Arthrose beim Pferd Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

tierarzt untersucht pferdebein

Schwellungen und schmerzende Stellen können auf Arthrose beim Pferd hindeuten.

Eine chronische Gelenkerkrankung, wie die Arthrose beim Pferd, bedeutet eine starke Einschränkung für Tier und Halter. Wie Sie Ihr Pferd bestmöglich unterstützen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie gefährlich ist eine Arthrose für mein Pferd?

Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung. Das bedeutet, dass eine unwiederbringliche Zerstörung des Gelenkknorpels vorliegt. Eine Therapie muss meist ein Leben lang erfolgen.

Eine rechtzeitige Diagnose ist daher sehr wichtig. Denn eine umfassende Behandlung hilft den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und verhindert zudem, dass andere Teile des Bewegungsapparates Schaden nehmen.

Symptome: Welche Anzeichen zeigt mein Pferd bei Arthrose?

Ein Pferd, das an Arthrose leidet, zeigt Bewegungsstörungen mit Lahmheit und Schmerzen. Anfangs sind die Symptome oft schwer zu deuten. Sie entwickeln sich oft schleichend.

Die wichtigsten Symptome

  • starkes Lahmen besonders nach einer Ruhephase oder am Anfang einer Bewegung; nach kurzer Bewegungsphase bessert sich die Lahmheit
  • steifer, klammer Gang
  • Bewegungsunwilligkeit
  • Vermeiden bestimmter Bewegungen
  • Schwellung des betroffenen Gelenkes (Gallen) oder schwammige Gelenke
  • teilweise starke Schmerzen
  • druckempfindlich, heiß (akuter Entzündungsschub)
  • Aufstehen und Hinlegen fällt schwer
  • Stolpern
  • Muskelverspannungen im Rücken
  • verstärkte Symptome bei feuchter Kälte

Wann muss ich zum Tierarzt?

Fallen Ihnen einige der typischen Symptome auf oder weist Ihr Pferd eine akute Verletzung auf, stellen Sie es bitte zeitnah einem Tierarzt vor, damit dieser zügig eine entsprechende Therapie einleiten kann.

vortraben pferd
Das Vortraben ist Teil der Lahmheitsuntersuchung.

Diagnose: Wie lässt sich Arthrose beim Pferd nachweisen?

Für die Diagnosefindung sind eine allgemeine Untersuchung, das Erkennen von spezifischen Symptomen und das Erfassen von Risikofaktoren (wie Gelenkfehlstellungen, falsche Bewegung, Übergewicht, Nährstoffmangel oder Stoffwechselstörungen) nötig. Eine Blutuntersuchung hilft zudem, die Risikofaktoren aufzuzeigen.

Durch das gründliche Abtasten von Gelenken, Sehnen und Bändern beurteilt der Tierarzt außerdem deren Zustand und kann Schmerzhaftigkeit, Wärme und Schwellungen erkennen.

Für die Diagnose ist eine ausführliche Lahmheitsuntersuchung notwendig. Hierfür beobachtet der Tierarzt das Pferd auf verschiedenen Untergründen und in verschiedenen Gangarten, um festzustellen, welche Gelenke betroffen sind.

Bei der Beugeprobe wird ein Bein für kurze Zeit gebeugt (angewinkelt). Beim darauffolgenden Vortraben zeigen sich schmerzhafte und krankhafte Veränderungen im Bewegungsablauf.

Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit ist die diagnostische Anästhesie, bei der einzelne Bereiche des Pferdebeins beziehungsweise einzelne Gelenke nacheinander betäubt werden. Wenn die Lahmheit im Anschluss kurzzeitig verschwindet, kann der Tierarzt die betroffene Gelenkzone ebenfalls gut eingrenzen.

Um die Verschleißerscheinungen an den Gelenken sichtbar zu machen und um das Stadium zu beurteilen, benötigt der Tierarzt bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie oder Szintigrafie.

Mittels der Gelenkspiegelung (Arthroskopie) kann das Gelenk auch von innen untersucht werden (invasive Untersuchungsmethode).

Therapie: Wie behandelt man ein Pferd mit Arthrose?

Die Therapie muss fast immer lebenslang erfolgen. Viele verschiedene Faktoren begünstigen die Symptome der Arthrose. Daher gibt es ganzheitliche Ansätze, die die Symptome lindern und eine Verschlechterung herauszögern können.

In akuten Schmerzphasen empfiehlt ihr Tierarzt Schmerzmittel und Entzündungshemmer, die gut verträglich und möglichst nebenwirkungsfrei sein sollten. Seit einigen Jahren wird auch die Injektion eines Knorpelersatzstoffes (PAAG) ins Gelenk durchgeführt.

Futterergänzung und alternative Therapien

Futterergänzungsmittel zur Unterstützung der natürlichen Gelenk- und Knorpelfunktion sowie Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) sind meist eine sinnvolle Unterstützung für Ihr Pferd. Zudem wirken beispielsweise Ingwer, Teufelskralle und Weidenrinde entzündungshemmend und schmerzlindernd.

Eine Blutegeltherapie kann bei Arthrose ebenfalls hilfreich sein. Durch den Speichel des Egels gelangen entzündungshemmende und schmerzlindernde Stoffe in das betroffene Gebiet. Durch den gleichzeitigen kleinen Aderlass wird die Durchblutung gefördert.

Eine gesunde, gut trainierte Muskulatur entlastet die Gelenke und eine Stärkung wirkt Schonhaltungen entgegen. Eine regelmäßige, leichte Bewegung fördert das Wohlbefinden und eine ausreichende Bildung von Gelenkschmiere.

Vermeiden Sie allerdings eine übermäßige Belastung der Gelenke. Bitte achten Sie darüber hinaus auf ein ideal-gewichtiges Pferd, da Übergewicht die Gelenke zusätzlich belastet.

Welche Bewegung wirkt unterstützend?

Sie können ihr Pferd mit regelmäßigen, langsamen Spaziergängen, Aktiv-Stall- oder Offenstallhaltung und Eindecken bei kühlen und nassen Temperaturen unterstützen. Wärmen Sie Ihr Pferd zudem immer lange auf, reiten Sie es lange trocken und bandagieren Sie die Beine als Schutz. Vermeiden Sie unbedingt schnelle Starts und Stopps!

Bei bereits bestehenden Verspannungen und Schonhaltungen helfen zudem Physio- und Osteopathie sowie eine Stoßwellentherapie.

Leidet Ihr Pferd an Arthrose, ist es besonders wichtig, auf eine regelmäßige Hufpflege zu achten. Des Weiteren kann ein entsprechend angepasster, medizinischer Hufbeschlag bei angeborenen Fehlstellungen helfen.

Mit welchen Kosten muss ich für die Therapie rechnen?

Die Kosten richten sich stark nach der Medikation und der gewählten Behandlung. Sie können einige Hundert Euro pro Monat betragen.

Ursachen: Was sind die Auslöser für eine Arthrose beim Pferd?

Die Arthrose ist eine chronische Gelenkerkrankung. Hierbei wird der Gelenkknorpel, der die Knochenenden überzieht und als Stoßdämpfer dient, zunehmend zerstört.

Durch die fehlende Knorpelpufferung entzündet sich das Gelenk und der unter dem Knorpel liegende Knochen wird angegriffen. In der Folge entstehen Knochenzubildungen, die das Gelenk zunehmend versteifen.

Gefahr durch Schonhaltung

Arthrose beim Pferd kann so weit gehen, dass die Erkrankung eines einzelnen Gelenkes sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirkt. Wenn das Gelenk bei Bewegung starke Schmerzen verursacht, belastet das Pferd betroffene Gelenk nicht oder nur einseitig.

Durch diese Schonhaltung entsteht eine zusätzliche Fehl- und Überbelastung der anderen Gelenke. Dies schadet auch dem erkrankten Gelenk, da der vorhandene Gelenkknorpel nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird, was zu einer Gewebeschädigung führt und die Zerstörung des Knorpels noch beschleunigt.

Auslöser von Arthrose beim Pferd:

  • einseitige oder falsche Belastung, besonders während des Wachstums
  • Gelenkabnutzung durch hohe Belastung oder Übergewicht
  • Traumata wie Verletzungen an Muskeln, Sehnen oder Knochen
  • vorhergehende, unbehandelte Gelenkentzündungen (Arthritis)
  • Fehlstellung der Gliedmaßen
  • genetische Veranlagung
  • Bewegungsmangel
  • Haltungsfehler, z. B. falsche Fütterung (Nährstoffmangel) oder unpassende Hufbearbeitung
  • Stoffwechselstörungen
  • alterungsbedingter Verschleiß der Gelenke

Vorbeugung: Wie schütze ich mein Pferd vor Arthrose?

Eine Arthrose kann sich bei einem Pferd aus unzureichend ausgeheilten Gelenksentzündungen entwickeln. Stellen Sie Ihr Pferd deshalb mit akuten Verletzungen zeitnah einem Tierarzt vor, damit zügig eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann.

Welche Rolle spielt die Fütterung meines Pferdes?

Vermeiden Sie grundsätzlich eine Überbelastung der Gelenke. Achten Sie immer auf den Ernährungszustand ihres Pferdes, da Übergewicht als Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthrose gilt.

Füttern Sie ihr Pferd gesund und bedarfsgerecht. Lassen Sie bei Unklarheiten eine Futterberatung mit einer Rationsberechnung durchführen.

Quellen:


Dr. Julia Striegl, Tierärztin
autorenbild julia striegl mit hund

An der LMU München habe ich bis 2012 Tiermedizin studiert und promoviert. Danach konnte ich viele Erfahrungen sammeln, unter anderem als praktizierende Tierärztin und wissenschaftliche Beraterin. Besonders am Herzen liegen mir eine stetige Verbesserung von Tierschutz und die Nutztiermedizin. Mein größtes Anliegen war es immer, im Interesse meiner Patienten zu handeln und ihnen eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich gerne meine Erfahrungen als Reiterin und langjährige Hundebesitzerin sowie -sportlerin.


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