Kuvasz

Die großen, weißen Hirtenhunde asiatischen Ursprungs sind gute Gefährten für erfahrene Hundefreunde, die die Eigenständigkeit dieser Vierbeiner zu schätzen wissen und ihnen viel Platz bieten können. Erfahren Sie mehr über den Kuvasz (Aussprache: „Kuwas“), den imposanten Beschützer aus Ungarn.

kuvasz im grass

Typisch für den Kuvasz ist sein dichtes, weißes, gewelltes bis lockiges Haar.

Aussehen: Größe und Gewicht des Kuvasz

Kuvasz-Hunde sind mit ihrem weißen, leicht gewellten Fell und der großen, harmonischen Statur eine beeindruckende Erscheinung, die Blicke auf sich zieht. Rüden ziert meist eine „Brustmähne“, die bei weiblichen Tieren weniger ausgeprägt ist.

Unter dem auffallenden Fell sind die Vierbeiner muskulös und haben einen kräftigen Knochenbau. Kuvasz-typisch ist außerdem die schwarz pigmentierte Nase. Rüden können bis zu 76 cm Widerristhöhe erreichen und dabei über 60 kg auf die Waage bringen.

Charakter: Welche Eigenschaften hat der Kuvasz?

Als ursprünglicher Hirten- und Wachhund ist der Kuvasz eigenständig sowie territorial und wachsam. Die Rasse ist zudem für ihre hohe Loyalität und ihre Furchtlosigkeit bekannt und bindet sich eng an ihre Bezugsperson oder ihre menschliche Familie. Innerhalb dieser ist der Kuvasz ein liebevoller Gefährte für Kinder und, sofern er bereits als Welpe Katzen kennengelernt hat, auch ein guter Katzenkumpel.

Ein Kuvasz kann gefährlich werden

Fremden Menschen und Tieren gegenüber wird er sich in seinem Revier stets misstrauisch bis feindlich zeigen, auf neutralem Gebiet bleibt er distanziert. Die Rasse braucht eine liebevoll-konsequente Erziehung.

Denn so wunderbar ein ausgeglichener Kuvasz auch sein kann: Ein aus der Kontrolle geratener Kuvasz kann ein hohes Maß an Aggressivität zeigen, was bei seiner Statur und Schnelligkeit gefährliche Folgen haben kann.

kuvasz im schnee © Carola Schubbel / stock.adobe.com
Obwohl der Kuvasz gerne draußen ist, eignet er sich nicht für die Zwingerhaltung. Er braucht unbedingt Familienanschluss.

Erziehung: Als Welpe sorgsam sozialisieren

Die ersten eineinhalb Jahre sind entscheidend für die Persönlichkeit der großen Hirtenhunde. Zieht ein Kuvasz-Welpe bei Ihnen ein, steht Ihnen eine anstrengende, aber tierisch aufregende und schöne Zeit bevor!

Bellfreudiger Wachhund

Ein Kuvasz-Welpe sollte weder ausschließlich im Haus noch nur im Freien gehalten werden. Er braucht Familienanschluss sowie viele Umweltreize vom Staubsauger bis zum Straßenlärm, damit er zu einem ausgeglichenen Hund heranwachsen kann, den Alltägliches nicht aus der Ruhe bringt. Insbesondere bezüglich der Wachhunde-Ambitionen ist dies von großer Bedeutung, wenn Sie sich keinen „Kläffer“ heranziehen möchten.

Sinnvoll ist der Besuch von Welpenspielstunden, damit Ihr junger Kuvasz andere Hunde und Rassen kennenlernt und sozial gefestigt wird. Oft entstehen hier Freundschaften zwischen Hunden und auch zwischen den Haltern.

Ist der Kuvasz schwer zu erziehen?

Sein eigenständiges Denken hat zur Folge, dass der Kuvasz nur dann gut erziehbar ist, wenn er sich freiwillig einer kompetenten und starken, stets gewaltfreien Führung fügt. Er gehorcht vor allem aus Zuneigung und Respekt gegenüber seinem „Rudelführer“, der unbedingt konsequente und aggressionsfreie Führung an den Tag legen sollten.

Dann wird der Kuvasz sich bereitwillig unterordnen – was zwingend notwendig ist – kann aber seine Eigenständigkeit behalten.

Rassegerechte Beschäftigung für den Beschützer

Ein Kuvasz schätzt lange Spaziergänge und kann, entsprechendes Training vorausgesetzt, im Erwachsenenalter gut als Reitbegleithund mitlaufen. Ansonsten ist er für Hundesport allein schon aufgrund seiner Größe nicht unbedingt geeignet.

Möglich ist eine Ausbildung als Fährten- und Rettungshund. Die beste Grundlage für ein ausgefülltes Kuvasz-Leben bieten Sie ihm, wenn Sie ihm ein Revier zur Verfügung stellen, wo er eigenständig seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Bewachen, nachgehen kann, und ihn gleichzeitig in Ihre Familie integrieren.

Ernährung: Großer Hund mit besonderen Ansprüchen

Große Hunde fressen mehr – doch das ist nicht die einzige Maxime, nach der Sie das Futter Ihres Kuvasz auswählen sollten. Gönnen Sie Ihrem Gefährten seiner Gesundheit zuliebe ein Futter mit einem hohen Proteinanteil und ohne minderwertiges Getreide. So kann er seine Mahlzeiten am besten verwerten.

Risiko einer Magendrehung senken

Achten Sie insbesondere bei Welpen darauf, dass diese ein für junge Hunde großer Rassen geeignetes Futter erhalten, denn ein Übermaß an Nährstoffen kann dazu führen, dass die Muskeln schneller wachsen als von der Natur geplant. Hieraus können Skelettprobleme resultieren.

Schützen Sie Ihren Vierbeiner vor einer Magendrehung, indem Sie ihn am besten immer nach der Gassi-Runde füttern und anschließend ruhen lassen – animieren Sie ihn nach dem Fressen keinesfalls zu Rennspielen oder zu ausgiebigem Wälzen.

Erfahren Sie mehr zum Thema Hundeernährung in unserem Magazin:

Pflege: Der Kuvasz haart stark

Das dichte Fell des Kuvasz ist pflegeleicht, allerdings macht sich der weiße Riese keine Freunde bei Sauberkeitsfanatikern, denn er haart relativ stark. Gewöhnen Sie schon den Welpen ans Bürsten und widmen Sie sich während des zweimal jährlichen Fellwechsels am besten täglich dem Ausbürsten loser Haare.

Das richtige Maß finden

So können Sie die Haarflut auf Möbeln und Kleidung reduzieren, aber nie ganz verhindern. Trotzdem sollten Sie es mit der Fellpflege nicht übertreiben, da bei zu häufigem Bürsten Unterwolle ausgerissen wird, was wiederum vermehrtes Haaren zur Folge hat.

Es gilt wie so oft im Leben auch beim Bürsten: So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Baden sollten Sie Ihren Kuvasz nur in Ausnahmefällen – meist fällt Schmutz nach dem Trocknen aus dem Fell oder löst sich beim Ausbürsten.

Hundehaare mit Humor nehmen

Und für die menschliche „Pflege“ gilt: Machen Sie die Fusselbürste zu Ihrem ständigen Begleiter und nehmen Sie hier und da haftende Haare mit Humor – vielleicht hilft Ihnen dabei folgender Gedanke: Aufgrund des Wollcharakters der Unterwolle lassen manche Halter das ausgebürstete Fell ihres Vierbeiners zu Garn spinnen, um daraus wohlig-warme Pullover zu stricken – ein Partnerlook der ganz besonderen Art!

Sie wollen mehr über die Pflege Ihres Hundes wissen? In unserem Ratgeber beantworten wir die wichtigsten Fragen:

Gesundheit: Haut- und Gelenkprobleme beim Kuvasz

Neben der für Hunde dieser Größe schon fast „typischen“ Anfälligkeit für Hüftdysplasie (HD) können die Vertreter der Rasse zu Hautproblemen neigen. Die beste Vorsorge bezüglich Gelenkerkrankungen ist der Welpen-Kauf bei einem seriösen Züchter, der entsprechende Vorsorgeuntersuchungen durchführen lässt und von HD betroffene Tiere konsequent von der Zucht ausschließt.

Wie hoch ist die Lebenserwartung des Kuvasz?

Achten Sie außerdem darauf, Übergewicht zu vermeiden. Als Zahnpflege eignen sich Zahnpflegesnacks aus dem Fachhandel sowie Trockenkauartikel. Bei guter Gesundheit kann ein Kuvasz ein für diese Größe stattliches Alter von rund 13 Jahren erreichen.

Geschichte: Vom Jagdhund zum Wachhund

Diese Hirtenhunde stammen ursprünglich aus Asien und gelangten von hier aus nach Ungarn, das als offizielles Herkunftsland gelistet ist. Der Rassename bedeutet so viel wie „Beschützer“ oder „Wächter“. Bereits im Mittelalter kamen die wachsamen Vierbeiner in der Jagd zum Einsatz, später entwickelten sie sich mehr und mehr zu Wachhunden von Haus, Hof und Herden.

Warum ist der Kuvasz weiß?

Zu Zeiten des ungarischen Königs Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert war der Kuvasz laut schriftlichen Quellen ein beliebter Hund im Adel, wo er zu Wolfs- und Bärenjagden verwendet wurde. Seine helle Farbe half – ähnlich wie beim ebenfalls elfenbeinfarbenen Komondor – die Hunde auch nachts von Wölfen zu unterscheiden.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man mit der gezielten Kuvasz-Zucht, die beinahe ein trauriges Ende nahm: 1956 wurden beim Ungarn-Aufstand zahlreiche der Hunde, die Haus und Hof verteidigten, niedergeschossen. Auch heute noch trifft man nur selten auf einen Kuvasz – in Deutschland beispielsweise liegt die Anzahl der neugeborenen Welpen pro Jahr bei ungefähr rund 50 Tieren.

© kwadrat70 / stock.adobe.com
Als Welpe muss der Kuvasz sorgsam sozialisiert werden und möglichst viele Umweltreize kennenlernen.

Vorabüberlegungen: Passt ein Kuvasz zu mir?

Die Schönheit und Größe dieser Rasse wirken auf viele Hundefreunde attraktiv, doch nur Menschen mit reichlich Erfahrung sollten über den Einzug eines Kuvasz nachdenken. Denn so ausgeglichen und zuverlässig Vertreter der Rasse bei fachmännischer und liebevoller Erziehung auch werden können, so wenig verzeihen sie Fehler.

Gesucht: Ein Grundstück zum Bewachen

Erfahrene Hundefreunde mit ausreichend Platz können sich mit einem Kuvasz über einen charakterstarken, loyalen und sehr intelligenten Vierbeiner an ihrer Seite freuen. Die Hunderasse eignet sich keinesfalls zur Zwinger-Haltung.

Klären Sie unbedingt vor dem Einzug eines Kuvasz ab, von wem er im Krankheitsfall oder im Urlaub versorgt werden kann. Aufgrund ihrer Reviertreue und Größe eignen sich die Hirtenhunde nicht optimal als Urlaubsbegleiter.

Anschaffung: Wie finde ich meinen Traum-Kuvasz?

Machen Sie einen großen Bogen um alle Schwarzzüchter, die keinem Verein angehören, sowie ebenfalls um „Zufalls-Welpen“ oder Tiere aus „Wir wollten nur einmal Welpen haben“-Verpaarungen. In beiden Fällen laufen Sie Gefahr, ein krankes und nicht-sozialisiertes Tier aufzunehmen, das zudem keinen fachkundigen Hintergrund hinsichtlich des Rassestandards hat.

Kuvasz-Freunde kaufen einen Welpen ausschließlich bei einem kompetenten Züchter, den sie in dessen Zuhause besuchen können, um dort neben den Kleinen selbst auch ihre Umgebung sowie die Elterntiere kennenzulernen.

Einen Kuvasz aus dem Tierschutz adoptieren

Wer auf der Suche nach einem bereits älteren Kuvasz ist, kann sich bei auf ungarische Hirtenhunde spezialisierten Organisationen umsehen, die oftmals Kuvasz-Hunde und Mischlinge, die aus unterschiedlichen Gründen ihr voriges Zuhause verloren haben, vermitteln. Im Gespräch mit der vermittelnden Stelle und bei einem anschließenden Kennenlernen können Sie gemeinsam entscheiden, ob „die Chemie stimmt“.

Einerseits können ältere Hunde natürlich Altlasten – beispielsweise durch vergangene Erziehungsfehler – im Gepäck haben, andererseits kann der Einzug eines Vierbeiners mit eigener Geschichte sehr bereichernd sein. Seien Sie allerdings vor Aufnahme Ihres potenziellen neuen Mitbewohners selbstkritisch und überlegen Sie, gegebenenfalls mit einem Experten, ob Ihr Hunde-Know-how ausreichend für den jeweiligen Kuvasz ist.

Erfahren Sie mehr zum Thema Hundekauf in unserem Magazin:

Lesen Sie auch über das Thema Welpen eingewöhnen: Grundausstattung & Tipps!

Kurz und knapp: Die häufigsten Fragen zum Kuvasz

Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um den weißen Riesen aus Ungarn.

Was ist ein Kuvasz?

Der Kuvasz ist eine ungarische Hunderasse. Ihr Name geht auf das Wort „Kawass“ zurück, eine historische Bezeichnung für einen osmanischen Polizeidiener bzw. Botschaftswächter.

Ist der Kuvasz ein Listenhund?

In einigen Gegenden, z. B. im Schweizer Kanton Tessin, wird der Kuvasz als Listenhund geführt. Bei diesen als potenziell gefährlich eingestuften Rassen ist die Haltung bewilligungspflichtig und ggf. an bestimmte Auflagen geknüpft.

Ist der Kuvasz ein Familienhund?

Als eigenständiger Hirten- und Herdenschutzhund ist der Kuvasz nur eingeschränkt als Familienhund zu empfehlen. Wenn seine Bedürfnisse erfüllt sind, er beispielsweise ein großes Grundstück bewachen darf und konsequent erzogen wird, kann er jedoch enge Bindungen zu seinen Menschen aufbauen.

Ist der Kuvasz ein Anfängerhund?

Für Anfänger ist der temperamentvolle Kuvasz nicht geeignet. Als selbstständig arbeitender Wachhund liegt es ihm einfach nicht, blinden Gehorsam zu zeigen, was die Erziehung erschwert. Um einen Kuvasz souverän führen zu können, braucht der Halter daher viel Erfahrung und Hundesachverstand.

Fazit: Das Bewachen liegt ihm im Blut

Der große, reinweiße Kuvasz begeistert viele Hundeliebhaber. Allein aufgrund seiner majestätischen Erscheinung sollte man diesen eigenwilligen Vierbeiner aber keinesfalls anschaffen. Der Kuvasz möchte nämlich seinen natürlichen Instinkt als Beschützer ausleben können. Nur wenn er sein Revier und seine Liebsten bewachen darf, fühlt er sich wohl und zeigt sein sanftes, loyales Wesen. Diese Rasse ist daher nur für erfahrene Hundefreunde geeignet, die sich einen mutigen, eigenständigen Wachhund für ihr Zuhause wünschen.

Steckbrief zum Kuvasz

Besonderheiten:Der Kuvasz ist ein großer, kraftvoller Hirtenhund. Er besitzt einen starken Beschützerinstinkt und bewacht sein Revier zuverlässig.
Charakter:furchtlos, verteidigungsbereit, eigenständig, selbstbewusst
Widerristhöhe:Rüden: 71–76 cm
Hündinnen: 66–70 cm
Gewicht:Rüden: 48–62 kg
Hündinnen: 37–50 kg
Fell:dicht, gewellt bis lockig, mit reichlich Unterwolle, einfarbig weiß
Fellpflege:mäßiger Aufwand
Auslauf:braucht ein Grundstück zum Bewachen
Anfängerhund:nein
Bellen:bellt viel
Lebenserwartung:ca. 13 Jahre
Typische Krankheiten:Hüftdysplasie, Schilddrüsenunterfunktion, Magendrehung
Verwendung:Herdenschutzhund, Wachhund, Fährtenhund, Rettungshund
FCI-Gruppe:1. Hütehunde und Treibhunde
Bewegungsbedarf:mäßig
Herkunft:Ungarn

Quellen:

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