Haben Sie bei Ihrem Wurf ein Kitten mit einer Zehe zu viel entdeckt? Dann haben Sie sich sicher nicht verzählt. Denn es kann sein, dass Ihr Schmuser polydaktil ist, also mehr Zehen als normal hat. Was die Polydaktylie bei Katzen für die Gesundheit bedeutet und was Sie über das kontroverse Thema noch wissen sollten, erfahren Sie hier.
Polydaktylie bei Katzen (Vielzehigkeit)

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„Polýs“ bedeutet viel und „dáktylos“ ist griechisch für Finger.
Verpaarung von „Polys“ – Qualzucht oder Vorzug?
Die Zucht mit sogenannten „Polys“ ist allseits umstritten. Deshalb empfiehlt das Gutachten zur Auslegung des § 11b des Tierschutzgesetzes der Sachverständigengruppe „Tierschutz und Heimtierzucht“ des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL), Katzen mit Polydaktylie von der Zucht auszuschließen.
Andere hingegen sehen die Polydaktylie bei Katzen nicht als Makel, sondern eher als Vorteil. So gehen sie davon aus, dass die betroffenen Stubentiger besser klettern und greifen können und somit Katzen mit einer „normalen“ Zehenanzahl beim Jagen überlegen sind. In Amerika züchten einige Züchter sogar gezielt auf eine Polydaktylie hin – und zwar bei der Katzenrasse „Superscratcher“.
Fest steht, dass Sie in Deutschland nicht mit Katzen züchten sollten, die die entsprechende Anomalie aufweisen. Dies ist wichtig, um weitere Poly-Jungtiere zu vermeiden und die in Deutschland von der Wissenschaft anerkannten Rassestandards einzuhalten.
Symptome: Welche Anzeichen treten bei Polydaktylie bei Katzen auf?
Katzen mit einer Polydaktylie haben meist anstelle von fünf Vorderzehen und vier Hinterzehen vorne sechs und hinten fünf Zehen – also jeweils eine Zehe zu viel.
Die Ausprägung des Merkmals kann jedoch variieren. Das Gen kann dazu führen, dass an allen Gliedmaßen eine Zehe mehr wächst oder nur eine Pfote betroffen ist. Auch kommt es selteneren Fällen vor, dass mehr als eine Zehe zu viel ausgebildet ist. So berichtet das Guinnessbuch der Rekorde über einen Kater namens Jake, der anstatt 18, ganze 28 Zehen haben soll.
Hat auch Ihre Katze eine oder mehr Zehen zu viel, ist dies für sie nicht schmerzhaft. In seltenen Fällen kann es passieren, dass eine Kralle einreißt und sich entzündet. Große Komplikationen treten in der Regel nicht auf.
Abhängig davon, wo das zusätzliche Glied an der Pfote ansetzt, teilen Spezialisten die Vielfingerigkeit bei Katzen in zwei unterschiedliche Formen ein:
1. Die Mittens-Form
Diese Bezeichnung stammt aus dem Englischen („mitten“) und heißt so viel wie „Boxhandschuh“ oder „Fäustling“. Hierbei kommt es dazu, dass die vererbte Genmutation die innere Seite der Pfote beeinflusst. Die polydaktilen Katzen besitzen anstelle einer Afterkralle an den Vorderpfoten einen Daumen.
2. Die Patty-Foot-Form
Die Pfote der Katze erscheint kreisrund, wie ein Hamburger-Patty. Der Grund: Das Polygen führt dazu, dass die Zehe entweder in der Mitte oder außen an der Pfote wächst.

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Ursachen: Was sind die Auslöser von Polydaktylie bei Katzen?
Die Ursache von Polydaktylie bei Katzen ist eine spezielle Genmutation, die autosomal dominant vererbbar ist. Das Erbgut von Katzen sieht normalerweise vor, dass Katzen insgesamt 18 Zehen an den Vorder- und Hinterpfoten haben. Ist das dafür verantwortliche Gen verändert, ändert sich dadurch auch die Anzahl der Zehen.
Besonders häufig kommt die Vielzehigkeit bei der Katzenrasse Maine Coon vor. Verschiedene Quellen geben an, dass 40 Prozent der ursprünglichen Form der Maine Coon eine Zehe zu viel hatten.
Interessant zu wissen: Da die Katze des weltweit bekannten Schriftstellers Ernest Hemingway auch ein Poly war, entstand für polydaktile Katzen der Name „Hemingway-Katzen“. Katzen mit einer weiteren Zehe an mindestens zwei Pfoten tragen außerdem den Namen „Schiffskatze“.
Auch die Rasse Pixiebob ist für ihre häufig vorkommende Polydaktylie bekannt. Im Gegensatz zur Maine Coon zählt die Polydaktylie der Pixiebob jedoch laut der TICA (The International Cat Association) zu den anerkannten Rassestandards.