Kann man Quallen im Aquarium halten?

Verfasst von Natalie Decker
Quallen im Aquarium

Ohrenquallen eignen sich für die Haltung im Aquarium besonders gut.

Da die Haltung von Quallen im Aquarium sehr aufwändig ist, galt sie lange Zeit als fast unmöglich. Quallen sind sehr empfindliche Lebewesen und brauchen eine bestimmte Umgebung, um sich wohlzufühlen. Wir erklären Ihnen, unter welchen Bedingungen Sie Quallen zu Hause halten können und auf was Sie achten müssen.

Wissenswertes über die Qualle

Quallen sind Nesseltiere, die auch Medusen genannt werden. Um genau zu sein, ist die Qualle lediglich ein Lebensstadium eines Nesseltiers. Erst nachdem der am Meeresboden festsitzende Polyp, der einer winzigen Palme ähnelt, seine obere Hälfte in Scheiben teilt, entstehen Quallen.

Das Quallen-Stadium ist also nur ein Teil eines komplexen Lebenszyklus. Quallen kommen mehrheitlich im Salzwasser vor, allerdings gibt es auch einige Arten von Süßwasserquallen.

Wie ist eine Qualle aufgebaut?

Eine Qualle ist weichhäutig und besteht zu 98 Prozent aus Wasser. Sie ist schirmartig aufgebaut und besitzt Organe, wie den hängenden Magenstiel mit Mundöffnung.

Die vielen langen Tentakel sind meist mit Nesselzellen versehen, die zur Abwehr oder zum Beutefang genutzt werden. Die Nesselzellen sind für den Menschen überwiegend ungiftig, können aber eine allergische Hautreaktion auslösen.

Informieren Sie sich trotzdem immer vor dem Kauf von Quallen über deren Giftigkeit. Den direkten Hautkontakt können Sie vermeiden, indem Sie Gummihandschuhe tragen.

Zur Fortbewegung nutzen Quallen die vorhandene Strömung und das Rückstoßprinzip, bei dem sie ihren Schirm zusammenziehen und Wasser nach unten ausstoßen. Dabei können sie allerdings nur kurze Strecken gegen die Strömung zurücklegen.

Quallen können aufgrund ihrer Lebensweise in drei verschiedene Typen aufgegliedert werden, die …

  1. an Oberfläche schwimmen und sich vom Wind treiben lassen,
  2. im Freiwasser schwimmen und auf die Strömung angewiesen sind,
  3. am Grund leben.

Strömung im Aquarium als zentraler Faktor

Für eine Quallenhaltung im Aquarium eignet sich der zweite Typ, der allerdings auf eine gut funktionierende und beständige Strömung angewiesen ist.

In jedem Winkel des Aquariums müssen Sie für eine aktive Strömung sorgen, was die artgerechte Haltung von diesen faszinierenden Nesseltieren so anspruchsvoll macht.

Tote, also nicht durchströmte Ecken, Pumpen, Heizer und scharfe Steine dürfen in einem Quallenaquarium nicht vorkommen, da die Nesseltiere sich ansonsten verletzten könnten und eventuell daran verenden.

Unter den verschiedene Quallenarten für Aquarien sind einige nur für absolute Profis geeignet, wie beispielsweise die Perlenqualle oder Mangrovenqualle. Diese Nesseltierarten können Sie beispielsweise in großangelegten Zooaquarien bewundern.

Die Ohrenqualle als Aquariumsbewohner

Für das heimische Aquarium eignen sich vor allem kleine Exemplare der Ohrenqualle (Aurelia aurita). Ihren Namen verdankt die Ohrenqualle den „Ohrenzeichnungen“ auf ihrem Schirm.

Dabei handelt es sich um ihre Geschlechtsorgane. Bei den Weibchen sind sie rotviolett und bei den Männchen weiß bis rotorange.

Sie ist relativ anspruchslos in Bezug auf die Wassertemperatur und die Lichtverhältnisse und ein Becken in angemessener Größe passt in jedes Zuhause.

Nur für Fortgeschrittene oder Profis

Allerdings sollte man für die Quallenhaltung über ein gewisses Aquaristik-Know-how verfügen, weshalb Sie bereits Erfahrungen mit Aquarien gemacht haben sollten. Für absolute Laien eignet sich auch die Ohrenqualle nicht.

Weitere Quallenarten, die im heimischen Aquarium gehalten werden können, sind die Gepunktete Wurzelmundqualle (Phyllorhiza punctata), die Lagunenqualle (Mastigias Papua) und die Mosaik-Wurzelmundqualle (Catostylus mosaicus).

Sie fragen sich bestimmt, wie Sie Ihr Aquarium einrichten sollten, damit sich Quallen darin wohlfühlen. Informieren Sie sich im Voraus, wie groß die Quallen und wie lang ihre Tentakel werden, um ein Quallenaquarium in der richtigen Größe zu kaufen.

Die passende Beleuchtung finden

Bringen Sie außerdem in Erfahrung, ob Ihre Quallen besondere Ansprüche an die Beleuchtung haben. Quallenarten, die Symbiosealgen besitzen, erhalten ihre Energie von den Algen und benötigen dafür diffuses oder monochromatisches blaues Licht im Aquarium.

Wenn Sie Quallen in Ihrem Aquarium halten wollen, sollten Sie sich für nur eine Art entscheiden. Als Schwarmtiere sind sie zudem darauf angewiesen, mit mehreren Artgenossen der gleichen Art zusammenzuleben. Salzwasserfische und Quallen können nicht in einem Becken zusammenleben.

Ein normales Aquarium ist nicht für die Haltung und Pflege von Quallen geeignet. Die Medusen brauchen ein spezielles, rundes Quallenaquarium, um sich nicht zu verletzen.

Wie bereits erwähnt, spielt die konstante Strömung eine wichtige Rolle, da die Quallen ansonsten einfach zu Boden sinken würden.

Alle Eigenschaften eines Quallenaquariums im Überblick:

  • rundes Meereswasseraquarium
  • konstante Strömung auch am Beckenrand: leicht, strudelfrei, horizontal und nur minimal vertikal
  • keine Dekoartikel im Becken, um Verletzungen zu vermeiden
  • gute Wasserqualität: mindestens einmal pro Woche Wasserwechsel von mindestens 25 Prozent
  • Salzgehalt: 32 bis 34 Gramm/Liter (ppt)
  • Wassertemperatur: 13 bis 18 °C
  • pH-Wert: 8,0 bis 8,3
  • leistungsfähige Filteranlage für gute Wasserqualität, die keine Verletzungsgefahr birgt

Die meisten Quallenarten ernähren sich überwiegend von Zooplankton, also von kleinen Krebstieren, Larven und anderen Meeresorganismen. Auch Mysis und Artemia eignen sich zur Fütterung.

Passive Esser

Die Beute wird durch die nesselnden Tentakel getötet oder betäubt und anschließend mithilfe der Fangarme zur Mundöffnung gebracht und verschlungen.

Das Füttern kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da sich Quallen passiv ernähren. Das heißt, sie suchen nicht gezielt nach Nahrung, sondern nehmen vorbeischwebende Kleinstlebewesen auf.

Medusen fressen also nicht nach Bedarf, sondern ständig, weshalb immer genug Futter im Becken schwimmen sollte.

Wie oft muss man Quallen füttern?

Füttern Sie in kleinen Mengen mehrmals am Tag, damit immer so viel Nahrung vorhanden ist, dass die Quallen ausreichend zu fressen haben. Die Dosierung bei den einzelnen Fütterungen hängt von der Anzahl der Tiere im Becken ab.

Da Quallen immer nur einen Teil des angebotenen Futters fressen, sollten Sie die Wasserqualität immer im Auge behalten, da die Wasserbelastung deutlich höher ist als bei Aquarienfischen.

Auch aufgrund dieser speziellen Art der Nahrungsaufnahme und der damit zusammenhängenden Permanentfütterung ist die Quallenhaltung im Meerwasseraquarium recht anspruchsvoll.

Die Lebenserwartung einer Qualle hängt von der Art, ihrem Lebensraum und von der richtigen Pflege im Aquarium ab. Wer Quallen halten möchte, sollte sich allerdings bewusst sein, dass die Meeresbewohner nicht lange leben, weder in der freien Natur noch im Meerwasseraquarium zu Hause.

Die Lebenserwartung von Quallen kann von wenigen Monaten bis zu einem Jahr reichen. Eine Ohrenqualle beispielsweise, die Sie auch aus der Nord- und Ostsee kennen, kann im Quallen-Stadium bis zu sechs Monate alt werden.

Wie sterben Quallen?

Wenn eine Qualle stirbt, werden Sie dies vermutlich kaum mitbekommen, da sie sich einfach in Wasser auflöst – denn sie besteht zu 98 Prozent aus Wasser. Quallen müssen für ein Quallenaquarium folglich immer wieder nachgekauft werden.

Zusammenfassung: Wie funktioniert ein Quallenaquarium?

Die Haltung von Quallen in heimischen Aquarien ist möglich, wie Sie in diesem Artikel erfahren haben. Doch die Nesseltierchen benötigen eine spezielle Pflege.

Wir fassen für Sie nochmals die wichtigsten Punkte für die Haltung von Quallen zusammen:

  • Haltung: Quallen sind Schwarmtiere und leben in Gruppen.
  • Geeignete Quallenart: Am besten eignet sich die Ohrenqualle für die Haltung in Aquarien.
  • Vergemeinschaftung: Holen Sie sich am besten immer nur mehrere Exemplare einer Quallenart.
  • Licht: Manche Quallenarten haben spezielle Ansprüche an das Licht.
  • Strömung: ruhige, aber zirkulierende Strömung
  • Aquarium: runde bzw. zylinderförmige Aquarien ohne Ecken und Kanten und ohne dekorative Einrichtung
  • Wassertemperatur: Diese muss in der Regel auf circa 13 bis 18 °C heruntergekühlt werden.
  • Ernährung: Plankton, Mysis und Artemia
  • Filter: besondere Filtertechnik notwendig
  • Fütterung: zwei- bis viermal täglich, mit je nach Populationsgröße angepasster Dosierung
  • Wasserwechsel: mindestens 25 Prozent (aber nicht mehr als 50 Prozent) des Wassers einmal wöchentlich
  • Zucht: aufwändig und schwierig, selbst für Profis

Sind Quallen im Aquarium Tierquälerei?

Quallen faszinieren, wenn sie mit dem richtigen Licht in Szene gesetzt werden und im immer gleichen Tempo ihre Bahnen ziehen. Nach den Einzellern und Schwämmen zählen sie zu den primitivsten Lebewesen im Tierreich. Sie besitzen ein sehr einfaches Nervensystem und fühlen kaum Schmerzen. Doch auch sie sind lebende Tiere, die eine artgerechte Haltung verdient haben.

Nur wer seinen Quallen ein optimal ausgestattetes Aquarium bieten kann, sollte die faszinierenden Nesseltiere bei sich einziehen lassen. Die Tiere sind außerdem nichts für Anfänger. Sie sollten sich der Quallenhaltung erst zuwenden, wenn Sie sich ein umfassendes Aquaristik-Know-how angeeignet haben.


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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