Wurmkur beim Pferd Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Wurmkur beim Pferd

Einige Wurmkuren für Pferde können Sie über das Maul verabreichen.

Parasiten lauern überall: im Stall, auf der Weide und im Futter. Erfahren Sie im Pferdemagazin von zooplus die wichtigsten Informationen zur richtigen Wurmkur beim Pferd.

Wieso ist eine Wurmkur beim Pferd wichtig?

Pferde können sich über verschiedene Wege mit Parasiten infizieren. Besonders häufig erfolgt die Ansteckung mit Würmern durch das Fressen von Parasiteneiern, die im Stall und auf der Weide monatelang ansteckend bleiben.

Ein Parasitenbefall muss sich zwar nicht immer bemerkbar machen, kann aber bei manchen Pferden zu schweren Erkrankungen führen. Es ist daher für jeden Pferdebesitzer wichtig, sich frühzeitig über eine geeignete Wurmkur zu informieren.

Wie äußert sich ein Wurmbefall bei Pferden?

Die meisten Würmer verursachen bei Pferden Magen-Darm-Probleme. Diese äußern sich gewöhnlich durch Durchfall, Fressunlust oder Gewichtsverlust.

Besonders gefährlich sind jedoch die sogenannten großen Strongyliden (insbesondere Strongylus vulgaris). Indem sie sich an den Gefäßwänden der Darmarterien festsetzen, können sie zum Tod des betroffenen Pferdes führen.

Wieso Resistenzen auch bei Wurmkuren zum Problem werden

Nicht nur Bakterien, sondern auch Parasiten erwerben zunehmend Resistenzen gegen Medikamente. Tierärzte in Europa stellen beispielsweise eine Zunahme von Resistenzen bei den kleinen Strongyliden (zum Beispiel Cyathostominae) oder Spulwürmern (zum Beispiel Parascaris spp.) fest.

Dies hat zur Folge, dass die auf dem Markt befindlichen Wurmmittel nicht mehr wirksam sind – zum Nachteil der Pferdegesundheit. Schwere Wurmbefälle sind nicht mehr behandelbar, was im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führt.

Wegen der großen Resistenz-Problematik ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den derzeit verfügbaren Entwurmungsmitteln von größter Bedeutung. Und das nicht nur durch die Tierärzte, sondern auch durch Sie als Pferdehalter.

Tipps zur Anwendung: Wie, wann und welche Wurmkur beim Pferd?

Welche Wurmkur zu welchem Zeitpunkt für Ihr Pferd geeignet ist, sollten Sie frühzeitig mit Ihrem Tierarzt besprechen. Denn hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die Sie gemeinsam abwägen müssen.

Ob es an der Zeit ist, Ihr Pferd zu entwurmen, hängt davon ab, welche Entwurmungsstrategie Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt verfolgen. Hierbei unterscheiden Tierärzte zwischen der selektiven und strategischen Entwurmung:

Die selektive Entwurmung

Bei der selektiven Entwurmung findet eine Entwurmung nur dann statt, wenn das Ergebnis einer Kotprobe einen hohen Wurmbefall anzeigt. Der Schwellenwert für kleine Strongyliden liegt zum Beispiel bei 200 Eiern pro Gramm Kot.

Liegt der Wert über dem Schwellenwert, ist eine Wurmkur angebracht. Lassen Sie jedoch den Therapieerfolg einige Wochen nach der Verabreichung überprüfen, um sicherzustellen, dass alle Stadien abgetötet wurden.

Die strategische Entwurmung

Die strategische Entwurmung richtet sich nach dem Alter Ihres Pferdes. Hierbei sollten alle Tiere der gleichen Altersgruppe bis zu viermal im Jahr entwurmt werden. Zusätzlich lassen Sie regelmäßig (am besten viermal im Jahr) Kotproben auf Würmer untersuchen — eine Kostenreduzierung ist durch Sammelkotproben möglich.

Wie oft welche Altersgruppe entwurmt werden sollte, ist der folgenden Tabelle zu entnehmen:

Altersgruppe Anzahl und Zeitpunkt der Wurmkur
Fohlen Wurmkuren im Alter von etwa 1, 2, 5 und 8 Monaten

Hinweis: die erste Wurmkur erfolgt nur bei Zwergfadenwürmer-Nachweis im Bestand

Jungtiere (<5 Jahre) Wurmkur im Alter von 11-12 Monaten, 1-2 Monate nach Weideaustrieb, 4-5 Monate nach Weideaustrieb, bei Aufstallung
Erwachsene (>5 Jahre) 1-2 Monate nach Weideaustrieb und bei Aufstallung

Hinweis: Um die Entwicklung von Resistenzen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Sie bei der strategischen Entwurmung regelmäßig die Wirkstoffe wechseln. Tun Sie dies jedoch immer nur nach Absprache mit Ihrem Tierarzt.

Auch die Jahreszeit kann die Wahl der Wurmkur beeinflussen. Bedenken Sie zum Beispiel, dass die Parasitenbelastung im Herbst zeitgleich mit dem Ende der Weidesaison abnimmt.

Der Herbst ist daher ein geeigneter Zeitpunkt, um Ihre Pferde gegen Bandwürmer, Spulwürmer und Magendasseln zu behandeln.

Es gibt verschiedene Wurmmittel, die sich in den enthaltenen Wirkstoffen unterscheiden. Welcher Wirkstoff für Ihr Pferd geeignet ist, hängt zum einen von den Eigenheiten Ihres Pferdes ab, aber auch von der Art der zu bekämpfenden Parasiten.

Lassen Sie sich daher von Ihrem Tierarzt beraten, welcher Wirkstoff für Ihre Pferde geeignet ist.

Zu den bekanntesten Wirkstoffen gegen Protozoen, Bandwürmer (Cestoden) oder Fadenwürmer (Nematoden) zählen:

  • Isochinolin-Derivate (zum Beispiel Praziquantel)
  • Makrozyklische Laktone (zum Beispiel Ivermectin)
  • Nitrothiazolsalicylamide (zum Beispiel Nitazoxanid)
  • Piperazine (zum Beispiel Piperazin)
  • Pyrimidine (zum Beispiel Pyrantel)

Wurmmittel können Sie je nach Präparat über das Maul, über die Haut oder per Injektion (durch den Tierarzt) verabreichen. Ihr Tierarzt kann Ihnen sagen, wie Sie die Wurmkur bei Ihren Pferden anwenden. Alternativ finden Sie auf der Packungsbeilage des jeweiligen Herstellers alle wichtigen Hinweise zur Anwendung.

Hinweis: Wurmmittel für Pferde sind in den meisten Ländern verschreibungspflichtig.

Zugelassene Entwurmungsmittel sind für die meisten Pferde nach ordnungsgemäßer Gabe gut verträglich. Je nach Präparat können in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten, die Sie in der Packungsbeilage nach statistischer Häufigkeit nachlesen können.

In den meisten Fällen betreffen die Nebenwirkungen den Magen-Darm-Trakt. Gelegentlich kann das Absterben von vielen Würmern zu Koliken führen.

Auch Müdigkeit, Schwellungen im Bauchraum oder Juckreiz können auftreten.

Die endgültigen Kosten für die Entwurmung eines einzelnen Pferdes hängen von dem verwendeten Präparat und der Dosis ab. Im Durchschnitt liegen die Kosten für eine Wurmkur für ein Pferd zwischen zehn und 50 Euro.

Wurmkur bei Pferden
Es ist sinnvoll, den Pferdebestand zeitgleich zu entwurmen.

Was muss ich während und nach der Wurmkur beachten?

Damit die Entwurmungsbehandlung ihre volle Wirkung entfalten kann und keine anderen Pferde mit den ausgeschiedenen Infektionsstadien infiziert werden, sollten Sie folgende Punkte beachten:

Wann werden die Würmer nach der Wurmkur ausgeschieden?

Nachdem Ihr Pferd eine Wurmkur erhalten hat, sollten Sie damit rechnen, dass es mindestens in den folgenden drei Tagen regelmäßig Würmer ausscheidet.

Wie lange darf mein Pferd nach der Wurmkur nicht auf die Weide?

Da Ihr Pferd nach der Entwurmung drei Tage lang Würmer ausscheidet, sollte es in dieser Zeit nicht auf der Weide stehen.

Erst ab dem vierten Tag können Sie davon ausgehen, dass das Risiko einer Ansteckung für andere Pferde sehr gering ist.

Darf man Pferde nach der Wurmkur reiten?

Um Ihr Pferd nach der Entwurmung zu schonen, ist es ratsam, es am Tag der Verabreichung nicht zu reiten. Ähnlich wie bei Impfungen ist es auch hier besser für Ihr Pferd, wenn Sie ihm danach ein oder zwei Tage Ruhe gönnen.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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