Abszess bei der Katze Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Abszess an Kopf der Katze

Ein Halskragen schützt die Wunde nach der Operation.

Abszesse bei Katzen sind leider keine Seltenheit. Gerade streitlustige Freigänger kommen gerne mal mit solch einem Eitergeschwür nach Hause. Woran Sie einen Abszess erkennen und wie man diesen richtig behandelt, lesen Sie im folgenden Artikel. 

Wie entsteht ein Abszess bei der Katze? 

Bei einem Abszess (Eitergeschwür) handelt es sich um eine Entzündung, bei der sich Eiter in Gewebe-Hohlräumen bildet. Dieser Eiter kapselt sich durch Bindegewebe vom umliegenden Gewebe ab.

Der Eiter entsteht dabei durch die Einschmelzung von Zellen im Rahmen der Entzündung, welche bei Katzen häufig durch bakterielle Infektionen zustande kommt. Sterile, nicht-infektiöse Abszesse kommen seltener vor. 

Allgemein können sich Eitergeschwüre bei der Katze in jedem Organ bilden. Zu den häufig beteiligten Bakterien zählen bei Katzen Umweltkeime wie Staphylokokken. Bakterien wie Clostridien oder Escherichia coli können jedoch auch zu Abszessen bei Katzen führen.

Wie kommt es zum Abszess bei der Katze?

Diese Keime gelangen dabei meistens durch folgende Eintrittspforten in den Körper der Katze ein: 

  • Offene Wunden: Bei freilaufenden Katzen ist eine Bissverletzung die häufigste Ursache für einen Abszess. Daneben können die Bakterien aber auch über andere offene Wunden in die Haut eindringen. 
  • Blutbahn: Bei Katzen und anderen Haustieren kann eine Blutvergiftung (Sepsis) durch kleine Wunden oder auch Nabelentzündungen bei Katzenwelpen entstehen. Die Bakterien werden mit dem Blut im ganzen Körper verteilt. So entstehen Abszesse in inneren Organen (z. B. in der Leber). 
  • Zahnerkrankungen: Katzen leiden häufig an einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder einer Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis). Da sich im Maul eine Vielzahl an Bakterien befindet, gelangen diese schnell über die Zahnwurzel in den Kiefer der Katze. 
  • Einatmen von Fremdkörpern: Manchmal kommt es bei Freigängern zum Einatmen von Gräsern oder Grannen, welche sich in der Lunge durch ihre Widerhaken festsetzen. Da diese verschiedenste Umweltkeime tragen, führen sie unter Umständen zu Eitergeschwüren in der Lunge. 

Schon gewusst?
Die Abkapselung unterscheidet einen Abszess übrigens von einem Empyem. Hierbei handelt es sich nämlich um eine Eiteransammlung in physiologischen Höhlen wie Gelenkshöhlen oder Hohlorganen (z. B. Gebärmutter).

Ein typisches Anzeichen für einen Abszess bei der Katze ist die Entstehung einer Beule. So kommt es zunächst zu einer Rötung und Schwellung des betroffenen Gewebes. Dies ist natürlich nicht sichtbar, wenn sich der Abszess an einem inneren Organ befindet. 

Die betroffene Stelle ist in der Folge schmerzhaft und druckempfindlich. Katzen reagieren auf Schmerzen häufig durch Verhaltensänderungen wie Aggressivität, vermehrte Ruhe oder Fressunlust. Mit Fortschreiten der Entzündung verschlechtert sich das Allgemeinbefinden der Katze und sie bekommt Fieber. 

Manchmal kommt es zum Aufplatzen der Abszesshöhle. Dann entleert sich das Eitergeschwür nach außen. Die Konsistenz des Eiters reicht dabei von flüssig über wachsartig bis zu bröcklig.  

abszess bei katze
Platzt der Abszess entleert sich gelber Eiter.

Frisst ihre Katze schlecht, humpelt sie oder ist gar eine Umfangsvermehrung fühlbar, so sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann bei einer eingehenden Untersuchung den Abszess lokalisieren und andere mögliche Ursachen ausschließen.  

Mithilfe einer Blutuntersuchung lässt sich eine Entzündung im Körper der Katze nachweisen. Hat der Tierarzt daraufhin den Verdacht, dass es sich um einen Abszess an einem inneren Organ handelt, nutzt er bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall.  

Wie ein Abszess bei der Katze vom Tierarzt behandelt wird, richtet sich unter anderem danach, wie weit fortgeschritten das Eitergeschwür schon ist. Fängt der Abszess gerade erst an, sich zu bilden, reicht im besten Fall die alleinige Gabe eines Antibiotikums. Meist in Kombination mit einem Schmerzmittel. 

Da die meisten Katzen aber oft erst Symptome zeigen, wenn die Abszessbildung schon weiter fortgeschritten ist, muss das Eitergeschwür oftmals unter Narkose vom Tierarzt geöffnet werden. Anschließend entleert er die Abszesshöhle vollständig und säubert sie. Es wird zudem eine Drainage eingelegt, damit neu gebildeter Eiter abfließen kann. Diese entfernt der Veterinär nach ein paar Tagen wieder. 

Parallel zu dieser operativen Behandlung erhält die Katze noch für einige Tage Schmerzmittel und Antibiotika. 

Löst ein Abszess eine Blutvergiftung aus, können Katzen durchaus an dieser sterben. Das ist allerdings der Extremfall.

Ansonsten gilt: Abszesse bei der Katze können je nach Lokalisation, Größe und Art des Bakteriums völlig unterschiedlich verlaufen. Allgemein gilt, dass ein großer Abszess eher zum Aufbrechen neigt und dementsprechend eher zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung führt.

Wie stehen die Heilungschancen? 

Die Heilungschancen stehen gut, wenn Sie das Eitergeschwür Ihrer Katze rechtzeitig behandeln lassen. Gegen gängige Antibiotika unempfindliche (resistente) Bakterien oder das Vorkommen eines Abszesses an schwer zu erreichenden Orten (z.B. in der Beckenhöhle oder im Oberkiefer) erschweren allerdings die Therapie und damit die Prognose. 

Prophylaxe: Wie vermeide ich Abszesse bei der Katze? 

Die meisten Abszesse bei der Katze entstehen durch Bissverletzungen. Hatte Ihre Katze also Streit mit einer anderen Katze oder einem Marder, kann eine geeignete Wundhygiene helfen, die Entstehung eines Abszesses zu verhindern. 

Kürzen Sie im ersten Schritt das Fell rund um die Verletzung. Reinigen Sie die Wunde danach mit steriler Kochsalzlösung oder abgekühltem, abgekochtem Wasser. Anschließend tragen Sie ein geeignetes Desinfektionsmittel auf die Wunde auf (z. B. Cutasept oder Braunovidon). 

Damit die Wunde trocknet und verheilt, sollten Sie sie nicht abdecken. Behalten Sie die Wunde in den nächsten Tagen genau im Auge. Zeigen sich Anzeichen einer Entzündung (Rötung / Schwellung) oder verschlechtert sich das Allgemeinbefinden Ihrer Katze, suchen Sie schnell Ihren Tierarzt auf. 

Quellen:

  • geb.uni-giessen.de
  • Hans Lutz / Barbara Kohn / Franck Forterre: Krankheiten der Katze, 6. Aufl., Stuttgart 2019.

Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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