FIP bei Katzen (Feline infektiöse Peritonitis) Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

katze mit feliner infektiöser peritonitis fip

FIP tritt meist bei Katzen unter zwei oder über vierzehn Jahren auf.

Die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) gehört zu den gefürchtetsten Infektionskrankheiten bei Katzen – und das leider zu Recht! Und was hat eigentlich das Feline Coronavirus (FCoV) damit zu tun? Unser Artikel fasst die wichtigsten Informationen rund um FIP bei Katzen zusammen und erklärt, wie Sie Ihren Liebling vor den Folgen schützen können.

Wie gefährlich ist FIP bei der Katze?

So drastisch es klingt: Ist eine Katze tatsächlich an FIP erkrankt, ist dies ein sicheres Todesurteil. Tierärzte forschen mit Hochdruck nach effektiven Medikamenten gegen die Erkrankung, dennoch ist bisher kein heilendes Mittel in Deutschland zugelassen.

Symptome: Was sind die wichtigsten Krankheitszeichen?

Zunächst einmal muss man hier klar zwischen den Symptomen einer Infektion mit dem eher harmlosen Felinen Coronavirus und denen einer FIP-Erkrankung bei Katzen unterscheiden.

Das Feline Coronavirus verursacht meist gar keine, oder nur milde Symptome wie leichten Durchfall und Schnupfen. Mutiert das Virus allerdings zum FIP-Virus (FIPV) treten nach unterschiedlich langer Zeit die ersten Symptome auf.

In der ersten Phase der Erkrankung zeigen betroffene Katzen eher unspezifische Symptome wie:

Zunächst klingen die ersten Symptome wieder ab. Nach unterschiedlich langer Zeit treten dann die Symptome der zweiten Phase auf. Hierbei unterscheidet man zwei verschiedene Formen der FIP bei Katzen:

Die feuchte (exsudative) FIP

Bei der feuchten Form der Feline Infektiöse Peritonitis entzündet sich das Bauchfell der Katze (Peritonitis). Es tritt Flüssigkeit aus, die sich im Bauchraum ansammelt (Aszites). Typisch ist deshalb ein dicker Bauch während die Katze immer weiter abmagert.

In manchen Fällen breitet sich die Entzündung auf das Brustfell aus und auch in der Brusthöhle sammelt sich Flüssigkeit. Neben diesen Symptomen treten häufig Blutarmut (Anämie) und Gelbsucht (Ikterus) auf.

Die trockene FIP

Die trockene Form der FIP bei Katzen zu erkennen, ist im Gegensatz zur feuchten Variante nicht ganz so einfach. Meist haben die Katzen immer wieder Fieberschübe und teilweise Atembeschwerden. Die inneren Organe wie Leber, Milz oder Nieren sind entzündet.

Die wichtigsten Krankheitssymptome auf einen Blick:

  • Fieber
  • Apathie
  • Abmagerung
  • Anämie
  • Bauchumfangsvermehrung (aufgrund der Flüssigkeitsansammlung durch die Bauchfellentzündung)
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Versagen von Organen
  • zentralnervöse Symptome (Inkoordination, Schwäche, Ataxie, Krämpfe), bei Befall des Gehirns

Wann muss ich zum Tierarzt?

Fallen Ihnen einige der genannten Symptome auf, stellen Sie Ihre Katze bitte zeitnah einem Tierarzt vor, damit zügig eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann

katze mit gelbsucht
Diese Katze zeigt gelblich verfärbte Schleimhäute aufgrund einer FIP-Infektion.

Diagnose: Wie lässt sich FIP bei Katzen nachweisen?

Die klinische Allgemeinuntersuchung und der Impfstatus der Katze geben erste Anhaltspunkte für die Diagnose. Besteht der Verdacht einer Feline Infektiöse Peritonitis bei der Katze, leitet der Tierarzt weitere Untersuchungen ein.

Hierbei ist wichtig: Es gibt nicht den einen eindeutigen Test, mit dem die Diagnose FIP bei Katzen gestellt werden kann. Vielmehr gleicht es einem Puzzle, das aus vielen Einzelteilen besteht. Kommen viele Hinweise zusammen, ist eine Infektion sehr wahrscheinlich.

Untersuchungen bei FIP-Verdacht

Die folgenden Tests und Untersuchungen kann der Tierarzt bei einem FIP-Verdacht durchführen:

  • Blutuntersuchung: Typische Veränderungen des Blutbildes, wie zum Beispiel ein Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie), Lymphopenie, erhöhter Bilirubinwert, erhöhter ALT-Wert sowie ein niedriger Albumin-Globulin-Quotient erhärten den Verdacht.
  • Nachweis von Antikörpern: Der alleinige Nachweis von Antikörpern („FIP-Titer“) beweist die Erkrankung noch nicht. Allerdings haben an FIP erkrankte Katzen meist eine sehr viel höhere Zahl an Antikörpern.
  • Direkter Erregernachweis (PCR-Test): In Blut, Kot oder Bauchwassersekret lässt sich das FIP-Virus direkt nachweisen. Ist dieser Test allerdings negativ, schließt das FIP bei Katzen noch nicht aus.
  • Bei neurologischen Symptomen kann die Entnahme und Untersuchung von Liquor cerebrospinalis (Gehirnflüssigkeit) für einen direkten Erregernachweis notwendig sein.
  • Pathologische Untersuchung: Traurig aber wahr – die endgültige Diagnose FIP stellt oftmals erst der Pathologe, nachdem die Katze verstorben ist.

Therapie: Lässt sich die Feline Infektiöse Peritonitis behandeln?

Die FIP bei Katzen ist leider noch immer unheilbar.

Unterstützende Maßnahmen

Solange der Zustand der Katze es zulässt, setzt der Tierarzt unterstützende Maßnahmen ein. Mit einer symptomatischen Therapie bestehend aus Entzündungshemmern und Immunsystemunterdrückern (Immunsuppressiva), können Sie in manchen Fällen Zeit gewinnen.

Ob eine symptomatische Therapie bei Ihrer Katze Sinn ergibt, muss vom Allgemeinbefinden Ihres Tieres abhängig gemacht werden. Eine Behandlung kann die Lebensqualität der betroffenen Katze durchaus verbessern. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand jedoch dramatisch, bleibt momentan meist nur die Erlösung der Katze.

Protease-Hemmer: Das (noch nicht zugelassene) Heilmittel

Mittlerweile gibt es einen neuen antiviralen Wirkstoff aus den USA, der eine Heilung verspricht. Derzeit fehlt allerdings noch eine offizielle Zulassung in Deutschland und Österreich, weshalb er hierzulande noch nicht von Ihrem Tierarzt bezogen oder eingesetzt werden darf.

Bei dem Medikament handelt es sich um einen Protease-Hemmer, der in der Lage ist, die Viren zu zerstören. Langzeitstudien fehlen noch und es ist noch nicht klar, ob es tatsächlich zu einer Heilung kommt oder die Erkrankung nach Absetzen der Medikamente wieder ausbricht.

Der Protease-Hemmer muss für zwölf Wochen täglich verabreicht werden. Die Dosierung muss immer genau auf das tagesaktuelle Körpergewicht Ihrer Katze berechnet werden. Eine erste Besserung soll nach drei bis fünf Tagen eintreten. Laut einer Studie sollen 30 Prozent der Katzen innerhalb von drei Monaten nach Ende der Medikamentengabe einen Rückfall erleiden.

Erweist sich das Medikament im Rahmen eines Zulassungsverfahrens vom Gesetzgeber als wirksam, darf es hoffentlich bald auch bei uns eingesetzt werden.

Wie viel kostet eine FIP-Behandlung bei der Katze?

Die Kosten richten sich nach den erforderlichen Untersuchungen, der Medikation und den auftretenden Komplikationen. Die Gesamtkosten können dadurch mehrere Hundert Euro betragen.

Prognose: Wie stehen die Heilungschancen?

Eine Infektion mit dem Felinen Coronavirus verläuft meist mild, weshalb die Prognose recht gut ist. Kommt es aber zur gefürchteten Mutation des Coronavirus zum FIPV und die Krankheit bricht aus, ist die Prognose leider aussichtslos.

Ursachen: Wie kommt es zur Erkrankung?

Bei den Ursachen für FIP bei Katzen, muss man zunächst einmal klar zwischen einer Infektion mit dem Felinen Coronavirus (FCoV) und der Felinen Infektiösen Peritonitis unterscheiden.

Coronaviren und ihre Mutation

FCoV ist unter Katzen weit verbreitet. Sie stecken sich über den Kontakt zu Kot, Speichel und Nasensekret, aber auch über kontaminierte Gegenstände an. Oft findet auch eine Übertragung vom Muttertier auf die Welpen statt.

Übrigens:
Menschen infizieren sich nicht mit dem Felinen Coronavirus, Großkatzen hingegen schon.

Aber wie wird jetzt aus einer Infektion mit dem Coronavirus eine FIP bei Katzen? Das liegt daran, dass Coronaviren besonders gern mutieren. Gesunde Katzen mit intaktem Immunsystem sind scheinbar in der Lage, diese Mutation zu verhindern.

Risikofaktoren: Immunsystem und Anzahl der Katzen

Ist das Immunsystem der Katze allerdings geschwächt, hält es das Virus nicht mehr so gut in Schach. Das erklärt auch, warum vor allem Katzen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren, und Fellnasen über 14 Jahre öfter erkranken.

Ein weiterer Risikofaktor ist das Zusammenleben vieler Katzen auf engem Raum. Die Katzen stecken sich immer wieder gegenseitig an. Es steigt also nicht nur die Zahl der Viren in der Katze, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Mutation des Virus.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?

So ansteckend das Feline Coronavirus sonst auch ist, so unwahrscheinlich ist eine Ansteckung mit der zum FIP-Virus mutierten Variante.

Ist eine Katze im Haushalt an FIP erkrankt, heißt das also nicht automatisch, dass sich auch alle anderen anstecken. Infizierte Katzen sollten Sie aber trotzdem von den anderen Tieren Ihres Haushalts trennen.

Vorbeugen: Wie vermeide ich FIP bei Katzen?

Die gute Nachricht lautet: Sie können der Felinen Infektiösen Peritonitis vorbeugen. Eine Senkung des Infektionsdruckes können Sie durch folgende Maßnahmen erreichen:

  • Haltung von Katzen in Kleingruppen von zwei bis drei Tieren
  • stressarme Gestaltung der Umgebung
  • Bereitstellung mehrere Katzentoiletten und zügige Entfernung des Kots

Eine Infektion mit Coronaviren können Sie aber in der Regel nicht restlos verhindern.

Ist im Haushalt bereits eine Katze an FIP erkrankt oder schon verstorben, sollten Sie Ihre Wohnung gründlich reinigen und desinfizieren. Auch sollten Sie mindestens drei Monate bis zu einer Neuanschaffung eines Tieres warten.

Gibt eines eine Impfung gegen FIP bei Katzen?

Grundsätzlich können Sie Ihre Katze ab der 16. Lebenswoche gegen FIP impfen lassen. Es ist eine Impfung erhältlich, die über die Nasenschleimhaut verabreicht wird.

Die Impfung beruht dabei auf einer lokalen Immunität. Das Virus soll also daran gehindert werden, über die Schleimhäute in die oberen Atemwege einzudringen. Wie lange diese Immunität wirkt, ist noch nicht genau bekannt.

Vorbehalte gegenüber der Impfung

Der Impfstoff ist außerdem unter Tierärzten umstritten, lassen Sie sich daher ausführlich dazu beraten.

Weiterhin ist die Impfung nur dann sinnvoll, wenn sich die Katze noch nicht mit dem Felinen Coronavirus infiziert hat. Deshalb untersucht der Tierarzt vor einer Impfung das Blut Ihrer Katze auf Antikörper. Sind diese bereits vorhanden, lohnt sich eine Impfung leider nicht mehr.

Quellen:

  • Cynthia M. Kahn (Hg.): The Merck Veterinary Manual, 9. Aufl., Merck & Co 2005
  • Wilfried Kraft / Johannes Hischberger: Kleintierkrankheiten. Band 1. Innere Medizin, 3. Aufl., Ulmer 2000
  • Hans Lutz / Barbara Kohn / Franck Forterre (Hg.): Krankheiten der Katze, 6. Aufl., Thieme 2019
  • kleintierpraxis-wandsbek.de
  • kleintierpraxis-ninamueller.de

Franziska Pantelic, Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Pantelic

Ich unterstütze das zooplus Magazin seit einigen Jahren mit meiner umfangreichen Expertise. Bereits seit 2009 bin ich approbierte Tierärztin und derzeit mit einer mobilen Kleintierpraxis im Großraum München tätig.


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