Zum Schutz seltener Vögel

Stadt verhängt Ausgangssperre für Katzen

Katze schaut aus Fenster
Jedes Jahr töten Katzen in Deutschland Millionen Vögel. In Walldorf müssen die Samtpfoten deshalb monatelang drinbleiben.

Die Stadt Walldorf schickt Katzen monatelang in den Hausarrest, damit eine seltene Vogelart ungestört brüten kann. Ist diese Maßnahme gerechtfertigt?

Im südlichen Teil der baden-württembergischen Stadt Walldorf dürfen Katzen auch dieses Jahr vom 1. April bis einschließlich 31. August das Haus nicht verlassen. Bereits im letzten Jahr hatte die Stadt im Frühjahr und Sommer eine Ausgangssperre für Samtpfoten verhängt.

Der Grund für diese strenge Maßnahme ist eine seltene Vogelart. Die Haubenlerche, die in diesem Gebiet brütet, könnte durch jagende Katzen ausgerottet werden, fürchten Vogelschützer.

Unter Katzenbesitzern, aber auch unter einigen Tierschützern hatte der „Katzen-Lockdown“ schon letztes Jahr für jede Menge Kritik gesorgt. Denn Freigänger, die es gewohnt sind, über Wiesen und Felder zu streifen, lassen sich bekanntlich nur ungern einsperren. Sogar von „Tierquälerei“ war die Rede. Dennoch gilt der Hausarrest bis auf wenige Ausnahmen für alle Katzen im Haubenlerchen-Brutgebiet Walldorf-Süd.

Bei Verstößen drohen Bußgelder

Wer seiner Katze während der Ausgangssperre vom 1. April bis zum 31. August etwas Auslauf gewähren will, kann sie beispielsweise an der Leine spazieren führen. Möglich ist auch, die Mieze mit einem GPS-Tracker auszustatten, um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten oder den Garten ausbruchsicher einzuzäunen. Ansonsten muss die Mieze im Haus gehalten werden.

Bei Verstößen gegen diese Regelung drohen Bußgelder in Höhe von 500 Euro. Sollte nachweislich eine Haubenlerche verletzt oder getötet werden, können sogar 50.000 Euro fällig werden.

Letztes Jahr wollten einige Katzenbesitzer gegen die sogenannte „Allgemeinverfügung zum Schutz der Haubenlerche“ der Unteren Naturschutzbehörde klagen. Offenbar ohne Erfolg – denn die Ausgangssperre für Katzen soll auch 2024 und 2025 im gleichen Zeitraum gelten.

Haubenlerche Vogelschutz Katzen © creativenature.nl / stock.adobe.com
Die Haubenlerche steht in Deutschland auf der Roten Liste und gilt als vom Aussterben bedroht.

Erste positive Bilanz

Die Naturschutzbehörde begründet den strikten Katzen-Hausarrest mit dem abnehmenden Bestand der Haubenlerche im Bereich Walldorf-Süd: 2021 waren es nur noch drei Brutpaare.

Da Katzen für Jungvögel – neben anderen Räubern wie Füchsen und Elstern – eine große Bedrohung darstellen, sahen sich die Vogelschützer zu diesem radikalen Schritt gezwungen.

Und tatsächlich zeigte der monatelange „Katzen-Lockdown“ im vergangenen Jahr offenbar Wirkung. 2022 haben die meisten Jungvögel der bodenbrütenden Haubenlerche die kritische Phase überstanden. Daher besteht die Hoffnung, dass sich die Population in den kommenden Jahren erholt.

Katzen als Vogelkiller?

Wie groß der Einfluss von Freigänger-Katzen auf den Vogelbestand ist, wird immer wieder diskutiert. Manche Medien skizzieren ein Bild von „lautlosen Killern“, die ganze Arten ausrotten können. Im Internet kursieren Zahlen, wonach in Deutschland jedes Jahr 200 Millionen Vögel jagenden Samtpfoten zum Opfer fallen sollen.

Der NABU-Vogelexperte Lars Lachmann hält dies allerdings für eher unrealistisch. Er geht von 60 bis 100 Millionen getöteten Wildvögeln aus. Schließlich seien die meisten Hauskatzen nicht auf die Vogeljagd angewiesen, sondern würden von ihren Besitzern mit ausreichend Futter versorgt.

Umweltzerstörung als Hauptursache

Lediglich Streuner und verwilderte Katzen würden ein ernsthaftes Problem für Vögel darstellen. Aber: „Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt ist und bleibt die fortschreitende Verschlechterung von Lebensräumen durch den Menschen“, so Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Wie siehst du das: Ist die Walldorfer Ausgangssperre für Katzen eine sinnvolle Maßnahme zum Vogelschutz? Oder findest du das Einsperren der Freigänger unverhältnismäßig?

Quellen:

Kommentare

Kommentieren

Schreibe einen Kommentar

Über dich

Wofür benötigen wir diese Information? Um Kommentare eindeutig zuordnen zu können benötigen wir Deine Mailadresse (diese ist natürlich nicht öffentlich sichtbar) und einen Benutzernamen (dieser ist öffentlich sichtbar). Weitere Informationen hierzu findest du in unserer Datenschutzerklärung.

Abbrechen

  • Bonniefazius

    Trotz allem ist es endlich mal nötig eine Katzensteuer einzuführen. Sie sind ständig draussen unterwegs .Töten Singvögel, scheissen überall hin und überhaupt braucht niemand, ausser vielleicht Bauerhöfe noch Katzen.
    Wenn man was zum schmusen will dann bitte drin lassen. Die Katzen, wenn sie es nicht anders kennen sind damit zufrieden

  • Frederik

    Absolut richtige Entscheidung. Katzen sind einfach eine Gefahr für die Natur.

    Man kann nicht so viele Katzen züchten und in der Natur rauslassen und hoffen, dass das keine Konsequenz hat für die Natur. Haustiere haben unbeaufsichtigt nichts in der Natur zu suchen. Ganz simpel.

    P.S. An alle Katzenbesitzer: Ja, es gibt auch Wildkatzen, die in der Natur leben. Aber 1. der Bestand an Wildkatzen ist gerade mal 4-Stellig in ganz Deutschland und 2. Sind eure Hauskatzen gezüchtete Wesen. Die tauchen so in der Natur nicht auf. So sind sie zB kleiner als Wildkatzen.

    Lasst euer Haustier nicht unbeaufsichtigt raus, ganz einfach. Macht man mit Hunden schließlich auch nicht. Welches Recht nehmen sich Katzenbesitzer dann bitte raus, zu glauben, dass sie das dann dürften. Angeblich liebt ihr Tiere und die natur. Aber nicht, wenn ihr euer Haustier im Haus lassen müsst, richtig?

    Und nein: Es ist nicht der „natürliche Kreislauf“, wenn gezüchtete Katzen, die in der Natur nicht vorkommen, dann in der Natur-lebende Tiere töten. Danke.

  • Inchen

    Ich sehe jeden Tag vor der eigenen Haustür wie Katzen auf Vogeljagd sind. Eine Katzensteuer würde es bestimmt etwas eindämmen das manche Menschen 2 Katzen und mehr besitzen

    1 Antwort anzeigen
    • Frederik

      @Inchen

      Hast absolut recht. Katzen sind immer noch Haustiere und Haustiere gehören nicht unbeaufsichtigt nach draußen.

      Mit Hunden macht man das ja schließlich auch nicht.