Wie Sie Schmerzen bei Katzen erkennen können Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Eine Katze wird von einem Tierarzt auf Schmerzen untersucht.

Katzen können unter chronischen Schmerzen leiden. Um sie gut mit einer Schmerztherapie zu behandeln, ist eine frühzeitige Erkennung enorm wichtig.

Katzen können genauso unter starken Schmerzen leiden wie wir Menschen. Das Problem ist nur, dass unsere Fellnasen diese oft vor uns verbergen. Doch ohne Behandlung können sich daraus schnell chronische Schmerzen entwickeln. Daher ist es wichtig, auf Verhaltensänderungen Ihres Lieblings zu achten, um frühzeitig mit der richtigen Schmerztherapie beginnen zu können.

Wie entstehen Schmerzen bei meiner Katze?

Schmerzen (auch Algesie genannt) sind komplexe Sinneswahrnehmungen. Sie werden durch äußerliche und innerliche Reize hervorgerufen und entstehen erst im Gehirn der Katze:

Das periphere Nervensystem besteht aus einzelnen Nerven und Nervenendigungen (Rezeptoren). Letztere werden auch als Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) bezeichnet. Sie sind in allen schmerzempfindlichen Organen, etwa der Haut oder dem Magen-Darm-Trakt, verteilt. Wirkt von außen oder von innen ein Reiz, werden die jeweiligen Schmerzrezeptoren ab einem gewissen Schwellenpunkt erregt. Äußerliche Reize können beispielsweise mechanische Verletzungen sein. Entzündungen oder weitere Grunderkrankungen können hingegen die inneren Schmerzrezeptoren erregen.

Schmerzfasern leiten diese Erregung dann zum zentralen Nervensystem, also zum Rückenmark und Gehirn, weiter. In der Großhirnrinde (Kortex) wird der Schmerz dann zum ersten Mal wahrgenommen.

Das Schmerzgedächtnis

Leidet eine Katze dauerhaft oder wiederholt an starken Schmerzen, kann sich das Gehirn der Katze strukturell und funktionell verändern. Dies geschieht dadurch, dass die auf Schmerzen spezialisierten Nervenstrukturen nach und nach intensiver reagieren. Ein Schmerzgedächtnis entsteht. Das Nervensystem reagiert daraufhin sehr viel stärker auf einen Reiz, der zuvor nur milde Schmerzen verursacht hat.

Arten von Schmerzen

Schmerz ist nicht gleich Schmerz. In der Tier- und Humanmedizin gibt es daher ganz unterschiedliche Kategorien. Neben der Verortung des Schmerzes und seiner Qualität ist dabei vor allem das zeitliche Aufkommen von großer Bedeutung, um die richtige Schmerztherapie für die Behandlung auszuwählen:

  • Akute Schmerzen treten innerhalb von wenigen Sekunden als Alarmsignal auf plötzliche Reize auf. Wird die Ursache beseitigt, verschwindet diese Art von Schmerz bereits nach wenigen Stunden oder Tagen. Beispiel: Eine Katze wird während eines Kampfes von einer anderen Katze stark gebissen.
  • Als chronische Schmerzen gelten dagegen solche, die über sechs Monate bestehen oder über einen langen Zeitraum wiederkehrend auftreten. Die Therapie ist oftmals erschwert, da die Schmerzen unabhängig von den zugrundeliegenden Erkrankungen auftreten und sie ihre Signalwirkung verloren haben. Beispiel: Gelenkserkrankungen wie Arthrose (Gelenkverschleiß).

Wie machen sich Schmerzen bei Katzen bemerkbar?

Leidet Ihre Katze unter einem akut auftretenden Schmerz, zeigt sie das meist durch eine Lautäußerung an. Humpelt Ihre Katze plötzlich? Legt sie ihre Ohren an oder zieht den Schwanz ein? Auch das sind deutliche Anzeichen für einen plötzlichen Schmerz.

Schwieriger ist es dagegen, chronische Schmerzen bei Katzen zu erkennen. Denn im Gegensatz zu Hunden verbergen sie schmerzhafte Leiden länger, um gegenüber feindlichen Katzen oder anderen Tieren keine Schwäche zu zeigen. Für Katzenbesitzer ist es daher sehr wichtig, auf folgende Verhaltensänderungen zu achten:

  • Angstzustände
  • starke Aggressivität
  • vermehrtes Zurückziehen
  • vermindertes Fressverhalten
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Erschöpfungsanzeichen wie auffallende Müdigkeit und Bewegungsunlust
Eine Katze mit Schmerzen legt die Ohren an und wirkt ängstlich.
Chronische Schmerzen zeigen sich bei Katzen mitunter dadurch, dass sie übertrieben ängstlich reagieren oder sich vermehrt zurückziehen.

Wie lassen sich chronische Schmerzen bei Katzen behandeln?

Schmerzen reduzieren die Lebensqualität massiv. Deshalb sollte jede schmerzempfindliche Katze ein Recht auf eine gute Schmerztherapie haben. Dabei ist es enorm wichtig, möglichst frühzeitig einzugreifen. So lässt sich die Ausbildung eines therapieresistenten Schmerzgedächtnisses am effektivsten verhindern.

Neben der konservativen oder operativen Behandlung der Schmerzursache werden daher im Rahmen einer Schmerztherapie auch unterstützende Maßnahmen eingesetzt. Diese sollen das Symptom Schmerz reduzieren. Dazu zählen insbesondere folgende schmerzlindernde Maßnahmen:

  • Orale Verabreichung von Schmerzmedikamenten (Analgetika): Dazu zählen stark wirkende Opioide (zum Beispiel Buprenorphin, Fentanyl oder Tramadol), schwächer wirkende nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID, etwa Carprofen oder Meloxicam) oder Nicht-Opioid-Analgetika wie Metamizol.
  • Lokalanästhetika zur Dämpfung lokaler Schmerzen mittels Injektion
  • Physiotherapie zum Lösen schmerzhafter Verspannungen
  • Therapieresistente orthopädische Erkrankungen (zum Beispiel Arthrose) können mittels einer Schmerzbestrahlung gelindert werden.

Schmerzen bereits während der Operation verhindern

Tierärzte setzen bereits vor jedem operativen Eingriff Schmerzmittel präventiv ein, um Schmerzen bei der Katze während und nach der Operation zu lindern. Zusätzlich können Lokalanästhetika zur örtlichen Betäubung eingesetzt werden. Äußert die Katze nach der Operation weiterhin Schmerzen, können Sie Ihrem Liebling – in Absprache mit dem Tierarzt –  auch entsprechende Schmerzmittel verabreichen.

Fazit

Schmerzen bei Katzen lassen sich heutzutage gut behandeln. Wichtig ist nur, die Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und schnell eine entsprechende Schmerztherapie zu beginnen. Auf diese Weise können Sie sicherstellen, dass die Schmerzen nicht chronisch werden und Ihre Fellnase immer eine hohe Lebensqualität genießt.

Weitere Artikel rund ums Wohlergehen Ihrer Fellnase, finden Sie übrigens in unserer Rubrik Katzengesundheit und Pflege.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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