{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundegesundheit-pflege/hund-schmerzen","title":"Wie erkenne ich, dass mein Hund Schmerzen hat?","mag_id":178159,"is_single":true,"cat_name":"Hund","sub_cat_id":82,"sub_cat_name":"Hundegesundheit und Pflege","cat_id":79}
Es ist bereits lange wissenschaftlich bewiesen, dass Hunde wie wir Menschen starke Schmerzen empfinden können. Da sie ihr Leid jedoch nicht immer per Laut äußern, ist das Erkennen von Schmerzen beim Hund oftmals nicht ganz einfach. Wir verraten Ihnen, welche Anzeichen auf Schmerzen beim Hund hindeuten und wie Sie diese lindern können.
Um die Entstehung von Schmerzen beim Hund nachvollziehen zu können, ist zuallererst ein genauerer Blick auf die Anatomie und Physiologie des Hundes ratsam: Das Nervensystem ist in zwei Untereinheiten aufgeteilt.
Schmerzen sind ein Symptom
Das zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark, dessen Aufgabe die Steuerung, Verarbeitung und Vermittlung von nervalen Wahrnehmungen ist. Zum peripheren Nervensystem (PNS) zählen alle sonstigen Nervenstränge und -endigungen (Rezeptoren), welche außerhalb des ZNS den Körper innervieren.
Schmerzen sind sehr komplexe Sinneswahrnehmungen und lediglich ein Symptom. Kommt es zu einer Reizeinwirkung von außen (z.B. durch ein Trauma) oder von innen (z.B. durch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung), so werden bestimmte Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) erregt.
Was löst Schmerzen beim Hund aus?
Manche von ihnen reagieren nur auf thermische Reize (Wärme oder Kälte), während andere auf chemische (Entzündungen oder Gifte) oder mechanische (Verletzungen) Reize reagieren. Ein solcher Reiz löst meist erst ab einem gewissen Schwellenpunkt eine Nervenerregung aus, welche anschließend über die peripheren Nervenbahnen und das Rückenmark in das Gehirn weitergeleitet wird. Erst in der Gehirnrinde (Kortex) wird der Reiz dann als Schmerz bewertet und verarbeitet.
Leidet ein Hund dauerhaft unter Schmerzen, kann es sogar zur Intensivierung der Schmerzempfindung und letztendlich zur Ausbildung eines kaum behandelbaren Schmerzgedächtnisses kommen.
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Verschiedene Arten von Schmerz beim Hund
Da nicht jeder Schmerz beim Hund gleich ist, werden Schmerzen neben ihrer Verortung (Lokalisation) und Schwere grundsätzlich auch nach ihrer Dauer eingeteilt.
Akute vs. chronische Schmerzen beim Hund
Akute Schmerzen: Diese Art von Schmerz ist in der Regel ein plötzliches Alarmsignal des Körpers. Knickt ein Hund beispielsweise beim Rennen auf dem Feld um, oder wird er von einer Biene oder Wespe gestochen, so tritt der Schmerz innerhalb weniger Sekunden auf. Ist die Ursache beseitigt, so verschwindet der Schmerz bereits innerhalb weniger Minuten oder Stunden.
Chronische Schmerzen: Viele Grunderkrankungen wie beispielsweise Arthrose (z.B. durch Ellbogen- oder Hüftdysplasie) rufen bei Hunden langanhaltende Schmerzen hervor. Der Grund dafür ist der allmähliche Verlust der Signalwirkung, welche bei akuten Schmerzen auftritt.
Anzeichen: Wie verhält sich ein Hund, wenn er Schmerzen hat?
Tritt Ihr Hund mit einem der Vorder- oder Hinterbeine auf eine Scherbe oder einen rostigen Nagel, zeigt dieser seinen Schmerz in der Regel durch ein lautes Jaulen, Einziehen der Rute und plötzliches Humpeln an.
Häufig bleiben Ihnen als Hundebesitzer die Schmerzen jedoch verborgen, da Hunde sie nicht immer perWimmern oder Aufheulen anzeigen. Es ist daher umso wichtiger, dass Sie das Befinden Ihres Hundes anhand seines Verhaltens, seiner Mimik und Gestik lesen lernen.
Woran Sie Schmerzen beim Hund erkennen können
Zu den häufigsten Anzeichen von Schmerzen bei Hunden zählen folgende Verhaltensänderungen:
Ungewöhnliche Körperhaltungen, etwa ein „Katzenbuckel“ oder die sogenannte „Gebetsstellung“ (kann schnell mit Stretchen oder Spielaufforderung verwechselt werden)
Lecken, Knabbern oder Kratzen an schmerzenden Körperstellen
vermehrtes Speicheln, Hecheln oder Schmatzen
Wie liegen Hunde, wenn sie Schmerzen haben?
Auch eine ständig wechselndeLiegeposition kann ein Hinweis dafür sein, dass Ihr Liebling unter Schmerzen leidet. Wälzt er sich unruhig hin und her, versucht er womöglich, eine angenehme Position zu finden, um beispielsweise den Bauch bzw. eine schmerzende Hüfte oder Wirbelsäule zu entlasten. Schwierigkeiten beim Hinlegen oder Aufstehen können ebenfalls auf gesundheitliche Probleme hindeuten.
Schmerzen bei Hunden können mit verschiedenen Medikamenten gelindert werden.
Therapie: Was hilft Hunden gegen Schmerzen?
Im Mittelpunkt jeder Schmerztherapie steht das Verhindern der Ausprägung eines Schmerzgedächtnisses. Dies ist sehr wichtig, damit aus wiederkehrenden Schmerzen beim Hund keine chronischen Schmerzen entstehen.
Häufig reicht es jedoch leider nicht aus, nur die Ursache des Schmerzes zu behandeln. Daher wird in der Tiermedizin zwischen einer kausalen Behandlung der zugrundeliegenden Ursache und einer symptomatischen Therapie durch unterstützende Maßnahmen unterschieden.
Was macht der Tierarzt?
Kausale Therapie: Einige Erkrankungen erfordern zur Behebung der Schmerzursache einen operativen Eingriff. Dazu zählt beispielsweise ein Kreuzbandriss oder ein Bandscheibenvorfall.
Symptomatische Therapie: Das Symptom Schmerz kann als solches mittels verschiedener Schmerzmedikamente für Hunde gelindert werden. Die Auswahl des Antiphlogistikums richtet sich dabei nach Art und Ausmaß des Schmerzes.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Reicht eine orale Verabreichung nicht aus, kann die Schmerzsymptomatik zusätzlich durch Lokalanästhetika gelindert werden. Muskel- und Gelenkserkrankungen beim Hund erfordern in manchen Fällen weiterhin eine langfristige Physiotherapie, welche schmerzhafte Verspannungen in der Muskulatur löst.
Seit einigen Jahren wird im Falle einer erfolglosen Schmerztherapie bei orthopädischen Erkrankungen (z.B. Arthrose) ähnlich wie in der Humanmedizin die Schmerzbestrahlung angeboten. Im Gegensatz zu der Strahlentherapie im Falle von Tumorerkrankungen wird nur eine geringe Strahlendosis eingesetzt. Sie führt daher nur in wenigen Fällen zu Nebenwirkungen.
Hausmittel und mehr: Was kann ich selbst gegen Schmerzen beim Hund tun?
So können Sie Ihrem Hund bei akuten Schmerzen helfen:
Bewahren Sie Ruhe: Ihre eigene Ruhe überträgt sich auf Ihren Hund. Sprechen Sie mit sanfter, beruhigender Stimme und vermeiden Sie hektische Bewegungen.
Schaffen Sie eine sichere Umgebung: Legen Sie Ihren Hund vorsichtig in eine stabile Seitenlage und sorgen Sie für eine weiche Unterlage. Achten Sie darauf, dass verletzte Bereiche nicht belastet werden.
Wenden Sie Erste Hilfe bei Ihrem Hund an: Bei Verletzungen: Kühlen Sie die betroffene Stelle mit einem in ein Tuch gewickelten Kühlpack (10-15 Minuten). Bei Prellungen: Halten Sie den Hund ruhig und schränken Sie seine Bewegung ein. Bei Bisswunden: Spülen Sie vorsichtig mit sauberem Wasser und suchen Sie sofort tierärztliche Hilfe.
Suchen Sie sofort einen Tierarzt auf bei: offenen Wunden oder Blutungen; anhaltenden Schmerzäußerungen (Wimmern, Heulen); plötzlicher Bewegungsunwilligkeit, Schock-Anzeichen (blasse Schleimhäute, schneller Puls); Extremitäten, die in unnatürlicher Position stehen
So können Sie chronische Schmerzenbeim Hund lindern:
Sorgen Sie für angemessene Medikation: Verabreichen Sie nur vom Tierarzt verschriebene Schmerzmittel in der korrekten Dosierung und halten Sie sich strikt an den Behandlungsplan.
Passen Sie die Umgebung an: Sorgen Sie z.B. bei Gelenkbeschwerden für rutschfeste Böden in der Wohnung und sichern Sie Treppen ab. Stellen Sie bei Bedarf ein orthopädisches Hundebett bereit und vermeiden Sie Treppen oder Sprünge ins Auto mithilfe von Hunderampen oder Tragen.
Wenden Sie Wärmebehandlung an: Legen Sie eine warme (nicht heiße!) Wärmflasche in ein Handtuch gewickelt an schmerzende Gelenke oder nutzen Sie spezielle Heizkissen für Hunde (mit Überhitzungsschutz). Zusätzlich kann eine Hundemassage der betroffenen Bereiche beruhigen und Linderung verschaffen.
Ergreifen Sie ergänzende Maßnahmen:Gewichtskontrolle bei Gelenkproblemen, Physiotherapie und kontrollierte Bewegung können Ihren Hund während der Schmerztherapie unterstützen. Setzen Sie außerdem auf angepasste, kurze Spaziergänge statt lange Wanderungen. Eine angepasste Ernährung sowie Ergänzungsfuttermittel können nach Absprache mit dem Tierarzt ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein.
Wichtig bei beiden Arten von Schmerzen: Geben Sie Ihrem Hund niemals eigenmächtig Medikamente für Menschen. Diese können schwerwiegende Nebenwirkungen oder sogar Vergiftungen verursachen!
Wie werden Schmerzen während und nach einer Operation verhindert?
Steht bei Ihrem Hund eine Operation an, so wird diesem bereits im Vorhinein ein Schmerzmedikament verabreicht. Ziel ist es, starke Schmerzen beim Hund während der Operation und nach dem Aufwachen aus der Narkose zu reduzieren.
Zusätzlich setzen viele Tierärzte eine Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) ein, welche die Schmerzentstehung in einem bestimmten Körperareal verhindert. Dies geschieht durch das Spritzen eines Lokalanästhetikums in dem jeweiligen Hautareal oder dem vor Ort innervierenden Nervenstranges.
Die Wahl des richtigen Schmerzmittels
Auch nach der Operation bekommen viele Hunde weiterhin Medikamente gegen Schmerzen, welche je nach Schwere des Eingriffes über mehrere Tage und Wochen durch den Hundebesitzer selbst oral gegeben werden können.
Bei kleinen Eingriffen handelt es sich dabei in der Regel um sogenannte Nicht-Steroidale-Antiphlogistika (NSAID, z.B. Carprofen, Meloxicam), während nach schwerwiegenden Eingriffen oftmals Opioide wie Levomethadon oder Buprenorphin eingesetzt werden.
Hinweis: Die Wahl eines geeigneten Hunde-Diätfuttermittels oder Ergänzungfuttermittels können die natürlichen Körperfunktionen Ihres Hundes unterstützen. Bitte beachten Sie aber, dass Diätfuttermittel Krankheiten weder heilen noch verhindern können. Die richtige Ernährung Ihres Hundes sollten Sie außerdem immer mit Ihrem Tierarzt absprechen.
Fazit: Schmerzen nicht auf die leichte Schulter nehmen
Schmerzen sind ein Alarmsignal des Körpers und sollten ernst genommen werden. Zwar gibt es durchaus harmlose Ursachen, etwa leichte Schmerzen nach einer Impfung – doch in vielen Fällen deuten Schmerzen auf ein gesundheitliches Problem des Hundes hin. Zögern Sie daher nicht und bringen Sie Ihren Vierbeiner zum Tierarzt, wenn Sie den Verdacht haben, dass er Schmerzen hat. Ihr Tierarzt kann den Auslöser herausfinden und eine geeignete Therapie empfehlen.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dient nur zu Informationszwecken und ist nicht als Ersatz für eine professionelle tierärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung gedacht. Wenn Sie Fragen oder Bedenken bezüglich der Gesundheit Ihres Haustieres haben, wenden Sie sich bitte immer an einen zugelassenen Tierarzt.
Franziska G., Tierärztin
An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln.
Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen.
Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.
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