Die Pferdesprache verstehen

Pferdesprache

Wer die Pferdesprache lernen will, muss genau auf den Körper seines Pferdes achten.

Ob Hund, Katze oder Maus: Jedes Tier hat seine eigene Sprache. Mit Ohren, Körperhaltung und Lauten teilen die Vierbeiner uns mit, was in ihnen vorgeht. Auch Pferde haben ihre eigene Pferdesprache. Sie möchten Ihr Pferd oder fremde Pferde besser verstehen? Dann lesen Sie hier, was es mit den wichtigsten Körpersignalen auf sich hat.

Pferdesprache: Die Körpersprache der Pferde

Wer die Pferdesprache verstehen möchte, konzentriert sich am besten zuerst auf den Gesamteindruck: Wirkt das Pferd insgesamt angespannt oder entspannt? Betrachten Sie es aus der Entfernung und schauen Sie anschließend auf die Details am Körper des Pferdes.

Was sagt uns die Haltung der Pferde-Ohren?

Vorsicht – wenn das Pferd angespannt wirkt und die Ohren anlegt, bedeutet das in der Pferdesprache eine deutliche Warnung. Handelt es sich um Ihr eigenes Pferd, überlegen Sie, was es stören könnte. Bei fremden Pferden sollten Sie dieses Signal zum Anlass nehmen, gebührenden Abstand zu halten. Bei entspannten oder aufmerksamen Pferden sind die Ohren aufrecht oder in die Richtung von interessanten Geräuschen gedreht.

Was bedeutet es, wenn das Pferd Ihnen die Hinterhand zuwendet?

Eine noch stärkere Warnung als flach angelegte Ohren ist in der Pferdesprache das Zeigen der Hinterhand. Dreht ein Pferd bewusst den Po zu Ihnen, macht es sich „trittbereit“. Bringen Sie sich in Sicherheit und analysieren Sie anschließend, was das Pferd dazu veranlasst haben könnte. Vielleicht sind Schmerzen die Ursache für das bedrohliche Verhalten.

Können Pferde grinsen?

Ein Pferd, das die Oberlippe hochzieht, sieht aus, als würde es grinsen. Es bedeutet aber etwas anderes. Tatsächlich dient diese Lippenposition dem intensiven Riechen – Experten bezeichnen das als „Flehmen“. Damit nehmen die Tiere vor allem Pheromone von Artgenossen wahr. Entspannt sind Pferde, wenn die Unterlippe herunterhängt oder sie genüsslich an etwas kauen.

Wie lesen wir Kopfbewegungen des Pferdes?

Stuppst das Pferd Sie sanft mit dem Kopf an, ist dies eine Aufforderung. Haben Sie vielleicht eine leckere Möhre in der Tasche? Ruckartiges Kopf-Hochwerfen ist hingegen eher eine Abwehrhaltung. Achtung – das Pferd könnte treten oder steigen.

Was bedeutet es, wenn das Pferd mit den Hufen scharrt?

Vor Ungeduld mit den Hufen scharren – die meisten kennen diese Redewendung. Das scharrende Pferd kann etwas kaum erwarten. Stampft ein Hengst auf den Boden oder scharrt mit großem Nachdruck, zählt dies zum typischen Imponiergehabe gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Die Dressurübung „Spanischer Schritt“ baut hierauf auf.

Lautsignale: Was will das Pferd in Pferdesprache sagen?

Was sagt das Pferd uns beim Wiehern?

Ähnlich wie bei miauenden Katzen gilt: Domestizierte Pferde wiehern häufiger als ihre freilebenden Artgenossen. Das Wiehern kann in der Pferdesprache ganz Unterschiedliches bedeuten: Manche Vierbeiner begrüßen sich mit einem sanften Wiehern. Pferdefreunde nennen dieses spezielle Geräusch „blubbern“. Das Wiehern überbrückt Distanzen: Stuten und ihre Fohlen finden sich wiehernd schneller wieder. Weit entfernte Pferde machen damit Artgenossen auf sich aufmerksam.

Im Gegensatz hierzu kann ein schrilles Wiehern einen Angriff ankündigen, wenn sich zwei konkurrierende Pferde gegenüberstehen. Stuten, die sich von einem Hengst bedrängt fühlen, bringen dies durch ein schrilles Wiehern zum Ausdruck. Dieses Geräusch kann zudem ein Zeichen von Angst sein. Wer aufmerksam zuhört, lernt mit der Zeit die feinen Nuancen seines eigenen Pferdes besser kennen.

zwei pferde spielen
Schnaubt ein Pferd, ist das ein Zeichen, dass es ihm gut geht.

Was bedeutet Schnauben beim Pferd?

Schnaubt ein Pferd, ist dies in der Pferdesprache ein Zeichen der Entspannung. Dies kann zum Beispiel nach einer leckeren Mahlzeit der Fall sein: Das Pferd schnaubt und zeigt an, dass es satt und zufrieden ist. Manche Vierbeiner schnauben, wenn sie nach einem Ausritt oder Training wieder auf die Weide können – jetzt geht es an den gemütlichen Teil des Tages. Dadurch signalisiert es gleichzeitig seinen Artgenossen, dass es ihm gut geht. Wer ein Pferd schnauben hört, kann versuchen, zurück zu schnauben. Sehr lautes oder in kurzen Abständen erfolgendes Schnauben zeigt, dass das Pferd unsicher ist oder auf eine Gefahr aufmerksam machen möchte. Hierbei ist die Körperhaltung entsprechend angespannter.

Wie ist es zu deuten, wenn Pferde quietschen?

Quietschen Pferde, sind sie übermütig oder sehr erregt. Manche Pferde quietschen, wenn sie ihre wilden fünf Minuten haben und dabei bocken und sich austoben. Quietschende Pferde sind in jedem Fall mit Vorsicht zu genießen, denn sie können schnell gereizt werden.

Verhaltensstörungen mit Hilfe der Pferdesprache erkennen

Verhaltensstörungen in der Körpersprache zeigen sich bei Pferden vor allem durch stereotype, also sich rhythmisch wiederholende Bewegungen. Am weitesten verbreitet sind Koppen und Weben.

Wofür steht Koppen des Pferdes in der Pferdesprache?

Beim Koppen spannen die Pferde die untere Halsmuskulatur an und erzeugen dadurch ein Geräusch, das an menschliche Rülpser erinnert. Am häufigsten kommt das Aufsetzkoppen vor. Dabei setzt das Pferd seinen Unterkiefer auf einem Gegenstand – zum Beispiel auf einem Zaun – auf, beugt den Hals durch und koppt in dieser Position. Im Unterschied hierzu zieht das Pferd den Kopf beim Freikoppen erst auf die Brust und wirft ihn dann ruckartig nach oben. Das Koppen ist häufig ein Zeichen von Langweile. Es tritt vor allem bei Pferden auf, die speziell für das Erbringen hoher Leistungen gezüchtet wurden. Die Tiere wünschen sich mehr Beschäftigung.

Was bedeutet es in der Pferdesprache, wenn Pferde weben?

Webende Pferde spreizen ihre Vorderbeine und treten unablässig von einem Bein auf das andere. Dieses Verhalten tritt bei Vollblütlern häufiger auf als bei Kaltblütern. In den meisten Fällen sind nicht ausreichende Beschäftigung, psychische Belastung sowie zu wenig Raufutter wie Heu und Stroh die Ursache für das auffällige Verhalten. Weben ist nicht gefährlich für die Gesundheit, zeigt aber, dass das Pferd zu wenig Außenreize hat. Eine Offenstall-Haltung bringt Abhilfe.

Aufmerksam und geduldig zum Pferdeversteher

Wer zum „Pferdeflüsterer“ werden möchte, braucht viel Zeit. Denn hierfür sollten Sie Ihr Pferd rundherum gut kennen. Um Ihren vierbeinigen Gefährten zu verstehen, sollten Sie immer auf das große Ganze achten: Die Kombination verschiedener Signale ist der sicherste Weg zum Lesen der Körpersprache von Pferden.

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