Hufkrankheiten beim Pferd Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

hufkrankheiten Pferd mit Tierarzt

Der Tierarzt untersucht den Huf des Pferdes auf Krankheiten.

Gesunde Hufe sind für Pferd und Reiter essenziell. Schmerzhafte Erkrankungen, die die Bewegung des Pferdes beeinträchtigen, sind entsprechend gefürchtet. Doch welche Hufkrankheiten gibt es beim Pferd? Welche Auslöser gibt es und lassen sich Hufprobleme vermeiden? 

Die Anatomie des Pferdehufs 

Damit Sie besser verstehen, wie Hufkrankheiten beim Pferd entstehen und warum es so viele verschiedene gibt, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf den Pferdehuf zu werfen. 

Harte und elastische Strukturen

Hinter der äußeren Huf- beziehungsweise Hornkapsel verbirgt sich ein knöchernes System aus Hufbein, Strahlbein und Kronbein. Zahlreiche Bänder, Sehnen, Knorpel und Schleimbeutel halten die knöchernen Strukturen zusammen. All das wird von unzähligen Blutgefäßen und Nervenzellen versorgt.  

Die Kombination aus harten und elastischen Strukturen sorgt für einen ausgefeilten Hufmechanismus, der wie ein Stoßdämpfer funktioniert und gleichzeitig die Durchblutung ankurbelt. Bei jedem Tritt verformt sich der Huf so, dass die Gelenke geschont werden und der Huf gut durchblutet wird. 

Sensible Huflederhaut

Ein wesentlicher Bestandteil des Pferdehufs ist die Huflederhaut. Sie steuert die innere Versorgung des Hufes und bildet ständig neues Hufhorn. Sie ist mit zahlreichen Blutgefäßen und Nervenbahnen ausgestattet.  

Hinter vielen Hufkrankheiten steckt eine Entzündung der sensiblen Huflederhaut, die aufgrund der Nervenversorgung entsprechend schmerzhaft für das Pferd sind. 

Pferd mit Hufeisen
Der richtige Beschlag ist entscheidend für die Gesundheit der Pferdehufe.

Welche Hufkrankheiten gibt es beim Pferd? 

Es gibt sehr viele verschiedene Hufkrankheiten bei Pferden. Sie haben unterschiedliche Ursachen und betreffen verschiedene Bereiche des Hufs. Die gängigsten Hufkrankheiten wollen wir Ihnen an dieser Stelle kurz vorstellen: 

Bei der Strahlfäule handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung des Strahls. Die Ursachen liegen sowohl in ungenügenden hygienischen Bedingungen, vernachlässigter oder unsachgemäßer Hufpflege oder in einer unphysiologischen Hufform. 

Typisch für die Strahlfäule ist bräunlich-schwarzes, übelriechendes Sekret in den Strahlfurchen. Die Fäulnisbakterien lösen dabei das Strahlhorn nach und nach auf. Liegt die Huflederhaut bereits frei, zeigt das betroffene Pferd starke Schmerzen und eine hochgradige Lahmheit. 

Je früher die Diagnose erfolgt und je konsequenter die Behandlung durchgeführt wird, desto besser ist die Prognose für das Pferd. 

Ein Hufgeschwür ist eine bakterielle Entzündung im Huf, die oft durch eingetretene Gegenstände entsteht. Durch eiterbildende Bakterien bildet sich ein Abszess, der großen Druck auf die Huflederhaut verursacht. Betroffene Pferde lahmen deshalb meist plötzlich und hochgradig. 

Die Hufrehe ist eine nicht-eitrige und extrem schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut. Die normale Blutzufuhr zum Huf ist unterbrochen. Im schlimmsten Fall löst sich die gesamte Hufkapsel (Ausschuhen).  

Je nach Ursache unterscheidet man zwischen verschiedenen Hufrehe-Arten: die Futterrehe (ausgelöst durch falsches oder giftiges Futter), die Belastungsrehe oder die mechanische Rehe (Überbelastung). 

Beim Hornspalt handelt es sich um einen senkrechten Riss durch das Hufhorn. Auslöser sind brüchiges Horn (z. B. durch Eisenmangel), Fehlstellungen der Hufe oder Überbelastung. Lassen Sie den Spalt so früh wie möglich vom Tierarzt behandeln. So verhindern Sie eine Ausweitung des Risses und eine anschließende Infektion. 

Die Hornsäule ist eine kegelförmige Verdickung an der Innenfläche der Hornwand. Sie übt so starken Druck auf die Lederhaut und den darunterliegenden Knochen aus, dass das Knochengewebe abgebaut wird. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Knochenbruch.  

Eine Hornsäule entsteht etwa durch Verletzungen des Kronrandes oder eine Entzündung der Huflederhaut. Meist wird das betroffene Pferd operiert und erhält einen orthopädischen Beschlag.

Die Hufrolle besteht aus dem Strahlbein, einem Schleimbeutel und der tiefen Beugesehne. Die Entzündung der Hufrolle entsteht durch eine Überbelastung der Vordergliedmaßen. Sie tritt deshalb häufig bei Springpferden auf.  

Aber auch unregelmäßige Hufformen, ein vernachlässigtes Kürzen der Eckstreben, untergeschobene Trachten oder eine erbliche Veranlagung lösen unter Umständen eine Hufrollenentzündung aus. Entdeckt man die Entzündung zu spät, ist das Pferd anschließend möglicherweise unreitbar.

Bei der hohlen Wand trennen sich die innersten Schichten der Hornwand voneinander. Durch den entstandenen Hohlraum dringen Schmutz und Bakterien in den Huf ein und lösen eine Infektion aus.

Mögliche Ursachen für die hohle Wand sind schlechtes Horn, eine Ausdehnung der weißen Linie, eine Blutung in die Hornwand oder chronische Überbelastung. 

Hufkrebs ist kein Krebs im eigentlichen Sinn. Das heißt, es sind weder Krebszellen im Hof nachweisbar noch bilden sich Metastasen. Der Name bezeichnet stattdessen eine blumenkohlartige Wucherung der Huflederhaut, die einer Krebswucherung ähnelt. 

Bei dieser Hufkrankheit des Pferdes produzieren die Zellen anstelle von normalem Hufhorn eine schmierige, stinkende Masse. Je nachdem, welche Bereiche betroffen sind, spricht man auch von Strahlkrebs, Sohlenkrebs, Wandkrebs oder einer spezifischen Kronsaumentzündung. 

Hervorgerufen wird die Erkrankung oft durch mangelnde Pflege sowie feuchten, dreckigen Boden. Die Behandlung ist meist sehr langwierig. 

Beim Zwanghuf handelt es sich um eine Verformung der Hornkapsel. Die Trachten engen den Strahl dabei so ein, dass der Huf sich beim Auffußen nicht mehr weiten kann.  

Je nach Art der Deformation unterscheidet man zwischen Kronenzwanghuf, Tragerandzwanghuf, Trachtenzwanghuf und Sohlenzwanghuf. Schmerzen und Lahmheit sind die Folge und erfordern eine entsprechende Behandlung durch den Tierarzt.

Woran erkenne ich eine Hufkrankheit beim Pferd? 

Spätestens wenn das Pferd lahmt und mit traurigem Blick humpelnd auf uns zukommt, wissen wir: Hier stimmt etwas nicht! Doch wer die Hufe genauer unter die Lupe nimmt, erkennt eventuell beginnende Hufkrankheiten bei seinem Pferd auch schon früher.

Unebenheiten im Horn

So sollte die Hufwand gerade und glatt sein und keine Risse, Dellen oder Rillen aufweisen. Entdecken Sie Unebenheiten im Wandhorn, vereinbaren Sie unbedingt einen Termin mit dem Hufschmied oder dem Tierarzt. 

Ungleichmäßiger Kronrand und weiße Linie

Auch der Kronrand, der den Übergang vom Fell zum Horn markiert, lässt Rückschlüsse auf die Gesundheit des Pferdehufs zu. Er sollte an allen Hufen gleich hoch sein und eine gerade Linie bilden.

Ist der Kronrand dagegen an einer Stelle hochgebogen, ist dies möglicherweise ein Zeichen für eine Entzündung im Huf.

Die weiße Linie unter dem Huf, also der Abschnitt, in den der Hufschmied die Nägel schlägt, sollte überall gleich breit sein und keine roten Stellen aufweisen. 

Anordnung der Hufbereiche

Wer sich etwas auskennt, sollte sich auch die Anordnung von Strahl, Ballen und Trachten anschauen. Liegen diese Hufbereiche nicht weit genug auseinander oder weisen sie dazwischen einen Schlitz auf, könnte ein Trachtenzwang oder ein Zwanghuf vorliegen. 

hufpflege im Stall
Eine gute und regelmäßige Hufpflge ist das A und O.

Ursachen: Wie kommt es zu Hufkrankheiten beim Pferd? 

Pferde, die in menschlicher Obhut leben, sind auf eine regelmäßige Pflege angewiesen, damit sie den Belastungen auf den verschiedensten Untergründen standhalten. So liegt eine der häufigsten Ursachen für Hufkrankheiten beim Pferd in einer mangelnden oder falschen Hufpflege und -bearbeitung.  

Aber auch die Sauberkeit des Stalls trägt zur Gesundheit der Hufe bei. In einer feuchten Einstreu und einem warmen Stallklima fühlen sich Bakterien und Pilze pudelwohl. 

Welche Rolle spielt artgerechte Ernährung für die Entstehung von Hufkrankheiten?

Nicht selten lässt sich eine Hufkrankheit auch auf eine falsche Fütterung der Pferde zurückführen. Eine nicht artgerechte Nahrung oder eine Überfütterung führt schnell zu einer Mangel- oder Überversorgung von bestimmten Nährstoffen und hat somit Einfluss auf die Gesundheit der Hufe. 

Natürlich gibt es auch äußere Einflüsse, die zu einer Hufkrankheit führen und die der Pferdebesitzer nicht beeinflussen kann. So zum Beispiel eine Verletzung oder einen Tritt auf einen spitzen Stein.

Viele Hufprobleme sind jedoch vom Menschen verursacht. Doch genau darin liegt auch eine große Chance: Denn wer sich gut auskennt und Fehler in der Pferdehaltung vermeidet, kann viele Hufkrankheiten vermeiden. 

Tipps zur Vorbeugung von Hufkrankheiten beim Pferd 

Die wichtigsten Punkte für eine artgerechte Pferdehaltung und eine gute Hufgesundheit stellen wir Ihnen im Folgenden kurz vor: 

  • Artgerechte Pferdefütterung: Eine gute Nährstoffversorgung unterstützt die normale Funktion der Darmflora, sorgt für ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis und ist die Grundlage für stabile und widerstandsfähige Pferdehufe.
  • Die richtige Haltung: Achten Sie darauf, dass die Einstreu im Stall immer trocken ist und das Stallklima nicht zu feucht oder stickig ist. Auf der Weide sollte den Pferden ein trockener Unterstand zur Verfügung stehen. 
  • Angemessene Hufpflege 
  • Herstellung einer guten Hufsituation: Stellen Sie oder der Hufschmied Fehlstellungen an den Hufen fest, müssen diese unbedingt korrigiert werden. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem Tierarzt und lassen Sie inkorrekte Hufstellungen rechtzeitig abklären. 

Quelle:

Christina Fritz / Souel Maleh: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten, Stuttgart 2016, S. 163 ff. (Online-Version)


Franziska Pantelic, Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Pantelic

Ich unterstütze das zooplus Magazin seit einigen Jahren mit meiner umfangreichen Expertise. Bereits seit 2009 bin ich approbierte Tierärztin und derzeit mit einer mobilen Kleintierpraxis im Großraum München tätig.


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