Kolik beim Pferd Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Pferd mit Kolik wälzt sich auf Boden

Panisches Wälzen auf dem Boden kann ein Warnzeichen für eine Kolik sein.

Jeder Pferdebesitzer fürchtet sie: die Kolik bei Pferden. Nicht selten bezahlen die betroffenen Pferde den plötzlichen Bauchschmerz und die zugrunde liegende Krankheit mit ihrem Leben. Genau deshalb ist es wichtig, dass Sie die Anzeichen einer Kolik bei Pferden rechtzeitig erkennen und handeln.

Ist eine Kolik beim Pferd gefährlich?

Kolik ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Begriff für starke Bauchschmerzen. Die Ursache des Schmerzes ist in der Regel im Bauchraum des Pferdes lokalisiert, kann aber auch an anderen Stellen auftreten.

Im Grunde genommen verursacht eine Kolik nicht nur Leiden für Ihr Pferd, sondern stellt auch eine lebensbedrohliche Situation dar. Aus diesem Grund ist eine Kolik bei Pferden immer ein Notfall, der frühzeitig tierärztliche Hilfe erfordert.

Warum neigen Pferde zu Koliken?

Pferde haben eine besondere Anatomie – leider ist diese Einzigartigkeit manchmal der Grund, warum Pferde Koliken entwickeln.

Zum Beispiel ist der Magen von Pferden relativ klein. Da sich die Tiere nicht erbrechen können, sammelt sich das Futter schneller als gewöhnlich im Magen an. Außerdem sind die Därme und das Gekröse, das sie fixiert, relativ locker. Die Folge: Lageveränderungen (zum Beispiel Verdrehungen) der Därme kommen gehäuft vor.

Koliken können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Manchmal sind sie schwer zu erkennen und manchmal sind sie schwer zu übersehen:

  • Unruhe: In den ersten Minuten wirken die betroffenen Pferde meist unruhig und bewegen sich aufgeregt. Sie scharren mit den Hufen oder stolpern hin und her. Manche Pferde werfen sich sogar wild auf den Boden und versuchen, den Bauchschmerz loszuwerden, indem sie sich panisch herumwälzen. Andere treten sich in den Bauch oder schnappen nach ihm.
  • Unübliche Körperstellungen: In der „hundesitzartigen“ Stellung sitzt das Pferd mit den Hinterbeinen auf dem Boden. In der „sägebockartigen“ Position versucht das Pferd, seinen Rücken durchzudrücken. Andere Pferde stehen gar nicht mehr auf.

Aufgrund der starken Schmerzen kommt es bei manchen Pferden mit Koliken auch zu Schweißausbrüchen und Appetitlosigkeit.

Was passiert, wenn der Kreislauf kollabiert?

Besonders gefährlich wird es, wenn der Kreislauf aufgrund einer Kolik zusammenbricht. Dies kann passieren, wenn Lageveränderungen des Darms oder des Magens die Gefäße abdrücken. Die ersten Anzeichen dafür sind eine beschleunigte Atemfrequenz und ein schnellerer Puls.

Vorsicht: Besonders heimtückisch ist, dass ab und zu eine Besserung der anderen Symptome eintritt – obwohl Ihr Pferd jetzt in Lebensgefahr ist.

Wie lange dauert eine Kolik beim Pferd?

Koliken können je nach der zugrunde liegenden Ursache unterschiedlich lange andauern. Sie sollten jedoch nicht lange auf Besserung warten, denn jede Kolik ist ein Notfall.

Wann sollte ich zum Tierarzt?

Das Ausmaß der Beschwerden sagt nichts über den Schweregrad der Erkrankung aus. Eine Kolik bei Pferden ist immer ein Notfall und erfordert eine Notfallbehandlung durch einen Tierarzt. Es gilt nun Folgendes: Jede Sekunde kann Leben retten!

Erste Hilfe: Was tun bei Kolik Anzeichen beim Pferd?

Bis Ihr Tierarzt bei Ihnen ankommt, sollten Sie die folgenden Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen:

  • Bringen Sie Ihr Pferd (wenn möglich) in eine weich eingestreute und große Späne-Box.
  • Unterbinden Sie nicht das Wälz-Verhalten Ihres Pferdes und üben Sie keinen Druck aus.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd jetzt nichts mehr frisst oder trinkt.
  • Geben Sie Ihrem Pferd keine Medikamente, außer der Tierarzt hat Ihnen die Erlaubnis dazu gegeben.

Lassen Sie Ihr Pferd nicht aus den Augen und achten Sie auf Auffälligkeiten. Halten Sie auch nach Helfern Ausschau und treffen Sie entsprechende Schutzmaßnahmen.

Um die Ursache einer Kolik möglichst schnell herauszufinden und die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln, sind mehrere Untersuchungsschritte durch den Tierarzt erforderlich.

1. Besitzerbefragung und klinische Allgemeinuntersuchung

Der erste Schritt besteht darin, dass Sie die Fragen Ihres Tierarztes zu Ihrem Pferd so gründlich und ehrlich wie möglich beantworten.

Gleichzeitig untersucht der Tierarzt Ihr Pferd, um den aktuellen Zustand des Kreislaufs zu beurteilen. Dazu prüft er nicht nur die Herz- und Atemfrequenz, sondern auch den Zustand der Schleimhäute und die Temperatur. Darüber hinaus kommt in vielen Fällen eine Blutuntersuchung zum Einsatz.

2. Rektaluntersuchung

Durch eine rektale Untersuchung kann Ihr Tierarzt Informationen über die Lage und den Füllungszustand der hinteren Darmsegmente gewinnen.

3. Legen einer Nasenschlundsonde

Um zu prüfen, wie voll der Magen ist, legt der Tierarzt Ihrem Pferd eine Magensonde (Nasenschlundsonde).

Wenn der Magen überfüllt ist, kann der Tierarzt ihn nun mit Spülungen von Nahrungsbrei oder Gas befreien. Dies ist sehr wichtig, um einen lebensbedrohlichen Riss des Magens (Magenruptur) zu verhindern.

4. Weiterführende Untersuchungen

Je nach Alter und Zustand Ihres Pferdes können zusätzliche diagnostische Verfahren erforderlich sein. Beispiele sind bildgebende Verfahren (zum Beispeil Röntgen oder Ultraschall) bei Fohlen oder eine Bauchhöhlenpunktion.

Nachdem Ihr Tierarzt Ihr Pferd eingehend untersucht hat, wird er nun die folgende Frage beantworten: Ist eine konservative Behandlung mit Medikamenten möglich oder braucht Ihr Pferd eine chirurgische Versorgung?

Die konservative Behandlung

Je nach Diagnose ist eine konservative Behandlung von Koliken möglich. Dazu gehört die Gabe von krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten. Auch spezielle Abführmittel wie Paraffinöl können gegen Verstopfung helfen. Eine Stabilisierung des Kreislaufs ist durch Infusionen möglich.

Jetzt heißt es abwarten und das Pferd mindestens einen Tag lang beobachten. Sollte sich der Zustand wieder verschlechtern, ist es ratsam, Ihr Pferd rechtzeitig in eine Pferdeklinik zu bringen.

Die Kolik-OP beim Pferd

Wenn die konservative Behandlung nicht erfolgreich war oder der Zustand Ihres Pferdes zu ernst ist, ist eine Operation der (letzte) Ausweg. Durch die Öffnung der Bauchhöhle unter Narkose kann der Tierarzt die Ursache lokalisieren und, wenn möglich, beseitigen. Dazu sucht er gezielt die Darmteile und andere Bauchorgane ab.

Wie lange dauert eine Kolik-OP beim Pferd?

Im Durchschnitt dauert eine Kolik-Operation eineinhalb bis drei Stunden. Beachten Sie jedoch, dass sich die Dauer des chirurgischen Eingriffs nicht im Voraus festlegen lässt. So können bestimmte Faktoren wie unerwartete Komplikationen die OP zeitlich verlängern.

Was kostet eine Kolik-OP beim Pferd?

Wie teuer eine Kolik-OP bei Pferden ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Kosten hängen zum Beispiel davon ab, wie viel Aufwand der Tierarzt betreiben muss, um die Ursache zu behandeln. Auch das benötigte Verbrauchsmaterial, die Menge der Medikamente oder die örtliche Gebührenordnung können die Kosten beeinflussen.

Im Durchschnitt liegen die Kosten für eine Kolik-Operation beim Pferd zwischen 5.000 und 15.000 Euro – sie können aber auch höher sein. Lassen Sie sich vorher von Ihrem Tierarzt beraten.

„Kolik“ ist lediglich ein Oberbegriff für Bauchschmerzen bei Pferden. So kann es zahlreiche Krankheiten geben, die diese Schmerzen beim Pferd auslösen können. Zu den wichtigsten Verursachern gehören:

Magen-Darm-Probleme

Eine Vielzahl von Magen-Darm-Problemen kann bei Pferden Koliken verursachen:

  • Blähungen (Meteorismus) oder Verstopfung (Obstipation)
  • Bauchfell-Entzündung (Peritonitis)
  • Darmverschluss (Ileus) oder Lageveränderungen des Darms (z.B. Darmeinklemmungen durch Hernien, Darmverdrehungen, Darminvagination)
  • Magenüberladung und Magengeschwür
  • Parasitenbefall (z.B. Strongylus vulgaris) und daraus resultierende Thrombose (Blutgerinnsel)

Fütterungsfehler

Auch die Fütterung kann die Ursache für Koliken bei Pferden sein. Beispiele dafür sind:

  • Ihr Pferd frisst zu viel Futter und bewegt sich zu wenig
  • die Futterumstellung passiert zu schnell
  • die Ration beinhaltet zu wenig Rohfaser

Infektionskrankheiten

Bestimmte Infektionserreger sind dafür bekannt, dass sie bei Pferden Bauchschmerzen auslösen. Dazu gehören vor allem die Bakterien Clostridien und Salmonellen.

Verletzungen und sonstige Krankheiten

Andere Gründe für Koliken bei Pferden sind Verletzungen (Traumata) oder andere Grunderkrankungen. Dazu gehören neben Zahnfehlstellungen beispielsweise Erkrankungen der Leber, der Nieren oder der inneren Geschlechtsorgane (zum Beispiel Gebärmutter).

Ob Ihr Pferd eine Kolik durchsteht, hängt von vielen Faktoren ab. Neben der Grunderkrankung ist auch der Zeitpunkt des Hilferufs wichtig. Generell gilt daher: Je früher Sie einen Tierarzt rufen, desto besser sind die Heilungschancen.

Wann darf ein Pferd nach Kolik-OP wieder reiten?

Viele Pferde erholen sich nach einer Kolik-Operation vollständig. Die durchschnittliche Erholungszeit beträgt etwa drei Monate. Ob Ihr Pferd in dieser Zeit wieder reitfähig ist, sollten Sie jedoch individuell mit Ihrem Tierarzt besprechen.

Vorbeugung: Wie kann man eine Kolik beim Pferd verhindern?

Sie können Koliken bei Ihrem Pferd nicht immer verhindern. Es gibt jedoch einige Tipps zur Vorbeugung von Krankheiten, die Koliken bei Pferden verursachen können:

Die richtige Fütterung

Eine artgerechte Fütterung ist für einen gesunden Magen-Darm-Trakt entscheidend. Das Futter sollte von guter Qualität und reich an Raufutter und weniger Kraftfutter sein. Auch die Art der Fütterung kann sich auf die Gesundheit Ihres Pferdes auswirken.

Es ist zudem wichtig, dass Sie Ihre Pferde regelmäßig und kontrolliert füttern und die tägliche Ration in mindestens drei Portionen aufteilen. Wenn Sie das Futter umstellen, sollten Sie dies langsam tun.

Stress vermeiden und Bewegung fördern

Stress und Übergewicht können Faktoren sein, die bestimmte Krankheiten begünstigen. Deshalb sollten Sie nicht nur ein gutes Stall-Management betreiben, sondern auch auf regelmäßige Bewegung Ihrer Pferde achten. Allerdings sollten Sie die sportlichen Aktivitäten mit Ihren Pferden nicht übertreiben, sonst besteht die Gefahr der Überlastung.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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