Können Katzen beleidigt sein?

Verfasst von Bärbel Edel
beleidigte katze vor fenster neben tür

Kommt man aus dem Urlaub zurück, wirkt es so oft, als wäre die Katze beleidigt.

Vielleicht haben Sie das schon einmal erlebt: Sie kommen aus dem Urlaub zurück und freuen sich schon auf das Wiedersehen mit der geliebten Samtpfote. Stattdessen scheint Ihre Katze eingeschnappt zu sein und dreht ihnen den Rücken zu. Doch können Katzen beleidigt sein? Wir gehen dieser Frage auf den Grund.

Katzen gelten im Allgemeinen als unabhängige Tiere, die auch mal eine Weile allein sein können. Doch nach einem längeren Urlaub wirken viele Katzen, als wären sie total beleidigt: Anstatt zur Tür zu laufen und ihren Besitzer zu begrüßen, wenden sie sich ab. Sie lassen sich weder streicheln, noch wollen sie spielen.

Manchmal kehren sie ihrem „Dosenöffner“ sogar den Rücken zu und vermeiden jeglichen Blickkontakt. Es sieht fast so aus, als wollten sie es ihm heimzahlen, dass er sie so lange allein gelassen hat. Doch sind Katzen wirklich nachtragend, weil Sie im Urlaub waren und nicht bei ihnen geblieben sind?

Sind Katzen beleidigt nach dem Urlaub?

Dieses vermeintliche Schmollen ist in Wirklichkeit ein Ausdruck von Unsicherheit.

Wenn eine Katze ihrem Besitzer den Rücken kehrt, demonstriert sie ihre soziale Unterlegenheit, schreibt der Katzenexperte Desmond Morris in seinem Buch „Catwatching“. Vor allem der Augenkontakt wird dadurch vermieden. Katzen zeigen dieses Verhalten auch, wenn sie ausgeschimpft werden.

Veränderungen bedeuten Stress

Stubentiger sind Gewohnheitstiere und reagieren sehr sensibel auf Veränderungen. Eine längere Abwesenheit „ihrer“ Menschen, sei es durch einen Urlaub, einen Krankenhausaufenthalt oder eine Geschäftsreise ist für sie mit enormem Stress verbunden.

Zwar kümmern sich Nachbarn oder Katzensitter um den Futternachschub, doch aus Katzensicht sind das Fremde. Ob man denen wirklich über den Weg trauen kann?

Wenn die richtigen Bezugspersonen dann endlich wieder da sind, riecht es in der Wohnung erst einmal fremd. Auch die Koffer haben einen anderen Geruch als sonst. Das sind alles Dinge, die eine Samtpfote nachhaltig aus dem Konzept bringen können.

Katzen sind nicht beleidigt

Indem eine Katze sich zurückzieht, versucht sie, diese stressige Situation erst einmal zu verarbeiten. Es kann eine Weile dauern, aber irgendwann ist die Aufregung vergessen und alles wieder beim Alten.

Katzen sind also gar nicht beleidigt – zumindest nicht im menschlichen Sinne. Sie nimmt es uns nicht übel, dass wir ohne sie weggefahren sind. Vielmehr sind sie im Moment der Rückkehr gestresst von den plötzlichen Veränderungen. Sie brauchen daher etwas Zeit, um sich wieder zurechtzufinden.

Studie: Spielt die Dauer der Trennung eine Rolle?

Bleibt noch die Frage, ob die Dauer der Trennung eine Rolle spielt. Reagieren Katzen nach einer kurzen Abwesenheit der Besitzer anders als nach einer langen? Das wollten drei Forscherinnen einer schwedischen Universität herausfinden.

Für ihre Studie wählten sie 14 Einzelkatzen aus, deren Besitzer allesamt berufstätig waren. Die Miezen waren es also gewohnt, über eine längere Zeit allein zu sein. Im Experiment blieb der Besitzer einmal für 30 Minuten weg, ein andermal für vier Stunden.

Die Reaktionen der Katzen während der Abwesenheit ihrer Besitzer glichen sich in beiden Fällen: Nach einer aktiven Phase legten sie sich hin und ruhten sich aus.

Unterschiede bei der Schnurr-Dauer

Beim Wiedersehen allerdings gab es deutliche Unterschiede: Nach vier Stunden schnurrten die Miezen viel länger als nach 30 Minuten.

Die Wissenschaftlerinnen werteten das als Indiz dafür, dass der Besitzer eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt. Man könnte auch sagen, dass die Wiedersehensfreude nach vier Stunden größer war als nach einer halben Stunde.

Die Studie zeigt, dass bereits ein Zeitunterschied von dreieinhalb Stunden (eine halbe Stunde im Vergleich zu vier Stunden) einen Unterschied im Verhalten bewirkt.

Urlaub: Für Katzen eine lange Zeit der Ungewissheit

Verglichen mit einem zweiwöchigen Urlaub zum Beispiel, sind ein paar Stunden keine lange Zeit. Anhand der Studie kann man sich aber vorstellen, dass eine längere Trennung deutlich gravierendere Auswirkungen auf die Katzenseele haben muss.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Besitzer der Katze wissen, wann ihre Ferien zu Ende sind und wann sie wieder nach Hause kommen. Die Katze weiß das hingegen nicht.


Bärbel Edel
Profilbild von Magazin-Autorin Bärbel Edel

Ich bin Journalistin, liebe Tiere und habe bereits während meines Volkskunde-Studiums zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden geforscht. Vor einigen Jahren habe ich einen Kater aus dem Münchner Tierheim adoptiert. Elvis war der Anlass, meinen Katzenblog „Lieblingskatze“ zu gründen und mich auch journalistisch mit Tieren zu befassen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen, dass Menschen ihre Heimtiere besser verstehen.


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