Pubertät beim Hund: Anzeichen, Alter, Dauer Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Ständiges Testen der Grenzen und Prüfen Ihrer Autorität – Willkommen in der Pubertät Ihres Hundes! Doch Kopf hoch: Mit diesen Tipps werden Sie Ihr „PuberTier“ in dieser schwierigen und anstrengenden Zeit besser verstehen und erziehen.

Hund in der Pubertät zerstört ein Sofa.

In der Pubertät reagieren Hunde emotionaler auf Reize.

Wann kommen Hunde in die Pubertät?

Der Beginn der Pubertät hängt beim Hund von der jeweiligen Rasse und vom individuellen Tier ab. Die anstrengende Zeit startet etwa nach der Welpenzeit, wenn alle Milchzähne ausgefallen und 42 bleibende Zähne durchgebrochen sind.

Wie lange dauert die Pubertät bei Hunden?

Allgemein besagt die Regel, dass kleinere Hunderassen etwas früher (etwa ab sechs Lebensmonaten) als größere Hunderassen (etwa ab zwölf Monaten) in das Trotzalter kommen.

Interessant zu wissen: Die Pubertät beim Hund ist ein Teil der sogenannten Adoleszenz. Während die Pubertät mit Erreichen der Geschlechtsreife endet, dauert die Adoleszenz bis zum Beginn des Erwachsenseins und Erlangen der Zuchtreife an.

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Entwicklung: In 6 Phasen zum erwachsenen Hund

Während seiner Entwicklung vom Hundebaby zum ausgewachsenen Hund durchläuft der Vierbeiner mehrere Phasen. Auch die Pubertät selbst lässt sich in zwei Phasen aufteilen.

  • Neugeborenen­phase (0-2 Wochen): Der Welpe ist blind, taub und völlig hilflos.
  • Übergangs­phase (2-4 Wochen): Augen und Ohren öffnen sich, der Hund tapst herum.
  • Sozialisierungs­phase (4-12 Wochen): Der Welpe spielt und entdeckt die Welt.
  • Rangordnungs­phase (3-6 Monate) bzw. erste Phase der Pubertät: Der heranwachsende Hund beginnt, seine Grenzen auszutesten.
  • Pubertät (6-18 Monate) oder auch zweite Pubertät: Junge Hunde werden geschlechtsreif und zeigen in der Flegelphase rebellisches Verhalten.
  • Reife (18 Monate-3 Jahre): Der Hund ist erwachsen und hat seinen Platz im Rudel gefunden.

Wann ist die Pubertät beim Hund zu Ende?

Wie der Beginn hängt auch das Ende der Pubertät von individuellen Merkmalen wie der Rasse des Hundes ab. Kleine Hunde, die früh zu pubertieren begonnen haben, sind bereits mit 18 Monaten aus dem Gröbsten raus. Bei größeren Exemplaren kann die Pubertät 24 bis 36 Monate dauern.

Anzeichen: Wie macht sich die Pubertät beim Hund bemerkbar?

Nicht nur Teenager werden in ihrer Pubertät aufmüpfig und anstrengend – auch Ihre Fellnase wird früher oder später zum „PuberTier“. Typische Anzeichen sind es, wenn Ihr Hund plötzlich andere Verhaltensweisen zeigt, bereits bekannte Kommandos verlernt und all seine Grenzen testet.

Wesensveränderung während der Pubertät

Kommt Ihr Hund in die Pubertät, kann sich sein Verhalten plötzlich ändern:

  • Ihre Fellnase markiert häufiger während des Gassigehens.
  • Ihr Liebling lässt sich schneller und einfacher motivieren.
  • Obwohl Ihr Hund bereits das Alleinsein gelernt hatte, jault er nun, wenn Sie den Raum verlassen oder kratzt an den Türen.
  • Ihr Vierbeiner wirkt selbstsicherer und erkundet seine Umgebung, ohne dabei auf Sie zu achten.
  • Beim Spielen geht er mit Hunden anders um als zuvor, zum Beispiel dominanter oder ängstlicher.
Hund in der Pubertät spielt mit einem Ball. © otsphoto / stock.adobe.com
Pubertäre Hunde lieben es, die Umwelt auch mal ohne Hundehalter zu entdecken.

Worauf muss ich bei der Pubertät beim Hund achten?

Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr pubertierender Hund auf Ihrer Nase herumtanzt, sind klare Regeln während der gesamten Trotzphase zwingend erforderlich. Damit dies funktioniert, müssen sich alle Personen im Haushalt wie Partner oder Kinder daran halten.

Tipps für den Umgang mit pubertierenden Rüden und Hündinnen

Wir geben Ihnen fünf wichtige Regeln an die Hand, die Sie unbedingt während der Pubertät einhalten sollten:

  1. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass er sich bei Ihnen sicher fühlen kann. Stellen Sie sich bei Gefahr (zum Beispiel aggressive angeleinte Hunde) aktiv vor ihn und bewahren Sie zugleich Ruhe.
  2. Gehen Sie als Rudelanführer immer voraus.
  3. Festigen Sie die bisher gelernten Grundkommandos wie Sitz, Hier, Platz und Bleib. Gerne auch mit der Hilfe von Leckerlis.
  4. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund genügend Kontakt zu Artgenossen hat.
  5. Bauen Sie bewusst Ruhezeiten ein, damit Ihr Hund sich an spätere Alltagssituationen gewöhnen kann.

Haben Sie Schwierigkeiten, sich gegen Ihren aufmüpfigen Junghund durchzusetzen, kann Ihnen außerdem ein regelmäßiger Besuch in einer Hundeschule oder ein professioneller Hundetrainer helfen.

Junger Hund macht Sitz. © Christian Müller / stock.adobe.com
Junghunde brauchen klare Grenzen bei der Erziehung.

Was passiert während der Pubertät beim Hund im Körper?

Nach der Welpenphase beginnt der Körper damit, seinen Hormonhaushalt umzugestalten. Das Ziel dieses hormonellen Wechsels ist es, mit Abschluss der Pubertät die Geschlechtsreife zu erlangen.

Das Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH)

Das GnRH wird im Gehirn gebildet und führt dazu, dass die bisher noch funktionslosen Geschlechtsorgane aktiviert werden. Sie beginnen damit, eigene Geschlechtshormone zu bilden, welche wiederum das Gehirn beeinflussen.

Wie verhält sich ein Rüde bzw. eine Hündin in der Pubertät?

Die Geschlechtshormone von Rüden (Testosteron) und Hündinnen (Östrogen und Progesteron) bewirken, dass der für die Emotionen zuständige Teil des Gehirns wächst und die Hunde auf äußere Reize intensiver reagieren.

Im Gegensatz dazu nimmt die Funktionalität der Großhirnrinde ab, welche normalerweise bewusstes und willkürliches Handeln steuert. Pubertierende Hunde haben daher eine schlechtere Impulskontrolle als bereits ausgewachsene Hunde.

Das Kortisol

Auch die Konzentration des in der Nebennierenrinde gebildeten Stresshormons Kortisol steigt im Blut während der Pubertät beim Hund an. Das ist der Grund dafür, dass Ihr Hund plötzlich auf laute Geräusche wie Autohupen gestresst reagiert, obwohl er als Welpe keine Probleme damit hatte.

Das Dopamin

Zwar wird die Menge des Glückshormons Dopamin nicht erhöht, jedoch steigt die Menge an zuständigen Rezeptoren im Gehirn. Es ist normalerweise als wichtiger Nervenbotenstoff dafür zuständig, Erlebnisse positiv zu verknüpfen. Da es während der Pubertät beim Hund einen gesteigerten Einfluss auf das Gehirn hat, können Sie sein Belohnungssystem zum Beispiel mit Leckerlis oder Lob leichter erregen.

Fazit: Wann ist die schlimmste Phase der Pubertät beim Hund?

Für Hundebesitzer ist die Pubertät Ihres Lieblings eine aufregende Zeit. Viele empfinden insbesondere den Anfang, also etwa zwei bis drei Monate nach Beginn der Pubertät, als anstrengendste Phase. Zwar werden die Verbeiner nicht generell aggressiver. Doch es kann durchaus passieren, dass ein rüpelhafter Junghund schnappt oder öfter bellt, um seine Grenzen auszutesten. Mit Verständnis, konsequenter Erziehung und ggf. professioneller Unterstützung lässt sich jedoch auch diese nervenaufreibende Phase in der Regel gut meistern.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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