stark sind, stellen selbst Aluminiumstangen kein Hindernis für die Tiere dar. Achten Sie beim Bau eines Käfigs daher darauf, bissfeste Materialien zu verwenden, die für Ihre Nagetiere ungefährlich sind.

Hinweis: Erkundigen Sie sich vorab bei Ihrem örtlichen Veterinäramt, ob es in Ihrer Region gesetzliche Regelungen zur Haltung von Hamsterratten gibt.

Welches Klima benötigt die Hamsterratte?

Der Käfig Ihrer Hamsterratte sollte in einem Raum mit einer Temperatur von 22 bis 26 Grad Celsius stehen. Die ideale Luftfeuchtigkeit liegt zudem zwischen 60 und 70 Prozent. Da Hamsterratten warme Regionen bevorzugen, sollten Sie den Käfig auch vor Zugluft schützen.

Achtung: Sinkt die Luftfeuchtigkeit unter den empfohlenen Wert, kann die Schwanzspitze verkümmern.

Welche Ausstattung ist notwendig?

Um die Tiere möglichst artgerecht zu halten, ist es wichtig, für ausreichend Bewegungsmöglichkeiten zu sorgen. Hierfür eignen sich natürliche Äste und Holzrampen in unterschiedlichen Höhen, die sich bestens zum Klettern eignen.

Als Nistmaterial eignet sich zudem Heu, Stroh und Zeitungspapier. Um das Verlangen nach Beschäftigung zu stillen, können Sie außerdem das Futter für Ihre Tiere verstecken.

Da die Tiere auch gute Schwimmer sind, können Sie in den Käfig auch ein kleines Becken mit unterschiedlichen Tiefen und einfachem Ein- und Ausstieg integrieren. Da die Tiere das Becken aber auch gerne als Toilette nutzen, sollten Sie das Wasser täglich wechseln.

Ist Freilauf möglich?

Lassen Sie Ihre Exoten niemals unbeaufsichtigt oder in einem Raum mit gefährlichen Gegenständen (zum Beispiel Elektrogeräte, Kabel) laufen. Die Nagetiere knabbern an allen Materialien und können somit große Schäden anrichten oder sich selbst verletzen.

Die natürliche Ernährung von Hamsterratten umfasst hauptsächlich pflanzliche Quellen wie Früchte (zum Beispiel Apfel, Banane), Gemüse (zum Beispiel. Karotten), Samen und Wurzeln. Einen Teil davon können Sie mithilfe von Ratten– oder Papageienfutter anbieten.

Allerdings fressen Hamsterratten gelegentlich auch tierische Nahrung wie Eier oder Insekten (zum Beispiel Heimchen, Mehlwürmer). Dieser Anteil sollte 15 Prozent der Ration nicht überschreiten.

Hinweis: Vergessen Sie zudem nicht, dass Ihre Hamsterratte jederzeit Zugang zu frischem Trinkwasser haben muss.

Neben der regelmäßigen Reinigung des Käfigs gibt es auch bei der Pflege der Hamsterratte einige Punkte zu beachten.

Sie sollten sowohl die Zähne als auch die Krallen Ihres Tieres ab und zu von einem Tierarzt überprüfen und kürzen zu lassen.

Da die Tiere weniger zahm als Farbratten sind, sollten Sie diese Pflegeroutine besser nicht alleine durchführen. Denn ansonsten riskieren Sie einen schmerzhaften Biss.

Die Hamsterratte ist anfällig für Atemwegserkrankungen. Vor allem hohe Ammoniakwerte in der Luft sollen Atemwegsinfektionen begünstigen. Da Ammoniak über den Urin freigesetzt wird, sollten Sie das Gehege regelmäßig reinigen.

Darüber hinaus besteht bei Hamsterratten in menschlicher Obhut ein höheres Risiko, übergewichtig zu werden.

Wie alt wird die Hamsterratte?

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Hamsterratten liegt zwischen vier und acht Jahren. Dabei ist die Art und Weise der Haltung und Fütterung von entscheidender Bedeutung, weshalb Sie sich bereits vor dem Kauf über die Bedürfnisse der Nagetiere informieren sollten.

Suchen Sie frühzeitig einen Tierarzt auf, wenn Ihre Hamsterratte Krankheitszeichen wie Appetitlosigkeit zeigt.

Der natürliche Lebensraum von Hamsterratten ist ein afrikanisches Gebiet südlich der Sahara. Abhängig von der Art bewohnen die kleinen Tiere verschiedene Landschaften, darunter den Regenwald, Buschländer und Trockensavannen.

Sind Hamsterratten gefährdet?

Gemäß der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind alle fünf Hamsterratten-Arten derzeit (Stand 11/2023) als „least concern“ (nicht gefährdet) eingestuft.

Kauf: Wo kann ich Hamsterratten kaufen?

Bevor Sie sich für die Anschaffung einer Hamsterratte entscheiden, sollten Sie beachten, dass Sie je nach Wohnort eine Genehmigung des zuständigen Veterinäramtes benötigen.

Erst wenn Sie diese erworben haben und alle wichtigen Voraussetzungen für eine artgerechte Haltung erfüllen können, sollten Sie sich um die Anschaffung des Tieres kümmern.

Da es sich bei den Tieren um echte Exoten handelt, wenden Sie sich am besten an entsprechende Verbände oder Züchter, die sich offiziell mit diesen Nagetieren befassen.

Wie viel kostet eine Hamsterratte?

Für eine Hamsterratte sollten Sie einen Kaufpreis von mindestens 200 Euro einplanen. Hinzu kommen laufende Kosten für Futter, Heizung und tierärztliche Versorgung, die sich auf 100 Euro und mehr pro Monat belaufen können.

Steckbrief zur Hamsterratte

Name: Hamsterratten (Cricetomyinae)
Größe: abhängig von der Art: 24 – 45 cm
Gewicht: abhängig von der Art und Geschlecht: etwa 1,4 kg (Weibchen), etwa 2,5 kg (Männchen)
Lebenserwartung: 4 bis 8 Jahre
Schlaf-Wach-Rhythmus: nachtaktiv
Fütterung: hauptsächlich pflanzlich (Früchte, Samen, Wurzeln), ab und zu Eier und Insekten
Herkunft: Afrika
Haltung: Einzelhaltung (eine Gruppenhaltung ist nur möglich, wenn viele Anweisungen befolgt werden)
Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer

Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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