Sind Katzen Einzelgänger?

katzengruppe vor gartentor

Katzen sind Einzelgänger, heißt es oft. Doch stimmt das wirklich?

Der Mythos von der Katze als Einzelgänger hat sich fest in den Köpfen vieler Tierfreunde eingebrannt. Doch wie sieht das Sozialverhalten von Katzen wirklich aus? Sind Katzen Einzelgänger oder lieber unter Artgenossen?

Das soziale Verhalten von Wildkatzen

In freier Wildbahn jagen Kleinkatzen oft allein und sind bei der Jagd nicht auf die Unterstützung von Artgenossen angewiesen. Als Schleichjäger nähern sie sich ihrer Beute lautlos und töten sie mit einem einzigen Sprung. Daher sind die Tiere sogenannte „solitäre Jäger“. In der Natur jagen (und leben) sie oft allein.

Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass alle wildlebende Katzen Einzelgänger sind. Obwohl sich dieses Gerücht hartnäckig hält, ist die Katze oft ein geselliges Tier.

Dies stellten auch Biologen fest, die das Verhalten von freilebenden Katzen studierten. So gibt es beispielsweise freilebende Katzen, die gemeinsam Jungtiere aufziehen oder gemeinsam an Futterstellen fressen. Ob sich Katzen untereinander vertragen, ist, wie beim Menschen, eine Frage des Charakters.

katze jagt im gras
Hauskatzen sind zwar keine Einzelgänger, aber Einzeljäger.

Anpassung an den Menschen: Die domestizierte Katze als Einzelgänger?

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Katze im Rahmen der Domestikation an den Menschen gewöhnt. In diesem Prozess haben Wohnungskatzen auch andere Verhaltensweisen entwickelt als Wildkatzen. Obwohl Hauskatzen wilden Katzen ähnlichsehen, sind sie weniger territorial und dulden den Kontakt mit Menschen und anderen Katzen.

Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig, denn in der Umgebung einer Wohnungskatze ist vieles anders als in der Natur. Zum Beispiel steht ihr kein riesiges Territorium zur Verfügung, sondern meist nur wenige Quadratmeter. Außerdem muss sie sich ihr Futter nicht selbst suchen, da es nun rund um die Uhr verfügbar ist.

Interessanterweise sollen Wohnungskatzen auch häufiger den Kontakt zu ihren Besitzern suchen als Freigänger. Möglicherweise liegt das daran, dass Wohnungskatzen im Allgemeinen weniger Reizen ausgesetzt sind und sie dieses Defizit durch menschlichen Kontakt ausgleichen.

Eine amerikanische Forschungsarbeit wies auch darauf hin, dass Katzen entspannter wirken, wenn sie bei Ihren Bezugspersonen sind.

Haben Katzen ein emotionales Verständnis?

Katzen haben in einem Experiment gezeigt, dass sie Bilder von emotionalen Gesichtern mit den entsprechenden Tönen verknüpfen können. Und dies tatsächlich nicht nur mit Bildern von ihren Artgenossen, sondern auch von Menschen.

Da die Forschung derzeit erst am Anfang aller Untersuchungen rund um das Sozialverhalten von Katzen steht, bleiben weitere Fragen offen. Sicher ist jedoch, dass das Interesse am Verständnis der Beziehung zwischen Katzen und Menschen auch in der Wissenschaft zunimmt.

drei katzen auf kratzbaum
Viele Katzen lieben es, mit Artgenossen zu spielen und ihre Umgebung zu erkunden.

Oxytocin: Bindeglied zwischen Menschen und Katzen?

Einige Studien untersuchten zudem bereits die Folgen für Katzen, die Kontakt zu Menschen hatten. Darunter zeigen neuere Erkenntnisse, dass soziale Interaktionen mit Menschen einen Einfluss auf die Ausschüttung von Oxytocin haben können.

Diese als „Kuschelhormon“ bekannte Substanz ist neben anderen Wirkungen für die emotionale Bindung zwischen Frauen und ihren Neugeborenen verantwortlich. Nun fanden Forscher dieses Hormon auch im Urin von Katzen, die engen Kontakt zu ihren Besitzern haben.

Wie stark Katzen jedoch bei menschlichem Kontakt Oxytocin freisetzen und wie sich dies genau auf ihr Verhalten auswirkt, bleibt laut den Forschern allerdings noch offen. Für weitere Details sind umfangreichere Studien nötig.

Im Gegensatz dazu zeigten Katzen mit hohem Oxytocinspiegel kein beziehungsorientiertes Sozialverhalten innerhalb eines Rudels. Das ist das Ergebnis einer im Fachmagazin Plos One veröffentlichten, japanischen Studie. Es besteht die Möglichkeit, dass Oxytocin bei in Gruppen gehaltenen Katzen anders wirkt als bei Rudeltieren.

Sollte ich eine oder mehrere Katzen adoptieren?

Bevor Sie sich eine Katze anschaffen, stellt sich die Frage: Sollten Sie eine oder mehrere Katzen adoptieren? Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, finden Sie im Folgenden einige Gedanken zu den jeweiligen Haltungsformen:

Was die Wissenschaft sagt: Sind Katzen Einzelgänger?

Die Antwort auf die Frage, ob Katzen Einzelgänger sind oder lieber in der Gruppe leben, scheint derzeit noch nicht endgültig geklärt zu sein.

So gehen manche davon aus, dass einige Katzen gerne mit ihren Artgenossen zusammenleben. Ein Hinweis darauf ist das teils ausgeprägte Sozialverhalten, das sie untereinander zeigen. So pflegen sich Katzen in Mehrkatzenhaushalten oft gegenseitig und spielen miteinander.

Alles eine Frage des Hormonspiegels?

Einem japanischen Forscherteam zufolge könnte es aber auch sein, dass zusammenlebende Katzen lediglich Verhaltensstrategien entwickeln, um ihr eigentliches Territorialverhalten zu unterdrücken.

So fanden die Wissenschaftler heraus, dass Katzen mit niedrigem Cortisol- und Testosteronspiegel sehr tolerant gegenüber anderen Katzen sind. Dies könnte dazu dienen, das Zusammenleben in der Gruppe zu erleichtern.

Gerade dann, wenn Sie den Großteil des Tages aus dem Haus sind, kann eine zweite Katze die perfekte Ergänzung Ihrer Familie sein. Entscheidend für einen harmonischen Mehrkatzenhaushalt ist allerdings die richtige Auswahl der Persönlichkeiten. Denn der Charakter einer Katze ist vielfältig. Keine Katze gleicht der anderen.

Verhältnis der Katzen untereinander kann sich ändern

Selbst zusammengeschweißte Katzenfreundschaften können zerbrechen, wenn eine zweite, dritte oder gar vierte Hauskatze einzieht. Statt gemeinsamer Fellpflege und Kuscheln gibt es nun Streitigkeiten.

Hinzu kommt: Ändern sich die Lebensumstände plötzlich, können die besten Freundschaften zerbrechen. Hier kommt nicht nur ein Umzug oder die Geburt eines Babys als Ursache infrage, sondern auch eine Trennung vom Partner.

Vor der Anschaffung: Mehraufwand berücksichtigen

Natürlich müssen Sie vor Einzug einer weiteren Katze ein paar Vorbereitungen treffen. So sollten genügend Zeit und Ressourcen für beide Tiere da sein. Auch ein weiteres Katzenklo muss her, sowie eventuell ein größerer Kratzbaum.

Wie Sie Ihre Katzen zusammenführen können, erfahren Sie unter: Katzen zusammenführen

Obwohl Katzen von Natur aus keine Einzelgänger sind und oft engen Kontakt zu Artgenossen pflegen, gibt es sie doch: Katzen, die harmonisch mit ihrer menschlichen Familie leben und ihre Artgenossen nicht vermissen. Manche Tierheime stufen solche Katzen mitunter als „unverträglich mit anderen Tieren“ ein und vermitteln sie nur als Einzelkatzen.

Sie kennen Ihre pelzige Katze am besten. Nur Sie können entscheiden, ob Sie eine weitere Katze in Ihre Familie aufnehmen möchten oder ob Ihre Katze allein glücklicher ist.

Soziales Umfeld schaffen

Wenn Ihre Katze jedoch nicht in der Lage zu sein scheint, mit anderen Katzen unter einem Dach zu leben, sollten Sie für sie ein soziales Umfeld schaffen. Denn gerade bei Einzeltieren ist es wichtig, dass Sie sich artgerecht um sie kümmern und sanft mit ihr umgehen.

Vereinsamt Ihre Katze, kann dies ihr Verhalten oder sogar ihre Gesundheit beeinträchtigen. Um die Bindung zwischen Ihnen und Ihrer Katze zu stärken, sollten Sie daher regelmäßig mit ihr kuscheln und gemeinsame Spieleinheiten einplanen. Auch Clicker-Training sorgt für eine engere Bindung.

Quellen:

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Ist meine Katze glücklich?

Wenn wir jemanden lieben, wünschen wir uns natürlich, dass er glücklich ist – und tun gerne so einiges, um zum Glück desjenigen beizutragen. Das gilt natürlich auch im ganz besonderen Maß für die Liebe zu unseren felinen Fellfreunden auf vier Pfoten, mit denen wir das Leben teilen. Schließlich machen auch sie uns sehr glücklich. Zunächst mal können Sie sicher sein: Wenn Sie Ihrer geliebten Mitbewohner-Mieze ein artgerechtes Leben ermöglichen, das ihrem Wesen und ihren Bedürfnissen voll und ganz entspricht, tun Sie schon sehr viel dafür, dass Ihre geliebte Katze glücklich ist. Dazu gehört einerseits eine angemessene Beschäftigung mit entsprechendem Spielzeug, das auch der Intelligenz der jeweiligen Rasse beziehungsweise der Katze an sich entspricht. Auch sehr wichtig: Das hochwertige Futter. Außerdem braucht Ihre Katze zu ihrem Glück einen Kratzbaum, um ihre Krallen zu wetzen und ihr ganz individuelles Duftsignal setzen zu können, sowie einen oder mehrere zugluftgeschütze Rückzugsorte wie beispielsweise ein Katzenhäuschen. Je nach Rasse oder Wesen braucht die Katze mehr oder weniger Freigang. Und was die meisten Katzen zusätzlich sehr glücklich macht – Sie ahnen es schon: Ausgiebiges Schmusen! Wenn Sie Ihrer Katze all das geben, können Sie ziemlich stark davon ausgehen, dass es ihr gut geht. Damit Sie ganz sicher gehen können, dass Sie Ihre geliebte Mieze glücklich machen, haben wir kompetente Katzenflüsterer nach den untrüglichen Anzeichen des Katzenglücks gefragt. Und das sind ihre Antworten: