Die zwei Besonderheiten eines Nymphensittichs sieht man hier auf einen Blick: Federhaube und orangener Fleck.
Nymphensittiche, oder liebevoll abgekürzt Nymphies, haben bestimmte Anforderungen an ihre Haltung und Ernährung. In diesem Artikel finden Sie die wichtigsten Grundsätze, damit Sie optimal auf die Bedürfnisse dieser schönen Vögel eingehen können.
Aussehen: Welche äußeren Merkmale hat der Nymphensittich?
Wild lebende Nymphensittiche erreichen eine Größe von etwa 30 bis 35 Zentimetern und haben ein graues Gefieder und weiße Spiegel auf den Flügeln.
Durch verschiedene Kreuzungen haben sich im Laufe der Jahre jedoch andere Unterarten herausgebildet, die sich in ihren Farbmustern unterscheiden. Zu den bekanntesten gehören:
Falbe: hellzimtfarbene oder rehbraune Tiere beider Geschlechter oder silbrig-braune Tiere mit blassgelbem Gesicht und grauen Rückensprenkeln (Weibchen) oder grauem Rücken und hellgrauer Unterseite (Männchen)
Geperlte („Opalin“): graues Gefieder mit gelber oder grauer Zeichnung
Lutino: Gelb bis fast Weiß, dunkelrote Augen und gegebenenfalls Zuchtfehler der federlosen „Lutinoglatze“
Besonders typisch für Nymphensittiche beider Geschlechter sind die auffällige Federhaube und der orangefarbene Fleck im Gesicht. Letzterer befindet sich unmittelbar auf beiden Seiten an den Wangen unter den Augen.
Wie kann ich das Geschlecht erkennen?
Während das Geschlecht der neuen Kreuzungen nur durch DNA-Tests zu unterscheiden ist, variiert das weitere Aussehen der wilden Nymphensittiche je nach Geschlecht („Geschlechtsdimorphismus“). Während Männchen eine gelbe Maske im Gesicht tragen, ist dies bei Weibchen und Jungvögeln nicht der Fall. Hennen tragen außerdem gelb-schwarze Bänder, die die Unterseite des Schwanzes queren.
Verhalten des Nymphensittichs
Nymphensittiche sind tagaktive Vögel und lieben Beschäftigung. Je mehr Sie den Spiel- und Nagetrieb Ihrer Vögel unterstützen, desto lebendiger und gesünder werden Ihre Nymphensittiche sein. Selbst gebasteltes oder gekauftes Vogelspielzeug, Kletterseile und Äste zum Nagen sind dafür bestens geeignet.
Außerdem sind Nymphensittiche geborene Flieger. Wer ihre Flugkünste einmal in Aktion gesehen hat, wird nie auf die Idee kommen, sie ohne stundenlangen Freiflug dauerhaft eingesperrt zu halten.
Tun Sie dies also bitte nicht und gönnen Sie Ihrem gefiederten Freund täglich freien Flug. Freuen Sie sich mit ihm über seine Flugkünste, wenn er schnell und äußerst elegant seine Runden dreht.
Stimmungssignale mit der Federhaube
Die für Nymphensittiche typische Federhaube sieht nicht nur großartig aus, sondern hat auch eine ganz besondere Aufgabe. Sie verrät nämlich die aktuelle Stimmung des Tieres.
Ist die Federhaube aufgerichtet, sind Ihre Nymphies aufmerksam. Ist die Aufregung besonders groß, kann es wiederum passieren, dass die Federhaube vor lauter Schreck nach vorne kippt. Umgekehrt sind die Tiere entspannt, wenn die Federhaube locker ist.
Ein Alarmsignal ist, wenn die Federhaube flach an den Kopf gedrückt ist. Wenn Sie dieses Verhalten erkennen können, sind Ihre Vögel aggressiv oder ängstlich. Lassen Sie Ihren Vögeln in diesem Fall Ruhe, damit sie sich von der Aufregung erholen können.
Haltung: Einsiedler oder Gruppentier?
Regeln Nummer Eins lautet: Nymphensittiche sollten niemals in Einzelhaltung leben, da sie als Schwarmvögel immer auf enge soziale Kontakte angewiesen sind.
Welche Auswirkungen hat die Einzelhaltung auf einen Nymphensittich?
Wenn ein Nymphensittich keinen Kontakt zu Artgenossen hat, wird er versuchen, dies durch Kontaktaufnahme zu Ihnen zu kompensieren. Das mag Sie zunächst erfreuen, doch mit der Zeit wird er Ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit einfordern und dies notfalls auch durch markerschütterndes Geschrei zum Ausdruck bringen.
Dieser laute Suchruf hat die Funktion, den Zusammenhalt des Schwarms in den Weiten seines Heimatlandes (Australien) zu fordern. Es handelt sich also um ein instinktives Verhalten, das für Sie und Ihre Nachbarn schnell zur Belastung werden kann.
Auch müssen Sie bedenken, dass die Einzelhaltung Ihres Nymphensittichs Auswirkungen auf seine Psyche haben kann. Die Folge sind massive Verhaltensprobleme wie Aggressivität bei Hähnen. Hennen wiederum neigen dazu, lustlos und gleichgültig zu sein.
Hinweis: Auch wenn man diesen „Tipp“ hin und wieder liest, ist ein Spiegel auf keinen Fall ein Ersatz für einen tierischen Partner!
Das perfekte Zuhause: Größe und Einrichtung
Nymphensittiche sind sehr aktiv und verlangen daher eine große Voliere oder, besser noch, ein eigenes Vogelzimmer. Für zwei bis vier Exemplare sollte die Fläche mindestens 100 x 200 x 200 Zentimeter groß sein. Davon sollte mindestens ein Drittel des Raumes unverbaut bleiben, um den Tieren genügend Bewegungsfreiheit zu geben.
Bei der Ausgestaltung des Geheges gilt es außerdem die folgenden Punkte zu beachten:
Voliere: Da Nymphensittiche gerne klettern, sollten Sie die Gitterstäbe der Voliere waagerecht anordnen. Stellen Sie die Innenvoliere an einem hellen und möglichst leisen Ort auf, am besten direkt an einer Wand. Laute Geräte (z. B. Fernseher, Ventilatoren) sowie Zugluft sollten in dem Raum nicht vorhanden sein.
Vogelzimmer: Mit einem eigenen Zimmer können Sie Ihren Sittichen noch größere Freiflächen anbieten. Damit Ihre Tiere allerdings nicht gegen die Fensterscheiben fliegen, sollten Sie diese mit hellen Vorhängen oder Fliegennetzen abdecken. Ungeeignet sind auch Räume mit Tapeten, da Nymphensittiche gerne an der Fassade knabbern.
Außengehege: Die wohl artgerechteste Haltung von Nymphensittichen ermöglicht Ihnen ein großzügiges Außengehege. Dieses setzt sich nicht nur aus einer Voliere, sondern auch aus einem benachbarten und beheizbaren Innenteil (z. B. Gartenhaus) zusammen. Indem Sie den Außenbereich bepflanzen und blickdicht abdecken, schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre für Ihre Nymphensittiche. Vergessen Sie aber nicht, eine Decke zu bauen, damit Ihre Tiere nicht wegfliegen und vor der Witterung geschützt sind.
Das Bodensubstrat kann aus Kieselsteinen, Naturholz oder Sand bestehen. Mehrere an den Wänden befestigte Äste dienen als Sitzgelegenheit für die Tiere. Besonders viel Spaß bereiten frei schwingende Schaukeln oder Seile.
Vergesellschaftung mit anderen Vogelarten
Verschiedene Vogelarten sprechen unterschiedliche Sprachen, sodass es durchaus sein kann, dass Ihre Nymphensittiche nicht mit allen Artgenossen zurechtkommen. Vergesellschaften Sie Nymphensittiche daher nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt oder wenn Sie bereits Erfahrung haben.
Grundsätzlich sind Nymphensittiche aber sehr friedliebende Zeitgenossen. Mit anderen Sittichen (z. B. Wellensittiche, Ziegensittiche) verstehen sie sich in der Regel ganz gut.
Ernährung: Was frisst der Nymphensittich?
Nymphensittiche sind in erster Linie Körnerfresser und ernähren sich von einer Vielzahl von Samen (z. B. Hirse, Sonnenblumen). Freilebende Nymphensittiche nehmen über den Tag verteilt etwa sieben Gramm Futter auf, das sie zu zwei Tageszeiten fressen – kurz nach Sonnenaufgang und etwa eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang.
Körner und Grünfutter
Neben hochwertiger Körnermischung für Großsittiche sollten Sie Ihren Nymphensittichen auch täglich frisches Grünfutter anbieten. Besonders schmackhaft ist Gemüse wie Gurke, Paprika, Salat oder Zucchini, das nicht blättrig ist. Seltener zu geben, aber ebenfalls sehr beliebt ist Obst wie Äpfel, Birnen oder Pflaumen.
Wenn Ihre Vögel in der Mauser oder in der Zucht sind, können Sie die Futterration entsprechend anpassen. Als gute Proteinquelle können Sie etwa einmal pro Woche Ei- oder Keimfutter geben.
Grit für die Verdauung
Für eine gesunde Verdauung ist es außerdem wichtig, dass Sie Ihren Tieren Grit sowie eine Sepiaschale und Kalk anbieten. Genauso bedeutend ist es, dass Sie die alten Futterreste täglich aus dem Gehege entfernen und dass die Sittiche stets Zugang zu frischem Trinkwasser haben.
Zucht: Wie brütet der Nymphensittich?
Wenn Sie mit Ihren Nymphensittichen züchten möchten, sollten Sie sich mit diesem Thema sorgfältig auseinandersetzen. Da Nymphensittiche Höhlenbrüter sind, benötigen Sie einen geeigneten Nistkasten für die Brut. Außerdem sollte das Paar die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen, da Brutvögel in dieser Zeit aggressiv sein können.
Wenn das Männchen den Nistkasten vorbereitet, ist dies ein Zeichen für die bevorstehende Paarung. Nach der Begattung vergehen etwa zwei Wochen, bis die Henne ihre Eier ablegt. Nach fast drei Wochen Brutpflege schlüpfen dann die Küken.
Gesundheit: Wie ist die Lebenserwartung vom Nymphensittich?
Nymphensittiche haben in menschlicher Obhut eine Lebenserwartung von durchschnittlich 15 bis 20 Jahre. Manche Tiere erreichen sogar ein Alter von 25 Jahren, was Sie vor dem Kauf im Hinterkopf behalten müssen. In der Wildnis leben die Tiere dagegen meist nur zehn bis 14 Jahre.
Da die Haltung der Vögel eine maßgebliche Rolle bei ihrer Gesundheit spielt, sollten Sie alle Hinweise zur artgerechten Haltung und Ernährung folgen. Tun Sie dies nicht, kann sich dies negativ auf die Gesundheit Ihrer Vögel auswirken und die Lebenserwartung senken.
Zu den typischsten Krankheiten bei Nymphensittichen zählen die Neuropathische Drüsenmagendilatation (engl.: Proventricular Dilatation Disease, PDD) oder haltungsbedingte Krankheiten wie ein Parasitenbefall mit Federlingen.
Herkunft: Was ist der natürliche Lebensraum vom Nymphensittich?
Die Wildform des Nymphensittichs ist in den trockenen Gebieten Australiens beheimatet, fernab von Küsten und Tropen. Um in diesen großen Gebieten ausreichend Nahrung und Wasser zu finden, fliegen wilde Nymphensittiche als Nomaden und in großen Schwärmen umher. Sie ziehen sich gerne auf Bäume und Büsche zurück, wo sie sich geschickt vor der Außenwelt schützen können.
Anschaffung: Wo finde ich einen Nymphensittich?
Offizielle Züchter sind stets die erste Anlaufstelle, wenn Sie auf der Suche nach Nymphensittichen sind. Da es sich um sehr beliebte Ziervögel handelt, lohnt sich aber oft auch ein Blick ins lokale Tierheim. So mancher Sittich wird dort abgegeben und sucht nach einem neuen, liebevollen Zuhause.
Wie viel kosten Nymphensittiche?
Die Nymphensittiche sind relativ günstig in der Anschaffung. So liegen die Preise im Schnitt bei etwa zehn bis 50 Euro pro Exemplar. Natürlich kann dieser Preis je nach Züchter oder Farbvariante noch variieren.
Vergessen Sie jedoch nicht die laufenden Kosten, die mit der Haltung und Fütterung von Vögeln verbunden sind. Für ein Paar liegen diese bei etwa zehn bis 20 Euro pro Monat, wobei tierärztliche Behandlungen nicht eingerechnet sind.
Steckbrief zum Nymphensittich
Name:
Nymphensittich (Nymphicus hollandicus), auch Kakadusittich
grundsätzlich ja, aber besser nur in Ausnahmefällen
Käfig:
Außengehege, Vogelzimmer oder Voliere mit mindestens 100 x 200 x 200 cm plus Schutzraum
Futter:
Körner, Sämereien, Frischfutter wie Grünfutter (z. B. Löwenzahn, Petersilie) und Bio-Gemüse (z. B. Gurke, Möhre), gelegentlich frisches Obst und eiweißhaltiges Futter (z. B. Ei)
An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln.
Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen.
Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.
15.11.2023 | Ursprünglich stammen Wellensittiche aus Australien und gehören zur Familie der Papageien. Heute gehören die Vögel mit dem farbenfrohen Gefieder zu den beliebtesten Haustieren Europas. Tipps und Fakten zur Herkunft und Zucht der Wellensittiche erfahren Sie hier.
Zebrafinken sind hübsch, gesellig und pflegeleicht – und sie zählen zu den beliebtesten Ziervögeln überhaupt. Es ist eine wahre Freude den flinken Prachtfinken zuzuschauen, denn bei den Zebrafinken ist einfach immer etwas los. Sie möchten sich auch gern Zebrafinken anschaffen? Dann lesen Sie hier mehr über die Pflege und Haltung der Vögel.