Wolf und Hund im Vergleich Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Wolf und Hund

Typisch für den Wolf sind aufrechte, kurze und dreieckige Ohren.

Der Hund gilt als der beste Freund des Menschen – und das, obwohl er von einem Raubtier abstammt. Wann Wolf und Hund getrennte Wege gingen und wie viel Wildtier noch im modernen Haushund steckt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wolf und Haushund teilen sich wieder ein Revier

Nachdem sie lange Zeit ausgerottet waren, erobern Wölfe langsam ihren alten Lebensraum zurück. Der Naturschutzbund hat nachgezählt – mit folgendem Ergebnis: 2022 tummelten sich in deutschen Wäldern

  • 160 Wolfsrudel
  • 43 Wolfspaare und
  • 21 sesshafte Einzeltiere

Gemessen an den rund zehn Millionen Haushunden in Deutschland ist die Zahl der Wölfe verschwindend gering. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf Gemeinsamkeiten, Unterschiede und die Verwandtschaft der beiden.

Saarloos Wolfhound
Wolf oder Hund? Der Saarlos Wolfhund sieht dem Wolf zum Verwechseln ähnlich.

Wo ist der Unterschied? Wolf und Hund gegenübergestellt

Einen Mops oder einen Dackel würde wohl niemand mit einem Wolf verwechseln. Doch trotz der bunten Vielfalt der heutigen Hunderassen gibt es immer noch Hunde, die Wölfen ähnlichsehen und nur schwer von ihnen zu unterscheiden sind.

Besonders schwer lässt sich ein Unterschied zwischen Wolf und Wolfshund feststellen. Dazu zählen zum Beispiel der Irische Wolfshund oder der Saarloos Wolfhond.

Beide Rassen sehen dem Grauwolf ähnlich. Allerdings ist der Grauwolf mit 60 bis 80 Zentimetern Schulterhöhe etwas größer als der Saarloos Wolfhond, der nur rund 70 Zentimeter erreicht.

Gut zu wissen: Neben dem Grauwolf gibt es auch Wölfe, die weißes, schwarzes oder braunes bis rötliches Fell haben. Auch ihre Augenfarbe kann variieren.

Wolf vs. Hund: 5 Unterschiede

Die folgenden Merkmale helfen bei der Unterscheidung – oft bringt jedoch nur eine DNS-Analyse Gewissheit, ob es sich bei einem Vierbeiner um einen Wolf oder einen Wolfshund handelt:

  • Die Form der Ohren: Wolfsohren sind typischerweise klein, aufgerichtet und dreieckig. Einige Hunderassen haben ähnliche Ohren. Bei den meisten sind die Lauscher allerdings größer oder hängen als Schlappohren am Kopf herunter.
  • Der Gang: Läuft ein Wolf, tritt er mit seinen Hinterpfoten in die Spur seiner Vorderpfoten. Im Unterschied dazu wechseln Haushunde häufig ihren Gang. Das hat den Zweck, dass sie unregelmäßigere Spuren hinterlassen.
  • Die Haltung der Rute: Normalerweise halten Wölfe ihre Rute unten. Haushunde hingegen heben häufig ihre Rute, zum Beispiel wenn sie während einer Begegnung aufgeregt sind. So halten sie je nach Laune ihren Schwanz unterschiedlich hoch.
  • Die Kommunikation: Haushunde haben gelernt, mit ihren menschlichen Besitzern zu kommunizieren. Sie bellen und fiepen, wohingegen Wölfe heulen und jaulen. Nur selten äußern sie ein leises „Wuff“.
  • Die Verdauung: Obwohl beide Hundeartigen Fleischfresser sind, können Haushunde im Gegensatz zu Wölfen Stärke verdauen. Diese kommt in Pflanzen wie Getreide vor.

Kann man Hunde vegetarisch ernähren? Die Antwort finden Sie im zooplus Magazin.

Wichtige Gemeinsamkeiten von Wölfen und Hunden

Auch wenn nicht alle Hunde den Wölfen optisch ähneln, haben sie bis heute vergleichbare Verhaltensweisen:

  • Wolf und Hund haben einen hervorragenden Geruchs- und Hörsinn.
  • Beide Tiere sind Fleischfresser.
  • Sowohl Wölfe als auch Hunde sind Rudeltiere.
  • Hund und Wolf wälzen sich, um ihren Eigengeruch vor potenzieller Beute zu verbergen.
  • Das Jagdverhalten der beiden weist noch immer Ähnlichkeiten auf, auch wenn es bei vielen Haushunden nur noch gering ausgeprägt ist.

Wie alt werden Wölfe?

Auch bei der Lebenserwartung liegen Wölfe und Hunde gar nicht weit auseinander. Wölfe werden ähnlich wie viele Haushunde etwa 14 bis 16 Jahre alt.

Blick in die Geschichte: Stammen alle Hunde vom Wolf ab?

Die Abstammung des Haushundes (Canis lupus familiaris) ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Forschende gehen davon aus, dass Hunde und Wölfe von einem Ur-Hund abstammen. Allerdings streiten sie bis heute, wann genau sich der moderne Haushund von seinem Vorfahren, dem Wolf (Canis lupus), abgespalten hat.

Lange Zeit nahmen Archäologen an, dass die Domestizierung des Haushundes durch den Menschen vor etwa 15.000 bis 20.000 Jahren begann. Andere Wissenschaftler vermuten hingegen aufgrund neuer Ausgrabungen, dass der erste Ur-Hund vor bis zu 135.000 Jahren lebte.

Gut zu wissen: Das Ziel genetischer Untersuchungen von ausgegrabenen Skeletten ist es weiterhin, der Abstammung des modernen Haushundes genauer auf den Grund zu gehen.

Die bekannteste Hypothese besagt, dass der Steinzeitmensch und die damals lebenden Wölfe sich ähnlich ernährten. Erlegten die Jäger Wild, hielten sich die Wölfe stets in ihrer Nähe auf. Sie hofften darauf, ein paar Reste zu ergattern.

Durch diese ständige Nähe gewöhnte sich der Wolf nach und nach an den Zweibeiner – und andersherum. Einige Wölfe wurden zahmer und langsam begann der Mensch, die Vierbeiner in sein Leben zu integrieren.

Der Wolf war nun kein Konkurrent mehr, sondern wurde zu einem Verbündeten. Seine Aufgabe war es zum Beispiel, die gemeinsame Nahrung vor anderen Raubtieren wie Bären oder Säbelzahntigern zu schützen.

Über Jahrtausende hinweg züchtete der Mensch viele unterschiedliche Hunderassen und machte sich je nach gewünschtem Nutzen bestimmte Verhaltensweisen der Vierbeiner zunutze.

So entstanden etwa Jagdhunde oder Begleithunde, die bis heute wichtige Aufgaben für den Menschen erfüllen.

Verschiedene Hunderassen
Im Laufe der Domestikation haben sich zahlreiche Hunderassen entwickelt.

Wolf und Hund heute: Wie eng ist der Hund noch mit dem Wolf verwandt?

Die genetische Übereinstimmung von Hunden und Wölfen weicht nur um wenige Prozent ab. Beide Vierbeiner sind also noch immer eng verwandt. Sie haben sich jedoch teilweise weit voneinander entfernt.

Bis heute sind zahlreiche Hunderassen aus dem Ur-Hund entstanden: Laut FCI (The Fédération Cynologique Internationale) gibt es über 350 endgültig anerkannte Rassen. Diese unterscheiden sich in ihrem Aussehen und Wesen mal mehr und mal weniger voneinander.

Aufgrund der genetischen Merkmale beider Arten ist es theoretisch möglich, Wölfe mit Haushunden zu kreuzen. Daraus entstehen fruchtbare Nachkommen, sogenannte Wolf-Haushund-Hybride.

Da sich die Zyklen beider Tiere jedoch voneinander unterscheiden, sind Wolfshybriden in der Natur eher selten anzutreffen und häufiger auf den Menschen zurückzuführen.

Da Wölfe gesetzlich als geschützte Tiere zählen, stehen sie und ihre Nachkommen der Generationen F1 bis F4 unter Schutz. Deshalb ist die Haltung von Wölfen und Wolfshybriden in Deutschland ohne entsprechende behördliche Genehmigung und Herkunftsbescheinigung verboten.

Selbst mit Erlaubnis ist eine artgerechte Haltung nur schwer umsetzbar. Die schreckhaften und freiheitsliebenden Tiere benötigen viele Rückzugsmöglichkeiten und ausreichen Platz. Gleichzeitig sind die Rudeltiere sehr sozial und können nicht allein bleiben.

Hinzu kommt, dass die Körpersprache sich von der eines Haushunds unterscheidet. Missverständnisse zwischen Tier und Halter sind damit vorprogrammiert.

Wie reagieren Hunde auf Wölfe?

Wer sich an den schönen Wildtieren erfreuen und respektvoll mit ihren Bedürfnissen umgehen möchte, kann sie in Wild- oder Naturparks in natürlicher Umgebung bewundern.

Die meisten Wölfe in Deutschland gibt es in Brandenburg. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung gering. Treffen Haushunde doch einmal auf Wölfe, werden ihre wilden Verwandten vermutlich interessiert reagieren.

Bei einem Zusammentreffen ist es ratsam, vorsichtig zu sein. Rufen Sie Ihren Hund zu sich und leinen Sie ihn an. In der Regel wird sich der Wolf dann zurückziehen. Handelt es sich um ein besonders neugieriges Exemplar, rät die Fachstelle Wolf in Sachsen, den wilden Vierbeiner durch Rufen zu vertreiben.

Sie suchen noch einen Hund, mit dem Sie auf Waldspaziergängen die Natur entdecken können? In unseren Hundeporträts lernen Sie die beliebtesten Rassen kennen und finden garantiert einen treuen Gefährten.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hund glücklich ist, ist dann besonders hoch, wenn er ausgelastet ist. Das erreichen Sie unter anderem dadurch, dass Sie sich viel mit ihm beschäftigen. Zum Beispiel, indem Sie einen großen Anteil des Tages dem gemeinsamen Spiel widmen.

Auch hochwertiges Futter ist für seine körperliche und seelische Gesunderhaltung und damit für seine positive Stimmungslage maßgeblich entscheidend.

Endgültigen Aufschluss über die Zufriedenheit Ihres geliebten Vierbeiners gibt letztendlich nur das Hormonbild.