Diabetes beim Hund vorbeugen, erkennen und behandeln Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Selbst bei gemäßigten Temperaturen ist der Wassernapf der neue beste Freund Ihres Hundes? Außerdem nimmt er ab, obwohl sein Appetit eher sogar zugenommen hat? Dann könnte Diabetes beim Hund die Ursache sein. Die wichtigsten Informationen über diese Erkrankung haben wir für Sie zusammengefasst.

Diabetes Hund

Wenn der Hund plötzlich mehr trinkt als gewöhnlich, kann Diabetes die Ursache sein.

Was ist Diabetes und welche Formen gibt es?

Diabetes mellitus oder Zuckerkrankheit ist eine hormonelle Stoffwechselerkrankung, die nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Hunden auftritt. Sie entsteht, wenn der Körper des Hundes entweder nicht genug Insulin produziert oder das produzierte Insulin nicht richtig verwendet werden kann. Das Hormon reguliert unter anderem die Blutzuckerkonzentration.

Es gibt verschiedene Formen von Diabetes. Bei Hunden tritt am häufigsten der Typ 1 auf, daneben gibt es Typ 2 und die sehr selten Form Diabetes insipidus. Eine Sonderform stellt die Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes dar. Hierbei spielt das Hormon Progesteron eine entscheidende Rolle, deshalb tritt diese Form ausschließlich bei unkastrierten Hündinnen auf.

Welche Hunderassen neigen zu Diabetes?

Unter den hormonell bedingten Hundekrankheiten ist Diabetes mellitus die häufigste Erkrankung. Besonders oft erkranken übergewichtige Hunde mittleren Alters, Hündinnen und Hunderassen wie der Samojede oder Zwergschnauzer daran.

Übergewicht Ursache Diabetes beim Hund © Elizaveta / stock.adobe.com
Übergewicht kann Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus nach sich ziehen und sollte Hunden deshalb erspart bleiben.

Wie gefährlich ist Diabetes beim Hund?

Diabetes beim Hund sollten Sie ernst nehmen. Ein unbehandelter Diabetes kann sich auf den gesamten Organismus und den Stoffwechsel des betroffenen Tiers auswirken und auf Dauer zu ernsthaften gesundheitlichen und sogar lebensgefährlichen Problemen führen.

Bei falscher Therapie oder nicht entdecktem Diabetes kann es außerdem zur diabetischen Ketoazidose (DKA) kommen. Erhalten die Körperzellen nicht mehr genügend Zucker als Energiequelle, übersäuert das Blut. Symptome für die daraus resultierenden Elektrolytverschiebungen sind Erbrechen und Schwäche hervor. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich.

Symptome: Wie verhält sich ein Hund mit Diabetes?

Die Anzeichen von Diabetes sind vielfältig. Leitsymptome sind vermehrtes Trink- und Harnabgabeverhalten (Polyurie, Polydipsie). Ein Hund mit Diabetes mellitus kann darüber hinaus auch folgende Symptome zeigen:

  • Gewichtsverlust trotz erhöhter Fresslust (Polyphagie)
  • Lustlosigkeit und Müdigkeit
  • Grauer Star (Katarakt) mit plötzlicher Blindheit
  • schlechte Fellqualität
  • schlechte Wundheilung

Die anfangs eher unspezifischen Symptome sind nicht immer gleich offensichtlich. Behalten Sie Ihren Hund deshalb immer gut im Auge und kontrollieren Sie regelmäßig sein Gewicht.

Diagnose: Wie wird Diabetes mellitus beim Hund festgestellt?

Im Rahmen einer ausführlichen Besitzerbefragung sammelt der Tierarzt Anhaltspunkte für die Diagnose. Trinkt der Hund vermehrt Wasser oder ist lustlos? Diese Informationen können Hinweise auf Diabetes mellitus beim Hund geben.

Nach der Anamnese erfolgt eine klinische Allgemeinuntersuchung, in der das Allgemeinbefinden des Hundes erfasst wird. Um Diabetes beim Hund nachweisen zu können, führen Tierärzte weitere spezielle Untersuchungen durch, für die Blut- und Urinproben notwendig sind.

Welche Werte werden bei der Blut- und Urinuntersuchung gemessen?

Da der Blutzuckerspiegel beispielsweise durch Futter oder Stress starken Schwankungen unterliegt, empfiehlt sich die Messung der Fructosamine. Hierbei handelt es sich um bestimmte Proteine, die als Langzeitparameter (über ein bis drei Wochen) des Blutzuckerspiegels gewertet werden. Bei Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung werden zudem spezifische Hilfsgrößen wie Amylase und Lipase bestimmt.

Warum untersucht der Tierarzt bei Diabetesverdacht die Augen des Hundes?

Ein erhöhter Gehalt an Zucker, Proteinen, gegebenenfalls Ketonkörpern sowie ein verändertes spezifisches Gewicht des Urins erhärten den Verdacht eines Diabetes mellitus beim Hund. Da der hohe Blutzuckerspiegel unter Umständen zu Ablagerungen von Zucker im Auge führt, erkranken viele betroffene Hunde darüber hinaus an einem Grauen Star. Deshalb erfolgt immer auch eine Blutdruckmessung und eine Augenuntersuchung.

Therapie: Wie behandelt man Hunde-Diabetes?

Die Therapie eines Diabetes mellitus beim Hund setzt sich immer aus verschiedenen Komponenten zusammen:

  • täglich: zweimalige Gabe von Insulin (Altinsulin, Intermediärinsulin oder Langzeitinsulin)
  • diätetische Maßnahmen: Kalorienbedarf berechnen, Futter mit niedrigem Gehalt an schlecht verdaulichen Kohlenhydraten und Fetten, Futter mit höherem Gehalt an Rohfasern
  • regelmäßig: Bewegung und Überwachung des Blutzuckerspiegels und anderer Parameter
  • im Falle einer DKA: sofortige Gabe von Infusionen, Elektrolyten und Insulin sowie laufende tierärztliche Überwachung
  • orale Antidiabetika zeigen bei Hunden keine Wirkung

Mit Diabetes leben

Auch wenn die Diagnose und der Umfang der notwendigen Therapiemaßnahmen meist ein Schock für Besitzer ist, lässt sich Diabetes beim Hund in den meisten Fällen gut behandeln.

Ihr Tierarzt wird Sie gründlich im Umgang mit dem Blutzuckermessgerät und Insulinspritzen für Hunde und der Dosierung des Insulins einweisen. Für Hunde mit Diabetes ist außerdem die Ernährung wichtig. Auch dazu berät der Tierarzt Sie umfassend.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase wird der Umgang mit Diabetes in der Regel sowohl für Besitzer als auch für betroffene Hunde schnell Teil der alltäglichen Routine.

Therapie bei Gestationsdiabetes

Ist Ihr Hündin an Gestationsdiabetes erkrankt, sollten Sie sie schnellstmöglich kastrieren lassen. Denn jede weitere Läufigkeit beeinflusst den Blutzuckerspiegel negativ. Nach dem Eingriff sorgt eine lebenslange Insulintherapie dafür, dass betroffene Tiere ein normales Leben führen können.

Ursache: Was löst Diabetes bei Hunden aus?

Bei Diabetes mellitus handelt es sich um ein komplexes Syndrom, das durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel infolge eines Insulinmangels entsteht. Zum besseren Verständnis hilft ein Blick auf die Bauchspeicheldrüse des Hundes: Die Pankreas ist aufgeteilt in einen endokrinen und exokrinen Teil. Beta-Zellen im endokrinen Anteil bilden das Hormon Insulin, das über die Nahrung aufgenommenen Zucker zu den Körperzellen transportiert.

Die Ausschüttung von Insulin in das Blut bewirkt die Aufnahme von Zucker in die Zellen. Diese wiederum benötigen den Zucker zur Energiegewinnung. Überschüssiger Zucker wird in Form von Glykogen in der Leber und in den Muskeln gespeichert. Gleichzeitig führt das anabole Hormon Insulin zur Bildung von Protein und Fett.

Die vier Ausprägungen von Diabetes beim Hund

Die Ursachen eines Diabetes mellitus beim Hund sind vielfältig. Man gliedert diese Ausprägung der Erkrankung in vier Formen:

  • Typ 1 (juveniler Diabetes mellitus) mit absolutem Insulinmangel: Der Körper bildet Schutzproteine (Antikörper) gegen die eigenen Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Zellen gehen zugrunde und produzieren somit kein Insulin mehr. Der Zucker wird nicht mehr in die Zellen aufgenommen und verbleibt in den Blutbahnen. Dieser Typ tritt bei Hunden am häufigsten auf.
  • Typ 2 (adulter Diabetes mellitus) mit relativem Insulinmangel: Die Ursache ist ein Funktionsverlust der Beta-Zellen oder eine Insulinresistenz. Letzteres bedeutet, dass zwar genügend Insulin gebildet wird, dieses jedoch keine Wirkung auf den Stoffwechsel mehr ausübt. Dieser Typ tritt vorwiegend bei Katzen auf.
  • Sekundäre Diabetes mellitus: Diese Form entsteht durch verschiedene Grunderkrankungen wie eine Nebennierenüberfunktion (Morbus Cushing) oder die Gabe von Glukokortikoiden (Kortison), die zu einer Insulinresistenz führen können. Weitere Ursachen sind Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis), Übergewicht und Infektionen.
  • Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes): Hierbei spielen Schwangerschaftshormone wie Progesteron eine große Rolle, indem sie zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen.

Wichtig sind in jedem Fall eine frühzeitige Diagnose und die entsprechende Behandlung. Letztere hängt stark davon ab, von welchen Diabetes-Typ Ihr Hund betroffen ist

Prognose: Wie hoch ist die Lebenserwartung eines Hundes mit Diabetes?

Diabetes mellitus beim Hund lässt sich kaum verhindern. Dennoch können Sie durch eine frühzeitige Kastration von Hündinnen, eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung das Risiko senken.

Zeigt der Hund bereits Komplikationen und ist auf Insulin schwer einstellbar, kann eine eingeschränkte Lebensqualität die Folge sein.

Diabetes insipidus erkennen und behandeln

Im Gegensatz zum Diabetes mellitus tritt beim Hund Diabetes insipidus viel seltener auf. Der Tierarzt unterscheidet zwischen zentralem und renalem Diabetes insipidus. Letztere Form betrifft die Nieren.

Ursachen für Diabetes insipidus

Beide Formen sind entweder angeboren oder entstehen sekundär durch andere Erkrankungen und Traumata. Und bei beiden Formen spielt das antidiuretische Hormon (ADH) eine wichtige Rolle. ADH hat die Aufgabe, Wasser aus dem Primärharn zurückzugewinnen.

Während beim zentralen Diabetes insipidus ein Mangel an ADH vorliegt, bindet sich das Hormon bei der renalen Form nicht an die dazugehörigen Rezeptoren. Typisch für beide Formen ist ein vermehrter Harnabsatz. Um den dadurch entstehenden Flüssigkeitsverlust auszugleichen, trinken betroffene Hunde auffällig viel.

Diagnose und Behandlung

Um einen Diabetes insipidus von einem Diabetes mellitus beim Hund zu unterschieden, führt der Tierarzt verschiedene Versuche durch:

  • Beim ADH-Versuch wird ADH verabreicht und anschließend gemessen, ob sich die Wasserrückgewinnung verbessert, was für einen zentralen Diabetes insipidus spricht.
  • Beim Durstversuch muss der Hund nach Leerung der Blase mehrere Stunden lang dursten. Danach wird die Menge des gebildeten Urins gemessen. Hat sie sich nicht verringert, handelt es sich um einen Diabetes insipidus.

Leidet der Hund an der zentralen Form, erhält er lebenslang synthetisches ADH als Ersatz. Die Prognose ist in der Regel günstig.

Die renale Form ist meist eine Begleiterscheinung einer anderen zugrundeliegenden Erkrankung. Deshalb behandelt der Tierarzt in diesem Fall wenn möglich die Grunderkrankung. Außerdem wird die Salzaufnahme des betroffenen Hundes reduziert. Die Prognose hängt in diesem Fall von der Grunderkrankung ab.

Prophylaxe: Kann ich Diabetes mellitus bei meinem Hund vermeiden?

Diabetes mellitus beim Hund lässt sich kaum verhindern. Zeigt der Hund bereits Komplikationen und ist auf Insulin schwer einstellbar, kann eine eingeschränkte Lebensqualität die Folge sein.

Dennoch können Sie durch eine frühzeitige Kastration von Hündinnen, eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung das Risiko senken.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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