Offenstallhaltung

Verfasst von zooplus Redaktion
Pferde im Offenstall schmusen miteinander

Der große Vorteil der Offenstallhaltung: Pferde leben mit ihren Artgenossen zusammen und können eine Herde bilden.

Wenn es um Pferdehaltung geht streiten sich die Geister. Entscheidend ist auf jeden Fall, dass sie artgerecht ist. Bei der Auswahl spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Doch ist die Offenstallhaltung für mein Pferd geeignet?

Boxenhaltung

Die Boxenhaltung ist die am weitesten verbreitete Art der Pferdehaltung. Die vorgeschriebene Mindestgröße einer Box ist die doppelte Widerristhöhe im Quadrat. Selbstverständlich sollte die Box so aufgebaut sein, dass kein Verletzungsrisiko besteht. Die Boxenhaltung ist ein sehr umstrittenes Thema, da viele Pferdefreunde der Meinung sind, dass die Boxenhaltung nicht artgerecht sei. Die Offenstallhaltung wird deshalb immer beliebter.

Pferde in ihren Boxen im Stall
Die Boxenhaltung von Pferden ist immer noch weit verbreitet, aber unter Haltern durchaus umstritten.

Was sind die Vor- und Nachteile der Offenstallhaltung?

Auf der Suche nach einer artgerechten Haltung für das Lauf- und Herdentier Pferd entscheiden sich immer mehr Pferde-Besitzer für die Offenstall-Haltung. Dies hat verschiedene Gründe.

Ausgeglichenheit durch Offenstallhaltung

Es entspricht der Natur des Herdentiers Pferd, im sozialen Verband mit Artgenossen zu leben. Im Offenstall ist das möglich. Die Pferde bilden eine Herde, in der feste Bande, Sympathien, als auch Antipathien entstehen.

Die Rangfolge ist eindeutig. Es kann nur einen Chef beziehungsweise Chefin geben – das Alpha-Tier. Alle anderen Tiere sind untergeordnet und haben einen klar definierten Platz in der Hierarchie.

Das vielfältige Sozialverhalten der Tiere lässt sich in der Offenstallhaltung wunderbar beobachten. Es geht vom freundschaftlichen Kraulen, gemeinsamen Toben, über spielerische Kämpfe, ernsthaftes Hinterteil zeigen, drohendes Ohren anlegen, Schnappen, herzhaftes Beißen und Ausschlagen bis hin zum Steigen.

Robuster im Offenstall

Boxenhaltung zeichnet sich in vielen Ställen mit schlechter Klimatisierung gerade im Winter durch warm-feuchte Luft oder Zug aus. Auf die Dauer kann solch ein Klima der Pferdelunge Schaden zufügen.

Ein Pferd braucht es prinzipiell nicht warm. Mit seinem dichten Winterfell ist es bestens für Wind und Wetter ausgerüstet. Selbst Regen leitet das Fell durch seine Wuchsrichtung und wassersammelnden Wirbel problemlos ab.

Nur zu viel Nässe, wie zum Beispiel an Tage mit Dauerregen, macht dem Pferd zu schaffen. Eine Unterstellmöglichkeit mit trockenem Boden ist daher auch für robuste Offenstall-Pferde notwendig.

Wie sollte ein Offenstall aussehen?

Es gibt sowohl besser als auch weniger professionell geführte Offenställe. Es kann vorkommen, dass die Pferde in tiefem nassem Schlamm stehen oder die ranghöheren Pferde die Rangniedrigeren von der Futterstelle vertreiben. In diesem Fall sollten Sie von einer Offenstallhaltung lieber absehen. Krankheiten und Verletzungen der Pferde sind sonst voraussehbar.

Ein guter Offenstall ist hingegen sorgsam durchdacht. Ist er verantwortungsvoll geführt und mit entsprechendem Fachwissen angelegt, ist der Auslauf trockengelegt und mit Sand oder ähnlichem Untergrundmaterial aufgeschüttet.

Ebenso muss, vor allem in größeren Herden, der Fress- und Ruhebereich getrennt sein. So können auch die rangniederen Pferde in Ruhe fressen oder sich ausruhen, ohne von den Ranghöheren vertrieben zu werden. Umso größer die Herde, desto sorgfältiger muss auf diese Trennung geachtet werden. Denn auch Schwächere müssen in der Herde stressfrei leben können.

Wichtig bei der Offenstallhaltung ist darüber hinaus, das Gelände auf Unfallgefahren hin zu überprüfen. Gefährlich sind tote Winkel, enge Durchgänge, hervorstehende Schrauben, Nägel, herunterhängende Seile oder Drähte. Sonst kann es bei fehlender Fluchtmöglichkeit schnell zu bösen Verletzungen unter den Tieren kommen.

Ein Pferd auf einer Wiese für Offenstallhaltung
Wichtig bei der Offenstallhaltung ist, dass auf dem Areal keine Gefahren für die Pferde lauern.

Wichtig bei der Offenstallhaltung: Eingewöhnungszeit

Pferde, die sich nicht kennen, sollten nicht ohne Eingewöhnungszeit zusammengestellt werden. Meist gibt es sofort eine wilde Keilerei. Manchmal scheint es jedoch auch als würde alles von Anfang an gut gehen, doch der Schein kann trügen. Keines der alteingesessenen Pferde wird sich seinen Platz in der Herde vom „Neuen“ streitig machen lassen.

Daher ist es bei der Offenstallhaltung sehr wichtig, dass die Herde den neuen Kandidaten zuerst ein paar Wochen über den schützenden Zaun hinweg beschnuppern kann. Dazu wird am Besten ein Teil der Koppel oder des Paddocks abgetrennt.

Methode zur sanften Eingewöhnung

Martin Winzer, der seit zehn Jahren einen mit vier Sternen ausgezeichneten Offen-Laufstall betreibt, hat seine eigene Methode zum Eingewöhnen entwickelt. Sie hat ihm und seinen Pferden schon viel Ärger erspart:

Nach der ersten Kennenlernphase über den Zaun, bringt er das neue Pferd auf einem separaten Paddock mit jedem Herdenmitglied einzeln zusammen. Die empfindlichen Pferdebeine schützt er mit Transport-Gamaschen.

Er selbst ist immer mit Gerte dabei. Sollten zwei wüste Raufbolde zusammentreffen, kann er kontrollierend eingreifen. Schlimme Verletzungen werden so vermieden. Erst wenn die Rangordnung zwischen dem Neuen und jedem der „Alten“ geklärt ist, darf der Hospitant in die Herde.

Offenstallhaltung: Checkliste

Bevor Sie sich für einen Offenstall entscheiden, sollten Sie sich folgende Punkte gründlich überlegen:

  • Gibt es einen trockenen, befestigten Auslauf?
  • Sind die Zäune in Ordnung?
  • Gibt es „tote Ecken“ oder andere gefährliche Stellen?
  • Sind Futter- und Ruheplatz getrennt?
  • Kann das neue Pferd schonend an die Herde gewöhnt werden?

Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können, steht einer Offenstallhaltung eigentlich nichts im Weg. Sie können Ihrem Pferd damit auf jeden Fall eine große Freude machen und es wird es Ihnen mit guter Laune und Gesundheit sicherlich auch danken.

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zooplus Redaktion
zooplus Redaktion

Die zooplus Redaktion besteht aus einem engagierten Team von Experten und Redakteuren mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Tierhaltung: Florian, Luisa mit ihrem Schweizer Schäferhund Elyos und Franziska mit ihrer Malterserhündin Emmy sowie ihrem Pferd Rubi. Gemeinsam arbeiten wir mit einem großen Netzwerk aus Tierexperten daran, das zooplus Magazin zu einer vertrauenswürdigen Informationsquelle für alle Tierbesitzer und -liebhaber zu machen. Unser Ziel ist es, spannendes Tierwissen und relevante Informationen zur artgerechten Haltung von Haustieren bereitzustellen.


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