Kokosöl für Hunde: Wundermittel oder Mythos? Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Hund Öl

Kokosöl gilt bei manchen Hundebesitzern als Heilmittel gegen viele Probleme.

Kokosöl für Hunde gilt nun schon seit vielen Jahren als Wundermittel gegen Parasiten oder Entzündungen. Doch was ist an diesen Aussagen wirklich dran? Was die aktuelle Studienlage zur Anwendung von Kokosöl bei Hunden sagt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie wirkt Kokosöl beim Hund?

Kokosnussöl ist bei Zimmertemperatur fest und weiß. In flüssigem Zustand ist es eher gelblich. Beim Menschen gilt Kokosnussöl als „Superfood“, da es sich positiv auf die Gesundheit auswirken soll.

Bei Hunden ist die Studienlage jedoch sehr dünn, weshalb derzeit keine gesicherten Aussagen über die Wirksamkeit von Kokosöl bei Hunden getroffen werden können.

Welche Inhaltsstoffe enthält Kokosöl?

Natives Kokosöl entsteht als Extrakt von Kokosfleisch und Kokosmilch. Es besteht zu etwa 90 Prozent aus gesättigten Fettsäuren und vielen mittelkettigen, leicht verdaulichen Fettsäuren.

Davon bilden die Carprylsäure und Laurinsäure einen besonders hohen Prozentsatz. Während Carprylsäure gegen Pilze wirkt (antimykotisch), soll Laurinsäure verschiedene Wirkungen (antibakteriell, antiviral, antimykotisch) aufweisen.

Wofür wird Kokosöl bei Hunden angewendet?

Kokosnussöl ist in verschiedenen Formen anwendbar – meist als Futterergänzungsmittel oder zur äußerlichen Anwendung auf Fell und Haut.

Unter Hundebesitzern haben sich einige Anwendungsgebiete für Kokosöl etabliert. Aber hilft das Öl den Hunden wirklich so gut, wie viele behaupten?

Manche Hundebesitzer schwören auf eine antiparasitäre Wirkung von Kokosöl, sofern sie es äußerlich auf ihren Hund auftragen. Nach dem aktuellen Stand der Forschung ist diese Meinung jedoch mit Vorsicht zu genießen:

Hilft Kokosöl gegen Zecken bei Hunden?

Derzeit deuten alle wissenschaftlich fundierten Studien darauf hin, dass Kokosöl keine Wirkung gegen Zecken hat. Der Grund dafür soll der zu geringe Gehalt an Laurinsäure im Kokosöl sein, der Voraussetzung für einen zuverlässigen Zeckenschutz wäre.

Wenn Sie Ihren Hund sicher vor Zeckenbissen schützen wollen, sollten Sie daher Ihren Tierarzt nach einem für Ihren Hund geeigneten Zeckenschutzmittel fragen.

Hilft Kokosöl gegen Flöhe bei Hunden?

Einige Studien berichten tatsächlich von einer Wirkung von Kokosöl gegen Flöhe, sodass die Flöhe kürzer auf dem Hund blieben. Allerdings schützte dies die Hunde nicht vor Flohstichen. Das Öl bietet daher nach derzeitigem Kenntnisstand keinen garantierten Flohschutz.

Außerdem sollten Sie beachten, dass sich die Flöhe, die von Ihrem Hund abspringen, in Ihrer Wohnung ausbreiten und sich in Textilien wie dem Sofa einnisten können.

Kokosnussöl gilt schon seit vielen Jahrzehnten als Hautpflegemittel. Es zieht schnell in die oberen Hautschichten ein und kann so kleine, trockene Hautstellen mit Feuchtigkeit versorgen.

Bedenken Sie jedoch, dass trockene Haut auch ein Anzeichen für eine Hauterkrankung beim Hund sein kann, die unter Umständen tierärztlich behandelt werden muss.

Den Hund mit Kokosöl einreiben: Bitte nicht bei Wunden!

Zur Behandlung eines Hot Spots oder anderen Wunden ist Kokosöl zum Beispiel nicht geeignet. Hier befinden sich Bakterien auch in tieferen Hautschichten, sodass sich diese womöglich unter der schützenden Kokosölschicht weiter vermehren können.

Hilft Kokosöl gegen Juckreiz bei Hunden?

Juckreiz ist immer die Folge einer Ursache. Nehmen Sie dieses Zeichen also ernst, wenn sich Ihr Hund auffällig oft kratzt.

Anstatt die betroffenen Stellen Ihres Hundes mit Kokosöl einzureiben, sollten Sie Ihren Hund auf Parasiten untersuchen. Wenn Sie keine Parasiten im Fell finden, sollten Sie spätestens jetzt einen Tierarzt aufsuchen. Denn verschiedene Erkrankungen oder auch Allergien könnten der Grund sein.

Hund Wunde
Auf Wunden Ihres Hundes sollten Sie kein Kokosöl auftragen.

Hundebesitzer verwenden Kokosnussöl auch zur Zahnpflege bei ihren Hunden. Sie geben es auf die Zahnbürste und reiben das Öl sanft auf die Zähne ihrer Vierbeiner. Aber hat Kokosöl tatsächlich eine positive Wirkung auf die Zahngesundheit von Hunden?

Hilft Kokosöl bei einer Zahnfleischentzündung beim Hund?

Zwei humanmedizinische Studien aus den Jahren 2015 und 2020 berichten über eine positive Wirkung von Kokosöl auf die Gesundheit des Zahnfleischs. So kamen die Forscher zu dem Schluss, dass dieses Öl die Bildung von Plaque verringern könnte, die beim Menschen Zahnfleischentzündungen auslösen kann.

Entsprechende Studien liegen für Hunde derzeit nicht vor. Wenn Ihr Hund Zahnprobleme hat, sollten Sie daher immer Ihren Tierarzt konsultieren, bevor Sie Ihren Hund eigenständig mit Kokosöl behandeln.

Hilft Kokosöl bei Mundgeruch beim Hund?

Die einen mögen ihn, die anderen nicht – den Eigengeruch von Kokosöl. Als Mittel gegen Mundgeruch bei Hunden verspricht Kokosnussöl jedoch in der Regel keine langfristige Besserung.

Zum einen hat Mundgeruch immer einen Auslöser. Wenn Sie diesen nicht direkt angehen, wird Ihr Hund ständig Mundgeruch haben. Ein weiterer Grund ist, dass der Geruch von Kokosöl flüchtig ist und nicht dauerhaft bleibt.

Zecke Hund
Gegen Zecken scheint Kokosnussöl nach derzeitigem Kenntnisstand keinen zuverlässigen Schutz zu bieten.

Nebenwirkungen: Ist Kokosöl für Hunde gefährlich?

Starke Nebenwirkungen hat Kokosnussöl grundsätzlich nicht, egal ob gefressen oder auf die Haut aufgetragen. Allerdings neigen Hunde, die häufig mit Kokosöl gefüttert werden, dazu, einen höheren Körperfettanteil zu haben.

Außerdem hat sich gezeigt, dass Arbeitshunde, die Kokosöl fressen, eine geringere Geruchsempfindlichkeit haben.

Bei welchen Erkrankungen darf kein Kokosöl gegeben werden?

Wenn Ihr Hund allergisch gegen Kokosnussöl oder darin enthaltene Stoffe ist, ist dieses Produkt nicht für Ihren Hund geeignet. Auch wenn Ihr Hund andere Grunderkrankungen hat, sollten Sie vor der Verwendung mit Ihrem Tierarzt sprechen.

Dies gilt zum Beispiel für Hunde mit Diabetes mellitus, da der Körper Kokosnussöl in Ketonkörper umwandelt, die die Gesundheit Ihres kranken Hundes zusätzlich belasten können.

Wie beeinflusst Kokosöl die Kommunikation von Hunden?

Dass Hunde über Gerüche miteinander kommunizieren, ist allgemein bekannt und wissenschaftlich belegt.

In diesem Sinne ist es auch wichtig zu hinterfragen, ob das Auftragen von Kokosnussöl auf Haut und Fell von Hunden diese artspezifische Kommunikation beeinflusst. Grundsätzlich ist es daher eher nicht ratsam, Hunde tagtäglich mit Kokosnussöl einzuölen.

Fazit: Ist Kokosöl für Hunde geeignet?

Je nach Art und Indikation der Anwendung kann Kokosöl positive Eigenschaften mit sich bringen – beispielsweise sorgt es für glänzendes Fell.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es derzeit nicht genügend wissenschaftlich belastbare Studien gibt, um die Verwendung von Kokosöl bei Hunden adäquat beurteilen zu können.

Lieber zum Tierarzt als selbst behandeln

Um Ihren Hund vor möglichen Nebenwirkungen zu schützen, sollten Sie Ihrem Hund niemals Kokosöl verabreichen, ohne das Einverständnis eines Tierarztes einzuholen. Das gilt insbesondere für Hunde mit Vorerkrankungen.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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