Pinkelt Ihr Hund beim Gassigehen nicht mehr wie sonst an jeden dritten Stein oder Baum, ist das ein deutliches Warnzeichen. Was zu tun ist, wenn Ihr Hund seit Stunden nicht pinkelt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Hund pinkelt nicht
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Pinkelt Ihr Hund nicht mehr wie gewohnt, ist das ein Warnsignal.
Inhaltsübersicht
- Wie gefährlich ist es, wenn ein Hund nicht pinkelt?
- Ursachen: Welche Gründe hat es, warum ein Hund nicht pinkelt?
- Symptome: Welche Begleiterscheinung zeigt ein Hund noch, wenn er nicht pinkelt?
- Wann muss ich zum Tierarzt, wenn mein Hund nicht pinkelt?
- Diagnose: Was wird untersucht, wenn ein Hund nicht pinkelt?
- Wie kann man einen Hund unterstützen, wenn er nicht pinkelt?
Wie gefährlich ist es, wenn ein Hund nicht pinkelt?
Wenn ihr Hund seit Stunden gar nicht pinkelt oder unter Anstrengung nur ein Tröpfchen Urin kommt, ist schnelles Handeln wichtig. Sie sollten dann so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen. Einige gefährliche Erkrankungen können die Ursache sein; im schlimmsten Fall kann sogar die Blase platzen, wenn sie nicht entleert werden kann.
Ursachen: Welche Gründe hat es, warum ein Hund nicht pinkelt?
Ausgewachsene, gesunde Hunde schaffen es rund zehn bis zwölf Stunden lang, nicht zu pinkeln. Ein längeres Einhalten ist meist ein Anzeichen gesundheitlicher Probleme. Hierbei kann es diverse Gründe geben, warum Ihr Hund nicht pinkeln kann:
Bei einem Wassermangel wird auch die Frequenz und Menge beim Pinkeln stark verringert. Wenn der Hund beispielsweise an heißen Tagen keinen Zugang zu Wasser hat oder er viel Flüssigkeit durch Erbrechen oder Durchfall verliert, kann sehr schnell eine Dehydration auftreten. Unbehandelt kann diese zu Organversagen führen.
Wenn sich Teile der Harnwege entzünden, nennt man das eine Harnwegsinfektion. Dazu zählt zum Beispiel die Blasenentzündung.
Es können aber auch Nieren, Harnleiter oder die Harnröhre betroffen sein. Die häufigsten Infektionen der Harnwege werden durch Bakterien (z. B. E. coli und Enterokokken) verursacht. Hunde mit einer bestehenden Harnwegsinfektion haben häufig Schmerzen und pinkeln manchmal gar nicht.
Ein Verschluss der Harnwege (Obstruktion) verhindert, dass der Urin über den normalen Weg, welcher Nieren, Harnleiter, Blase und Harnröhre umfasst, abfließen kann. Typische Ursachen für einen Verschluss sind Harnsteine, Tumoren auf Harnwegen oder der Blase und eine Prostatavergrößerung.
Eine Obstruktion kann in jedem Abschnitt der Harnwege (von der Niere bis zur Harnröhre) den Druck innerhalb der Harnwege erhöhen und den Harnfluss verringern. Im schlimmsten Fall führt sie dazu, dass ein Hund gar nicht mehr pinkeln kann.
Wie alle Säugetiere haben Hunde zwei Nieren, die aus tausenden kleinen Filtereinheiten (Nephronen) bestehen. Nierenerkrankungen nennt man Zustände, in denen Nephrone verloren gehen. Dies kann zum Beispiel durch eine Verletzung, Infektionen, Harnabflussstörungen (durch Steine oder Harngries), Herzerkrankungen oder Tumoren bedingt sein.
Betroffene Hunde müssen teilweise sehr häufig oder unregelmäßig pinkeln. Zum Teil können Sie auch gar keinen Harn ablassen.
Ein starker Angstzustand oder ein Schockzustand können dazu führen, dass ein Hund seine bisherigen Angewohnheiten vergisst und verwirrt ist.
Typische Auslöser sind etwa laute Geräusche, eine Reizüberflutung in neuer Umgebung, posttraumatische Belastungsstörungen, der Angriff eines anderen Hundes, Gewalt in der Erziehung oder starke Trauer. Betroffene Hunde sind häufig verwirrt, vergessen das Trinken und Fressen oder pinkeln nicht.
Durch Unfälle, Kämpfe mit anderen Tieren oder Operationen kann es zu inneren Verletzungen kommen. Ein Riss in der Blasenwand (Blasenruptur) ist von außen nur schwer erkennbar. Da der Urin direkt nach der Produktion in den Bauchraum läuft, können betroffene Hunde teilweise gar nicht mehr pinkeln.
Eine Nervenerkrankung wird auch als neurologische Erkrankung bezeichnet. Sind die Nerven für das An- und Entspannen der Muskeln beschädigt, können Hunde teilweise nicht mehr pinkeln.
Tumorerkrankungen der Harnwege sind bei Hunden eher selten. Am häufigsten kommen Tumore an der Harnblase vor. Sowohl gutartige als auch bösartige Tumorerkrankungen können zur Folge haben, dass betroffene Hunde nicht pinkeln.
Symptome: Welche Begleiterscheinung zeigt ein Hund noch, wenn er nicht pinkelt?
Wenn ein Hund nicht pinkelt, kann dies viele verschiedene Ursachen haben. Es zeigen sich dann meist noch andere, für die jeweilige Erkrankung typischen Symptome:
- Hund ist sehr schwach und teilnahmslos
- Schmerzen (Aufstöhnen, Jaulen, Schmatzen, Ablecken des Genitalbereichs, häufiger Harndrang)
- Hund frisst nicht mehr oder nur schlecht
- Erbrechen
- Durchfall
- Fieber (Körpertemperatur über 39 °C)
- Veränderung von Geruch und / oder Farbe des Urins (z. B. rot durch Blut)
- stark erhöhte Trinkmenge
Wichtig: Pinkelt ein Hund nur sehr wenig oder gar nicht, kann das ein Hinweis auf einen lebensbedrohlichen Harnröhrenverschluss sein!
Wann muss ich zum Tierarzt, wenn mein Hund nicht pinkelt?
Geht es einem Hund plötzlich sehr schlecht oder pinkelt er innerhalb von 24 Stunden gar nicht, ist dies meist sehr unangenehm oder schmerzhaft. Ein Harnröhrenverschluss als Beispiel ist ein lebensbedrohlicher Notfall! Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Hund betroffen sein könnte, sollten Sie so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen.
Diagnose: Was wird untersucht, wenn ein Hund nicht pinkelt?
Der Tierarzt will zunächst etwas über die Vorgeschichte des Hundes erfahren. Dazu zählen Fragen wie: Wie oft und wie viel Urin setzt Ihr Hund ab? Hat der Urin einen anderen Geruch? Hat Ihr Hund Medikamente erhalten?
Danach folgt eine gründliche Untersuchung (allgemeine klinische Untersuchung). Besonders wichtig ist, wie groß die Harnblase ist (stark gefüllt oder leer) und ob der Hund beim Abtasten des Bauches Schmerzen zeigt.
Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an spezifischen Untersuchungen, die ein Tierarzt im Zweifelsfall durchführen kann:
Rektale Untersuchung
Beim Rüden wird der Tierarzt eine rektale Untersuchung (Abtasten des Enddarms und der benachbarten Strukturen) durchführen, um die Prostatagröße zu messen.
Urinuntersuchung
Bei Problemen und Schmerzen beim Pinkeln ist eine Untersuchung des Urins besonders wichtig. Ein „Urinstick“ wird verwendet, um zu sehen, ob im Harn Entzündungszellen, Blut und einige andere Stoffe vorhanden sind. Zusätzlich wird der Tierarzt das Urin-spezifische Gewicht (USG) bestimmen. Das gibt an, ob der Harn eher wässrig oder gut gesättigt ist.
Harnsediment
Der Tierarzt wird auch einen Tropfen des Urins unter dem Mikroskop untersuchen (Harnsediment). Hier kann man sehen, ob und wie viele Bakterien, Entzündungszellen und rote Blutkörperchen im Urin vorhanden sind. Bei Blasenkrebs können Krebszellen im Urin, bei Blasensteinen dagegen Kristalle („Vorläufer“ von Harnsteinen) vorhanden sein.
Bakteriologische Untersuchung
Bei einer bakteriellen Blasenentzündung wird eine Urinprobe, auch mittels einer bakteriologischen Untersuchung, im Labor analysiert. Hierbei wird festgestellt, ob und welche Bakterien im Urin vorhanden sind und welches Antibiotikum hilft.
Blutuntersuchung
Auch eine Blutuntersuchung, also eine Beurteilung des Blutbilds und der Organwerte, ist oft sinnvoll.
Weiterführende Untersuchungen
Möglicherweise wird der Tierarzt weitere Untersuchungen durchführen, je nachdem, welche Ursache dahintersteckt, dass der Hund nicht pinkelt.
Bei Harnsteinen oder einem Prostataproblem sind Röntgenbilder oder eine Ultraschalluntersuchung sehr hilfreich. Manchmal ist auch eine Untersuchung der Harnwege mit Kontrastmittel oder eine Endoskopie der Harnröhre und Blase (Urethroskopie und Zystoskopie) nötig.
Wie kann man einen Hund unterstützen, wenn er nicht pinkelt?
Es ist wichtig, dass Ihr Hund jederzeit Zugang zu sauberem, frischem Wasser hat. Des Weiteren sind häufige, kleine Spaziergänge sind wichtig, damit Ihr Hund Gelegenheit zum Pinkeln hat. Auch ein gutes, hochwertiges Hundefutter kann eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Harnwegsgesundheit spielen und Ihren Hund vor Beschwerden und Schmerzen bewahren.
Bei bestimmten Erkrankungen könnte Ihr Tierarzt zudem dazu raten, eine spezielle Futtersorte zu füttern. Diätfuttermittel können – zum Beispiel durch hochwertige Proteine, ansäuernde Eigenschaften, niedrige Magnesiumgehalte oder einen niedrigen Phosphoranteil – die natürlichen Körperfunktionen Ihres Hundes zu unterstützen.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Diätfuttermittel Krankheiten weder heilen noch verhindern können. Die richtige Ernährung Ihres Hundes sollten Sie außerdem immer mit Ihrem Tierarzt absprechen. Spezielle Diätfuttermittel finden Sie im Onlineshop von zooplus.
Quellen:
- Wilfried Kraft / Johannes Hirschberger: Kleintierkrankheiten. Band 1. Innere Medizin, 3. Aufl., Stuttgart 2000
- Barbara Kohn / Günter Schwarz / Hans G. Niemand: Praktikum der Hundeklinik, 12. Aufl., Stuttgart 2017
- https://www.tierklinik.de
- https://vcahospitals.com
- https://www.fellomed.de