Nackthunde: Rassen, Pflege, Qualzuchtproblematik Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Mexikanische Nackthunde (Xoloitzcuintle)

Nackthunde gibt es in groß und klein und in unterschiedlichsten Farbausprägungen.

Nackthunde polarisieren auf der ganzen Welt. Während die einen von ihrem besonderen Aussehen schwärmen, kritisieren andere die haarlosen Hunde. Welche Nackthunderassen es gibt, sowie alles über deren Pflege und Haltung lesen Sie im Artikel.

Nackthunde und ihr besonderes Aussehen

Es gibt sie in groß und klein, in unifarben und gepunktet. Dabei ist das gemeinsame Merkmal von Nackthunden schnell klar: Nackthunde haben keine Haare.

Dies gilt jedoch auch nicht für alle Vertreter, denn einige von ihnen haben sogar einen kurzen Haarflaum oder große Fellbüschel an ausgewählten Körperstellen. Inwieweit die Nacktheit bei Hunden ausgeprägt ist, hängt von genetischen Faktoren ab.

Fehlende Schnurrhaare

Das Merkmal der Haarlosigkeit bezieht sich oft nicht nur auf die normale Körperbehaarung, sondern häufig auch auf die Schnurrhaare (auch Tasthaare oder Vibrissen genannt). Dabei erfüllen diese Haare wichtige Funktionen. Sie geben dem Hund unter anderem die notwendige Orientierung im Raum und leisten verschiedene Seh- und Riechaufgaben.

Nackthunderassen im Überblick

Es gibt mehrere Nackthunderassen, die sich in ihrem Charakter und Aussehen voneinander unterscheiden. Zu den bekanntesten Nackthunden gehören:

Der American Hairless Terrier, der seinen Ursprung in den Südstaaten der USA hat, ist das Ergebnis einer Kreuzung mit Rat Terriern. Die meisten Exemplare haben kein Fell. Einige Tiere haben aber Augenbrauen und Vibrissen.

FCI anerkannt: nein

American Hairless Terrier
American Hairless Terrier werden mit einem leichten Fellflaum geboren. Diesen verlieren sie jedoch in den ersten Wochen nach der Geburt.

Dem Namen nach hat der Argentinische Pila seinen Ursprung in Argentinien. Inka-Legenden zufolge soll der Argentinische Pila ein Geschenk gewesen sein, um die Beziehungen zwischen verschiedenen Völkern zu festigen.

FCI anerkannt: nein

Der kleine Chinesische Schopfhund ist ein lebhafter und aktiver Hund mit einer langen Tradition. Die Rasse soll ihren Ursprung bereits in der Han-Dynastie zwischen 206 v. Chr. und 220 n. Chr. haben.

Während er an Kopf, Schwanz und Pfoten eine wilde Mähne trägt, ist der Rest des Körpers weitgehend nackt.

FCI anerkannt: ja

Chinesischer Nackthund
Der Chinesische Nackthund hat nur an wenigen Stellen Fell: Unter anderem am sogenannten „Schopf“.

Der Ecuadorian Hairless Dog (auch Perro Pelón Ecuatoriano genannt) ist in Ecuador beheimatet. Der muskulöse Hund kann verschiedene Hautfarben haben, wobei die meisten sandfarben sind und dunkle Abzeichen an Ohr und Rute aufweisen.

FCI anerkannt: nein

Auch wenn der Chihuahua normalerweise keine nackte Hunderasse ist, gibt es auch Chihuahuas ohne Fell. Der Grund dafür ist ein Gendefekt, der bei den betroffenen Welpen zu einem gestörten Haarwachstum führt.

FCI anerkannt: nein

Der Haarlose Khala ist ein Nackthund, der ursprünglich aus Bolivien stammt. Es gibt zwei verschiedene Varietäten dieser Rasse, die sich in ihrem Aussehen unterscheiden:

  • Haarloser Khala Medio (Töpferhund): kürzere Beine und weniger Muskeln
  • Haarloser Khala Grande (Sehhundtyp): lange Beine und starke Bemuskelung

FCI anerkannt: nein

Der aus Indien stammende und schlanke Jonangi hat nur ein sehr kurzes Fell. Neben dem fast unsichtbaren Flaum ist diese Nackthunderasse auch für ihre faltige Stirn und die tulpenförmigen Ohren bekannt.

FCI anerkannt: nein

Der Peruanische Nackthund hat nur an bestimmten Stellen des Körpers Fellbüschel – am Kopf und an der Rute. Es gibt jedoch auch die Variante „Peludos“, die eine normale Körperbehaarung aufweist.

FCI anerkannt: ja

Peruanischer Nackthund
Den Peruanischen Nackthund gibt es in verschiedenen Farbtönen. Er kommt einfarbig oder weiß gefleckt vor.

Diese Nackthunderasse ist eine der ältesten Hunderassen Amerikas: der Xoloitzcuintle. Der Name stammt vom Volk der Azteken und bedeutet „Hund des Gottes Xolotl“. Einige Tiere dieser Rasse haben ein Fell, aber es gibt auch haarlose Vertreter dieser Art.

FCI anerkannt: ja

Xoloitzcuintle (Mexikanischer Nackthund)
Der Xoloitzcuintle gilt als ruhig und ausgeglichen, weshalb er gerne als Familienhund gehalten wird.

Wie gesund sind Nackthunde?

So besonders nackte Hunde auch aussehen mögen, der gesundheitliche Aspekt muss ebenfalls berücksichtigt werden. Bedenken Sie, dass die Nacktheit Ihres Hundes nicht nur einen interessanten Alien-Look zaubert, sondern auch gewisse Nachteile für die Gesundheit mit sich bringt.

Allein das Fehlen der normalen Körperbehaarung wirkt sich auf den Temperaturhaushalt Ihres Nackthundes aus, was Sie nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer beachten müssen. Beispielsweise haben Nackthunde ein höheres Risiko für Sonnenbrand.

Ein Hundemantel schützt die Vierbeiner im Winter vor Kälte.

Das Problem mit fehlenden Schnurrhaaren

Vor allem das Fehlen von Tasthaaren ist ein großer Nachteil für Nackthunde. Der Grund dafür ist, dass diese spezialisierten Haare eine wichtige Rolle für die Orientierung im Raum und den Tastsinn spielen.

Darüber hinaus schützen Tasthaare normalerweise die Augen des Hundes und sind wichtig für die natürliche Reinigungsfunktion der Ohren.

Nackthunde neigen daher häufiger zu folgenden Krankheiten:

Zudem weisen Nackthunde häufig schwerwiegende Gebissanomalien auf.

Sind Nackthunde Qualzuchten?

Aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen von Nackthunden gilt das Merkmal der Haarlosigkeit bei Hunden in vielen Ländern als Qualzuchtmerkmal. Beispielsweise ist es in einem deutschen Gutachten zur Auslegung von §11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen) gelistet.

Bei der Zucht von Nackthunden ist zudem zu bedenken, dass es sich bei der Haarlosigkeit um einen Letalfaktor handelt. Kreuzen Sie zwei haarlose Hunde miteinander, sind die Welpen nicht lebensfähig.

Wichtig, zu wissen: Die Zucht von Nackthunden ist trotzdem in den meisten Ländern (noch) nicht verboten.

Die richtige Pflege für Nackthunde

Das Fehlen von Fell verleitet viele Hundefreunde zunächst zu der Annahme, dass Nackthunde besonders pflegeleicht sind. Doch der Schein trügt, denn die ungeschützte Haut bildet ohne Zutun eine Talgschicht, die zu Hautentzündungen führen kann.

Nackthunde brauchen daher regelmäßige Hautpflege.

Tipps zur Pflege Ihres Nackthundes

Um zu verhindern, dass Ihr haarloser Hund unter Entzündungen leidet, sollten Sie diese Tipps befolgen:

  • Reiben Sie die Haut Ihres unbehaarten Hundes mehrmals in der Woche mit einem weichen, feuchten Tuch ab.
  • Baden Sie Ihren Hund nur, wenn er stark verschmutzt ist, und verwenden Sie dafür nur spezielles Hundeshampoo.
  • Schützen Sie Ihren Hund im Sommer vor starker Sonneneinstrahlung, um Sonnenbrand zu vermeiden.
  • Kontrollieren Sie wöchentlich die Augen und Ohren Ihres Hundes.

Wenn Sie bei Ihrem Nackthund Anzeichen einer Entzündung (Rötung, Schwellung, Wärme, Schmerzen) erkennen können, sollten Sie frühzeitig Ihren Tierarzt aufsuchen.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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