{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/katze/katzengesundheit-pflege/wie-sehen-katzen","title":"Wie sehen Katzen? Alles über Nachtsehen und Farbwahrnehmung","mag_id":177062,"is_single":true,"cat_name":"Katze","sub_cat_id":91,"sub_cat_name":"Katzengesundheit und Pflege","cat_id":9}
Katzenaugen sind nicht nur schön, sondern sehen vor allem in der Dämmerung mehr als das menschliche Auge. Warum sehen Katzen auch im Dunkeln gut? Und sind sie wirklich farbenblind? Wir zeigen, wie Samtpfoten die Welt sehen und wie Sie eine Katze mit schlechtem Sehvermögen unterstützen.
Um zu verstehen, wie Katzen die Welt sehen, hilft ein Blick auf die Anatomie des Katzenauges. Das komplexe Sehorgan besteht wie beim Menschen aus drei verschiedenen Schichten:
Die vordere Augenschicht besteht aus der weißen Lederhaut (Sklera) und der Hornhaut (Cornea), die dem Auge seine Form gibt. Die Krümmung der Hornhaut trägt zur Brechkraft des Auges bei, was für das Sehvermögen (Visus) der Katze von enormer Bedeutung ist.
Die mittlere Augenschicht wird als Uvea (lat. uva = Traube) bezeichnet und besteht aus der farbgebenden Regenbogenhaut (Iris), dem Ziliarkörper, dem Glaskörper (Corpus vitreum) und der Aderhaut (Chorioidea). Die Muskeln der Iris steuern die Pupille und damit den Lichteinfall: Angespannt weitet sich die Pupille, entspannt verengt sie sich. Der Ziliarkörper ist für die Aufhängung der Linse, die Brechkraft und die Produktion des Kammerwassers zuständig, das den Augeninnendruck bestimmt. Gemeinsam mit der stark durchbluteten und pigmentierten Aderhaut versorgt er das Auge mit Nährstoffen.
Die hintere Augenschicht wird von der hinter dem Glaskörper gelegenen Netzhaut (Retina) und dem Sehnerv gebildet. Die Netzhaut besteht aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Sinneszellen. Dazu zählen die für die Wahrnehmung von Farbe und Helligkeit spezialisierten Stäbchen und Zapfen. Werden sie durch einen plötzlichen Lichteinfall erregt, wird die Erregung über den Sehnerv bis in die Sehrinde des Gehirns weitergeleitet. Dort wird die Erregung als Wahrnehmung verarbeitet.
Die Retina und ihre Sinneszellen sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Sicht einer Katze vor allem in der Dämmerung so gut ist.
Wie sehen Katzen bei Nacht?
Katzen können nachts selbst bei sehr schwachem Licht deutlich besser sehen als Menschen. Ihre Augen sind auf die Hell-Dunkel-Sicht spezialisiert, denn ihre Netzhaut besitzt deutlich mehr Stäbchen als unsere.
Die lichtempfindlichen Sinneszellen sind für die Wahrnehmung von Helligkeit zuständig: Je mehr Licht auf sie fällt, desto stärker nimmt das Gehirn Helligkeit wahr. Dadurch liegt die Schwelle, ab der Katzen Licht noch wahrnehmen können, etwa siebenmal niedriger als beim Menschen.
Unterstützt wird die Nachtsicht der Katze durch eine größere Hornhaut und eine weiter hinten sitzende Linse, die mehr Licht ins Auge einfallen lassen.
„Spiegelschicht“ sorgt für besseres Sehen im Dunkeln
Zusätzlich verfügen Katzen über das Tapetum lucidum (lat. „leuchtender Teppich“). Diese halbmondförmige Schicht in der Aderhaut kommt auch bei Hunden und Rindern vor.
Das Tapetum lucidum besteht aus kristallähnlichen Strukturen, die das einfallende Licht wie ein Spiegel reflektieren und so die Stäbchen ein zweites Mal reizen. Dadurch wird das schwache Licht optimal genutzt, allerdings auf Kosten der Sehschärfe.
Bei Nachtspaziergängen lässt sich diese Struktur erkennen, wenn das Licht einer Lampe oder des Monds richtig in die Katzenaugen fällt: Dann leuchten die Augen gelblich oder blaugrün auf.
Wer sieht nachts besser: Hund oder Katze?
Hunde sehen in der Dämmerung ebenfalls besser als ihre Halter. Allerdings ist ihre Nachtsicht weniger stark ausgeprägt als bei Katzen. Auch Hunde besitzen ein Tapetum lucidum, doch insgesamt sind Katzen die „Nachtsicht-Experten“.
Trotzdem gilt: In völliger Dunkelheit sind auch die besten Katzenaugen überfordert. Dann verlassen sich Fellnasen bei der Orientierung auf ihre anderen Sinne, etwa ihr feines Gehör oder ihre empfindlichen Tasthaare.
Wie nehmen Katzen Bewegungen wahr?
Katzen reagieren unglaublich schnell auf sich bewegende Objekte. Sie können sogar eine Fliege mit nur einem Versuch fangen. Auch diese Fähigkeit verdanken Katzen den Stäbchen in der Netzhaut.
Die Anzahl der Stäbchen beeinflusst die sogenannte Flickerverschmelzungsfrequenz: Sie beschreibt die Geschwindigkeit, mit der ein rascher Wechsel von Hell und Dunkel nicht mehr einzeln erkannt wird, sondern als durchgehendes Licht erscheint.
Beim Menschen liegt diese Grenze bei etwa zehn bis 60 Lichtreizen pro Sekunde. Katzenaugen können jedoch deutlich mehr Reize verarbeiten und Bewegungen schneller wahrnehmen. Was wir zum Beispiel als gleichmäßig leuchtende Neonröhre sehen, erscheint einer Katze deshalb oft als flackerndes Licht.
Das Katzenauge ist auf die Hell-Dunkel-Sicht und auf schnelle Reaktionen spezialisiert.
Sehen Katzen Farben?
Die Vermutung, dass Katzen farbenblind sind, trifft zwar nicht zu. Doch das Farbsehen der Katze ist weitaus weniger ausgeprägt als etwa ihre Fähigkeit, im Dämmerlicht zu sehen. Das liegt daran, dass ihre Augen weniger auf Farben spezialisierte Zapfen besitzen als auf Helligkeit reagierende Stäbchen.
Zum Vergleich: Die knapp sechs Millionen Zapfen in der menschlichen Netzhaut sind dazu in der Lage, die Grundfarben Rot, Blau und Grün wahrzunehmen. Durch die Erregung unterschiedlicher Zapfentypen kann der Mensch außerdem Mischfarben wie Lila, Orange oder Türkis sehen.
Welche Farben mögen Katzen?
Wie Hundeaugen sind auch Katzenaugen dichromatisch (lat. di = zwei und lat. chroma = Farbe). Deshalb können Katzen Gelb und Blau gut voneinander unterscheiden, Rot und Grün erkennen sie dagegen schlechter. Man geht davon aus, dass Katzen vor allem Blau bevorzugen.
Im Alltag ist das eingeschränkte Sehspektrum der Katze übrigens kein Problem – vor allem, wenn sie ihr blaues oder gelbes Spielzeug schenken statt rotes oder grünes.
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Wie weit sehen Katzen?
Katzen sind genau wie Menschen in der Lage, Entfernungen gut einzuschätzen und räumlich zu sehen. Das liegt daran, dass beide ein ähnliches Gesichtsfeld haben: Der Bereich des Raumes, den Menschen wahrnehmen können, liegt bei etwa 180 Grad, das Sichtfeld der Katze beträgt etwa 200 Grad. Außerdem haben beide eine große Überlappung beider Augen von etwa 140 Grad.
Bei der Sehschärfe schneiden Katzen jedoch deutlich schlechter ab als ihre Halter und sind oft kurzsichtig: Was Menschen aus etwa 50 Metern Entfernung noch gut erkennen können, wird für Katzen erst in einem Abstand von etwa sechs Metern scharf.
Augenprobleme bei Katzen: Was ist, wenn meine Katze erblindet?
Da die Sinnesorgane der Katze, wie Geruchs- und Gehörsinn, besonders scharf sind, kommt sie auch mit nur einem Auge oder ohne Sehkraft zurecht. Trotzdem ist es wichtig, Augenerkrankungen zu vermeiden und behandeln zu lassen.
Augenerkrankungen wie der grüne Star (Glaukom) können bei Samtpfoten zur Erblindung führen: Durch eine Steigerung des Augeninnendrucks schädigt er auf Dauer den Sehnerv. Auch Verletzungen oder tumoröse Veränderungen können dazu führen, dass sich das Sehvermögen einer Katze verschlechtert.
Mehr über die Ursachen und was Sie tun können, wenn das Sehvermögen Ihrer Katze schlechter wird, erfahren Sie in unserem Beitrag: Blinde Katze – Was muss ich beachten?
FAQ
Brauchen Katzen Licht in der Wohnung?
Katzen brauchen nachts nicht mehr Licht als wir Menschen. Sie finden sich auch in dunklen Räumen hervorragend zurecht, da sie sich nicht ausschließlich auf ihren Sehsinn verlassen müssen. Es ist nicht notwendig, der Katze nachts ein Licht brennen zu lassen. Denn um schlafen und regenerieren zu können, braucht auch der Körper einer Katze Dunkelheit.
Können Katzen Geister sehen?
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Beleg dafür, dass Katzen Geister sehen können. Was häufig als „übernatürliche Wahrnehmung“ gedeutet wird, lässt sich stattdessen mit den besonders ausgeprägten Sinnen von Katzen erklären: Sie hören höhere Frequenzen, riechen intensiver und nehmen kleinste Bewegungen oder Lichtreflexe wahr. Wenn Ihre Katze also anscheinend ins Leere starrt oder etwas „Unsichtbares“ verfolgt, reagiert sie in Wirklichkeit auf Reize, die für Sie nicht wahrnehmbar sind.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dient nur zu Informationszwecken und ist nicht als Ersatz für eine professionelle tierärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung gedacht. Wenn Sie Fragen oder Bedenken bezüglich der Gesundheit Ihres Haustieres haben, wenden Sie sich bitte immer an einen zugelassenen Tierarzt.
Franziska G., Tierärztin
An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln.
Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen.
Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.
Das Hundealter lässt sich bekannterweise einfach herleiten: Ein Hundejahr gleicht sieben Menschenjahren – wobei diese beliebte Faustformel ihre Tücken hat und inzwischen als veraltet gilt. Wie lässt sich aber das Katzenalter bestimmen und in Menschenjahre umrechnen? Wie alt werden Katzen überhaupt? Und ab welchem Alter gelten Katzen als Senioren?
Viele Samtpfoten genießen es, sich auf dem Autodach oder dem Balkon die warme Sonne auf ihr Fell scheinen zu lassen. An besonders sommerlichen Tagen und bei großer Hitze kommen aber auch Katzen an ihre Grenzen. Wir haben die besten Sommer-Tipps für Sie zusammengefasst, mit denen Sie Ihre Katze abkühlen können.
Sie sorgen sich, weil Ihre in die Jahre gekommene Samtpfote nicht mehr auf ihren Namen hört? Oder wundern Sie sich, weshalb Ihr Stubentiger seinen Futternapf nicht mehr auf Anhieb findet? Vermutlich hat Ihre Katze ein stolzes Seniorenalter erreicht und braucht jetzt besondere Pflege. Erfahren Sie, wie Sie die Symptome von Altersschwäche bei Ihrer Katze frühzeitig erkennen und ihr ein altersgerechtes Leben bieten.