Die Mauser beim Vogel Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Mauser beim Vogel

Ein männlicher Papagei verliert während der Mauser (Gefiederwechsel) Schwungfedern, Daunenfedern und Co.

Die Federn der Vögel können nicht repariert werden und müssen deshalb regelmäßig durch neu nachwachsende ausgetauscht werden. Je nach Art unterscheiden sich der Verlauf und die Dauer der Mauser beim Vogel. Ruhe und ein gutes Nahrungsangebot sind in dieser Zeit besonders wichtig.

Was ist die Mauser?

Die Mauser beim Vogel ist der Austausch der alten, abgenutzten oder beschädigten Federn durch neu nachgewachsene. Je nach Vogelart geschieht dies ein- bis mehrmals pro Jahr. Die Mauser ist überlebenswichtig für die Vögel. Ohne Mauser gehen das Federkleid kaputt und der Vogel ist irgendwann flugunfähig.

Wildvögel zeigen häufig eine zweifache Mauser. Im Frühjahr wechseln sie in ein Prachtgefieder, um den Weibchen zu imponieren. Zum Winter hin, nach der Fortpflanzungszeit, wird dann ein Tarngefieder angelegt, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

Auch der Wechsel des Gefieders eines Jungvogels zum Federkleid eines erwachsenen Tieres wird als Mauser bezeichnet. Beim Huhn geschieht dies in den ersten sechs Lebensmonaten dreimal.

Formen der Mauser beim Vogel:

Die Formen der Mauser beim Vogel lassen sich auf unterschiedliche Weise unterteilen. Orientiert man sich nach dem Ausmaß einer Mauser, dann unterscheidet man zwischen:

Bei der Vollmauser ersetzt der Vogel sein gesamtes Gefieder auf einmal. Dabei werden die Federn des Kleingefieders (Körpergefieder zum Wärmen) und des Großgefieders (Schwingen / Flügel und Schwanz) gleichzeitig ausgetauscht.

Diese Form der Mauser führt zu einer sehr eingeschränkten oder fehlenden Flugfähigkeit der Tiere. Viele Wasservögel tauschen auf diese Weise in sehr kurzer Zeit ihr Gefieder aus. Bei den Greifvögeln zeigt der Rotmilan eine Vollmauser.

Bei der Teilmauser wird nur ein Teil des Gefieders durch neu nachgewachsene Federn ersetzt. Häufig wird bei der Teilmauser nur das Kleingefieder jährlich gewechselt. Manche der großen Vogelarten tauschen die Schwungfedern ihres Großgefieders nicht jedes Jahr aus.

Neben der Voll- und Teilmauser lässt sich die Mauser beim Vogel noch abhängig vom Alter und der Jahreszeit einteilen:

Die Jugend- oder Reifemauser, auch postjuvenile Mauser genannt, bezeichnet die Mauser der Jungvögel nach dem Ausfliegen. Damit ist der Wechsel vom Jungvogel zum erwachsenen Vogel gekennzeichnet.

Eine stark ausgeprägte Jugendmauser zeigt zum Beispiel der Pinguin.

Eine Permanentmauser bezeichnet eine ganzjährig, durchgehend stattfindende Mauser.

Die Postnuptialmauser ist die Mauser der erwachsenen Vögel nach der Brutzeit. Viele Singvögel zeigen hier eine Vollmauser.

Vor der Brut findet die Pränuptialmauser statt. Die Vögel wechseln in das Prachtgefieder, um ihre Partner bei der Balz zu beeindrucken. Das Gefieder wird häufig schon im Winterquartier gewechselt.

Besondere äußere Umstände führen zu speziellen Formen der Mauser:

Die Schock- oder Schreckmauser wird, wie der Name schon sagt, durch Schock oder einen starken Stressreiz ausgelöst. Diese führen zu einem plötzlichen Abwerfen von Schwanzfedern und Teilen des Kleingefieders.

Die Schockmauser ist ein Schutzmechanismus der Vögel bei einem Angriff. Der Angreifer bleibt nur mit Federresten zurück.

Zu einer Stockmauser kommt es, wenn die alten Federn abgeworfen wurden und die neuen Federn nur zögerlich nachwachsen. Häufig findet sich eine Stockmauser im Kopf- und Halsbereich. Die Vögel sind dadurch nicht beeinträchtigt und ersetzen meistens die fehlenden Federn in der nächsten Mauser.

Häufige Ursachen sind eine mangelhafte Nährstoffversorgung, Stress oder hormonelle Erkrankungen.

Federbildung beim Vogel
Massive Probleme mit der Federbildung bei einem kranken Wellensittich.

Wie läuft die Mauser beim Vogel ab?

Die Mauser beim Vogel wird durch Einflüsse der Umwelt – wie Tageslichtlänge, Nahrungsangebot oder Temperatur – und durch Hormone ausgelöst. Auch das Verhalten, die Abstammung oder der Lebensraum wirken auf den Ablauf der Mauser ein.

Die Federn sitzen auf Hautpapillen (Erhebungen auf der Haut). Das Wachstum der neuen Feder schiebt die alte Feder aus ihrer Verankerung.

Die neu gewachsene Feder ist anfangs noch stark durchblutet und wird deshalb als Blutfeder bezeichnet. Eine Verletzung zu diesem Zeitpunkt kann zu einem missgebildeten Wachstum bei der nächsten Mauser führen.

Jede Vogelart folgt einem ihr eigenen Mauser-Muster. Zum Beispiel kommt es bei Greifvögeln einmal im Jahr zu einem Wechsel aller Flugfedern. Dabei fallen die Federn an beiden Flügeln symmetrisch, aber nacheinander aus. So bleibt das Flugvermögen weiterhin erhalten.

Dauer einer Mauser beim Vogel

Die Dauer der Mauser beim Vogel ist bei jeder Vogelart anders. Zusätzlich beeinflussen wieder Umwelt, Nahrungsangebot oder der Gesundheitszustand die Länge der Mauser.

Beim Wellensittich kommt es im Alter von drei bis sieben Monaten zur Jugendmauser mit einem vollständigen Wechsel des Gefieders. Diese dauert ungefähr vierzehn Tage. Erwachsene Wellensittiche haben zwei bis viermal im Jahr eine Teilmauser. Dafür brauchen sie sieben bis zwölf Tage. Am Ende des Jahres ist das gesamte Gefieder einmal erneuert.

Der Kanarienvogel zeigt auch im Alter von drei Monaten seine Jugendmauser. Erwachsene Tiere haben aber nur eine Mauser im Hochsommer. Diese dauert sechs bis acht Wochen. Danach haben die Kanarienvögel ihr Gefieder einmal vollständig ausgetauscht.

Was braucht mein Vogel während der Mauser?

Der Austausch des Gefieders in kurzer Zeit verbraucht große Mengen an Energie. In dieser Zeit ist der Vogel geschwächt und anfälliger für Infektionen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Vogel Ruhe hat, und vermeiden Sie unnötigen Stress.

Ernährung in der Mauser

Ein ausgewogenes, hochwertiges und abwechslungsreiches Nahrungsangebot ist sehr wichtig. Während der Mauser benötigen Vögel vermehrt Mineralstoffe, Vitamine und Eiweiß für den Aufbau der neuen Federn. Je nach Vogelart wird ein anderes Grundfutter benötigt.

Außerdem unterstützen frisches Obst und Gemüse den Vogel bei der Mauser. Artspezifisch sollte aber nur eine gewisse Menge an frischem Obst verfüttert und täglich abgewechselt werden. Salatgurke liefert Mineralsalze und ist ein guter Feuchtigkeitsspender. Zusätzlich eignen sich beispielsweise noch Karotten, Chicorée, Fenchel, Mangold oder Äpfel für die Fütterung eines Vogels in der Mauser.

Dinkel, Hirse, Hafer und Weizen sind reich an Kieselsäure. Sie besteht unter anderem aus Silizium, das wiederum Bestandteil von Vogelfedern ist. Kolbenhirse kann einfach mit einer Wäscheklammer am Käfig befestigt werden und dient dem Vogel als Beschäftigung und Nahrung. Bei vielen Vögeln ist diese das Lieblingsfutter und sorgt in der Mauser bei schlechtem Appetit und Abmagerung für mehr Futteraufnahme.

Sehr hartes Getreide kann für kleine Vogelarten als Keimfutter angeboten werden. Insbesondere Weizenkeime sind wichtige Lieferanten von Schwefel, der Bestandteil der Hornbildung ist.

Wellensittich frisst Gurke
Gurke enthält wichtige Nährstoffe für die Mauser und ist ein guter Flüssigkeitsspender.

Futterzusätze für die Mauser

Eine abwechslungs- und nährstoffreiche Ernährung sollte immer das Ziel bei der Fütterung Ihres Vogels sein. Futterzusätze sind gerade bei Frischkostverweigerern notwendig, um alle wichtigen Nährstoffe zu ergänzen.

Wichtig ist die Wahl eines geeigneten und hochwertigen Präparates. Im besten Fall werden gezielt einzelne fehlende Nährstoffe ergänzt. Wenden Sie sich bei Problemen in der Mauser immer an einen vogelkundigen Tierarzt und lassen Sie sich von diesem ein genau auf Ihre Vögel abgestimmtes Präparat verschreiben.

Wenn die Mauser nicht oder nur teilweise abläuft

Wenn Sie bei Ihrem Vogel keine Mauser beobachten oder er sein Gefieder nur unvollständig wechselt, dann kann das verschiedene Ursachen haben.

Probleme bei der Mauser

Das Erscheinungsbild einer unvollständigen Mauser ist sehr vielfältig. Eine problematisch verlaufende Mauser ist auffälliger als eine komplett fehlende. Probleme zeigen sich durch:

  • reduziertes Federwachstum
  • fehlendes Neuwachstum von Federn
  • schlechte Federqualität
  • Federzysten am Federansatz
  • Entzündungen am Federansatz
  • Federkiel-Brüche mit Blutungen
  • Absterben der wachsenden Feder
  • nicht beendete Mauser (Federn noch in Kielen)
  • massiver Federverlust mit kahlen Stellen

Diese Erscheinungsbilder können sehr viele unterschiedliche Ursachen haben. Ein Tierarzt kann mögliche Erkrankungen ausschließen und die passende Behandlung einleiten.

Häufige Gründe für Störungen der Mauser

Genauso vielfältig wie die Anzeichen für Probleme in der Mauser sind auch die Gründe für diese:

Ein Parasitenbefall, zum Beispiel durch Milben, schwächt den gesamten Vogel oder führt durch Fraß zu Schäden an den neuen Federn.

Stress schüttet Adrenalin im Körper aus. Dieses wiederum führt zu einem Zusammenziehen der Gefäße und einer Minderversorgung der wachsenden Feder mit wichtigen Nährstoffen. Dadurch kommt es zu Wachstumsstörungen und Schwachstellen an der Feder.

Circoviren sind Verursacher der PBFD (Psittacine Beak and Feather Disease) bei Papageienvögeln und führen zu verändertem Gefiederwachstum. Die Federn fallen schnell wieder aus oder brechen ab. Es kommt zu Deformationen der Federn.

Beim Wellensittich verursachen Polyomaviren die Renner-Krankheit, auch französische Mauser genannt. Bei dieser fallen Schwanz- und Flugfedern aus und wachsen missgebildet oder gar nicht nach. Beide Infektionskrankheiten sind nicht heilbar und ansteckend für andere Wellensittiche.

Auch Störungen im Hormonhaushalt eines Vogels, organische Erkrankungen und Mangelerscheinungen haben einen Einfluss auf den Verlauf einer Mauser.

Beobachten Sie Ihre Vögel daher genau und notieren Sie sich die individuellen Mauserverläufe. Dadurch können Sie eine mögliche Veränderung frühzeitig erkennen und Mangelernährungen oder Krankheiten rechtzeitig entgegenwirken.

Quellen:


Dr. Cornelia Kolo, Tierärztin
frau zwei hunde

Während meines Studiums der Tiermedizin und meiner Promotion an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München konnte ich zahlreiche Einblicke in die vielfältigen Bereiche der Tiermedizin sammeln. Seit 2011 habe ich in meiner praktischen Tätigkeit als Tierärztin mit den verschiedensten Tieren und ihren Erkrankungen zu tun. Meine Leidenschaft gehört dabei der Aufgabe, meinen Patienten bestmöglich zu helfen und zu ihrem Wohle zu handeln. Mein Wissen als Tierärztin und als langjährige Hundebesitzerin und Hundesportlerin teile ich zudem gerne als Autorin.


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