Capybara: Das neue Trend-Haustier?

Verfasst von Natalie Decker
Capybara

Der Name täuscht: Mit dem Schwein ist das Wasserschwein nicht näher verwandt. Es gehört zu den Nagetieren.

Das Capybara stammt aus Südamerika. Ähnlich wie der Biber oder der Fischotter lebt es teilweise im Wasser, was ihm den alternativen Namen „Wasserschwein“ einbrachte. Auf TikTok, Instagram und Co. erfreuen sich die niedlichen Nager großer Beliebtheit. Doch was genau macht die Exoten so besonders und eignet sich das Capybara als Haustier?

Aussehen: Das größte Nagetier der Welt

Capybaras (wissenschaftlicher Name: Hydrochoerus hydrochaeris) sind die größten lebenden Nagetiere. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 100 bis 134 Zentimeter sowie eine Schulterhöhe von 50 bis 62 Zentimeter. Damit sind Capybaras in etwa so groß wie ein Golden Retriever. Ihr Gewicht ist jedoch deutlich höher und beträgt circa 50 bis 75 Kilogramm.

Die Art gehört zur Familie der Meerschweinchen und sieht unseren kleinen, als Heimtiere gehaltenen Hausmeerschweinchen tatsächlich ein wenig ähnlich. Das Fell der imposanten Nager ist lang, rau und von rötlich-brauner bis gelblich-grauer Farbe. Ihr Haarkleid ist allerdings nicht sehr dicht. Stellenweise ist es sogar so dünn, dass die Haut der Tiere durchscheint.

Plumper Körper, breiter Kopf

Der breite Kopf der Wasserschweine wirkt auffallend massiv. Ohren, Augen und Nasenlöcher sind in einer Linie an der Oberseite des Kopfes angeordnet. Dadurch können die Tiere ihre Umgebung bestens überblicken, selbst wenn sich der Großteil ihres Körpers unter Wasser befindet.

Der plumpe, massige Körper der Capybaras verfügt über kurze Gliedmaßen und einen rückgebildeten Schwanz. Die vier Finger bzw. drei Zehen sind jeweils durch Schwimmhäute verbunden. Typisch Nagetier sind die wurzellosen Nagezähne, die ein Leben lang nachwachsen.

Der kleine Unterschied

Männchen und Weibchen unterscheiden sich bei dieser Art optisch kaum voneinander. Männliche Tiere verfügen allerdings über eine spezielle Duftdrüse an der Schnauze. Weibchen werden im Schnitt etwas größer als die Männchen.

Capybara mit Jungen
Capybaras sind Nestflüchter: Sie kommen vollständig behaart zur Welt.

Capybaras besiedeln weite Teile Südamerikas. Von Kolumbien, Venezuela und Guyana über Ecuador, Brasilien, Bolivien und Paraguay bis nach Uruguay und Argentinien sind die großen Nager anzutreffen.

Da sie sich gerne im Wasser aufhalten, erstrecken sich ihre Lebensräume vor allem entlang großer Flüsse, etwa des Orinoco, des Amazonas, des Rio São Francisco und des Río de la Plata. Aber auch Seen, Tümpel und Mangrovenwälder dienen den Tieren als Heimat. Im Pantanal, dem größten Binnenland-Feuchtgebiet der Erde, leben besonders viele Wasserschweine.

Neue Lebensräume für das Capybara

Im Gegensatz zu vielen anderen Wildtieren können Capybaras relativ gut in der Nähe des Menschen überleben. Sie profitieren teilweise sogar davon, wenn Trockenwälder oder Dornbuschsavannen in Plantagen oder Viehweiden umgewandelt werden. Denn die künstlich angelegten Bewässerungssysteme und Wasserquellen schaffen neue Lebensräume für die wasserliebenden Nager.

Wasserschweine gelten als friedliche Tiere. In Zoos werden sie häufig gemeinsam mit anderen südamerikanischen Arten gehalten, zum Beispiel mit Alpakas, Tapiren oder Ameisenbären. Auch mit Vögeln kommen die friedfertigen Tiere meist gut zurecht: Sie tolerieren es sogar, wenn ein Vogel auf ihrem Kopf oder Rücken sitzt.

Als gesellige Vierbeiner leben Capybaras in Herden zusammen. Diese umfassen in der Regel 6 bis 20 Tiere. Während der Trockenzeit, wenn sich viele Wasserschweine an den Seen und Flüssen sammeln, können die Gruppen kurzzeitig auch deutlich größer werden. Mithilfe verschiedener Laute wie Pfiffe, Schnurren, Grunzen und Schnalzen kommunizieren die Nager miteinander.

Dämmerungs- oder nachtaktiv

Die großen Nager graben keine Baue, sondern dösen tagsüber im seichten Wasser oder in Tümpeln. Sie sind normalerweise dämmerungsaktiv und begeben sich erst ab dem späten Nachmittag bzw. am frühen Morgen auf Nahrungssuche.

Nachts ziehen sie sich an Land zurück und schlafen geschützt in dichter Vegetation. In Gegenden, in denen die Tiere vom Menschen verfolgt werden, ändern sie ihre Lebensweise und werden nachtaktiv.

Ab ins Wasser

Zu ihren natürlichen Feinden zählen Jaguare, Pumas, Waldhunde, Kaimane und Anakondas. Jungtiere werden mitunter auch von Greifvögeln erbeutet.

Bei Gefahr flüchten Capybaras bevorzugt ins Wasser. Die Tiere sind nämlich nicht nur hervorragende Schwimmer – sie können auch ihre Nasenlöcher verschließen und bis zu fünf Minuten lang untertauchen.

Der Name „Capybara“ stammt aus der indigenen Sprache Guaraní und lässt sich mit „Herr der Gräser“ übersetzen. Eine passende Bezeichnung, schließlich ist das Tier einer der größten Grasfresser Südamerikas.

Strikter Vegetarier

Auf dem Speiseplan stehen vor allem Sumpfgräser und Wasserpflanzen. Ab und an dringen die Tiere aber auch in Plantagen ein und verputzen Feldfrüchte wie Zuckerrohr oder Mais.

Gut zu wissen: Genau wie Meerschweinchen und Kaninchen fressen Wasserschweine ihren Blinddarmkot, um ihre schwer verdauliche pflanzliche Kost bestmöglich verwerten zu können.

Wie viel frisst ein Capybara?

Pro Tag benötigt ein ausgewachsenes Capybara etwa 2,7 bis 3,6 Kilogramm Gras. Den Hauptbestandteil der Nahrung machen lediglich vier bis sechs Pflanzenarten aus, darunter Westindisches Sumpfgras (Hymenachne amplexicaulis).

Capybaras paaren sich das ganze Jahr über. Die meisten Jungen werden während der Regenzeit geboren. Im nördlichen Südamerika fällt diese auf April bis Mai, im südlichen Teil auf Oktober.

Die Weibchen haben normalerweise einen Wurf pro Jahr, seltener zwei. Nach einer Tragzeit von circa 110 bis 150 Tagen werden vier bis acht Jungtiere geboren. Da die Tiere keine Nester anlegen, kann die Geburt überall im Revier stattfinden.

Capybaras sind Nestflüchter

Kleine Capybaras kommen vollständig behaart und mit bleibenden Zähnen zur Welt. Als Nestflüchter können sie schon kurz nach der Geburt Gras fressen und werden mit drei bis vier Monaten entwöhnt. Mit 15 bis 18 Monaten sind sie geschlechtsreif.

Wasserschweine sind in Südamerika weitverbreitet und gelten daher nicht als bedrohte Art. In einigen Regionen, in denen sie einst heimisch waren, sind die Bestände allerdings stark zurückgegangen oder komplett eingebrochen – etwa in Teilen Perus oder Venezuelas.

Schuld daran ist vor allem die Jagd. Aus der Haut der Nager wird ein helles Leder hergestellt, das zum Beispiel für Handschuhe, Jacken oder Sättel verwendet wird. Das Fleisch der Wasserschweine wird regional als Fastenspeise verzehrt oder zu Wurst verarbeitet.

Wie lange lebt ein Capybara?

In freier Natur werden die Tiere etwa acht bis zehn Jahre alt. Capybaras in Gefangenschaft können deutlich älter werden – eine Lebenserwartung von zwölf Jahren oder mehr ist in Zoos keine Seltenheit.

Capybara im Wasser
Ähnlich wie bei einem Kaiman ragen nur Augen und Nasenspitze aus dem Wasser, wenn das Capybara schwimmen geht.

Kann man Capybaras als Haustiere halten?

Grundsätzlich ist es möglich, Capybaras als Haustiere zu halten. Der internationale Handel mit den Tieren unterliegt keinen Beschränkungen, da die Art derzeit nicht gefährdet ist. Je nach Wohnort kann die Haltung allerdings genehmigungspflichtig sein.

Ob die Haltungsansprüche der großen Nager im Privathaushalt umsetzbar sind, ist jedoch fraglich. Denn die Tiere bewohnen in der freien Wildbahn 80 bis 200 Hektar große Territorien. Auch als Haus- bzw. Zootiere brauchen sie viel Platz.

Capybaras in Innen- und Außenhaltung

In Deutschland sieht das „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft beispielsweise folgende Unterbringung vor: Ein Außengehege von mindestens 40 Quadratmetern und bei ganzjährigem Zugang zum Außengehege ein beheiztes Innengehege von 10 Quadratmetern für zwei Capybaras.

Darüber hinaus brauchen die Tiere ein mindestens 4 Quadratmeter großes Badebecken. Für jedes weitere Wasserschwein muss das Gehege entsprechend vergrößert werden. Eine Einzelhaltung der sozialen Nager ist nicht möglich.

Die richtige Pflege

Wer Capybaras privat halten möchte, muss sich umfassend über die Bedürfnisse dieser exotischen Wildtiere informieren. Beispielsweise müssen sie artgerecht gefüttert werden. Da die Tiere Vitamin C nicht selbst erzeugen können, muss der Bedarf über die Nahrung gedeckt werden. Ansonsten drohen Mangelerscheinungen wie Skorbut.

Zudem müssen Halter darauf achten, dass sich die nachwachsenden Zähne der Nager regelmäßig abnutzen. Andernfalls können die Tiere schmerzhafte Zahnprobleme entwickeln.

Fazit: Tierische Stars auf Social Media

Auf sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram sind Capybaras echte Stars. Es gibt zahlreiche Memes, Videos und Lieder, bei denen die niedlichen Nager die Hauptrolle spielen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass so mancher Tierliebhaber davon träumt, ein Wasserschwein als Haustier zu halten.

Doch auch wenn die Privathaltung vielerorts theoretisch möglich ist: Capybaras sind und bleiben Wildtiere, die in der südamerikanischen Natur am besten aufgehoben sind. Wer Capybaras live erleben möchte, sollte einen Zoo besuchen. Dort kann der Lebensraum der Tiere bestmöglich nachgebildet werden. Außerdem kümmern sich professionelle Pfleger und Tiermediziner um die putzigen Kerlchen.

Steckbrief zum Capybara

Kurzinfo: Capybaras sind die größten Nagetiere der Welt. Sie gehören zur Familie der Meerschweinchen und haben eine ausgesprochene Vorliebe für Wasser.
Widerristhöhe: 50-62 cm
Gewicht: 50-75 kg
Durchschnittliche Lebenserwartung: 8-10 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 12 Jahre und mehr
Feinde: Jaguare, Pumas, Anakondas, Waldhunde
Wesen: sozial, friedfertig
Fell: lang, rau, nicht sehr dicht
rötlich-braune bis gelblich-graue Farbe
Nahrung: Sumpfgräser und Wasserpflanzen
Geschlechtsreife: mit ca. 15 bis 18 Monaten
Tragzeit: ca. 110 bis 150 Tage
Wurfgröße: 4 bis 8 Jungtiere
Verbreitung: weite Teile Südamerikas
Haltung als Haustier: Möglich, aber artgerechte Umsetzung eher schwierig; daher unter Tierschutzaspekten nicht empfehlenswert.

Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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