Tinker

Verfasst von Jana Schubert
Tinker

Der freundliche Tinker liebt die Haltung im Offenstall und braucht sozialen Anschluss.

Der Irish Tinker hat eine lange Geschichte in Irland und Großbritannien. Als verlässliches Arbeitspferd war er bei reisenden Handwerkern und Bauern sehr beliebt. Der Tinker ist robust, gemütlich und nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Treue und Belastbarkeit zeichnen diese freundlichen Tiere aus. Heute wird er wegen seiner stabilen Nerven gerne als Freizeitpferd oder Therapiepferd verwendet.

Steckbrief zum Tinker

Kurzinfo: Sanftmütiges und gelassenes Reitpferd mit schwerem Exterieur und viel Behang. 
Stockmaß: 128 – 160 cm 
Farben: meist Schecken, aber auch einfarbig  
Typ: Kaltblut mit Warmbluteinschlag 
Gang: schwungvoll, harmonisch 
Ursprung: Irland und Großbritannien 
Eignung: vielseitig: Freizeitpferd, Therapiepferd, Dressur 

Aussehen: Eine „wilde Mischung“

Tinker sind schon aus der Ferne unverwechselbar. Denn ihr geschecktes Fell, der charakteristische Behang und ihr stämmiger Kaltblutkörper verraten sie sofort. Irish Tinker sind eine Kreuzung aus Warmblut und Kaltblut-Pferd. Die Mischung aus beiden Welten bringt hervorragende Arbeits- und Allroundpferde hervor.

Eine Rasse, viele Namen
Tinker werden auch als Irish Tinker, Irish Cob oder Gypsy Cob bezeichnet.

Bei einem Stockmaß von 130 bis 145 Zentimetern kann man kaum glauben, dass auch Shirehorses in diese Rasse eingekreuzt wurden. Wenn man sich die Statur der Tinkers ansieht, werden die „kaltblütigen Gene“ jedoch deutlich. Tinker sind ausgesprochen kräftig, haben ein massives Skelett und viel schwere Muskulatur. Ihre Beine sind verhältnismäßig kurz, aber stark.

Beim Tinker stechen sofort die typische volle Mähne und der prächtige Schweif ins Auge. Speziell wenn die Pferde im Galopp unterwegs sind, erzeugen sie damit den Eindruck einer unbeherrschbaren Naturgewalt.  Denn ihre großen Hufe und der breite Brustkorb beeindrucken und unterstreichen die massige Präsenz der Tiere.

Kräftiger Nacken und breiter Rücken

Dem Kaltblut geschuldet, haben die Tinker eine sehr kompakte Statur. Am schweren, manchmal leicht ramsnäsig gebogenen Kopf sitzt ein mehr oder weniger ausgeprägtes Bärtchen. Im Winter bilden Tinker gerne einen gefrosteten „Schnurrbart“ aus, der sie unvergleichlich komisch aussehen lässt.

Ihr Nacken ist kräftig, nicht allzu lang und geht in einen massiven, breiten Rücken über. Anfangs mag das ein wenig ungewohnt sein, da man recht breitbeinig auf dem Pferd sitzt!

Blaue Augen

Tinker sind berühmt für ihre blauen Augen. Die Farbe steht mit den bunten Fellvariationen in Zusammenhang und sorgt für einen faszinierenden Ausdruck. In diesen Augen kann man sich verlieren, denn sie spiegeln eine unverbrüchliche Treue und Freundlichkeit wider.

Fesselbehang bei Kaltblütern

Besonders stolz sind Tinker-Züchter auf den schweren Fesselbehang, auch Federn genannt. Tinker sind Arbeitstiere und waren daher früher bei Wind und Wetter draußen. Ein starker Fesselbehang wurde angezüchtet, um die Beine vor Feuchtigkeit bei Regen zu schützen, da die Haare das Wasser gen Boden ableiten. Bei starker Nässe muss der Behang aber getrocknet oder gekürzt werden. Sonst kann die Haut der Tiere aufweichen und wird empfindlich gegenüber Infektionen.

Sind alle Tinker Schecken?

Klassisch für den Tinker ist seine gescheckte Färbung mit breiter, heller Blesse. Doch das ist kein Muss: Man findet die Tiere auch in Schwarz, Weiß, Dunkelbraun, Palomino oder Cremello.

Einfarbigkeit war früher ein Kriterium für edle Rassepferde des Adels. Der Tinker hat sich parallel dazu in einfachen Gesellschaftsschichten etabliert und sich dabei explizit durch seine Buntheit von seinen aristokratischen Verwandten abgehoben. Traditionell bevorzugt man daher den Tinker heute noch als Schecke.

Einteilung in Sektionen

Tinker gibt es in sehr unterschiedlichen Größen, die nach sogenannten Sektionen sortiert werden. Kleine Tiere mit einem Stockmaß von 128 bis 148 Zentimetern fallen in die „Sektion C“. Mittlere Tinker mit einem Stockmaß zwischen 149 und 159 Zentimetern gehören zur „Sektion B“. Hierunter fallen wohl die meisten Pferde. Sehr große Exemplare mit einem Stockmaß jenseits der üblichen 160 Zentimeter werden der „Sektion A“ zugerechnet und heißen auch Irish Cob.

Bunt gescheckt und mit wallender Mähne legt der Tinker einen starken Auftritt hin. Sein Wesen ist allerdings ein völlig anderes. Tinker gelten als ausgeglichen, ruhig und nervenstark. Sie lassen sich sehr gut trainieren und zeigen viel Geduld mit unerfahrenen oder gehandicapten Reitern.

Tinker sind im Allgemeinen gelehrig und intelligent. Sie haben den Ruf, auf dem Platz und im Gelände eher „zu bummeln“ als fleißig voranzugehen. Ihr Temperament lässt sich wohl eher als gemütlich und unermüdlich, denn als feurig beschreiben. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel!

Freundliche Weggefährten mit Persönlichkeit

Wegen ihres unkomplizierten und treuen Charakters gelten Irish Tinker als hervorragende Pferde für Reitanfänger. Sie sind sehr sensibel, stellen sich gut auf ihre Reiter ein und sehen einen Mangel an Führungskraft verzeihend nach. Auch als sanftmütige Therapiepferde haben sie sich daher bewährt.

Dabei haben Tinker durchaus ihren eigenen Kopf. Ein Grashalm sieht verlockend aus? Da könnte man doch mal kurz anhalten … Doch es braucht nicht viel, um den Tinker wieder auf den richtigen Weg zu lenken. Er ist nicht nachtragend und versucht im Allgemeinen, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.

Ein Freund fürs Leben
Tinker bauen starke Bindungen zu ihren Reitern auf. Sie zeichnen sich durch verlässliche Treue und Loyalität aus.

Ihr ausgeglichener und ruhiger Charakter macht Irish Tinker für Anfänger und therapeutische Einsätze zur ersten Wahl. Für die hohe Schule und als edles Showpferd eignen sie sich weniger – der Körperbau steht dem im Wege.

Tinker in der Dressur

Wenngleich ein Tinker nicht die Eleganz eines spanischen Warmbluts mitbringt, so hat der irische Verwandte durchaus Vorzüge, die ihn zu einem guten Pferd für diese Disziplin machen. Die Ruhe und Intelligenz der Tinker lassen sie schnell lernen und die Figuren präzise und bedacht ausführen. Hektik, Schreckhaftigkeit und Unruhe sind diesen Pferden fremd und es ist daher sehr angenehm, sie auszubilden.

Tinker als Freizeitpferd

Der Tinker ist ein unkompliziertes Pferd. Weder verlangt er danach, ständig auf höchstem Niveau gefordert zu werden, noch schreckt er vor Belastung zurück. Als Freizeitpferd hat er Freude an Ausritten, der Arbeit auf dem Platz und Übungen aus dem Horsemanship. Mit einem Tinker unter dem Sattel müssen Sie im Gelände keine Angst vor Traktoren und Mülltonnen haben. Auch gegenüber Kindern und Anfängern zeigt er sich nachsichtig und unterstützend.

Tinker als Therapiepferd

Für Therapiepferde ist es besonders wichtig, dass sie ruhig, zuverlässig, berechenbar und mit einer guten Portion Einfühlungsvermögen ausgestattet sind. All diese Voraussetzungen bringt der Tinker mit. Der Fokus innerhalb der Therapiesitzung kann somit beim Patienten und dessen Problem bleiben, ohne dass das Pferd unnötige Kapazitäten für sich beansprucht. Tinker sind so sensibel, dass sie die Stimmungen der Reiter wahrnehmen und innerhalb ihrer Beziehung die Arbeit des Therapeuten zusätzlich unterstützen.

Einen Tinker artgerecht zu halten, stellt meist keine große Herausforderung dar. Seine Mischung aus Kalt- und Warmblut macht ihn sehr robust und widerstandsfähig. Er kann ganzjährig im Offenstall gehalten werden, legt dabei aber viel Wert auf eine passende Gesellschaft. Im Winter bildet er ein dichtes Winterfell aus und scheut somit auch niedrige Temperaturen nicht.

Der Tinker ist durch seine Heimat auf den britischen Inseln geprägt worden. Die robusten Pferde kommen daher gut mit widrigen Witterungsverhältnissen und kargem Futter klar. Landen Tinker jedoch in einem warmen Stall mit reichlich Nahrungsangebot, kann das ihre Gesundheit negativ beeinträchtigen.

Neigt zum Stoffansatz

Von den irischen Weiden ist der Tinker eher karge Böden gewöhnt. Sein Stoffwechsel arbeitet daher sehr effizient und ist mit einem hohen Angebot an Nährstoffen schnell überfordert. Die Folge ist, dass er auf unseren heimischen Wiesen zu Stoffansatz, Fettleibigkeit und Übergewicht neigt. Ein kontrollierter Nahrungsplan und ein ständiges Auge auf das Gewicht des Pferdes sind daher unerlässlich.

Die Verdauung ist sensibel

Die Folge von artfremder Fütterung mit zu hochkalorischem Futter können Koliken, Kotwasser, Hufrehe und Allergien sein. Ausreichend Heu, Stroh und ein niederkalorisches Mineralienfutter sind für diese Pferde absolut ausreichend.

Vorsicht bei anhaltender Nässe

Bei starker Feuchtigkeit sollten das Fell und die langen Fesselbehänge zusätzliche Aufmerksamkeit bekommen. Im Zweifelsfall ist ein vorübergehendes Kürzen unerlässlich. Die empfindliche Haut der Tiere neigt bei anhaltender Feuchtigkeit zu Entzündungen, die Mauke genannt wird. Man erkennt diese schnell, da das starke Jucken die gepeinigten Tinker zum Stampfen und Schubbern der Fesseln bringt. Um dem vorzubeugen, sollte der Boden mit Paddockplatten oder ausreichend saugfähiger Einstreu trocken gehalten werden.

Tinker sind keine Gewichtsträger

Grundsätzlich gilt, dass der Körperbau des Tinkers und sein Kaltblutanteil dafür sorgen, dass er ein kräftiges Zugtier ist. Als Reitpferd eignet er sich aber trotzdem nur bedingt, da die Tragfähigkeit des Rückens im Verhältnis zur Massigkeit des Tieres eher gering ausfällt.

Schwere Personen sollten daher eher Abstand vom Tinker als Reitpferd nehmen. Speziell bei kleinen Exemplaren mit einem Stockmaß bis 145 Zentimetern sollten die Regeln für Ponys berücksichtigt und darauf geachtet werden, dass der Rücken mit nur maximal 60 Kilogramm belastet wird.

Tinker Irish Cob
Die kargen Böden Irlands haben den Tinker zu einem guten Stoffverwerter gemacht.

Der Tinker kommt von den britischen Inseln. Dort stammt er von Kreuzungen aus Warm- und Kaltblütern ab. In einfacheren Kreisen versuchte man so, temperamentvolle, intelligente Allround-Pferde zu züchten, die sich schon allein durch ihre Scheckung von den edlen Rassen des Adels unterschieden.

Der Tinker wurde im 19. Jahrhundert gerne als billiges Arbeitspferd von Bauern und dem umherziehenden Volk genutzt. Sein Name bedeutet im Englischen „Kesselflicker“ und ist ein Verweis auf seine Geschichte als Vagabund, da auch dieser Berufsstand mit seinen Wagen von Stadt zu Stadt zog.

Kauf: Gibt es auch in Deutschland Tinker-Züchter?

Züchter für Tinker gibt es mittlerweile in vielen Ländern. Im deutschsprachigen Bereich müssen Sie nicht lange suchen, um fündig zu werden. Da der Tinker ein beliebtes Pferd ist, ist auch das Angebot auf dem Markt recht umfangreich.

Die Preise für ein solches Pferd hängen wie immer vom Ausbildungsstand, dem Alter und dem Gesundheitszustand ab, beginnen aber bereits bei 1.500 Euro. Für ein gutes Freizeitpferd zwischen 5 und 10 Jahren muss man mit circa 3.000 bis 4.000 Euro rechnen. Ausgebildete Therapiepferde können da noch einmal deutlich darüber liegen.

Fazit: Sympathischer Allrounder

Der Tinker ist ein unerschrockenes und intelligentes Freizeitpferd mit einer guten Konstitution. Die sensiblen Tiere möchten eine tiefe, lebenslange Bindung zu seinem Menschen eingehen und danken es ihm mit unerschütterlicher Treue. Ihr hübsches Äußeres mit bunter Scheckung, langem, oft lockigem Behang und dem kleinen Bärtchen tragen zur Beliebtheit der Rasse bei.


Jana Schubert
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Jana Schubert

Schon als Baby habe ich lieber mit unserer Perserkatze gekuschelt als mit meinem Teddy. Später ging ich meinen Eltern so lange auf die Nerven, bis ich ein Pferd adoptieren durfte. Mit meinen Tieren habe ich viel erlebt. Und auch wenn das Leben mit Tieren nicht immer einfach ist, kommt für mich kein anderes in Frage. Denn Tiere berühren mich an einer Stelle meiner Seele, wo sonst nichts und niemand hinkommt. Diesen Zauber spüre ich sogar, wenn ich über Vierbeiner schreibe. Ich hoffe, etwas davon kommt bei Ihnen an.


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