Hund hört nicht: Was tun?

Verfasst von Natalie Decker
Hund hoert nicht

Eine klare Kommunikation ist wichtig, damit der Hund seinen Halter verstehen kann.

Wenn der Hund nicht hört, ist dies ist nicht nur anstrengend, sondern mitunter auch gefährlich. Denn einen triebgesteuerten Hund zu stoppen, der die Befehle seines Herrchens ignoriert, ist ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Doch warum verweigern manche Hunde den Gehorsam? Wie lassen sich Fehler in der Erziehung vermeiden und wie bringt man seinen Hund dazu, aufs Wort zu hören?

Hunde sehnen sich nach klaren Regeln

Es hat nichts mit einem ausgeprägten Freiheitsdrang zu tun, wenn Ihr Hund nicht hört. Natürlich genießen Hunde auch ihre Freiheiten, wenn sie ohne Leine auf einer Wiese herumtollen, wenn sie mit anderen Vierbeinern spielen dürfen oder wenn sie sich am Hundestrand nach Lust und Laune frei im Sand bewegen dürfen.

Aber Hunde sind Rudeltiere, die sich nach Regeln und einer gewissen Ordnung im Alltag sehnen. Sie möchten sich an ihrem Rudelführer orientieren und ihm vertrauen.

Ungehorsam führt zu Stress

Wenn Ihr Vierbeiner auf einem Spaziergang bellt, knurrt und die Zähne fletscht, sobald ein anderer Hund seinen Weg kreuzt, tut er dies in aller Regel nicht, weil er Freude daran hätte, sein Gegenüber einzuschüchtern.

Vielmehr sieht er sich dazu genötigt, Sie zu beschützen. Und zwar weil er glaubt, dass Sie die Lage ohne ihn nicht im Griff hätten. Dies setzt nicht nur Sie, sondern auch Ihren Hund unter enormen Stress.

Hunde brauchen einen souveränen Führer, der ihnen liebevoll, aber konsequent den Weg weist und auf dessen Urteilsvermögen sie sich jederzeit verlassen können. Selbst Hunderassen, die als schwer erziehbar gelten, werden einem kompetenten Halter bereitwillig Gehör schenken, wenn sie merken, dass das für sie der leichtere Weg ist.

Immer für eine Belohnung zu haben

Hunde sind Opportunisten. Sie zeigen häufiger Verhalten, das sich für sie lohnt, da es zum Beispiel weniger Stress bedeutet und sogar eine Belohnung verspricht. Ein Verhalten, das sie nicht zum Ziel bringt und das womöglich negative Konsequenzen nach sich zieht, hat also immer einen Grund.

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Wenn Ihr Hund jedes „Sitz“, „Platz“ und „Bei Fuß“ ignoriert, liegt das also nicht daran, dass Ihr Liebling einfach ein Sturkopf ist. So hart es klingt: Die Ursache für Ungehorsam bei Hunden liegt allein am Halter und einer mangelnden oder falschen Erziehung.

Verlieren Sie sich jetzt nicht in Selbstvorwürfen. Sicherlich wollten Sie immer das Beste für Ihren Hund und haben aus Unerfahrenheit, Unwissenheit oder schlichtweg aus Zeitmangel Fehler gemacht. Jetzt ist die Zeit da, um die Fehler wiedergutzumachen und an einer besseren Hund-Mensch-Beziehung zu arbeiten.

Hund hört nicht: Das ist der wichtigste Grund

Um Fehler in der Erziehung zu vermeiden, ist es natürlich wichtig zu wissen, wo diese in der Vergangenheit gelegen haben. Einer der häufigsten Gründe, warum Hunde die Befehle ihres Herrchens nicht ausführen, liegt ganz einfach in der Kommunikation. Dass der Hund Befehle nicht versteht, liegt daran, dass er sie nicht als Aufforderung wahrnimmt.

Was tun, wenn der Hund nicht kommt, wenn man ihn ruft?

Unklare, genuschelte oder widersprüchliche Kommandos müssen in der Kommunikation mit Hunden unbedingt vermieden werden. Dazu gehört auch, dass Ihre Körpersprache nicht mit dem Tonfall Ihrer Stimme übereinstimmt.

Hunde sind Experten im Mienenspiellesen und können blitzschnell erkennen, in welcher Stimmung ihre Bezugsperson ist. Sie können noch so freundlich „Bei Fuß“ rufen. Wenn Ihr Vierbeiner merkt, dass Sie wütend sind, weil Sie zum Beispiel ungeduldig mit dem Fuß aufstampfen oder die Leine schwingen, wird er sich vermutlich hüten, zu Ihnen zu kommen. Wer holt sich schon freiwillig ein Donnerwetter ab?

Genauso problematisch wie unklare Kommandos sind solche, die sich ständig wiederholen. Wichtig ist, dass Ihr Hund auf das erste Kommando hört! Es ist nicht nur für Sie, sondern auch für Ihren Hund ermüdend, wenn Sie ständig alles mehrmals sagen müssen. Vermeiden Sie daher zermürbende Wiederholungen.

Hund gehorcht nicht: Schuld ist mangelnde Autorität

Wenn Sie Ihrem Hund sechsmal „Sitz“ sagen müssen, bis er sich schließlich bequemt hinzusetzen und Sie ihn dann auch noch loben, untergräbt das Ihre Autorität. Es zeigt dem Vierbeiner, dass er nicht sofort auf jedes Wort von Ihnen hören muss.

Ein weiteres Beispiel: Sie möchten, dass Ihr Hund vor dem Supermarkt wartet und sagen zu ihm so oft „Bleib“, dass er schließlich glaubt, er müsse nur so lange liegen bleiben, solange Sie „Bleib“ sagen. Sobald Sie im Supermarkt verschwunden sind und ihm kein zehntes „Bleib“ zurufen können, wird Ihr Hund aufspringen und versuchen, hinter Ihnen herzulaufen.

Schwierig wird es auch für Ihren Hund zu gehorchen, wenn die Kommandos zu einem falschen Zeitpunkt kommen. Hunde, die gerade ihr Geschäft verrichten und dann „Bei Fuß“ gerufen werden, können das Kommando nicht ausführen. Wirkungslos ist es auch, Ihrem Hund „Platz“ zu sagen, wenn er dies eigentlich erst nach 50 Metern machen soll, wenn Sie vor der Supermarkttür angelangt sind.

Das Ausführen sollte immer direkt auf das Aussprechen eines Kommandos folgen. Verwirren Sie Ihren Hund nicht, wenn Sie ihm bereits vorab Dinge erklären. Hunde sind keine Menschen: Sie verstehen unsere Worte nur im Zusammenhang mit Taten.

Hund hört nicht: Falsches Belohnen kann die Ursache sein

Ebenso entscheidend wie der Zeitpunkt eines Kommandos ist das richtige Timing beim Belohnen des Hundes. Hunde verknüpfen Lob und Tadel nur mit ihrem unmittelbaren Verhalten.

Wenn Ihr Hund bellt und knurrt, wenn es an der Haustür klingelt und Sie ihm über den Kopf streicheln, damit er sich beruhigt, lernt Ihr Hund: „Je lauter ich belle, wenn es klingelt, desto mehr Streicheleinheiten bekomme ich!“

Oder Sie möchten Ihrem Hund ein Leckerli geben, weil er „bei Fuß“ gekommen ist und kramen auf der Suche nach der Packung so lange in Ihrer Tasche, dass Ihr Hund bereits unruhig wird und anfängt zu winseln. So wird Ihr Hund nicht mehr das „Bei-Fuß-Kommen“, sondern das Winseln als lohnendes Verhalten abspeichern.

Bis Ihr Hund ein Kommando gelernt hat und aufs Wort hört, vergeht einige Zeit. Selbst die besten Übungen in der Hundeschule werden irgendwann vergessen, wenn Sie zu Hause inkonsequent oder einfach nur nachlässig sind.

Befehle und Kommandos müssen immer wieder eingeübt werden – und dies an allen möglichen Orten. Fallen sämtliche Motivationsanreize wie Leckerli, Spielzeug oder Streicheleinheiten plötzlich weg, wird Ihr Hund sich irgendwann fragen, warum er auf Sie hören sollte.

Richtiges Verhalten weiterhin loben

Häufig erwarten Besitzer, dass Hunde, die in der Hundeschule gelernt haben, wie sie auf bestimmte Befehle reagieren sollen, dies ein Hundeleben lang beibehalten. Das ist nicht der Fall.

Voraussetzung dafür ist, dass Sie auch außerhalb der Hundeschule konsequent sind, bei Ihren einmal gewählten Kommandos bleiben und Ihren Hund auch weiterhin für sein richtiges Verhalten loben.

Ihr Hund hört nicht und Sie fragen sich, ob sich Gehorsam nachträglich antrainieren lässt? Die gute Nachricht ist, dass jeder Hund lernen kann, zu hören.

Der beste Fall ist natürlich, wenn der Hund schon im Welpenalter die wichtigsten Grundkommandos lernt. Zweifellos ist es leichter, einem jungen Hund das richtige Verhalten beizubringen als einem erwachsenen Hund, der sich bereits einige Unarten angewöhnt hat.

Darüber hinaus gibt es auch Unterschiede zwischen den Rassen. So erfordert die Erziehung eines Afghanischen Windhundes, eines Bloodhounds oder eines Wolfshundes, die für einen gewissen Eigensinn berühmt sind, sicherlich mehr Know-how und Geduld als etwa die eines Labradors oder Golden Retrievers. Dennoch lassen sich auch vermeintlich schwer erziehbare Vierbeiner auf den richtigen Weg bringen.

Lesetipps: Welpenerziehung & Erwachsene Hunde erziehen

Trainingsmethoden zum Erlernen der Grundkommandos, die das Zusammenleben von Mensch und Hund um einiges erleichtern, gibt es viele. Welche die Richtige ist, hängt von Ihrem Hund ab. Wie auch wir Menschen sind Hunde individuelle Wesen, die auf unterschiedliche Reize reagieren.

Der Besuch einer Hundeschule ist in jedem Fall ratsam. Der erfahrene Hundetrainer wird Ihren Hund genau beobachten und rasch wissen, welche Methode bei Ihrem Vierbeiner vermutlich am schnellsten zum Erfolg führt.

Dabei übt nicht nur Ihr Hund die gewünschten Befehle ein, sondern auch Sie lernen, auf welche Art und Weise Sie sich verhalten müssen, damit Sie sich bei Ihrem Hund Gehör verschaffen.

Welche Gehorsamkeitsübungen gibt es?

Ob Ihr Hund auf Sie hört oder nicht, hängt letztendlich von seinem inneren Antrieb ab. Gehorsam muss sich für ihn lohnen. Um dies einzuüben, sollte ihm das Gehorsamkeitstraining zunächst einmal Spaß machen.

Mit Freude und positiver Verstärkung lernen Hunde sehr viel schneller und zuverlässiger als mit übertriebener Strenge oder einer „harten Hand“. Einfach gesagt, wenn auf die richtige Ausführung der Kommandos „Sitz“, „Platz“ oder „Bei Fuß“ eine Belohnung erfolgt, wird der Hund dieses Verhalten wieder zeigen.

Belohnungen gibt es dabei viele: Das können ein Leckerli oder ein geliebtes Spielzeug sein, aber auch ein liebevolles „Über-den-Kopf-Streicheln“ oder sanfte Worte.

Kleine Freiheiten als Belohnung

Je nach Situation bieten sich auch kleine Freiheiten als Belohnung an. Etwa wenn der Hund von der Leine darf, nachdem er vorher „Platz“ gemacht hat oder wenn der Hund mit anderen Hunden spielen darf, wenn er brav bei Fuß gegangen ist und ruhig abgewartet hat, bis Sie ihm dies erlauben.

Wichtig ist, dass der Hund die Belohnung wirklich mit der gewünschten Handlung verknüpft!

Zu einem gehorsamen Hund gehört neben der Beherrschung der Grundkommandos natürlich auch, dass er gut an der Leine läuft. Nicht Ihr Hund sollte die Richtung bestimmen, sondern Sie.

Zeigen Sie Ihrem Hund, dass an der Leine laufen auch Spaß machen kann, indem Sie ihm auf einer großen Wiese ein paar abwechslungsreiche Übungen an der Leine beibringen. Slalomlaufen, schnelles Laufen, abruptes Anhalten, Rückwärtsgehen oder schnelle Richtungswechsel wird Ihr Hund sicherlich sehr spannend finden und Ihnen aufmerksam folgen.

Die Leine sollte dabei immer locker sein. Sie dient nicht dazu, den Hund mit „Gewalt“ in eine bestimmte Richtung zu zerren.

Jedweder Verlockung widerstehen

Um zu lernen, dass er auch bei äußerlichen Reizen und Verlockungen folgsam neben Ihnen bleibt, bietet sich darüber hinaus an, dass Sie Spielzeug oder Futter in einiger Entfernung positionieren.

Wenn Ihr Hund an der Leine zerrt und darauf zustürmen will, entfernen Sie sich kommentarlos weiter weg mit ihm und vergrößern Sie damit die Distanz zum Objekt der Begierde. Erst wenn er es schafft, ruhig zu bleiben und das Ziel mit lockerer Leine zu erreichen, bekommt er es von Ihnen.

menschen mit hund in hundeschule
Wenn der Hund nicht hört, kann ein Besuch in der Hundeschule helfen.

Fazit: Der Erfolg hängt von Ihnen ab

Probieren Sie aus, welche Trainingsmethode zu Ihnen und Ihrem Hund am besten passt. Ein Hundetrainer wird Ihnen viele weitere Tipps geben und Tricks zeigen, mit denen Sie den Gehorsam Ihres Hundes verbessern können.

Es ist nie zu spät, Ihrem Hund das Hören beizubringen. Der Erfolg hängt dabei von Ihnen ab. Von Ihrer Geduld, Konsequenz und nicht zuletzt von der Zeit, die Sie für Ihren Hund und Ihr gemeinsames Training aufbringen können.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund auf dem gemeinsamen Weg viel Erfolg.


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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