Häutung von Schlangen: Anzeichen erkennen, Probleme vermeiden

Häutung einer Schlange

Die äußere Hautschicht wächst bei Schlangen nicht mit. Deshalb müssen sie sich regelmäßig häuten.

Die Häutung von Schlangen ist ein ganz natürlicher Prozess. Er wiederholt sich ihr Leben lang in regelmäßigen Abständen. Erfahren Sie in unserem Ratgeber, warum sich Schlangen von Zeit zu Zeit häuten müssen und wie Sie Ihren Terrarienbewohner dabei am besten unterstützen können.

Warum häuten sich Reptilien?

Alle Reptilien wachsen zeitlebens, aber ihre oberste Hautschicht (Epidermis) wächst dabei nicht mit. Aus diesem Grund behilft sich die Natur damit, dass Reptilien in regelmäßigen Abständen wortwörtlich „aus der Haut fahren“. Dabei streifen sie die zu klein gewordene Oberhaut ab. Darunter befindet sich dann die neue, bereits nachgewachsene Haut.

Je nach Reptilienart kann eine Häutung unterschiedlich verlaufen: Echsen häuten sich zum Beispiel nach und nach und verlieren die Haut fetzenweise. Schlangen hingegen häuten sich normalerweise an einem Stück – mit jeder einzelnen Schuppe vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Zurück bleibt im Idealfall ihre komplette alte Außenhülle, das sogenannte Natternhemd (Exuvie).

Wie oft kommt es bei Schlangen zur Häutung?

Gesunde Jungtiere wachsen schnell und häuten sich daher häufiger als ältere Schlangen. Die Hauptwachstumsphase der Schlange beschränkt sich auf die ersten zwei bis drei Lebensjahre. Jungtiere häuten sich dabei circa alle vier bis sechs Wochen.

Danach verlangsamt sich das Wachstum und die Häutungen erfolgen seltener. Ältere Schlangen häuten sich dann nur noch zwei- bis dreimal im Jahr.

Woran erkenne ich, dass sich meine Schlange bald häutet?

Schlangen erneuern ihr äußeres Schuppenkleid im Ganzen. Selbst die Augen, die von einer transparenten Schuppe (die Brille oder auch Cornealschuppe) geschützt werden, sind davon betroffen.

Ein klares Anzeichen dafür, dass eine Häutung Ihrer Schlange unmittelbar bevorsteht, ist daher die milchige Trübung der Augen. Aber nicht nur die Augen, auch die Schlangenhaut verliert ihren Glanz, wirkt blass und stumpf.

Warum ist das so? Schon vor der Häutung von Schlangen entwickelt sich unter der alten Oberhaut die neue Außenhaut. Zwischen diesen beiden Hautschichten bildet sich ein Sekret, das Häutungsmilch oder -lymphe genannt wird. Diese Flüssigkeit hat nicht nur die Trübung zur Folge. Sie verursacht vor allem die Trennung der alten von der neuen Haut. Einige Tage vor der Häutung verschwindet die Mattfärbung der Haut übrigens wieder.

Aufgrund der getrübten Augen sieht Ihre Schlange nun schlechter und auch die Haut ist durch die bevorstehende Häutung empfindlicher als normal. Sie werden zudem beobachten, dass Ihr Pflegling jetzt nervöser auf Störungen reagiert. In diesem Zeitraum, der etwa eine Woche andauert, ziehen sich die Tiere zurück, fressen nicht und möchten in Ruhe gelassen werden.

Keine Sorge: Es handelt sich hierbei um ein ganz normales Verhalten und Sie brauchen nicht beunruhigt zu sein.

Typische Anzeichen einer Häutung:

  • getrübte Augen
  • Mattfärbung der Haut
  • Schlange zieht sich zurück
  • Schlange frisst nicht
  • gesteigerte Aggressionsbereitschaft

Wie verläuft die eigentliche Häutung der Schlange?

Wenn die neue Epidermis ausgebildet ist, beginnt die Schlange damit, ihr Maul an rauen und spitzen Gegenständen im Terrarium zu reiben.

Die alte Haut platzt dadurch auf und die Schlange versucht sich nach und nach aus ihrem alten Gewand zu befreien. Hierfür schmiegt sie sich eng an Ästen entlang oder kriecht durch schmale Spalten und Astgabeln. Wenn die Haut von Ober- und Unterkiefer gelöst und nach hinten geklappt ist, versucht die Schlange die restliche Schicht abzurollen.

Verläuft alles einwandfrei, finden Sie das abgestreifte Natternhemd von innen nach außen gedreht im Terrarium. Wenn die Häutung abgeschlossen ist, erstrahlt die Schlange außerdem in neuem Glanz und schönster Farbenpracht.

Gut zu wissen: Damit die Schlange ihr altes Gewand abstreifen kann, muss sie sich dehnen. Daher ist ein altes Schlangenhemd letztendlich breiter und bis zu 30 Prozent länger als vorher.

Die abgestreifte Haut einer Schlange
Im Gegensatz zu anderen Reptilien häuten sich Schlangen komplett. Übrig bleibt dann die komplette Außenhaut.

Können Probleme bei der Häutung auftreten?

Wenn sich die Schlange nicht vollständig gehäutet hat, können Probleme auftreten. Das kann immer mal wieder vorkommen und hat unterschiedliche Gründe.

Zum Beispiel kann es daran liegen, dass die Schlange während der Häutung gestört wurde, Abriebmöglichkeiten fehlen oder die Luftfeuchtigkeit im Terrarium zu gering ist. Auch Erkrankungen, wie etwa ein Milbenbefall, können die Ursache für ein Häutungsproblem darstellen.

Untersuchen Sie Ihren Schützling deshalb nach jeder Häutung gründlich, um sicherzustellen, dass keine alten Hautrückstände vorhanden sind. Wird die alte Haut nicht vollständig entfernt, kann das auf lange Sicht dazu führen, dass die Schwanzspitze der Schlange abgeschnürt wird. Bei Hautresten auf der Brille der Schlange kann es zudem zur Sichtbehinderung kommen.

Sollten es bei Ihrer Schlange zu Problemen bei der Häutung kommen, empfehlen wir Ihnen immer den Besuch beim Tierarzt, der die Hautreste professionell entfernt und auch die Ursache für die Probleme erkennt.

Wie unterstützen Sie Ihre Schlange bei der Häutung?

Auch wenn Sie Ihrer Schlange nicht aktiv bei der Häutung helfen können, unterstützen Sie Ihr Tier, wenn Sie ein paar hilfreiche Vorkehrungen im Terrarium treffen.

Sorgen Sie während der Häutungsphase für Ruhe im Terrarium. Ihre Schlange braucht jetzt mehr denn je einen sicheren Rückzugsort, um sich auf den bevorstehenden Hautwechsel vorzubereiten. Neben den handelsüblichen Terrarienhöhlen, sind auch Tontöpfe, Holzboxen oder Plastikbehälter von Schlangen gern genommene Verstecke.

Die Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, wenn es zur Häutung kommt. Je nach Art stellen Schlangen unterschiedliche Ansprüche an ihre Lebensräume und somit natürlich auch an das Mikroklima im Terrarium. Einige Schlangen benötigen ein eher trockenes, andere wiederum ein feuchtes Klima. Stellen Sie daher sicher, dass die Luftfeuchtigkeit im Terrarium artgerecht ist.

Um möglichst viel Feuchtigkeit über die Haut aufnehmen zu können, sollte eine Bademöglichkeit oder eine Wet-Box für die Schlange vorhanden sein. Wet-Boxen gibt es im Fachhandel, sie sind aber auch schnell aus einem Kunststoffkasten mit feuchtem Moos selber hergestellt.

Beginnt die Schlange mit der Häutung ist es besonders wichtig, dass sie im Terrarium raue Steine, Äste und Wurzeln vorfindet, an denen sie die alte Hülle abstreifen kann.

Verzichten Sie während der Häutungsphase außerdem auf die Fütterung Ihres Tieres. Die Verdauung der Nahrung entzieht dem Körper Wasser, welches die Schlange jetzt für die Ablösung des alten Natternhemdes benötigt. Frisches Trinkwasser sollte Ihrem Pflegling allerdings immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Checkliste zur Häutung von Schlangen

√ Stress vermeiden
√ Rückzugsmöglichkeiten einrichten
√ Luftfeuchtigkeit im Terrarium an die Schlangenart anpassen
√ Luftfeuchtigkeit überprüfen (Hygrometer)
√ Bademöglichkeit oder Wet-Box anbieten
√ Abriebmöglichkeiten anbieten (raue Steine, Äste, Wurzeln, Rindenstücke)
√ nicht füttern
√ frisches Trinkwasser zur Verfügung stellen
√ in den Wintermonaten ggf. zusätzliche Luftbefeuchtung

Quellen (Bücher):
Gruber, Ulrich: Die Schlangen Europas. Alle Arten Europas und des Mittelmeerraums, Stuttgart 2009
Lotzkat, Sebastian: Keine Bange vor der Schlange: Liebeserklärung an ein unpopuläres Tier, München 2016

Quellen (Internet):
https://www.reptiliendoktor.com/
https://www.schlangen-ratgeber.de/
http://www.schlangenwelt.de/

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