Was fressen Pferde?

Verfasst von Jana Schubert
Was fressen Pferde

Pferde sind es gewohnt, den Kopf beim Fressen tief zu halten. Bringen Sie Futterraufen nicht zu hoch an.

Die richtige Ernährung trägt entscheidend zur Gesundheit Ihres Pferdes bei. Verschiedene Faktoren wie Rasse, Standort und Belastung haben einen großen Einfluss auf den individuellen Futterplan. Was fressen Pferde? In diesem Artikel finden Sie es heraus.

Was fressen Pferde in der Natur?

Pferde haben eine sehr empfindliche Verdauung. Die Ursache dafür liegt in ihrer Herkunft: Pferde stammen ursprünglich aus der Steppe. Dort fanden sie über den Tag verteilt permanent kleine Mengen an faserreicher Nahrung. Darauf hat sich ihr Verdauungssystem bestens eingestellt. Zu viel oder zu wenig Futter genauso wie das falsche Futter können fatale Auswirkungen auf den Pferdeorganismus haben.

Das Steppentier in den Genen

Der Pferdemagen produziert unentwegt Magensäure – nur Futter und der damit verbundene Speichelfluss können diese neutralisieren. Bekommen Pferde über längere Zeit nichts zu fressen, werden sie krank. Koliken und Magengeschwüre werden häufiger, denn es fließt einfach zu wenig Speichel. Das sorgt dafür, dass die Magensäure der Tiere den Magen selbst angreift.

Stallhaltung versus Wildpferd

Die meisten Pferde werden heute in Ställen gehalten. Auch wenn sie viel bewegt oder gar sportlich eingesetzt werden, ist die körperliche Auslastung nicht mit der eines Wildpferdes zu vergleichen. Daher werden viele Pferde heute zu hyperkalorisch und nährstoffreich gefüttert.

Weniger ist oftmals mehr. Haben Sie immer ein Auge auf den Ernährungszustand Ihres Pferdes und reagieren Sie bei Veränderungen umgehend, da der Stoffwechsel der Tiere sehr empfindlich ist.

Die verschiedenen Futterarten bei Pferden

Grundsätzlich unterscheidet man bei Pferdefutter zwischen drei verschiedenen Futterklassen. Diese sollten mit unterschiedlicher Gewichtung im Futterplan des Pferdes auftauchen.

Nicht am falschen Ende sparen
Machen Sie bei der Qualität des Futters keine Kompromisse. Geld, das Sie sich hier sparen, investieren Sie später womöglich in den Tierarzt.

Raufutter ist die Basis einer gesunden Pferdefütterung. Es zeichnet sich besonders durch einen hohen Strukturgehalt aus. Der Nährstoffgehalt ist meist eher mittelmäßig bis gering, der Ballaststoffanteil recht hoch, was die Verdauung unterstützt und erleichtert.

Meist besteht Raufutter aus

  • Heu,
  • Stroh,
  • Gras,
  • Gras- und Maissilage

Besonders im Sommer sind Heu und Stroh besonders zu empfehlen. Auf den Wiesen wachsen neben Gras noch allerlei Kräuter und Klee, die wichtige Nährstoffe mitbringen. Das Stroh fällt bei der Getreideernte an und dient zusätzlich auch als Einstreu für den Stall.

Im Fokus: Silage

Silagen wie Gras- oder Maissilagen haben einen höheren Nährstoffgehalt als Heu und Stroh. Die Ursache dafür liegt im Konservierungsprozess. Jedoch darf die Silage nie lange gelagert werden, da sie anfällig für Schimmel und Fäulnis ist.

Eine verdorbene Silage stellt für Pferde ein massives Gesundheitsrisiko dar. Man erkennt dies meist schon am sauren Geruch, bevor man die Silage näher untersucht. Seien Sie bei der Fütterung aufmerksam und prüfen Sie, ob die Silage in einem guten Zustand oder verdorben ist.

Das Saftfutter besteht aus Knollen, Wurzeln, Früchten oder anderen Teilen der Pflanzen. Sein Trockensubstanzanteil liegt unter 55 Prozent. Wurzeln, Knollen und Früchte haben neben ihrem hohen Wassergehalt meist auch einen hohen Zuckergehalt. Das schmeckt den Tieren und stellt für sie eine schmackhafte Abwechslung zu Heu und Stroh dar.

Speziell die Mengen an Zucker sollten Sie aber im Auge haben. Auch Pferde können Erkrankungen wie Diabetes entwickeln. Außerdem ist ein hoher Zuckergehalt gleichbedeutend mit vielen Kalorien. Bei Bewegungsmangel kann das Gewicht schnell entgleisen und das Pferd massiv an Fettmasse zulegen.

Diese Futterklasse ist die nahrhafteste und wird gerne von Pferden gefressen. Unter Kraftfutter versteht man Futtermittel mit einem besonders hohen Kalorien- oder Nährstoffgehalt.

Es gibt sie als Einzelfutter, dazu gehören zum Beispiel Hafer, Mais oder Gerste, oder als Mischfutter. Dann werden sie Müsli oder Mash genannt. Dies sind meist Getreidemischungen, denen Trockengemüse, Kräuter oder Vitamine beigemischt wurden.

Mischfutter können entweder sehr kalorienhaltig oder bewusst kalorienarm, aber nährstoffhaltig sein. Manche Tiere brauchen aufgrund von Nährstoffmangel ein spezielles Kraftfutter, manche eines, was ihren erhöhten Kalorienbedarf deckt.

Saftfutter Pferd
Pferde schätzen Saftfutter wie Mohrrüben sehr. Allerdings sollte diese Futterklasse nur einen kleinen Teil des Gesamtfutters ausmachen.

Was fressen Pferde: Liste mit Tipps zur Pferde-Fütterung

Die Verdauung der Wildpferde hat sich im Laufe der Zeit perfekt an ihre natürliche Lebensweise angepasst und sich in ihrer Genetik niedergeschlagen. Da alle heutigen Pferderassen auf jenes Wildpferd zurückgehen, funktionieren sie von ihrer Physis her analog.

Hier einige Punkte, die Sie bei der Fütterung berücksichtigen sollten:

  • Pferde brauchen kontinuierlichen Zugang zu Futter. Fresspausen sind für ihre Verdauung schädlich.
  • Der Hauptanteil des Futters sollte immer Raufutter sein.
  • Als Faustregel können Sie 1,5 bis 2 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Gewicht pro Tag ansetzen.
  • Erst Raufutter anbieten, dann das Saft- oder Kraftfutter.
  • Der Anteil an Saft- und Kraftfutter wird von der körperlichen Belastung und dem Krankheitsgeschehen bestimmt. Freizeitpferde brauchen bei normaler Auslastung in der Regel weniger, Turnierpferde mehr.
  • Kraftfutter sollte auf mehrere, kleine Portionen über den Tag verteilt werden.
  • Achten Sie auf ausreichend Bewegung. Bewegungsmangel darf nie durch Futterreduktion ersetzt werden.
  • Futterpläne sind etwas Flexibles. Passen Sie sie dem aktuellen Bedarf an.
  • Bringen Sie Netze für Heu und Stroh auf der richtigen Höhe an. Tendenziell ist das eher niedrig als hoch. Bei der natürlichen Art der Futteraufnahme halten Pferde den Kopf bodennah.
  • Setzen Sie Pferdeleckerlies sparsam ein. Sie enthalten oft Zucker oder andere ungesunde Inhaltsstoffe. Bei selbstgemachten Leckerlies wissen Sie dagegen genau, was drin ist.

Wie finde ich das passende Futter für mein Pferd?

Es gibt nicht das richtige Futter. Es gibt nur das zu Ihrem Pferd in der aktuellen Situation passende Futter. Um dieses zu finden, müssen Sie als Besitzer ein wenig Detektivarbeit leisten. Viele Faktoren wollen berücksichtigt werden.

Tipp
Tauschen Sie sich mit Tierärzten oder anderen Haltern der gleichen Pferderasse aus. Diese haben bereits kostbares Praxiswissen gesammelt.

Die Herkunft des Pferdes und die Rasse spielen eine wichtige Rolle bei der Wahl des geeigneten Pferdefutters. Die Jahrhunderte haben dafür gesorgt, dass sich die Genetik der jeweiligen Rasse an die Gegebenheiten ihrer ursprünglichen Heimatregion angepasst hat.

Ein Pferd, das in seiner Heimat mit kargen Steppen und nährstoffarmer Nahrung auskommt, wird mit fetten Wiesen und kalorienreichem Futter Schwierigkeiten bekommen. Das ist der Grund, warum Rassen wie Isländer, Haflinger oder Shetlandponys bei zu viel Koppelgang rasch fettleibig werden.

Sehen Sie sich die Umgebung des Pferdes genau an und machen Sie sich einen Eindruck der daraus resultierenden Bedürfnisse. Sind die Wiesen sehr nahrhaft oder eher karg? Gibt es Nährstoffe, an denen es in der Region grundsätzlich mangelt oder die in großen Mengen im Boden vorhanden sind?

Meist sind die lokal ansässigen Bauern sehr gut informiert, wie es um die Böden und deren Nährstoffe bestellt ist. Wenden Sie sich daher an den Stallbetreiber oder andere Ansässige. Auf Basis dieses Wissens können Sie die Futterrationen planen und gegebenenfalls Nährstoffe zufüttern.

Hinweis: Ein Bluttest schafft Klarheit über aktuelle Mangelerscheinungen bei Ihrem Pferd. Er ist in jedem Fall angezeigt, bevor Sie Mineralien wie Zink oder Selen supplementieren. So vermeiden Sie eine nicht ungefährliche Überversorgung.

Im Alter lassen Verdauung und Stoffwechsel nach. Krankheiten wie Rehe, Gelenkverschleiß und Kolikneigung zwingen dazu, den Futterplan anzupassen. Dabei wird meist die Menge an zugefütterten Mineralien, Vitaminen und Nährstoffen steigen, der Energiegehalt aber sinken.

Alte Tiere bewegen sich weniger und brauchen nicht mehr die Menge an Kalorien wie ein Pferd, das sich in seinen besten Jahren befindet. Bei der Fütterung wird sich der Schwerpunkt folglich auf das Raufutter verlagern. Die enthaltenen Ballaststoffe unterstützen die schwache Verdauung und der Kaloriengehalt reicht vollkommen für den Energiebedarf der Senioren aus.

Achtung: Sehr alte und kranke Pferde benötigen manchmal eine erhöhte Kalorienzufuhr, damit sie nicht abmagern. Aufgrund schlechter Zähne fressen sie nicht mehr so gut. Beobachten Sie Ihr Tier genau und passen Sie die Rationen flexibel an. Weiches Mash wird besser angenommen als vergleichsweise harte Haferkörner.

Pferde, die eine außergewöhnlich hohe körperliche Belastung erfahren, brauchen mehr Kalorien. Das Ziehen von schweren Kutschen und der Einsatz als Turnierpferd in Springen und Dressur verbrauchen große Mengen an Energie.

Um das auszugleichen und um das Muskelwachstum der Pferde zu unterstützen, ist ein hoher Eiweiß- und Kohlehydratanteil erforderlich. Die Menge an Kraftfutter im Futterplan muss hier erhöht werden und einen größeren Anteil an der Gesamtfuttermenge ausmachen.

Was dürfen Pferde nicht fressen?

Nicht alles, was wir Menschen essen, tut auch dem Pferd gut. Die folgende Liste gibt Ihnen darüber Aufschluss, was auf keinen Fall in den Futtertrog gehört:

  • Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Auberginen, Tomaten und Paprika: Einige haben nur einen sehr geringen Toxingehalt, der für den Menschen unbedenklich ist. Für das Pferd sind diese Gifte aber nicht abbaubar und lebensgefährlich.
  • Milchprodukte, da Pferde keine Enzyme besitzen, um die enthaltene Laktose abzubauen. Massive Durchfälle sind die Folge.
  • Zucker und Süßigkeiten wie Schokolade, da sie dem Pferd schaden.
  • Kohlgemüse, da die enthaltenen Senföle die Pferde stark blähen und Koliken fördern.
  • Geschnittenes Gras, da es schnell schimmelt und fault. Außerdem kann es giftige Pflanzen enthalten.

Das frisst mein Pferd: So erstellen Sie einen Futterplan für Ihr Pferd

Sie haben sich über die örtlichen Gegebenheiten informiert und kennen sich mit der Rasse Ihres Pferdes aus. Jetzt geht es darum, einen individuellen Futterplan für Ihr Pferd zu erstellen. Dabei macht es Sinn, Ihren Tierarzt hinzuzuziehen. Er wird mit Ihnen die Mengen festlegen, die Ihr Pferd unter Berücksichtigung der körperlichen Belastung und des Gesundheitszustandes braucht.

Der Plan muss im Krankheitsfall oder bei geänderten Voraussetzungen angepasst werden. Um die Übersicht über die Fütterung des Pferdes zu behalten, ist es sinnvoll, Wochenpläne zu erstellen. Hängen Sie diese für alle Reiter und Pferdepfleger sichtbar am Spind aus. So haben Sie einen guten Überblick darüber, wann welche Nährstoffe und Spezialfutter zugefüttert werden.

Fazit: Komplexes Thema, das Erfahrung braucht

Pferde fressen eine individuelle Mischung aus Rau-, Saft- und Kraftfutter. Im Bedarfsfall werden sie ergänzt durch spezielle Zusatzfutter. Klingt einfach, ist in der Praxis jedoch eine Wissenschaft für sich.

Beschäftigen Sie sich vor dem Pferdekauf intensiv mit dem Thema und bedenken Sie: Rassetypische Aspekte sowie der Standort und die gesundheitliche Situation des Pferdes sind Faktoren, die in den Futterplan einfließen müssen.


Jana Schubert
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Jana Schubert

Schon als Baby habe ich lieber mit unserer Perserkatze gekuschelt als mit meinem Teddy. Später ging ich meinen Eltern so lange auf die Nerven, bis ich ein Pferd adoptieren durfte. Mit meinen Tieren habe ich viel erlebt. Und auch wenn das Leben mit Tieren nicht immer einfach ist, kommt für mich kein anderes in Frage. Denn Tiere berühren mich an einer Stelle meiner Seele, wo sonst nichts und niemand hinkommt. Diesen Zauber spüre ich sogar, wenn ich über Vierbeiner schreibe. Ich hoffe, etwas davon kommt bei Ihnen an.


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