Kaninchen kastrieren Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

kaninchen im freilauf vor futter

Je nach Entwicklung des Kaninchens sind die Tiere nach zwölf bis 15 Wochen zeugungsfähig.

Bei der Kastration entfernt der Tierarzt die Keimdrüsen. Beim Rammler sind dies die Hoden, bei der Häsin die Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter. Doch welche Gründe sprechen dafür oder dagegen, ein Kaninchen kastrieren zu lassen? Und wie läuft eine Kastration beim Kaninchen ab?

Kastration vs. Sterilisation: Was sind die Unterschiede?

Die Kastration und Sterilisation sind zwei unterschiedliche Eingriffe, wobei Tierärzte die Kastration von Kaninchen deutlich häufiger vornehmen.

Lassen Sie Ihr Kaninchen kastrieren, entfernt der Tierarzt die gesamten Keimdrüsen (Hoden / Eierstöcke) Ihres Kaninchens. Im Gegensatz dazu durchtrennt der Tierarzt im Rahmen der Sterilisation die Samen- beziehungsweise Eileiter, sodass die Keimdrüsen erhalten bleiben.

Vor der Kastration untersucht der Tierarzt Ihr Kaninchen.

Vorteile und Nachteile einer Kastration von Kaninchen

Wie bei vielen operativen Eingriffen gibt es auch bei der Kastration von Kaninchen Vor- und Nachteile. Besprechen Sie diese ausführlich mit Ihrem Tierarzt, um sich gemeinsam für oder gegen eine Kastration Ihrer Kaninchen zu entscheiden:

Vorteile: Was spricht für eine Kastration von Kaninchen?

Die Kastration von Kaninchen hat viele Vorteile, weshalb sich viele Kaninchenbesitzer für einen Eingriff entscheiden:

Kaninchen werfen naturgemäß mehrmals pro Jahr. Dabei kommen pro Wurf etwa sechs bis acht Junge zur Welt, weshalb sich Kaninchen sprichwörtlich „wie die Karnickel“ fortpflanzen.

Damit sich Ihre Kaninchen nicht unkontrolliert vermehren können und nicht noch mehr Tiere in überfüllten Tierheimen oder der freien Wildbahn landen, kann eine Kastration hilfreich sein.

Entfernt der Tierarzt die weiblichen Keimdrüsen, können sich keine hormonbildenden Zysten an den Eierstöcken bilden. Diese könnten ansonsten zu Scheinschwangerschaften, Stress und Aggressionen führen.

Es ist außerdem erwiesen, dass unkastrierte weibliche Kaninchen ein deutlich höheres Risiko haben, an Tumoren (z. B. Gesäugetumor, bösartiges Adenokarzinom der Gebärmutter) zu erkranken. Zusätzlich leiden sie häufiger unter einer Pyometra (Gebärmuttervereiterung).

In ähnlicher Weise sinkt das Risiko für kastrierte Rammler, unter Hodenkrebs zu erkranken.

Kastrierte Kaninchen sind weniger aggressiv als intakte Kaninchen, da sich der Hormonhaushalt durch die Kastration deutlich verändert.

So ermöglicht die Kastration von Kaninchen, dass mehrere Kaninchen unterschiedlichen Geschlechts friedlich zusammenleben können. Brutale Revierkämpfe und unerwarteter Nachwuchs bleiben aus.

Nachteile: Welche Risiken gibt es?

Obwohl Komplikationen während oder nach der Kastration von Kaninchen selten auftreten, kann jeder operative Eingriff mit gesundheitlichen Risiken einhergehen. Zu den bekanntesten Risiken zählen:

Wie beim Menschen kommt es auch bei Tieren wie Kaninchen vor, dass sie unerwartet schlecht auf das Narkosemittel reagieren.

Obwohl solche Vorfälle im Vergleich zu früher – dank neuer Betäubungsmittel und härterer Kontrollmaßnahmen – seltener auftreten, könnte dies im schlimmsten Fall bis zum Versterben des Tieres führen.

Innere Blutungen können bereits während der Operation, oder häufiger nach dem Eingriff auftreten. Letzteres geschieht vor allem dann, wenn sich Ihr Kaninchen nicht ausreichend schont und sich zu viel bewegt.

Sollte Ihr Kaninchen nach der Kastration schwach sein oder blasse Schleimhäute aufweisen, sollten Sie unbedingt Ihren Tierarzt aufsuchen.

Entzündet sich die Schnittwunde nach der Kastration, könnte Ihr Kaninchen eine postoperative Infektion haben. Dies erkennen Sie an einer roten, teils geschwollenen Wunde. Manchmal tritt auch gelblicher Eiter aus der Wunde hervor.

Möglich ist, dass Ihr Kaninchen zu häufig an der Operationswunde geleckt hat oder zu viel Kontakt zu Schmutz hatte. Auch in diesem Fall sollten Sie vorsichtshalber Ihren Tierarzt darüber informieren.

Bei der sogenannten Nahtreaktion kommt es dazu, dass der Körper Ihres Kaninchens auf das verwendete Nahtmaterial reagiert. In der Folge kann sich eine tiefgreifende Wunde bilden, die eventuell durch Ihren Tierarzt nachbehandelt werden muss.

Die Entfernung der Keimdrüsen könnte zu einer Verschiebung bestimmter Hormonspiegel führen. So fand eine 2007 veröffentlichte Studie heraus, dass eine Kastration männlicher Kaninchen die Aktivität wichtiger Enzyme in den unteren Harnwegen beeinflusst.

Berichten zufolge kann die Kastration von Kaninchen auch zu Übergewicht führen. Achten Sie also darauf, dass Sie Ihr Kaninchen artgerecht ernähren.

Wenn Sie Ihr Kaninchen zu früh kastrieren lassen, könnte dies zudem das Knochenwachstum beeinflussen und zu Missbildungen führen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Kastration von Kaninchen?

Ihr Kaninchen erreicht abhängig von der Rasse und Entwicklung des Tieres nach etwa drei bis sechs Monaten die Geschlechtsreife. Kastrationen von Kaninchen führen Tierärzte daher meist zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat durch. Es handelt sich dabei um Routine-Eingriffe.

Alte oder kranke Kaninchen haben jedoch ein höheres Risiko für Komplikationen. Daher sollten Sie mit Ihrem Tierarzt abklären, ob und wann eine Kastration infrage kommt.

Lesetipp: Manchmal ist es nicht so einfach, das Alter von Kaninchen zu bestimmen. Wie es richtig geht, erfahren Sie in unserem Artikel.

Früh- und Spätkastration männlicher Kaninchen

Ist Ihr Kaninchen männlich, können Sie es entweder vor (Frühkastration) oder nach (Spätkastration) der Geschlechtsreife kastrieren lassen.

Die Frühkastration ist für Tierärzte schwieriger durchzuführen, da die Anatomie Ihres Männchens noch sehr klein ist. Deshalb führen Tierärzte diese Form der Kastration seltener durch. Der Vorteil ist jedoch, dass Sie Ihren niemals zeugungsfähig gewordenen Rammler nach dem Eingriff nicht in Quarantäne halten müssen und er danach keine männlichen Verhaltensweisen (z. B. Markieren) zeigt.

Ablauf: Wie wird die Kastration eines Kaninchens durchgeführt?

Möchten Sie Ihr Kaninchen kastrieren lassen, können Sie sich auf die folgenden Schritte einstellen:

Es ist bekannt, dass Haustiere und Menschen vor einer anstehenden Operation für mehrere Stunden keine Nahrung mehr aufnehmen sollten (Nahrungskarenz).

Kaninchen hingegen müssen nicht nüchtern sein, da ihre Verdauung auf eine regelmäßige Futteraufnahme angewiesen ist. Sie haben einen Stopfmagen.

Ihr Tierarzt untersucht das Kaninchen ausführlich und prüft unter anderem die Funktion des Herzens und der Lunge.

Wenn alle Werte in Ordnung sind, gibt der Tierarzt Ihrem Kaninchen nun ein Betäubungsmittel. Dies kann er mit einer Spritze injizieren oder per Inhalation verabreichen.

Dann rasiert, säubert und desinfiziert er die entsprechende Körperstelle, die er für die Kastration öffnet.

Um die Hoden entfernen zu können, öffnet der Tierarzt die umliegenden Schichten. Im nächsten Schritt entfernt er die Hoden und verschließt die Wunde.

Die Kastration von Weibchen dauert länger, weil der Tierarzt dafür die Bauchdecke öffnen und mehrere Gefäße abbinden muss. Nun entfernt er die Eierstöcke (Ovarektomie) – unter Umständen auch die Gebärmutter (Ovariohysterektomie) – und vernäht die Hautwunde anschließend.

Um Schmerzen zu lindern und Infektionen vorzubeugen, verabreicht der Tierarzt außerdem Schmerzmittel und Antibiotika.

Wenn die Kastrationswunde geschlossen ist, befinden sich die meisten Kaninchen noch in Narkose. Jetzt müssen Sie warten, bis Ihr Kaninchen zu sich kommt.

Wenn Ihr Kaninchen aufwacht, kann es noch ein paar Stunden benommen sein. Bieten Sie Ihrem Kaninchen daher einen Platz zum Ausruhen an und geben Sie ihm mindestens einen Tag Zeit, sich von den Strapazen zu erholen.

Damit die frische Wunde Ihres Kaninchens heilen kann, sollten Sie darauf achten, dass die Umgebung des Stalls sauber ist. Es ist auch wichtig, dass Ihr Kaninchen sich nicht zu viel bewegt oder die Wunde ableckt. Zu diesem Zweck können Sie Ihrem Patienten einen Kragen anlegen.

Wenn Ihr männliches Kaninchen bereits vor der Kastration geschlechtsreif war, müssen Sie daran denken, dass Sie es nach der Kastration sechs Wochen lang in einem separaten Käfig halten müssen.

Das ist sehr wichtig, denn in dieser Zeit ist er trotz entfernter Hoden vorübergehend fruchtbar. Der Grund: In den nicht entfernten Samenleitern können sich noch Spermien befinden.

Nach etwa zehn Tagen kann der Tierarzt die Fäden entfernen. Wenn sich die Wunde in der Zwischenzeit entzündet oder Ihr Kaninchen schlapp wirkt, sollten Sie es vorsichtshalber vorher in der Tierarztpraxis vorstellen.

tierarzt kastriert kaninchen
Ein Tierarzt kastriert einen Rammler.

Kosten: Wie viel kostet die Kastration eines Kaninchens?

Möchten Sie sich ein Kaninchen zulegen, sollten Sie vor der Anschaffung unbedingt anfallende Kosten für eine Kastration berücksichtigen. Diese richten sich nicht nur nach dem Satz der regional geltenden Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte, sondern auch nach Aufwand, Geschlecht und Menge benötigter Medikamente.

Wie viel kostet die Kastration männlicher Kaninchen?

Gemäß der in Deutschland geltenden Gebührenordnung für Tierärzte (GOT; Stand 2022) dürfen Tierärzte für männliche Heimsäugetiere 92,34 Euro (3-facher Satz) abrechnen. Hinzu kommen Kosten für die allgemeine Untersuchung mit Beratung, die Narkose und Verbrauchsmaterialien (z. B. Kanülen, Verbandmaterial).

So können sich die Kosten, wenn Sie ein männliches Kaninchen kastrieren lassen, oft auf 100 Euro und mehr belaufen. Lassen Sie sich daher vor dem Eingriff von Ihrem Tierarzt über die voraussichtlichen Kosten informieren.

Was kostet die Kastration weiblicher Kaninchen?

Weibliche Kaninchen zu kastrieren, ist aufgrund des größeren Aufwandes teurer. Für eine Ovarektomie bei Haussäugetieren sieht die GOT (2022) 244,20 Euro nach dem 3-fachen Satz vor. Für eine Ovariohysterektomie liegt die Pauschale bei 276,54 Euro.

Zuzüglich Verbrauchsmaterial und Co können die Kosten für eine Kastration von weiblichen Kaninchen also schnell auf 300 Euro und mehr steigen. Auch hier: Informieren Sie sich im Vorfeld über die anstehenden Kosten.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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