Noriker

Verfasst von Jana Schubert
Noriker

Noriker gibt es auch in exotischen Scheckungen. Diese sind besonders beliebt.

Der Noriker ist die älteste Pferderasse Österreichs. Angeblich liegen die Wurzeln dieser Tiere bereits im römischen Imperium. Zu dieser Zeit wurden heimische Alpenrassen mit den schweren Militärpferden der Legionäre gekreuzt. Das Ergebnis sind sehr trittsichere und ausgeglichene Kaltblüter mit einer imposanten Erscheinung.

Steckbrief zum Noriker

Kurzinfo: Ausgeglichenes Kaltblut aus dem süddeutschen Raum. Leistungswillig und widerstandsfähig. 
Stockmaß: 150 – 165 cm 
Farben: fast alle Farben 
Typ: Kaltblutpferd 
Gang: trittsicher, gleichmäßig, taktsicher 
Ursprung: Süddeutschland, Österreich 
Eignung: Arbeits-, Kutsch- und Reitpferd 

Aussehen: Wendiges Kraftpaket

Das Noriker-Pferd ist wie für Kaltblüter typisch massiv und kompakt gebaut. Seine Herkunft aus dem Gebirgsraum segnet sie mit harten Hufen und stabilen Gelenken. Diese machen den Noriker außergewöhnlich trittsicher. Er gilt als mittelschweres Kaltblut und erreicht in der Regel ein Gewicht zwischen 700 und 800 Kilogramm. Je nach Zuchtlinie gibt es Noriker in leichteren und schwereren Schlägen.

Kompakter Körper, geschmeidige Bewegungen

Noriker sind Pferde mit einem kräftigen Körperbau. Ihre Erscheinung wirkt dabei fast ein wenig rechteckig. Der schlanke Kopf mit seinen weiten, großen Nüstern geht in einen kräftigen Hals und gut gelagerte Schultern über. Mit ihrer ausgeprägten Muskulatur sind sie für schwere Arbeiten gerüstet.

Kraft und Zähigkeit sind ihre Stärken, jedoch geht das nicht zulasten des Bewegungsbildes, das immer taktklar und harmonisch bleibt. Bemerkenswert sind die ausdrucksstarken Augen des Norikers sowie sein harmonisch angesetzter Schweif, der diesem kraftvollen Pferd eine bewundernswerte Eleganz verleiht.

Vielfältige Farbschläge

Beim Noriker finden sich nahezu alle Farben, wobei Braune, Füchse und Rappen am häufigsten vertreten sind. Selten und begehrt sind die weißen Noriker.

Aber auch außergewöhnliche Scheckungen kommen beim Noriker vor. Diese bezeichnet man mit klangvollen Namen, wie zum Beispiel:

  • Kuhschecke
  • Tigerschecke
  • Plattschecke
  • Mohrenkopfschimmel

Viele Noriker-Fans träumen davon, einmal einen Noriker mit einer dieser besonderen Fellzeichnungen zu besitzen. Allerdings schlägt sich diese auch im Preis nieder!

Wie alle Kaltblüter bestechen auch Noriker mit einer herausragenden Nervenstärke. Diese Pferde ruhen in sich, sind gegenüber äußerlichen Reizen unempfindlich und gelten als sehr geduldig. Das Wesen der Noriker wird dementsprechend als sanft, ausgeglichen und gutmütig beschrieben. Ein echtes Verlass-Pferd!

Den Kopf verlieren, nur weil etwas raschelt? Das fällt dem Noriker nicht im Traum ein. Bei aller Ruhe zeigt sich der Noriker jedoch selten phlegmatisch. Er ist vielmehr an seiner Umwelt interessiert, wach und agil im Geist. Noriker denken mit und bringen sich ein, bleiben jedoch in der Regel gehorsam. Gerade diese Kombination macht Noriker als Reit- und Zugpferde sehr beliebt.

Schon gewusst?
Das Wesen des Norikers hängt auch von seiner Zuchtlinie ab. Manche Zuchtlinien bringen ein lebhaftes Gemüt oder sogar ordentlich Temperament mit.

Noriker
Wegen ihres ruhigen Wesens und ihrer Unempfindlichkeit werden Noriker traditionell vor Festwägen gespannt.

Wie alle Kaltblüter sind diese Pferde mit einer natürlichen Kraft und Beständigkeit gesegnet, die ihresgleichen sucht. Der Noriker wird daher heute noch gerne als Arbeitspferd oder für schwere Zugleistungen eingesetzt.

Karriere als Zugpferd

Traditionell fanden Noriker im Alpenraum ihren Einsatz bei der Arbeit in Wald und Flur sowie im Brauchtum. In Österreich werden Kaltblüter noch heute als Brauereipferde oder Zugpferde für Gespanne in Menschenmengen genutzt. Ihre stoische Gelassenheit und Unempfindlichkeit zahlen sich hier aus. Außerdem haben die prachtvollen Tiere im Festtagsschmuck eine beeindruckende Wirkung und sind ein wundervoller Anblick für die Zuschauer.

Noriker als Freizeitpferd

Mit dem Noriker kann man nahezu alles machen, was der Freizeitreit-Bereich hergibt: Cavalletti-Arbeit und Dressur, Spaziergänge und Ausritte und natürlich Fahrsport. Die menschenbezogenen Pferde wollen beschäftigt und gefordert werden.

Ihnen steht der Sinn nach Zirkuslektionen? Der Noriker ist ein intelligentes Pferd, das sich gut konzentrieren kann. Seine mentale Ruhe und rasche Auffassungsgabe erlauben es, dem Kaltblüter Kunststücke beizubringen oder ihn zu dressieren.

Noriker als Arbeitspferd

In der Moderne haben Maschinen Pferde in der Landwirtschaft größtenteils verdrängt. Doch mit seiner Kraft und Ausdauer ist das Noriker-Pferd auch heute noch ein beliebtes Arbeitspferd in steilen Gebirgshängen. Dort zieht es etwa Baumstämme aus dem Forst.

Auch für festliche Umzüge der Trachten- oder Schützenvereine verwendet man es gerne. Seine Zugkraft ist herausragend und sein Wesen entspannt. Kein Wunder, dass man die Pferde häufig mitten im Trubel eines Volksfestes antrifft.

Noriker als Wanderpferd

Wer auf der Suche nach dem idealen Wanderpferd ist, wird beim Noriker fündig. Eine Disziplin, die heute fast in Vergessenheit geraten ist, ist das Weitwandern zu Pferd. Früher war es üblich, mit seinem Pferd größere Strecken über mehrere Wochen hinweg zurückzulegen.

Genau für diese Wanderritte ist der Kaltblüter prädestiniert. Seine sicheren Tritte bewältigen jedes Gelände und seine Zähigkeit trägt den Reiter bei Wind und Wetter ans Ziel. Auf seinem kräftigen Rücken schultert der Noriker neben dem Reiter ohne Probleme den Proviant.

Die Haltung des Norikers ist nicht sehr kompliziert. Der Offenstall stellt für die sozialen Pferde die beste Lösung dar. Hier haben sie Anschluss zu Artgenossen, mit denen sie spielen können, und werden immer wieder zu Bewegung animiert. Frische Luft und Wettereinflüsse tragen zum Wohlbefinden der robusten Noriker bei.

Bei Weidegängen ist immer darauf zu achten, dass der Noriker nicht zu viel fettes Gras abbekommt. Gegen Kälte und Witterung ist das in den Alpen verwurzelte Pferd unempfindlich. Trotzdem sollte man ihm immer einen geeigneten Unterstand sowie matschfreien Boden bieten, um Huferkrankungen zu vermeiden.

Noriker gelten als sehr robust. Die Pferde alpiner Herkunft halten auch den Winter mit Frost und Schnee gut im Freien aus. Gesundheitlich ist die Rasse nicht sehr anfällig, nur gegenüber Fehlernährung gilt sie als empfindlich. Außerdem ist bei der Rasse wie bei allen schweren Kaltblütern immer auf einen optimalen Hufstatus zu achten.

Wie alt kann ein Noriker werden?

Noriker zählen zu den langlebigen Pferderassen. Sie werden gut und gerne 20 Jahre alt, bei guter Gesundheit sogar bis zu 25 Jahre.

Neigt zum Übergewicht

Der Noriker hat noch sehr viel ursprüngliches Alpenpferd in sich. Dieses lebte in kargen Berggegenden und nicht auf satten Weideflächen. Daher ist die Rasse gegenüber Überfütterung und anschließenden Problemen wie Ekzemen und Rehe recht empfindlich.

Eine stetige Kontrolle des Speiseplans ist wichtig, um die Gesundheit der Tiere zu garantieren. Leichtes, faserreiches Futter mit Mineralien sowie viel Heu und Stroh sind eine gute Mischung für Noriker. Auf Kraftfutter sollte in den meisten Fällen verzichtet werden.

Polysaccharid-Speicher-Myopathie

Bei Norikern kommt die Polysaccharid-Speicher-Myopathie vor. Bei dieser genetischen Erkrankung können die aufgenommenen Kohlenhydrate nicht verstoffwechselt werden und lagern sich im Muskel ab. Dies führt zu Muskelsteifigkeit, Bewegungseinschränkungen und Lahmheiten.

Elementar wichtig ist, dass sich die betroffenen Tiere an eine niederkalorische Diät mit geringer Kohlenhydratlast halten. Doch auch bei fachgerechter Behandlung wird immer eine eingeschränkte Belastbarkeit bleiben.

Empfindliche Hufe und Kniegelenke

Das Noriker ist ein Lastpferd und kann große Gewichte ziehen. Sein eigener schwerer Körper stellt aber für die Hufe bereits eine hohe Dauerbelastung dar. Die Hufe sollten daher regelmäßig vom Hufschmied überprüft werden, um krankhaften Veränderungen frühzeitig entgegentreten zu können.

Ähnlich verhält es sich auch mit den Kniegelenken. Genetisch bedingt neigen die Pferde zu Kniegelenksluxationen. Dies ist für das Tier sehr schmerzhaft, kann zu massiven Bänderschäden führen und eine OP nach sich ziehen.

Achten Sie darauf, dass Ihr betroffenes Pferd regelmäßig eine orthopädische Kniemanschette zu Stabilisation des Gelenks trägt. So können schlimmere Episoden meist verhindert werden.

Bedenken Sie: Wenn Ihr Pferd aus unbekannten Gründen plötzlich lahmt, könnten die Kniegelenke betroffen sein. Halten Sie unbedingt mit einem Tierarzt Rücksprache.

Der Noriker ist eine alte, alpine Pferderasse aus dem ehemaligen Norikum, dem heutigen Österreich. Mit dem Vordringen der Römer fand eine erste Kreuzung zwischen alpinem Kaltblut und römischen Kriegspferden statt.

Die Pferde zeichneten sich als sehr belastbar aus und verbreiteten sich als Arbeits- und Zugpferd im Laufe der nächsten Jahrhunderte über den ganzen süddeutschen und norditalienischen Raum.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Rasse vom erzbischöflichen Salzburg aus geregelt gezüchtet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es eine Reinzucht mit einem Bestand von circa 10.000 Tieren in Österreich und Süddeutschland.

Kauf: Wie viel kostet ein Noriker im Durchschnitt?

Gute Fohlen haben einen Preis von um die 1.000 bis 1.800 Euro. Jungpferde schlagen mit etwa 3.000 Euro zu Buche. Hochpreisige Exemplare kosten bis zu 6.000 Euro, haben dann allerdings auch seltene Fellfarben, eine lückenlose Abstammung und eine solide Ausbildung.

Gut zu wissen
Die Zucht des Noriker-Pferdes konzentriert sich nach wie vor auf Österreich.

Fazit: Zu Recht beliebtes Kaltblut

Der Noriker ist ein verlässliches und robustes Kaltblutpferd, das vor allem im süddeutschen Raum anzutreffen ist. Die ausdrucksstarken Kraftpakte eignen sich besonders für Freunde des Fahrsports und Wanderreiter. Aber auch Reitanfänger und Hobbyreiter werden mit einem Noriker glücklich, da es entspannt und gehorsam gegenüber seinen Reitern ist.


Jana Schubert
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Jana Schubert

Schon als Baby habe ich lieber mit unserer Perserkatze gekuschelt als mit meinem Teddy. Später ging ich meinen Eltern so lange auf die Nerven, bis ich ein Pferd adoptieren durfte. Mit meinen Tieren habe ich viel erlebt. Und auch wenn das Leben mit Tieren nicht immer einfach ist, kommt für mich kein anderes in Frage. Denn Tiere berühren mich an einer Stelle meiner Seele, wo sonst nichts und niemand hinkommt. Diesen Zauber spüre ich sogar, wenn ich über Vierbeiner schreibe. Ich hoffe, etwas davon kommt bei Ihnen an.


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