Nichtsahnend möchten Sie Ihren großen Vierbeiner auf die Koppel bringen und dann das: Ihr Pferd zieht innerhalb weniger Sekunden seine Hinterbeine nach oben, um sie anschließend stampfend auf dem Boden niederzulassen. Erfahren Sie, was Sie gegen den Hahnentritt beim Pferd tun können.
Hahnentritt beim Pferd
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Ein ruckartig nach oben gezogenes Hinterbein ist typisch für den Hahnentritt beim Pferd.
Inhaltsübersicht
- Symptome: Was sind Anzeichen für einen Hahnentritt beim Pferd?
- Diagnose: Wie erkennt man einen Hahnentritt?
- Therapie: Wie wird ein Pferd mit Hahnentritt behandelt?
- Prognose: Wie sind die Heilungschancen?
- Ursachen: Was sind die Auslöser für einen Hahnentritt beim Pferd?
- Vorbeugung: Wie schütze ich mein Pferd vor einem Hahnentritt?
Symptome: Was sind Anzeichen für einen Hahnentritt beim Pferd?
Als Hahnentritt oder Zuckfuß (englisch „stringhalt“) bezeichnen Tierärzte eine Funktionsstörung einer oder beider Hinterbeine eines Pferds.
Die betroffenen Tiere zucken aus dem Stand oder im Schritt plötzlich mit den Hinterbeinen. Dabei heben sie die Hintergliedmaße manchmal so stark, dass sie mit ihrer Fesselbeuge den Bauch berühren. Kurz danach setzen sie das Bein wieder auf dem Boden ab.
Die Symptome treten in der Regel plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf: Das Pferd beugt abrupt Fesselgelenk, Sprunggelenk und Kniegelenk und streckt die Gliedmaßen kurz danach wieder aus.
Der Hahnentritt erinnert an einen Paradeschritt oder an den stolzierenden Schritt eines Hahns.
Man unterscheidet beim Hahnentritt die australische und die idiopathische Form, die unterschiedliche Auslöser haben. Da der Australische Hahnentritt durch eine Vergiftung verursacht wird, erkranken meist mehrere Pferde gleichzeitig. Gelegentlich gesellen sich durch die Vergiftung auch weitere Symptome wie eine Kehlkopflähmung zu den Ganganomalien hinzu.
Diagnose: Wie erkennt man einen Hahnentritt?
Eine Bewegungsstörung beim Pferd kann verschiedene Ursachen haben. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr Tierarzt eine gesundheitliche Allgemeinuntersuchung und eine Lahmheitsuntersuchung bei Ihrem Pferd durchführt.
Nur so ist es möglich, zwischen ähnlich erscheinenden Diagnosen (Differentialdiagnosen) wie beispielsweise dem Spat und einem Hahnentritt zu unterscheiden.
Therapie: Wie wird ein Pferd mit Hahnentritt behandelt?
Da die genauen Ursachen des Hahnentritts nicht immer bekannt sind, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Neben der Injektion von Medikamenten wie Botox (Botulinumtoxin), Phenytoin-Natrium oder Vitamin B (Thiamin) empfehlen manche Tierärzte nach erfolgloser konservativer Therapie auch eine Operation.
Derzeit sind vor allem zwei Operationstechniken zur Behandlung des Hahnentritts beim Pferd bekannt. Bei beiden Techniken durchschneidet oder entfernt der Tierarzt den seitlichen Zehenstrecker (Musculus extensor digitalis lateralis).
Bei dieser Operationstechnik schneidet der behandelnde Tierarzt von außen die Haut und Faszie im Bereich des Mittelfußes ein. Von hier aus erblickt er den Strecker, dem er anschließend ein Stück entfernt.
Hierbei entfernt der Operateur die vollständige Sehne, indem er diese am oberen und unteren Ende durch Einschneiden der Haut und Faszien freilegt.
Das untere Ende durchtrennt er, um die Sehne durch Zug am oberen Ende aus der Sehnenscheide zu befreien. Anschließend durchtrennt er auch das obere Ende der Sehne, um sie vollständig zu entfernen.
Prognose: Wie sind die Heilungschancen?
Ob der Hahnentritt auf Dauer bleibt oder Ihr Pferd wieder normal geht, hängt von der jeweiligen Ursache der Funktionsstörung ab. Die idiopathische Form verschwindet nach wenigen Schritten manchmal von allein.
Aufgrund fehlender Behandlungsmöglichkeiten kann diese Variante allerdings wiederkehrend auftreten. Therapeutische Maßnahmen (ob Operation oder konservativ) können, müssen aber nicht immer erfolgversprechend sein.
Ursachen: Was sind die Auslöser für einen Hahnentritt beim Pferd?
Die Ursachen für einen idiopathischen Hahnentritt sind noch ungeklärt. Bisher konnten Forscher nicht klären, wie neuromuskuläre Störungen im Falle des echten Hahnentritts auftreten. Sie vermuten jedoch, dass Verletzungen (Trauma) oder Grunderkrankungen der Hintergliedmaßen wie Entzündungen im Hufbereich zu der Symptomatik führen können.
Der sogenannte Australische Stringhalt (auch neurogener Hahnentritt genannt) stellt eine Sonderform des Hahnentritts dar, dessen Ursache weitestgehend geklärt ist: Diese Form tritt häufig im Spätsommer auf, wenn die Pferde auf der Koppel pflanzliche Gifte aufnehmen.
Im Verdacht steht dabei vor allem die Saat des sogenannten Ferkelkrauts. Forscher diskutieren jedoch, ob tatsächlich das Pflanzengift oder auf den Pflanzen befindliche Pilze der Auslöser für den Australischen Hahnentritt sein könnten. Fest steht jedoch, dass eine Toxikose (Vergiftung) diese Variante hervorruft.
Vorbeugung: Wie schütze ich mein Pferd vor einem Hahnentritt?
Da die Ursachen des Hahnentritts beim Pferd meist nicht klar sind, können Pferdebesitzer diese Erkrankung nicht verhindern. Den Australischen Hahnentritt können Sie jedoch vermeiden, indem Sie das Ferkelkraut von Ihren Grünflächen entfernen oder Ihre Pferde auf anderen Wiesen weiden lassen.
Quellen:
- Handbuch Pferdepraxis. Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A, Hrsg. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.
- tiermedizin-mit-herz.de
- st-georg.de