Geschlechtsbestimmung beim Vogel Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

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Weibchen oder Männchen? Bei vielen Vogelarten lässt sich das nicht am Aussehen festmachen – so auch hier bei diesen beiden Unzertrennlichen.

Bei vielen Vogelarten lassen sich männliche und weibliche Vögel anhand des äußeren Erscheinungsbildes unterscheiden. Doch dies ist nicht bei allen Vögeln so. Wie Sie trotzdem mittels Geschlechtsbestimmung das Geschlecht ihres Vogels unterscheiden können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wie funktioniert die Geschlechtsbestimmung beim Vogel?

Für den Hobbyhalter oder Züchter ist es wichtig, das Geschlecht eindeutig zuordnen zu können. Sei es, um eine artgerechte Haltung zu ermöglichen. Denn bei vielen Arten empfiehlt sich eine Haltung von Pärchen oder einem männlichem und mehreren weiblichen Tieren (Harem). Oder sei es, um Vögel gezielt verpaaren zu können.

Ob man nun tatsächlich ein Liebespaar zusammen im Käfig sitzen hat, ist nicht so leicht zu erkennen. Denn die meisten Vögel sind monomorph. Das heißt, es sind äußerlich keine eindeutigen Anzeichen männlichen oder weiblichen Geschlechts festzustellen.

Ist Ihr Vogel weiblich oder männlich?

Am einfachsten fällt die Geschlechtsbestimmung bei Vogelarten, die einen Geschlechtsdimorphismus aufweisen. In diesem Fall unterscheiden sich also Männchen und Weibchen in ihren äußerlichen Merkmalen.

Dies ist gut am Beispiel des Pfaus zu erklären: Der Hahn hat ein türkisgrünes Gefieder mit langen Schwanzfedern sowie auffälligem Kopfschmuck. Die Henne hingegen ist eher unscheinbar und bräunlich gefärbt.

Typische Unterscheidungsmerkmale von Männchen und Weibchen

Bei vielen Vogelarten verhält es sich ähnlich wie beim Pfau. Das Männchen ist oftmals größer, auffallend bunt befiedert oder weist andere Merkmale wie einen großen, bunten Schnabel, einen Kamm oder einen Kehlsack auf.

Das Weibchen dagegen ist häufig kleiner und unscheinbarer – mit bräunlichem oder trist gefärbtem Gefieder.

Welche Geschlechtsbestimmungsmethoden gibt es beim Vogel?

Leider gibt es auch Vogelarten, bei denen die Geschlechtsbestimmung deutlich schwieriger fällt. Das liegt meist am schon erwähnten Monomorphismus. In diesem Fall helfen die folgenden Methoden:

Bei monomorphen Arten bemühen sich Halter, das Geschlecht mithilfe der sekundären Geschlechtsmerkmale wie Größe des Vogels beziehungsweise einzelner Körperteile oder anhand von Farbnuancen und Verhaltensweisen zu bestimmen.

Beim Kanarienvogel ist eine Unterscheidung beispielsweise anhand der Kloake, dem Endabschnitt des Darms möglich: Beim Hahn ist die Kloake spitz und zapfenförmig, bei der Henne rund bis oval geformt.

Das Geschlecht des Wellensittichs kann man anhand der Wachshaut oberhalb seines Schnabels erkennen. Weibliche Tiere weisen eine bräunliche Farbe auf und männliche haben eine blaue Wachshaut.

Die visuelle Geschlechtsbestimmung erfordert damit ein umfangreiches Wissen um die Anatomie der Vögel. Entsprechend ungenau kann das Ergebnis für ungeübte Augen ausfallen.

Auch mittels einer endoskopischen Untersuchung lässt sich das Geschlecht von Vögeln bestimmen. Hierfür legt der Tierarzt den Vogel in Narkose. Anschließend untersucht er seine Organe mit einem Endoskop. Durch die Identifizierung von Hoden oder Eierstöcken lässt sich dann eine eindeutige Aussage über das Geschlecht treffen.

Weitere Vorteile der Untersuchung

Die endoskopische Methode ist bei den meisten Vogelarten schon ab einem Alter von sechs Wochen durchführbar. Außerdem hat sie – neben der Bestimmung der Zuchtkondition – den Vorteil, dass der Gesundheitszustand der inneren Organe gleich mitbestimmt wird.

Denn häufig weist ein vermeintlich gesunder Vogel Befunde wie eine Luftsackentzündung, einen Pilzbefall, einen Parasitenbefall, eine Lebererkrankung oder eine Stoffwechselstörung auf.

Wegen der vielfältigen diagnostischen Resultate bei der relativ einfachen und unkomplizierten Methode der Endoskopie ist es für jeden Vogelbesitzer ratsam, seinen Vogel mindestens einmal auf diese Art und Weise untersuchen zu lassen.

Auch anhand der Analyse der DNA, zum Beispiel aus einer Feder oder Blutprobe, kann das Geschlecht eines Vogels bestimmt werden.

Der Vorteil der DNA-Analyse ist die einfache Handhabung und frühe Durchführbarkeit. Sie ist bereits bei Küken im Nest möglich.

Bei den Federproben ist zu beachten, dass Sie junge Federn (Blutkiel) frisch auszupfen und einsenden. Alte, ausgefallene Federn bestehen nur noch aus Creatin und enthalten keine DNA mehr. Das Einsenden von Blutproben in ein Labor ist noch sicherer.

Bitten Sie im Zweifel einfach Ihren Tierarzt um Hilfe.

Mittels Spektroskopie (Lichtmessungen an intakten Eiern) kann das Geschlecht bebrüteter Eier nach drei bis fünf Tagen anhand der gebildeten Blutgefäße unterschieden werden.

Diese Methode wurde von Forschern der Universität Leipzig und der Klinik für Vögel und Reptilien zur Reduzierung des Tötens männlicher Eintagsküken an Hühnereiern entwickelt.


Dr. Julia Striegl, Tierärztin
autorenbild julia striegl mit hund

An der LMU München habe ich bis 2012 Tiermedizin studiert und promoviert. Danach konnte ich viele Erfahrungen sammeln, unter anderem als praktizierende Tierärztin und wissenschaftliche Beraterin. Besonders am Herzen liegen mir eine stetige Verbesserung von Tierschutz und die Nutztiermedizin. Mein größtes Anliegen war es immer, im Interesse meiner Patienten zu handeln und ihnen eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich gerne meine Erfahrungen als Reiterin und langjährige Hundebesitzerin sowie -sportlerin.


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