Polnischer Niederungshütehund (PON)

polnischer niederungshütehun

Der Polnische Niederungshütehund, kurz „PON“ und offiziell: Polski Owczarek Nizinny, verbreitet in seinem Rudel immer gute Laune und erfreut sich aufgrund seines sympathischen Wesens und der ansprechenden Optik bei mehr und mehr Hundefreunden großer Beliebtheit. Allerdings sollte, wer sich für diese energiegeladene Rasse entscheidet, viel Zeit für die Beschäftigung mitbringen und am besten bereits einige Hundeerfahrung für die konsequent-liebevolle Erziehung des selbstständigen Naturburschen gesammelt haben.

Aussehen

Der mittelgroße, langhaarige Hütehund kann Laien leicht an den bekannteren Bearded Collie erinnern, ist mit einer maximalen Schulterhöhe von 50 cm bei Rüden allerdings etwas kleiner. Die Statur ist gedrungen und muskulös, wobei die Hunde bis zu 22 kg auf die Waage bringen. Auffallend ist das ziegenhaarähnliche Fell, das in zahlreichen Farben sowie einfarbig oder auch gescheckt vorkommt und mit dichter Unterwolle ausgestattet ist. Einige der Polnischen Niederungshütehunde weisen von Geburt an eine verkürzte Rute auf. Um ein einheitliches Zuchtziel zu erreichen, wurden lange Ruten in den Anfangsjahren der Rasse häufig kupiert, was in den meisten europäischen Ländern heutzutage glücklicherweise verboten ist. Der PON darf also auch gemäß Standard mit langer Rute wedeln.

Geschichte

Wie der Name schon vermuten lässt, hat diese Hütehunderasse ihren Ursprung auf polnischen Bauernhöfen, wo sie als Wach- und Treibhund zum Einsatz kam. Die Wurzeln lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Heute gehen die Experten davon aus, dass Pulis und Tibet Terrier zu den Vorfahren des PON gehören. Nach alten Quellen rief der polnische Händler Kazimierz Grabski im Jahr 1515 mit seinen Hütehunden beim Treiben von Schafen in Schottland so viel Bewunderung hervor, dass ein Schäfer einen Bock sowie zwei Mutterschafe für einen der polnischen Rüden samt zwei Hündinnen eintauschte. Diese Vierbeiner bildeten die Grundlage für die schottischen Hütehunde, zu denen auch der dem PON sehr ähnliche Bearded Collie gehört. Im Jahr 1924 konnten Vertreter der Rasse erstmals auf einer Hunde-Ausstellung in Warschau bewundert werden. Während des Zweiten Weltkriegs starb die Rasse fast aus, doch den Zuchtbemühungen der Tierärztin Dr. Danuta Hryniewicz in den 50er Jahren des 20. Jahrhundert verdanken wir die heutigen Linien des Polnischen Niederungshütehundes – insbesondere dem Rüden „Smok“, an dem sich der erste offizielle Standard sowie die Zuchtbemühungen der folgenden Jahre orientierten. 1959 hat der FCI die Rasse anerkannt. Heute erfreut sich der PON vor allem als Begleit- und Familienhund einer immer größeren Beliebtheit – auch weit über seine eigentliche Heimat hinaus.

Charakter

Loyal und selbstständig

Klug, temperamentvoll und körperlich sowie geistig sehr fit – der PON bringt die typischen Hütehunde-Eigenschaften mit sich. Er ist seinem Rudel gegenüber stets loyal und ein zuverlässiger Wächter und Beschützer, der zu Fremden lieber Distanz hält. Jagdtrieb ist jedoch so gut wie gar nicht vorhanden. Als hervorragender Wächter bellt er nicht nur gerne, sondern auch laut. Die Rasse ist trotz der eifrig übernommenen Hüte-Aufgaben auch sehr verspielt und liebt es, in der Nähe ihrer Familie zu sein. Auch Körperkontakt und Schmusestunden schätzt ein PON sehr. Eine Zwingerhaltung kommt für diesen sozialen Hund nicht in Frage.

polnischer niederungshütehund portrait © everydoghasastory / stock.adobe.com

Erziehung

Dieser charmante Vierbeiner braucht eine konsequente Erziehung, die dennoch liebevoll die typischen Hütehund-Eigenschaften und damit einhergehend die Selbstständigkeit des PON berücksichtigt. Kein Wunder also, dass er nur eine kompetente Führungspersönlichkeit als solche anerkennt – für Erziehungsfehler ist ein PON einfach zu schlau. Zur Erziehung eines PON gehört neben dem Vermitteln von klaren Regeln für ein harmonisches Mensch-Tier-Miteinander auch eine tiergerechte Beschäftigung. Denn ein unterforderter Hütehund wird sich seine Aufgaben selbst suchen, was die Bemühungen einer guten Erziehung natürlicherweise schnell im Sande verlaufen lassen wird. Nur ein ausgeglichener PON kann ein wohlerzogener Vertreter seiner Rasse sein.

Ernährung

Wählen Sie für Ihren Vierbeiner ein artgerechtes Futter mit einem hohen Anteil an Fleisch – es sollte an erster Stelle der Deklaration stehen. Verzichten Sie auf Tiernahrung mit minderwertigem Getreide. Wenn Ihr Hund bei Ihnen einzieht, macht es Sinn, ihm erst einmal das bekannte Futter zu geben und ihn anschließend langsam an ein neues Futter zu gewöhnen, falls Sie dies möchten. Hierbei sollten Sie Schritt für Schritt vorgehen, was bedeutet: Mischen Sie Tag für Tag mehr von dem neuen Futter in das bereits bekannte, damit der Magen Ihres tierischen Gefährten sich an die neue Zusammensetzung gewöhnt. Gönnen Sie Ihrem PON nach den Mahlzeiten etwas Ruhe – so beugen Sie dem Risiko einer Magendrehung vor. Während ein Welpe ebenso wie eine trächtige Hündin durchaus drei- bis vier Mahlzeiten pro Tag erhalten kann, sind bei einem erwachsenen Vierbeiner zwei ausreichend.

Hunde brauchen in Relation zwar mehr Kalzium als wir Menschen, dies ist jedoch in den im Handel erhältlichen Tiernahrungen bereits in ausreichender Menge enthalten. Entgegen einem geläufigen Mythos benötigen Hunde also keine Knochen. Möchten Sie Knochen anbieten, dann bitte keine gekochten, da diese splittern können. Eine gute Alternative sind Trockenkauprodukte wie getrocknete Rinderohren. Aufgrund der Fellpracht Ihres PON könnte es Ihnen schwerfallen, seinen Körperumfang immer richtig einzuschätzen. Gehen Sie am besten regelmäßig mit ihm auf die Waage, um einer Zu- oder Abnahme rechtzeitig entgegenwirken zu können, denn einige PONs sind überraschend gute Futterverwerter und setzen dementsprechend schnell Speck an. Die Angaben seitens der Hersteller sind nur Richtlinien, die an die Aktivität sowie die Konstitution Ihres Vierbeiners angepasst werden sollten.

Rund um die Gesundheit der Rasse

PONs können eine Neigung zu Hüftdysplasie (HD) haben. Außerdem können im Vergleich zu anderen Rassen gehäuft Fälle von Progressiver Retinaatrophie, die zu Erblindung führen kann, vorkommen. Ebenso zählt die erbliche Ceroid-Lipofuszinose zu den Erbkrankheiten, zu denen die Rasse eine höhere Disposition zeigt. Auch hierbei treten meist im Alter von rund zwei Jahren Sehstörungen auf, die innerhalb der nächsten 24 Monate zur Erblindung führen. Ursache hierfür ist eine Schädigung der Nervenzellen, die leider zusätzlich zu neurologischen Beeinträchtigungen und zum Tod des betroffenen Tieres führt. Für die Rasse PON liegt aktuell kein Gentest für die Erkrankung vor, es ist also darauf zu achten, dass der Züchter betroffene Tiere unbedingt von der Zucht ausschließt. Ein PON ohne erbliche Vorbelastung ist allerdings ein robuster Hund, der bei hoher Agilität ein Alter von rund 14 Jahren erreichen kann.

Fell & Pflege

Das lange PON-Haar erfordert regelmäßige gründliche Pflege-Sitzungen. Planen Sie hierfür am besten einmal wöchentlich beziehungsweise spätestens alle zwei Wochen nach einem ausgiebigen Spaziergang eine ungestörte Zeit ein, in der Sie Ihren Liebling ausgiebig pflegen. Am besten klappt dies, wenn Sie Ihren Welpen bereits an das Ritual gewöhnen, so dass er lernt, es zu genießen. Hierzu beschränken Sie sich auf wenige Minuten sanftes Bürsten täglich, die Sie immer in einem positiven Moment abschließen. Praktisch ist es, wenn Ihr Vierbeiner in der „Fellness-Zeit“ auf der Seite liegt und Sie Strich für Strich sein Fell bürsten. Zu der Pflege-Sitzung gehört außerdem das Entfernen von langen Haare im Ohr sowie das Schneiden der Haare zwischen den Pfotenballen, die sonst verfilzen würden. Die meisten PONs laufen sich ihre Krallen ganz natürlich ab. Kontrollieren Sie dennoch regelmäßig die Krallenlänge und helfen bei Bedarf mit einer Krallenschere nach. Das Krallen-Kürzen können Sie sich bei Unsicherheiten auch bei Ihrem Tierarzt zeigen oder gegen einen geringen Obolus auch von diesem oder in einem Hundesalon durchführen lassen. Einige PON-Besitzer baden ihren pelzigen Gefährten alle paar Wochen. Wenn Sie ein mildes Hundeshampoo verwenden, ist hiergegen grundsätzlich nichts einzuwenden. Auch das Zähneputzen mit spezieller Hundezahnpasta sowie einer passenden Zahnbürste aus dem Fachhandel kann in die Pflege eingebaut werden. Wenn Sie sich hierfür entscheiden, bietet diese Routine eine gute Prophylaxe gegen Zahnstein. Eine kurze Anmerkung zur „Wohnungspflege“: Auch wenn der PON nicht sonderlich viel haart, reicht dies aus, um den dauerhaften Einsatz von Fusselbürsten im Haushalt notwendig zu machen.

Sport

Dieser robuste Hütehund benötigt viel Beschäftigung im Freien, wo er bei Wind und Wetter gerne Aufgaben erfüllt, aber auch lange und ausgiebige Spaziergänge mit seinen Bezugspersonen genießt. Einen ausgewachsenen PON können Sie langsam an das Laufen neben dem Fahrrad oder hinter dem Pferd gewöhnen. Wenn Sie seine Selbstständigkeit berücksichtigen, können Sie und Ihr Vierbeiner viel Freude an Agility oder Hundesportarten wie Flyball oder Dog Dancing haben. Viele Vertreter der Rasse apportieren leidenschaftlich, anderen wird dies jedoch schnell langweilig – probieren Sie aus, was Ihnen und Ihrem Gefährten Spaß macht! Die klugen Köpfe sind außerdem gerne in Rettungshundestaffeln aktiv.

polnischer niederungshütehund im grass © BGSmith / stock.adobe.com

Passt ein Polnischer Niederungshütehund zu mir?

Das sympathische Wesen und die knuffige Optik lassen viele Hundeherzen beim Anblick eines PON höherschlagen. Allerdings ist der energievolle Hund nicht für jeden geeignet. Anfänger sollten nur mit viel Lernbereitschaft und einer guten Hundeschule im Hintergrund über den Einzug eines PON nachdenken. Menschen, die bei Nieselregen nur um den Block gehen möchten, sollten ebenfalls Abstand von dieser naturliebenden Rasse nehmen. Auch Reinlichkeitsfanatiker passen nicht gut zu diesen Trägern dichten Fells, an dem gerne Blätter sowie Schmutz haften bleiben, die der tierische Mitbewohner täglich mit in die vier Wände bringt. Die Rasse eignet sich nur bedingt für ein Leben in der Stadt. Zwar können die schlauen Vierbeiner sich hier anpassen, doch für ein Hundeleben nach ihren Bedürfnissen brauchen sie viel Platz und im Idealfall auch einen großen, eingezäunten Garten, in dem sie toben und den sie bewachen können. Überlegen Sie also intensiv, ob Sie einem PON ein geeignetes Zuhause bieten können, denn Sie übernehmen mit dieser Entscheidung eine große Verantwortung für ein ganzes Hundeleben.

Die Rasse kann tolle Freundschaften mit Kindern schließen, wenn die Vierbeiner selbst gut sozialisiert wurden und der menschliche Nachwuchs wiederum einen respektvollen Umgang mit Tieren gelernt hat. Kleine Kinder sollten grundsätzlich nicht unbeaufsichtigt in der Nähe eines Hundes sein; außerdem sollte Ihr PON immer eine Rückzugsmöglichkeit haben, wenn es ihm zu viel Trubel wird. Auch mit Katzen innerhalb des Rudels kann die Rasse schnell Freundschaft schließen.

Nicht zuletzt sollten Sie klären, wer den Hund im Urlaub hütet oder ob er mit auf Reisen gehen darf. Heutzutage sind wohlerzogene Hunde in immer mehr Hotels willkommene Gäste. Liebend gerne ist der PON beispielsweise bei einem gemeinsamen Wanderurlaub mit von der Partie. Rechnen Sie vor dem Einzug Ihres Polnischen NIederungshütehunds die Kosten durch, die neben den einmaligen Beträgen (Kaufpreis für einen Hund von einem seriösen Züchter oder aus dem Tierschutz, Spielzeug, Leine, Geschirr, Halsband, Hundebetten, Näpfe, Pflegeutensilien, Transportsicherung für das Auto) dauerhaft anfallen: Hier wären die Ausgaben für ein hochwertiges Futter, für Hundesteuer- sowie Hundehaftpflichtversicherung und die regelmäßigen Tierarztkontrollen zu nennen. Letztere können im Krankheitsfall unvorhergesehen wachsen, so dass hierfür auf jeden Fall ein finanzielles Polster vorhanden sein sollte.

Wo finde ich meinen Wunsch-PON?

Achten Sie beim Kauf dieser sympathischen Hunderasse auf jeden Fall darauf, dass der Züchter einem Verein angeschlossen ist und nur mit Abstammungsnachweis züchtet. Außerdem sollte er Ihnen gerne Rede und Antwort zu seinen persönlichen Zuchtzielen sowie zur Gesundheitsvorsorge stehen, denn diese beiden Aspekte liegen jedem seriösen PON-Freund am Herzen. Sie können den Züchter in seinem Zuhause besuchen und hier die Welpen in der Umgebung ihrer ersten Lebenswochen kennenlernen. Die Elterntiere sowie die Welpen selbst sollten einen gesunden und aufgeschlossenen Eindruck machen. Vertrauen Sie der Einschätzung des Züchters hinsichtlich der Frage, welcher Welpe optimal zu Ihnen und Ihren Lebensbedingungen passt – es kann beispielsweise sein, dass der optimale Welpe für Sie bei Ihrem Besuch gerade ein Nickerchen halten möchte, so dass er Ihnen auf den ersten Blick gar nicht auffällt. Machen Sie in jedem Fall einen großen Bogen um Schwarzzüchter, die nicht das Wohl der Tiere, sondern nur den schnellen Gewinn im Blick haben. Hier finden Sie nicht nur vermehrt Tiere mit genetischen Defekten und sozialen Defiziten aufgrund fehlender und liebloser Prägung, sondern Sie haben auch keine Garantie, dass es sich überhaupt um einen PON handelt.

Wer überlegt, einem bereits älteren Hund ein neues Zuhause zu geben, der kann sich im Internet auf die Suche machen. Mittlerweile gibt es in vielen Ländern Tierschutz- oder Liebhaberorganisationen, die sich auf die Vermittlung von Hütehunden oder sogar Polnischen Niederungshütehunden spezialisiert haben. Hier können Sie sich in einem Gespräch mit der vermittelnden Stelle beraten lassen und haben so die Chance auf die bereichernde Erfahrung, einem bereits erwachsenen PON ein Zuhause bieten zu können. Diese „Second-Hand-Hunde“ sind meist ausgereifte Persönlichkeiten, was den Einzug besonders interessant machen kann. Seien Sie im Gespräch mit der vermittelnden Stelle unbedingt ehrlich bezüglich Ihrer Hundeerfahrung und Lebensumstände, damit diese einschätzen kann, inwiefern Sie und Ihr Wunsch-Hund Dream-Team-Potenzial haben.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Polnischen Niederungshütehund viele schöne gemeinsame Abenteuer!

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