Heimchen (Acheta domesticus)

Verfasst von Sabrina Quente
Heimchen

Heimchen haben zwar Flügel, sie fliegen aber nur selten.

Terrarienbewohner haben sie zum Fressen gern: Futterinsekten sind für die artgerechte Reptilienernährung unverzichtbar. In der Terraristik besonders beliebt sind Heimchen. Sie sind pflegeleicht, nährstoffreich und regen den Jagdtrieb Ihrer Reptilien an. Möchten Sie Heimchen züchten oder kaufen? Wir fassen Tipps zu Haltung, Zucht und Verfütterung zusammen.

Aussehen: Woran erkennt man Heimchen?

Als Langfühlerschrecke gehört das Heimchen (Acheta domesticus) zur Familie der Echten Grillen. Seine Antennen sind lang und es hat wie alle Grillenarten einen kompakten Körperbau, einen rundlichen Hinterleib und lange, kräftige Hinterbeine.

Der Heimchen-Körper ist gelbbraun gefärbt, Hals und Kopf zeigen dunkle Zeichnungen. Äußerlich ähneln sie den Heuschrecken, unterscheiden sich aber farblich von den oft grün gefärbten Grashüpfern. Zudem sind die Sprungbeine bei Heuschrecken deutlicher ausgeprägt.

Männliche und weibliche Grillen unterscheidet ein Körperteil: Weibchen haben am hinteren Teil ihres Körpers eine Legeröhre, mit der sie Eier in der Erde ablegen. Sie sind dadurch rund 15 Millimeter länger als die Männchen, die eine Körperlänge von 16 bis 25 Millimetern haben. Männchen wiederum verraten ihr Geschlecht akustisch: Geschlechtsreife Grillenherren sind für lautes Zirpen bekannt, das sie am liebsten in den späten Abend- und frühen Nachtstunden zum Besten geben.

Können Heimchen fliegen?

Obwohl sie vier Flügel haben, fliegen Heimchen selten. Sie laufen oder hüpfen lieber, denn mit ihren Sprungbeinen können Grillen 30 Zentimeter und höher springen. Eine wichtige Funktion haben die dennoch: Das Männchen reibt seine Vorderflügel aneinander, um damit Weibchen zu entzücken – sehr zum Leidwesen vieler Menschen, denen das Zirpen den letzten Nerv raubt.

Vorkommen: Wo leben Heimchen in der Natur?

Die Grillen mit den langen Fühlern sind weltweit verbreitet und halten sich am liebsten in der Nähe von Häusern auf. Sie heißen deshalb auch Hausgrillen. Übrigens steckt die Liebe zu Häusern sogar im lateinischen Namen: Acheta domesticus bedeutet übersetzt „häuslicher Sänger“.

Haltung und Unterbringung: So fühlen Heimchen sich wohl

Als Behausung für Hausgrillen eignen sich Aquarien oder Faunaboxen, die speziell für die Haltung von Futterinsekten entwickelt wurden. Das Entnehmen der Heimchen fällt bei diesen Boxen besonders leicht.

Achten Sie darauf, dass der Deckel gut verschließbar ist, sonst büxen Ihnen die flinken Tierchen aus. Damit die Luft auch bei fest verschlossenem Deckel zirkulieren kann, sollte er eine Öffnung haben, die Sie mit Hilfe von Fliegengaze ausbruchssicher machen.

Heimchen stellen keine hohen Ansprüche an die Beleuchtung, dafür aber ans Klima: Sie bevorzugen Temperaturen um die 25 Grad Celsius und eine nicht zu hohe Luftfeuchtigkeit. Nachts sind Zimmertemperaturen ausreichend für die Tiere.

Tipps für die mühelose Heimchen-Haltung:

  • Halten Sie die Insekten nicht in der Transportdose.
  • 500 adulte Tiere benötigen einen Behälter mit einer Größe von mindestens 50 x 30 x 30 Zentimeter.
  • Die Heimchen-Behausung sollte wöchentlich gereinigt werden. Damit beugen Sie unangenehmen Gerüchen vor und sicher eine hohe Futterqualität für Ihre Reptilien.
  • Im Heimchen-Heim geben Sand oder feine Holzspäne einen idealen Bodengrund ab.
  • Schaffen Sie Versteckmöglichkeiten aus Papprollen und zerknülltem Papier und vergessen Sie nicht, eine Futterschale bereitzustellen.
  • Wichtig für die Zucht: Lassen Sie ausreichend Platz für eine Eiablagebüchse.

Hausgrille entwischt? So finden sie den Ausreißer

Heimchen sind lebhaft und gute Springer. Zudem bedroht das laute Zirpen der Männchen schnell den Hausfrieden. Seien Sie deshalb vorsichtig, wenn Sie den Behälter reinigen, das Heimchen-Futter wechseln oder Futtertiere entnehmen.

Ist Ihnen doch ein Insekt entwischt, sind Klebefallen, doppelseitiges Klebepapier oder ein Heizkissen und ein Stück Apfel ideale Köder. Die Insekten sind nachtaktiv – mit etwas Glück entdecken Sie die Ausreißer, indem Sie den Boden bei Dunkelheit mit einer Taschenlampe absuchen.

Was fressen Heimchen?

Heimchen fressen fast alles und ernähren sich von pflanzlicher und tierischer Nahrung. Auch wenn sie als Futterinsekten dienen, benötigen auch Hausgrillen eine ausgewogene Ernährung aus trockenem und feuchtem Futter. Denn je höherwertig das Heimchen-Futter, desto höherwertig ist das Lebendfutter für Ihre Terrarientiere.

Als Trockenfutter können Sie Haferflocken oder Weizenkeime reichen. Alternativ finden Sie im Zoofachhandel spezielles Heimchen-Futter. Obst und Gemüse, zum Beispiel Äpfel, Gurken und Karotten, dienen als Feuchtfutter und versorgen die zirpenden Insekten mit Vitaminen und Flüssigkeit. Auch zu Kräutern oder Wildkräutern wie Löwenzahn sagen Grillen nicht Nein.

Es genügt in der Regel, Heimchen alle zwei bis drei Tage zu füttern. Übrig gebliebene Reste sollten nicht zu lange im Behälter bleiben – auch Grillen mögen eine hygienische Umgebung.

Heimchen züchten: Wissenswertes über die Vermehrung

Heimchen zu vermehren ist selbst für Anfänger problemlos möglich. Grillen pflanzen sich das ganze Jahr lang fort. Sind die Weibchen vollständig ausgewachsen, leben sie etwa zehn Wochen lang und legen in dieser Zeit 200 bis 300 Eier. Heimchen-Eier sind weiß, schmal und etwa zwei Millimeter lang.

So läuft die Vermehrung ab:

  • Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier in ein Legesubstrat. Dafür eignen sich feuchte Gemüsereste, Sägespäne oder Anzuchterde in Eiablagebehältern – das können kleine Dosen mit zehn Zentimeter Länge und rund fünf bis sechs Zentimeter Höhe und Breite sein.
  • Die Eiablage wird nach etwa einer Woche in einen Aufzuchtbehälter umgezogen. Dieser sollte die gleiche Größe wie die Heimchen-Behausung, einen Bodenbelag aus Sand und Versteckmöglichkeiten haben. Der Eiablagebehälter muss weiterhin feucht gehalten werden.
  • Aus den Eiern schlüpfen abhängig von der Temperatur nach etwa zehn bis 54 Tagen die Larven. Am schnellsten geht es bei einer Temperatur von 35 Grad Celsius, am längsten dauert es bei 16 Grad Celsius.
  • In den folgenden zehn bis 35 Wochen häuten sich die Larven etwa zehn Mal. Wie lange ihre Entwicklung dauert, ist ebenfalls temperaturabhängig und davon, wie gut Sie Ihre Heimchen ernähren und pflegen.
  • Danach haben die Hausgrillen das Erwachsenenstadium erreicht und sind geschlechtsreif.

Heimchen verfüttern: Festschmaus für Insektenfresser

Hausgrillen sind vitamin- und mineralstoffreiche Leckerbissen für sämtliche Insektenfresser. Selbst kleinere Reptilien haben Spaß daran, lebende Heimchen zu fangen. Verfüttern Sie Grillen nicht täglich, denn Reptilien haben einen geringeren Energiebedarf als Säugetiere. Nicht verzehrtes Lebendfutter sollten Sie deshalb aus dem Terrarium entfernen.

Tipp: Damit die flinken Futtertiere Ihnen nicht entwischen, können Sie sie etwa eine halbe Stunde vor dem Verfüttern herunterkühlen. Die Insekten werden dann träge und lassen sich einfach handhaben.

Wie Sie Terrarienbewohner rundum glücklich machen und artgerecht ernähren, erfahren Sie im Terraristikmagazin von zooplus.

Heimchen kaufen: Alternative für Eilige

Sie möchten Heimchen doch lieber kaufen? Dann werden Sie im Zoofachhandel oder in Onlineshops fündig. Ganz nach Bedarf und Appetit Ihrer Terrarienbewohner sind die Futterinsekten in unterschiedlich großen Insektenpaketen und Entwicklungsstufen erhältlich.

Worauf muss ich beim Kauf achten?

Heimchen sind zwar als Futter beliebt, in erster Linie sind sie aber Lebewesen. Deshalb sollten Sie die Tiere nur aus streng kontrollierter Zucht und artgerechter Haltung erwerben. Achten Sie bei einer Onlinebestellung auf einen tierfreundlichen Versand.

Online gekaufte Heimchen kommen meist in einer Plastikdose zu Ihnen nach Hause. Diese Transportbox ist auf Dauer allerdings zu klein und stellt keine artgerechte Unterbringungsmöglichkeit für die Futtertiere dar.

Fazit: Hochwertige Futterinsekten für Ihre Terrarienbewohner

Heimchen sind sowohl bei Bewohnern als auch Besitzern von Terrarien beliebt. Gut gepflegt und von hoher Qualität versorgen sie Ihre Terarrientiere mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen. Die Pflege nimmt zwar etwas Zeit in Anspruch. Insgesamt ist die Heimchen-Haltung jedoch unkompliziert und ermöglicht es Ihnen, gesundes Lebendfutter selbst zu züchten und frisch zu verfüttern.


Sabrina Quente
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Sabrina Quente

Tiere begleiten mich schon, seitdem ich denken kann. Es existiert kaum ein Kinderfoto ohne Wellensittich auf dem Kopf oder Katze auf dem Schoß. Seit über zehn Jahren schreibe ich als Redakteurin über verschiedene Themen von der Krankenversicherung bis hin zur Katzenhaltung. Immer dabei: meine Katze Mimi, die für viele Texte die beste Impulsgeberin ist und weiß, wann es Zeit für eine Schreibpause ist.


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