Menorquiner

Verfasst von Jana Schubert
Menorquiner

Großer Kopf, kleine Ohren – Menorquiner gehören unübersehbar zum barocken Pferdetyp.

Der pechschwarze Menorquiner ist auf der spanischen Insel Menorca zu Hause. Die beliebten Dressurpferde gehen vermutlich auf Lusitanos, Berber und Araber zurück. Fest steht, dass der Menorquiner ein Showpferd allererster Güte ist.

Aussehen der Menorquiner: Langbeinige Dressurpferde

Der Menorquiner oder PRM (Pura Raza Menorquina) ist ein stattliches Pferd. Stuten sollten immer ein Mindeststockmaß von 148 Zentimetern aufweisen, Hengste eines von 156 Zentimetern. Allerdings ist es nicht selten, dass Rassevertreter auch an 170 Zentimeter herankommen.

Das Gewicht liegt zwischen 450 und 600 Kilogramm. Bemerkenswert sind ihre langen Beine, mit ihren breiten, stabilen Gelenken und einer stabilen Hufpartie. Der Körperbau ist insgesamt sehr harmonisch, aber kräftiger als der eines Arabers.

Von Kopf bis Schweif edel

Im Stil eines klassischen Barockpferdes verfügt der Menorquiner über einen länglichen Kopf mit kleinen Ohren. Die runden Augen blicken ausdrucksstark, während das leicht gewölbte Profil Eleganz ausstrahlt.

Es folgt eine mittellange, aber sehr muskulöse Halspartie. Die üppige, oft wellige Mähne mündet in einem langen Rumpf mit starker, aber nicht allzu breiter Brust und geradem Rücken. Diese Merkmale betonen den anmutigen Charakter der Pferde, die oft als agile Leichtathlenten beschrieben werden.

Nur Rappen erlaubt

Bei den Menorquinern ist das Farbangebot eher mau: Sie werden immer als Braune geboren und wandeln sich im Laufe der Zeit zu Rappen. Abzeichen sind nur an Beinen und Kopf erlaubt, jedoch in sehr geringem Maße. Helle Fesseln werden nicht akzeptiert.

Die schwarze Farbe trägt maßgeblich zum noblen Eindruck dieser Pferde bei und macht ihren Wiedererkennungswert aus.

Menorquiner sind sehr charakterstarke Pferde mit viel Temperament und Esprit. Sie zeigen sich im Umgang jedoch intelligent und friedfertig. Ihre Gelehrigkeit spiegelt sich in ihrer Freude an Übungen und Herausforderungen wider.

Ihr freundliches Wesen lässt sie dabei aber nicht zu ungeduldig werden. Sie sind bekannt für starke Nerven und eine gesunde Portion Gelassenheit, was sie zu geborenen Show-Pferden macht.

Schon gewusst? Menorquiner sind die einzigen Pferde, die die sogenannte “Laufcourbette” meistern, also allein auf ihren Hinterbeinen bis zu 40 Meter weit laufen können.

Durch ihre ausgewiesene Nervenstärke und ihr besonderes Dressurtalent empfehlen sich Menorquiner für Shows und reiterliche Veranstaltungen. Plötzliche Geräusche und große Menschenmengen machen diesem stoischen Inselpferd nichts aus, wenn es frühzeitig daran gewöhnt wurde.

In seiner Heimat Menorca wird diese Pferderasse jedes Jahr auf Straßenfesten mit Reiterspielen eingesetzt und von den Zuschauern mit Spannung erwartet.

Der Menorquiner als Freizeitpferd

Bekannt geworden sind die Menorquiner als auf zwei Beinen tanzende Showpferde. In ihrer Heimat werden sie allerdings auch jenseits der Fiesta als normale Alltagspferde genutzt.

Über ihre Eignung für weniger erfahrene Reiter lässt sich streiten: Manche Exemplare neigen dazu, sich unvermutet auf die Hinterhand zu stellen und generell etwas stürmisch zu sein. Andere sind gutmütig und mit einer Engelsgeduld gesegnet, sodass auch Kinder auf ihnen reiten können.

Der Menorquiner als Sportpferd

Unbestreitbar bringt die sensible Rasse ein großes Talent für Dressurübungen und Kunststücke mit. Auf diesem Gebiet ambitionierte Reiter werden mit einem Menorquiner einen begeisterten Partner finden, der schon optisch einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Auch wenn PRM abseits ihres Heimatlandes noch wenig im Sportbereich vertreten sind, spricht nichts gegen eine Turnierkarriere mit den eleganten Rappen.

Doma Menorquina: Auf Menorca werden die Tiere mit einer eigenen Reitweise geehrt – eine Mischung aus Dressur und Elementen der Hohen Schule.

Der Menorquiner ist auf den warmen Balearen zu Hause. Daher ist er an hohe Temperaturen im Sommer und milde Winter angepasst. Kälte und viel Feuchtigkeit mögen die Tiere nicht so gerne. Bei extremer Witterung in unseren Breiten unterstützen Sie Ihr Pferd optimalerweise mit einem trockenen Plätzchen oder einer Pferdedecke.

Der Offenstall mit trockenem Einstreu ist für diese bewegungsfreudigen Tiere eine gute Lösung. Dort sollte der Menorquiner die Möglichkeit haben, sich der Witterung zu entziehen und sich unterzustellen. Wie alle Pferde fühlen sich auch PRM unter Artgenossen und an der freien Luft am wohlsten.

Menorquiner
Menorquiner sind an die hohen Temperaturen der Balearen gewöhnt. Kälte und viel Feuchtigkeit mögen sie nicht so gerne.

Der Menorquiner hat eine sehr stabile Gesundheit. Rassebedingte Schwachstellen sind nicht bekannt. Grundsätzlich ist der Menorquiner sehr belastbar und zäh. Die Menschen auf Menorca feiern die Widerstandsfähigkeit ihres tierischen Wahrzeichens – sowohl körperlich wie auch mental.

Natürlich können sich auch diese Tiere verletzen oder krank werden. Bei Auffälligkeiten rufen Sie bitte umgehend den Tierarzt.

Wie alt wird ein Menorquiner?

Die robuste Pferderasse wird bis zu 30 Jahre alt.

Bei der Ernährung sind keine Besonderheiten zu beachten. Der Menorquiner hat keine speziellen Ansprüche und kann sich gut auf die Gegebenheiten einstellen. Selbstverständlich sollte die Futtermenge und deren Energiegehalt auf die Beanspruchung des Pferdes abgestimmt sein.

Unsere energiereichen heimischen Wiesen könnten bei Pferden, die zu wenig bewegt werden, zu Stoffansatz führen. Bei sehr hoher Beanspruchung hingegen muss immer auf eine gute Beifütterung mit Mineralien und Kraftfutter geachtet werden.

Herkunft: Auf Menorca beheimatet

Der Menorquiner kommt von der spanischen Baleareninsel Menorca und ist dort eng mit den kulturellen Traditionen der Einwohner verwoben. Er entstand wahrscheinlich aus einer Mischung aus Arabern, heimischen Pferden und englischen Pferden – als eigenständige Rasse sind die Menorquiner erst seit 1989 anerkannt.

Die Zucht fand lange Zeit nahezu ausschließlich auf Menorca statt, weshalb die Rasse nur über eine kleine Population verfügte. Außerhalb der Insel hat sich diese Rasse erst in den letzten Jahren einen Namen gemacht.

Dazu beigetragen hat sicher auch die berühmte Pferde-Show Apassionata, die die schönen, tanzenden Rappen auf die internationale Bühne holte.

Kauf: Wo kann man einen Menorquiner kaufen?

Aktuell gibt es auf Menorca zwei große Gestüte, die sich der Zucht dieser Rasse verschrieben haben. In Deutschland hingegen findet sich nur ein sehr eingeschränktes Angebot an Menorquinern. Eine gute Anlaufstelle für Interessenten liegt in der Märkischen Heide. Dort hat sich eine geregelte Zucht für Menorquiner etablieren können.

Wie viel kostet ein Menorquiner?

Und wie tief müssen Sie für einen echten PRM in die Tasche greifen? Das lässt sich so nicht pauschal beantworten. Für junge Pferde ohne Ausbildung können Sie wenige tausend Euro einplanen, für gut ausgebildete Top-Pferde auch einige Zehntausende oder mehr.

Menorquiner
Es gibt nur wenige Exemplare der Menorquiner, da die Zucht lange Zeit fast ausschließlich auf Menorca stattfand.

Fazit: Pferd mit Charakter und Seltenheitswert

Der Menorquiner ist ein temperamentvolles und intelligentes Pferd für einen speziellen Einsatzbereich. Er gehört eher in die Hände erfahrenerer Pferdemenschen, die ihn angemessen auszubilden und zu beschäftigen wissen.

Kreativität ist gefragt, denn PRM verlangen ständig nach neuen Reizen. Auch wenn Sie die Menorquiner nicht besitzen, sondern nur bestaunen wollen: Das rassige Aussehen der auf den Hinterbeinen tänzelnden Pferde hinterlässt bei vielen einen Eindruck, den sie nie wieder vergessen.

Steckbrief zum Menorquiner

Kurzinfo: elegante Rappen iberischen Typs mit Spaß am ganz großen Auftritt
Stockmaß: 154 – 166 cm
Farben: Rappen
Typ: Barockpferd
Gang: leichtfüßig, rhythmisch, graziös
Ursprung: Menorca, Spanien
Eignung: Dressur- und Showpferd

Jana Schubert
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Jana Schubert

Schon als Baby habe ich lieber mit unserer Perserkatze gekuschelt als mit meinem Teddy. Später ging ich meinen Eltern so lange auf die Nerven, bis ich ein Pferd adoptieren durfte. Mit meinen Tieren habe ich viel erlebt. Und auch wenn das Leben mit Tieren nicht immer einfach ist, kommt für mich kein anderes in Frage. Denn Tiere berühren mich an einer Stelle meiner Seele, wo sonst nichts und niemand hinkommt. Diesen Zauber spüre ich sogar, wenn ich über Vierbeiner schreibe. Ich hoffe, etwas davon kommt bei Ihnen an.


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