Meerschweinchen-Außenhaltung Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Meerschweinchen Außenhaltung

Meerschweinchen in Außenhaltung benötigen viele Unterschlupfmöglichkeiten.

Die artgerechte Haltung von Meerschweinchen ist gar nicht so schwer. Wenn sie bereits im Frühjahr an die Außenluft gewöhnt werden, können Meerschweinchen auch ganzjährig in Außenhaltung gehalten werden.

Welche Anforderungen gibt es an die Meerschweinchen-Haltung?

Lange Jahre hat man das Sozialverhalten, Bewegungsbedürfnis und die Aktivitätsphasen von Meerschweinchen unterschätzt. Die in älteren Merkblättern vermerkten Ratschläge für die Haltung von Meerschweinchen entsprechen daher in Teilen nicht mehr dem aktuellen Wissensstand einer tiergerechten Unterbringung.

Im Jahr 2020 haben Experten allerdings die Anforderungen überarbeitet und angepasst. Zu finden sind diese beispielsweise im Merkblatt Nr. 159 der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Ratgeber wie diese können Ihnen als guter Leitfaden bei der Planung von Neuanschaffungen dienen oder Ihnen bei der Optimierung der Meerschweinchen-Haltung helfen.

Meerschweinchen Außenhaltung
Meerschweinchen haben ein komplexes Sozialverhalten und sind sehr bewegungsfreudig.

Ist die Außenhaltung von Meerschweinchen tiergerecht?

Meerschweinchen können sowohl in Innen- als auch in Außenhaltung gehalten werden. Dabei ist die reine Käfighaltung, wie sie bisher oftmals üblich war, nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht mehr tiergerecht. Die geselligen Meerschweinchen brauchen Platz, um zu rennen, in die Luft zu springen („popcornen“) und ihre vielseitigen Verhaltensweisen auszuleben.

Tipps und Tricks zur Meerschweinchen-Außenhaltung

Für eine ganzjährige Außenhaltung von Meerschweinchen eignen sich vorrangig kurzhaarige Rassen. Dabei sind vor allem die folgenden Punkte zu beachten:

  1. Gewöhnen Sie Ihre Meerschweinchen langsam an das Außenklima.
  2. Der Umzug sollte zwischen Mai und spätestens Anfang September nach draußen erfolgen.
  3. Sehen Sie auch bei Außenhaltung täglich nach, ob den Meerschweinchen etwas fehlt.

Futter und Wasser

Gewöhnen Sie die Meerschweinchen langsam an die Aufnahme von Gras, falls sie es noch nicht von der täglichen Frischfuttergabe gewohnt sind. Grünflächen dürfen nicht frisch gedüngt oder mit Unkrautvernichtungsmitteln behandelt sein, damit keine Vergiftungserscheinungen auftreten.

Stellen Sie außerdem Trinkwasser ständig zur Verfügung stehen.

Artgenossen und Gruppengröße

Halten Sie Meerschweinchen in Gruppen von mindestens zwei Tieren, damit sie sich im Winter gegenseitig wärmen können. Am leichtesten funktioniert die Kombination von einem sterilisierten oder kastrierten Männchen mit mehreren Weibchen oder aber eine reine Weibchengruppe.

Eine Vergesellschaftung mit Kaninchen oder anderen Kleinsäugern ist nicht tiergerecht.

Lesetipp:
Meerschweinchen oder Kaninchen? Welches Tier passt zu mir?

Platzbedarf und Gestaltung

Für die tiergerechte Außenhaltung ist ein strukturierter Auslauf erforderlich. Dieser sollte mindestens zwei Quadratmeter für zwei bis vier Meerschweinchen betragen. Für jedes weitere Tier muss die Fläche um mindestens einen halben Quadratmeter vergrößert werden.

Meerschweinchen benötigen auch im Außengehege viele Unterschlupfmöglichkeiten. So können Sie zum Beispiel einen offenen Käfig als Rückzugsmöglichkeit integrieren. Hier gelten als Mindestmaße: 120 x 60 x 50 Zentimeter.

Kranke oder trächtige Tiere müssen Sie zudem kältegeschützt unterbringen. Gewöhnen Sie die Tiere dabei langsam an die höheren Temperaturen.

Schutz vor Witterung

Meerschweinchen benötigen einen entsprechend groß dimensionierten, witterungsgeschützten Bereich. Das bedeutet, sie sollten gut vor Niederschlag und direkter Sonneneinstrahlung abgeschirmt sein.

Da Meerschweinchen hitzeempfindlich sind, muss die Hälfte der Fläche (mindestens ein Quadratmeter) – mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten – ständig im Schatten liegen. Beachten Sie hierbei auch den Sonnenverlauf. Sind Meerschweinchen mit unpigmentierter Iris (roten Augen) in der Gruppe, muss die gesamte Fläche im Schatten liegen.

Vorsicht vor Hitze und Temperaturschwankungen

Bei Balkon- und Terrassenhaltung oder Gartenhaltung können kurzfristig sehr hohe Temperaturen auftreten. Beugen Sie dem mit Beschattung, isoliertem Schutzhaus und zusätzlicher Trinkwasserversorgung vor. Ändern Sie darüber hinaus bei kurzfristig hohen Außentemperaturen den Standort, da bei Temperaturen über 28 Grad Celsius ein tödlich verlaufender Hitzschlag auftreten kann.

Ein frostfreies, gut isoliertes Schutzhaus oder ein Stall mit Häuschen dient als Rückzugsmöglichkeit. Vermeiden Sie allerdings Kondenswasserbildung, da sich sonst Schimmel bilden kann. Im Winter muss das Schutzhaus eventuell mithilfe einer Wärmequelle (z. B. Rotlichtlampe) erwärmt werden.

Vermeiden Sie auch starke Temperaturschwankungen. Bringen Sie die Tiere also nicht ständig vom Außengehege in die warme Wohnung. Der tägliche Temperaturunterschied würde nämlich schnell zu einer Erkältung oder sogar Lungenentzündung führen.

Fressfeinde

Sichern Sie das Gehege gut gegen das Ausbrechen Ihrer Meerschweinchen und schützen Sie es vor dem Eindringen von Fressfeinden (z. B. Fuchs, Marder, Greifvögel, Katzen).

Meerschweinchen Haltung im Käfig
Bitte so nicht: Dieser Meerschweinchenkäfig ist nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr tiergerecht!

Ist ein gekaufter Stall oder Eigenbau geeignet für die Außenhaltung?

Da Meerschweinchen nicht graben und buddeln wie Kaninchen, muss der Zaun des Freigeheges nicht in den Boden eingegraben werden. Das Schutzhaus für die Meerschweinchen kann sowohl im Inneren des Freigeheges als auch außen aufgestellt werden, wobei eine Röhre oder ein Tunnel dann als Verbindungskanal dient.

Als Schutzhaus lässt sich ohne weiteres ein Kaninchenstall verwenden. Wer allerdings eine größere Meerschweinchengruppe zusammen halten will, sollte sich seinen Stall selbst zusammenbauen, da die individuellen Größenanforderungen so besser umgesetzt werden können.

Für acht bis zehn Meerschweinchen, die auch im Winter draußen gehalten werden sollen, wird eine Größe von fünf Quadratmetern empfohlen.

Vilme 2020

Bauanleitung für ein Meerschweinchen-Außengehege

Um den „Rohbau“ des Außengeheges zu zimmern, brauchen Sie Nut- und Federbretter.

Wände und Isolierung

Isolieren Sie die Wände zwischen den Innen- und Außenbrettern mit Styropor, legen Sie den Boden ebenfalls mit Styropor aus und setzen Sie darüber eine Plastikwanne.

Wenn Sie keine Plastikwanne in entsprechender Größe finden, können Sie diese auch in Eigenbau anfertigen, indem Sie eine mit Teichfolie beklebte Spanplatte über die Styroporschicht legen

Dach

Das Dach decken Sie mit Dachpappe ab, die vorne zirka 40 bis 50 Zentimeter übersteht. Außerdem sollte die Neigung des Daches schräg nach hinten verlaufen, damit der Regen besser abfließen kann.

Um im Sommer einen Hitzestau zu vermeiden, sollte die Dachpappe etwa 30 Zentimeter über dem eigentlichen Dach angebracht werden. Dieses Luftpolster hält die größte Hitze ab und darüber hinaus kann der gewonnene Raum genutzt werden, um zum Beispiel Futtertröge unterzubringen.

Stalltüre

Die Öffnung des Stalles sollte der Schlechtwetter-Seite abgewendet sein, also möglichst mit der Tür nach Osten. Um der Sommerhitze vorzubeugen, ist ein Schattenplatz für den Stall unbedingt notwendig, da die Temperaturen sonst schnell auf 40 Grad Celsius ansteigen können.

Die Stalltür besteht aus zwei Holzrähmchen. Nageln Sie auf den einen Rahmen Draht, darauf wird der zweite Holzrahmen befestigt. So liegt der Draht geschützt zwischen den beiden Rahmen und die Meerschweinchen können sich nicht an überstehenden Drahtecken verletzen. Für die Winterzeit empfiehlt sich eine Halterung vor dem Draht, an der eine Plexiglasscheibe befestigt werden kann.

Die Stallöffnung, durch die die Meerschweinchen in den Auslauf gelangen können, können Sie in kalten Nächten mit einem dünnen Stofftuch zuhängen. So können die Tiere trotzdem noch ins Freie gelangen, während die größte Kälte jedoch draußen bleibt.

Größe und Abdeckung

Der Stall sollte eine Höhe von zwei Metern haben, da man so selbst im Auslauf stehen kann und nicht bei jeder Fütterung oder beim Saubermachen auf den Knien durch den Auslauf kriechen muss.

Niedrigere Ausläufe sind dann möglich, wenn das Schutzhäuschen außerhalb des Geheges steht und der Auslauf nicht ständig betreten werden muss.

Nach oben hin ist der Auslauf mit einem Netz abgedeckt, damit Katzen oder Raubvögel den Meerschweinchen nicht gefährlich werden können.

Meerschweinchen-Außenhaltung: Problem Feuchtigkeit

Bei der Meerschweinchen Außenhaltung im Winter ist das größte Problem nicht die Kälte, sondern die Feuchtigkeit, die sich immer im Stall bildet. Besonders nachts sammelt sich das Kondenswasser an den Wänden und läuft daran herunter.

Da man in solchen Ställen keine Möglichkeit zum Heizen hat, muss man stattdessen oft lüften und darf den Stall nicht an allen Seiten völlig isolieren, da die überhöhte Luftfeuchtigkeit Erkältungen und Krankheiten begünstigt. Dagegen macht die Kälte den Meerschweinchen im Winter kaum zu schaffen.

Geschützt durch eine dicke Lage Stroh oder Heu, in das die Meerschweinchen sich verkriechen können, überstehen sie den Winter gut. Außerdem wärmen sie sich meist untereinander, indem das Rudel sich eng aneinanderschmiegt.

Quellen:


Dr. Julia Striegl, Tierärztin
autorenbild julia striegl mit hund

An der LMU München habe ich bis 2012 Tiermedizin studiert und promoviert. Danach konnte ich viele Erfahrungen sammeln, unter anderem als praktizierende Tierärztin und wissenschaftliche Beraterin. Besonders am Herzen liegen mir eine stetige Verbesserung von Tierschutz und die Nutztiermedizin. Mein größtes Anliegen war es immer, im Interesse meiner Patienten zu handeln und ihnen eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich gerne meine Erfahrungen als Reiterin und langjährige Hundebesitzerin sowie -sportlerin.


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