Blauer Wiener

Verfasst von Bärbel Edel
Blauer Wiener

Typisch für den Blauen Wiener: Glänzendes, blaugraues Fell und blaugraue Augen.

Ihr Name verrät es bereits: Die Kaninchenrasse Blauer Wiener stammt ursprünglich aus Österreich. Mit ihrem glänzenden blaugrauen Fell sind die Vertreter dieser Rasse nicht nur hübsch anzusehen – sie haben auch einen liebenswerten Charakter. Außerdem gelten die sympathischen Langohren als robust und pflegeleicht.

Aussehen des Blauen Wieners

Der Blaue Wiener gehört zu den sogenannten Wienerkaninchen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe mittelgroßer Kaninchenrassen mit verschiedenen Farben.

Jede Farbvariante der Wienerkaninchen bildet eine eigene Kaninchenrasse. Daher gibt es neben dem Blauen Wiener noch den Weißen Wiener, den Schwarzen Wiener, den Grauen Wiener und den Blaugrauen Wiener.

Wie der Name schon vermuten lässt, stammt die Kaninchenrasse ursprünglich aus Wien. Ihr Fell zeichnet sich durch einen satten, blaustichigen Grauton aus. Es ist mittellang, glänzend und hat eine besonders dichte Unterwolle. Die Augen des Blauen Wieners sind blau oder blaugrau. Die Krallen haben eine dunkle Farbe.

Körperbau des Blauen Wieners

Alle Wienerkaninchen, kurz „Wiener“ genannt, haben eine ähnliche Körperform: Ihr Rumpf ist leicht gestreckt und walzenförmig. Die Läufe sind mittellang und kräftig.

Auf einem kurzen Hals sitzt ein Kopf mit breiter Stirn, breiter Schnauze und gut ausgeprägten Backen. Die aufrechtstehenden Ohren sind zehn bis dreizehn Zentimeter lang.

Idealerweise bringt ein Kaninchen dieser Rasse zwischen 4,25 und 5,25 Kilogramm auf die Waage. Das Mindestgewicht beträgt 3,75 Kilogramm.

Blaue Wiener gelten als relativ unkomplizierte Tiere. Sie haben ein friedliches, zutrauliches Wesen und lassen sich leicht zähmen. Dabei können die Langohren bei guter Behandlung eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Besitzer aufbauen.

Kein Wunder also, dass sie zu den beliebtesten Kaninchenrassen in Deutschland zählen. Zudem sind Blaue Wiener sehr neugierig. Sie lieben es, ihre Umgebung zu erkunden und bewegen sich gern.

Mit diesen Charakter-Eigenschaften ist die Rasse auch für Kaninchen-Anfänger geeignet. Allerdings ist natürlich eine artgerechte Haltung, die ihrem Bedürfnis nach Abwechslung und Gesellschaft Rechnung trägt, Voraussetzung.

Auch wenn Blaue Wiener eine robuste und genügsame Kaninchenrasse sind, gibt es bei ihrer Haltung einige Punkte zu beachten, damit sie sich wohlfühlen.

Wie alle Kaninchen sind auch die blaugrauen Hoppler ausgesprochen soziale Tiere und sollten auf keinen Fall allein leben müssen. Sie brauchen mindestens ein weiteres Kaninchen, mit dem sie auf Kaninchenart kommunizieren und kuscheln können.

Am besten funktioniert das Zusammenleben mit Wurfgeschwistern verschiedenen Geschlechts. Ebenso ist eine Gruppe aus einem Böckchen und zwei Häsinnen möglich.

Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie Ihre Blauen Wiener durchaus zusammen mit Katzen halten. Machen Sie sich aber keine Hoffnung, dass eine innige Freundschaft entsteht. Auch Hunde und Kaninchen gehen unter Umständen zusammen. Lassen Sie Ihre Kaninchen aber sicherheitshalber nie mit dem Hund allein.

Nicht mit Mehrschweinchen zusammen

Leider werden Kaninchen oft zusammen mit Meerschweinchen gehalten. Doch beide Tierarten haben nur wenig gemeinsam und sollten deshalb nicht zusammen untergebracht werden.

Kaninchen etwa kuscheln gern und putzen sich gegenseitig. Meerschweinchen kennen ein solches Verhalten nicht und fühlen sich dadurch bedrängt. Ein anderes Beispiel: Während Meerschweinchen über eine sehr komplexe Lautsprache verfügen, schreien Kaninchen nur in Todesangst. Missverständnisse und Aggressionen sind hier vorprogrammiert.

Blaue Wiener sind sehr fruchtbar

Achtung: Blaue Wiener sind sehr vermehrungsfreudig. Aufgrund ihrer hohen Fruchtbarkeit sind die blaugrauen Langohren vor allem bei Züchtern sehr beliebt. Um ungewollten Nachwuchs und aggressives Verhalten im Zusammenhang mit Hitze und Scheinträchtigkeit zu vermeiden, sollten Sie die Tiere rechtzeitig kastrieren lassen.

Am besten draußen halten

Obwohl Blaue Wiener auch in Wohnungshaltung leben können, ist ein Außenstall mit angeschlossenem Freigehege die artgerechtere Alternative. Denn dort fühlen sich die robusten Hoppler am wohlsten.

Achten Sie im Sommer unbedingt auf ausreichenden Sonnenschutz. Denn bei zu viel Sonnenlicht kann das Fell der Blauen Wiener ausbleichen. Generell sollten Sie aufpassen, dass ihre Fellnasen im Sommer nicht zu viel Hitze abbekommen.

Das gehört zur Grundausstattung des Kaninchenstalls:

Im Online-Shop von zooplus finden Sie außerdem eine große Auswahl an Kaninchenställen und Freigehegen.

Kaninchen brauchen Platz

Ein kleiner Verschlag auf dem Balkon ist kein geeignetes Quartier für ein Kaninchen. Das gilt auch für die neugierigen Blauen Wiener mit ihrem ausgeprägten Bewegungsdrang. Allein schon wegen ihrer Größe benötigen sie unbedingt eine geräumige Unterkunft.

Wie alle Hasentiere langweilen sich auch Blaue Wiener schnell. Daher brauchen sie regelmäßige Beschäftigung und freuen sich über einen abwechslungsreichen Auslauf. Der sollte viel Platz zum Hoppeln, Rennen und Hakenschlagen bieten. Ein Abenteuerspielplatz mit Sandgruben zum Buddeln sowie Höhlen und Tunnel zum Verstecken lässt ein Kaninchenherz höherschlagen.

Spieltunnel und Röhren für Kaninchen finden Sie ebenfalls im Online-Shop von zooplus.

Pflegeleichte Kaninchen

Selbstverständlich sollten Stall und Gehege regelmäßig saubergemacht werden. Davon abgesehen ist die Pflege der Blauen Wiener aber nicht besonders aufwendig.

Während des Fellwechsels im Frühjahr und im Herbst sollten Sie das Fell hin und wieder ausbürsten.

Kontrollieren Sie außerdem regelmäßig die Krallen Ihrer vierbeinigen Mitbewohner. Vor allem, wenn die Tiere sich ausschließlich in der Wohnung bewegen, nutzen sich ihre Krallen nicht ausreichend ab. Zu lange Krallen sollten Sie mit einer Krallenschere kürzen. Das kann allerdings auch der Tierarzt übernehmen.

In Sachen Ernährung gibt es keine Besonderheiten zu beachten. Wie alle Kaninchen haben auch Blaue Wiener einen recht empfindlichen Magen. Täglich frisches Heu und Stroh beugt Verdauungsproblemen vor und ist daher Pflicht. Auch frisches Wasser sollte immer bereitstehen.

Neben frischem Gemüse wie etwa Karotten fressen Kaninchen gern frisches Gras und Löwenzahn. Sorgen Sie außerdem für Äste und Zweige zum Abnagen.

Falls Sie Ihren Blauen Wienern fertige Futtermischungen geben möchten, achten Sie auf eine hochwertige Qualität ohne Zucker und andere schädliche Zusatzstoffe.

Alles Wichtige über artgerechtes Kaninchenfutter erfahren Sie in dem Artikel Kaninchen Ernährung im zooplus Magazin.

Blaue Wiener gelten als widerstandsfähige Kaninchenrasse, die keine hohen Ansprüche stellt. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung beträgt acht bis zehn Jahre.

Wie bereits erwähnt, sind sie sehr fruchtbar. Außerdem wachsen sie schnell und sind gute Futterverwerter.

Allerdings soll diese Rasse zu Fehlstellungen der Zähne neigen – bedingt durch den breiten, verkürzten Kopf. Lassen Sie das Gebiss Ihrer Blauen Wiener vorsichtshalber regelmäßig vom Tierarzt kontrollieren.

Zweige, frisches Gras und Heu fördern den Abrieb der Zähne und beugen Zahnproblemen vor.

Die liebenswerte Kaninchenrasse hat auch Ihr Herz erobert und sie möchten einer Gruppe Blauer Wiener ein Zuhause geben?

Blaue Wiener werden auf diversen Anzeigenportalen zum Kauf angeboten. Tierschützer raten jedoch generell davon ab, Kaninchen von solchen privaten Züchtern zu erwerben. Oft würden die Tiere unter Bedingungen gehalten, die alles andere als artgerecht sind: Zu wenig Platz, mangelnde Hygiene und unzureichende tierärztliche Versorgung sind offenbar keine Ausnahmen.

Die Böckchen müssen die meiste Zeit allein, ohne die Gesellschaft anderer Kaninchen leben, weil sie nur zum Decken der Häsinnen gebraucht werden.

Ähnliches dürfte für Zoohandlungen und Baumärkte gelten. Tierschützer bemängeln, dass dort manchmal sehr junge Tiere angeboten würden – zu früh von der Mutter getrennt und zuweilen unter fragwürdigen Bedingungen gezüchtet.

Inwieweit organisierte Rassekaninchen-Züchter ihre Tiere artgerecht halten, ist schwer zu beurteilen. Wer ein Kaninchen vom Züchter möchte, kann sich bei den diversen Verbänden (zum Beispiel dem Verband Bayerischer Rassekaninchenzüchter) nach seriösen Anbietern erkundigen.

Am besten adoptieren Sie einen Hoppler aus dem Tierschutz. Im Tierheim finden Sie Kaninchen aller Rassen und mit etwas Glück auch Blaue Wiener. Der Vorteil: Die Mitarbeiter kennen ihre Schützlinge genau und beraten Sie gerne, welche Fellnase am besten zu Ihnen passt.

Die Ursprünge dieser Kaninchenrasse liegen im Österreich des 19. Jahrhunderts. Zur damaligen Zeit hielt man Kaninchen noch nicht als Heimtiere. Kaninchen sollten ein wärmendes Fell oder einen guten Braten abgeben.

Der Eisenbahnbeamte Johann Konstantin Schultz wollte eine Kaninchenrasse züchten, die beides lieferte. In einer Kaninchenzüchter-Zeitschrift schilderte er im Jahr 1895 seine Beweggründe:

„Das leitende Motiv, das mich zur Schaffung dieser neuen Kaninchenart bewog, bestand darin, uns ein Kaninchen zu erzüchten, welches den besten seiner Art nicht nur in keiner Weise nachsteht, sondern zufolge seiner ergiebigen Fleischproduktion und seines schönen Felles einen doppelten wirtschaftlichen Wert bietet.“

Zur Zucht verwendete der Eisenbahner aus Wien Belgische Riesen, Französische Halbwidder und Blaue Lothringer. So entstand der Blaue Wiener.

1903 gelangten die ersten Blauen Wiener nach Deutschland und wurden als „Wirtschaftsrasse“ sehr populär. Inzwischen werden die Langohren aus Österreichs Hauptstadt auch als Heimtiere immer beliebter.

Fazit: Liebenswerte Schönheiten

Mit ihrer robusten Gesundheit und ihrem friedlichen Wesen eignen sich die liebenswerten Schönheiten auch für Anfänger.

Dennoch sollte man den Aufwand für eine artgerechte Haltung nicht unterschätzen. Wie alle Kaninchen, benötigen auch Blaue Wiener ausreichend Beschäftigung sowie Kontakt zu Artgenossen, um glücklich zu sein.


Bärbel Edel
Profilbild von Magazin-Autorin Bärbel Edel

Ich bin Journalistin, liebe Tiere und habe bereits während meines Volkskunde-Studiums zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden geforscht. Vor einigen Jahren habe ich einen Kater aus dem Münchner Tierheim adoptiert. Elvis war der Anlass, meinen Katzenblog „Lieblingskatze“ zu gründen und mich auch journalistisch mit Tieren zu befassen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen, dass Menschen ihre Heimtiere besser verstehen.


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