Meerschweinchen Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Meerschweinchen auf der Wiese

Die kleinen kuscheligen Nager gibt es in vielen Farben.

Sie gehören zweifellos zu den beliebtesten Haustieren unter den Nagern – Meerschweinchen. Doch was macht die kuscheligen Wollknäule so beliebt und welche Anforderungen stellen sie an ihre Haltung und Fütterung?

Aussehen: Welche Rassen gibt es?

Zwei große Knopfaugen, glänzendes Fell und kleine Beinchen. In der Regel erkennen die meisten Tierliebhaber Meerschweinchen auf den ersten Blick. Doch abhängig von der Rasse können sich die Tiere äußerlich stark unterscheiden.

Spezialisten teilen sie daher anhand der Haarlänge in zwei Gruppen ein: Kurzhaarrassen und Langhaarrassen.

Zu den bekanntesten Kurzhaarrassen zählen:

  • Glatthaar
  • Rosette (Abyssinian)
  • American Crested
  • Englisch Crested
  • Rex
  • Teddy

Die beliebtesten Langhaarrassen sind:

  • Sheltie
  • Coronet
  • Angora
  • Peruaner
  • Texel
  • Merino
  • Alpaka
  • Mohair

Jede Rasse hat ihre eigene Farbausprägung und Farbzeichnung. So können Sie Meerschweinchen in Weiß, Braun, Schwarz und Bunt finden. Auch die Augenfarbe variiert von Tier zu Tier, was die kuscheligen Heimtiere besonders interessant macht.

Geschlechtsbestimmung: Weibchen oder Männchen?

Für ein ungeübtes Auge ist es etwas schwierig, die Geschlechter voneinander zu unterscheiden. Am besten können Sie das Geschlecht erkennen, wenn Sie ein Männchen und ein Weibchen zum Vergleich haben.

Nehmen Sie oder eine weitere Person das Meerschweinchen vorsichtig in die Hand, sodass Sie den Bauch sehen. Mit der anderen Hand ziehen Sie die Haut rechts und links vom Geschlechtsorgan etwas auseinander. Erscheint das Geschlechtsorgan als „Y“, handelt es sich um ein weibliches Exemplar. Können Sie jedoch ein „i“ erkennen, ist es ein Bock.

Meerschweinchen sind aufgeweckte und sensible Tiere. Gleichzeitig sind sie pfiffig, denn sie haben eine eigene Sprache entwickelt. Diese Laute verraten Ihnen, wie sich Ihr Meerschweinchen im Moment fühlt:

  • Das wichtigste Geräusch ist das „Pfeifen“, was sie abgeben, wenn sie sich auf Futter freuen. Auch begrüßen Meeris gerne ihre Menschen mit diesem Pfeifen.
  • Zusätzlich können Meerschweinchen „gurren“. Dies tun sie gerne, während Sie sie streicheln oder wenn sich ein Männchen einem Weibchen nähert.
  • Weiterhin gibt es noch das „Zwitschern“. Dies geben die Tiere nur selten von sich ab, insbesondere wenn sie allein sind. Was dieses Geräusch allerdings zu bedeuten hat, ist für Experten noch ein Rätsel.
  • Das sogenannte „Zähneknirschen“, das sich anhört wie ein Knattern, ertönt, wenn sich zwei Männchen streiten. Dabei schlagen sie ihre Zähne heftig aufeinander.

Handling: So können Sie Ihre Meerschweinchen anfassen

Damit Ihr Meerschweinchen sicher in Ihren Händen liegt, sollten Sie seinen Bauch vor dem Anheben mit beiden Händen umfassen. Heben Sie nun Ihr Meeri an, indem Sie es mit Ihrer Brust stützen. Alternativ können Sie es auf Ihren Schoss setzen.

Generell sollten Sie sehr vorsichtig vorgehen, damit sich Ihr Schwein nicht verletzt. Es sieht durch sein wuscheliges Fell zwar sehr stabil aus, hat aber zerbrechliche Knochen. So könnte es sich beim Sturz vom Sofa schwer verletzen.

Es ist normal, dass sich Ihr Meerschweinchen anfangs vor Ihnen fürchtet. Dies liegt an seinem Fluchtinstinkt. Dennoch können Sie Ihre Meeris an Sie gewöhnen. Mit viel Zuwendung, Geduld und gesunden Leckereien fressen Ihre Meeris Ihnen bald aus der Hand.

Wie groß muss der Käfig sein?

Meerschweinchen sind Gruppentiere. Sie brauchen engen Kontakt zu Artgenossen, weshalb Sie Ihr Meerschweinchen mindestens zu zweit halten sollten.

Ein entsprechender Käfig sollte gemäß der TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz) mindestens 120 mal 60 Zentimeter groß sein. Ihre Meeris verbringen schließlich die meiste Zeit im Käfig und sollten sich dort ausreichend bewegen können. Möchten Sie weitere Tiere aufnehmen, sollten Sie den Käfig entsprechend vergrößern.

Achten Sie zudem darauf, dass die Gitterstäbe eng genug sind. Ihre Meerschweinchen sollten es nicht schaffen, den Kopf hindurchzustecken. Auch muss der Käfig hoch genug sein, dass Ihre Lieblinge nicht hineinspringen können. Ansonsten können sie sich auch hier schwer verletzen.

Wichtig: Meerschweinchen brauchen ausreichend Platz. Auch sind sie keine Schmusetiere für Kinder! Meerschweinchen sollten immer die Möglichkeit haben sich zurückzuziehen.

Ausstattung: Das Zuhause angemessen einrichten

Meerschweinchen sind verspielt, brauchen aber zugleich geeignete Versteckmöglichkeiten. Damit es Ihren Meeris an nichts fehlt, sollte der Käfig folgendes Zubehör beinhalten:

Ihre Tiere freuen sich außerdem, wenn sie eine spaßige Aufgabe haben. So können Sie zum Beispiel Gurkenscheiben oder Petersilie an verschiedenen Orten verstecken.

Worauf muss ich bei einem Freigehege achten?

Prinzipiell können Sie Meerschweinchen auch in einem Freigehege beziehungsweise in Außenhaltung halten. Allerdings müssen Sie dabei einige Dinge beachten:

  1. Gewöhnen Sie Ihre Meerschweinchen bereits mit Ausgang des Sommers nach und nach an die neuen Umgebungen und das üppige Grünfutter.
  2. Dämmen Sie das Gehege zum Schutz vor Kälte.
  3. Das Gehege sollte durch Plexiglasscheiben verschließbar sein.
  4. Sorgen Sie im Winter für dickes Einstreu und Heu.
  5. Kontrollieren Sie regelmäßig das Trinkwasser, da dieses bei niedrigen Temperaturen sehr schnell einfriert.
  6. Der Käfig sollte genügend Schatten und Schutz vor Hunden und Katzen bieten.
Kinder sitzen draußen vor einem Meerschweinchengehege
Sie können Ihre Meerschweinchen auch in einem Freigehege halten.

Damit Ihre Meerschweinchen gesund bleiben, ist die Art und Qualität der artgerechten Fütterung entscheidend. Reichen Sie ihnen täglich und zu jeder Zeit hochwertiges Heu und Wasser. Dies ist wichtig, denn die Tiere haben eine empfindliche Verdauung und sind auf stetiges Fressen angewiesen.

Spezielles Trockenfutter sowie frisches Obst (z. B. Apfel, Trauben) oder Gemüse (z. B. Gurke, Möhre, Stangensellerie) mögen die kleinen Vierbeiner ebenfalls. Dieses Beifutter sollten die Tiere jedoch nicht zu viel fressen, denn zu viel Zucker ist nicht gut. Besonders nährstoffreich sind Kräuter wie Bohnenkraut, Dill oder Basilikum.

Achtung: Verfüttern Sie kein Futter für Zwergkaninchen und Co. Denn Meerschweinchen sind auf eine Zufuhr von Vitamin C angewiesen, welches nur in speziellem Meerschweinchenfutter ausreichend zur Verfügung steht.

Diese Lebensmittel sind für Meerschweinchen tabu

Auf keinen Fall sollten Sie Ihren Meeris folgende Lebensmittel anbieten:

  • Bohnen (giftig)
  • Kohl (bläht)
  • Gespritztes Obst oder Gemüse
  • Speisereste

Schmackhaftes Heu finden Sie auch im Onlineshop von zooplus.

Meerschweinchen frisst Löwenzahn im Käfig
Es ist wichtig, dass Sie die Verdauung von Meerschweinchen verstehen.

Damit Ihre Tiere gesund bleiben, sollten Sie deren Pflegezustand regelmäßig kontrollieren. Achten Sie insbesondere auf die Krallen, das Fell oder die Zähne. Letztere können zu lang wachsen, wenn sie nicht genügend Abrieb haben.

1. Krallen schneiden

Da sich die Krallen Ihrer Meeris nicht genug abnutzen können, sollten Sie diese regelmäßig schneiden. Trauen Sie sich dies zu, können Sie auf die Hilfe Ihres Tierarztes verzichten.

Dazu benötigen Sie eine Krallenzange, mit der Sie die Kralle etwa drei bis fünf Millimeter vor der sichtbaren Ader abschneiden. Bei weißen Klauen erkennen Sie die Ader ziemlich leicht. Bei dunklen Krallen schneiden Sie einfach immer nur die Spitzen ab, um die Gefäße nicht zu verletzen.

2. Fellpflege

Kontrollieren Sie das Fell regelmäßig auf Parasiten. Vor allem langhaarige Meerschweinchen benötigen regelmäßige Pflege. Kämmen Sie sie mit einer weichen Bürste.

Bei Locken-Meerschweinchen sollten Sie die Haare sorgfältig mit der Hand sortieren, um Ihren Lieblingen keine Schmerzen durch Zupfen oder Ausreißen zuzufügen.

Bei guter Pflege können die Tiere ein Alter von sechs bis acht Jahren erreichen. Doch leider kommt es immer wieder vor, dass Meeris aufgrund von Haltungsfehlern oder anderen Gründen erkranken.

Häufige Erkrankungen bei Meerschweinchen sind zum Beispiel Zahnprobleme oder Magen-Darm-Probleme. Zeigt Ihr Meeri Durchfall, sollten Sie in jedem Fall Ihren Tierarzt aufsuchen. Denn sollte die komplexe Verdauung Ihres Meerschweinchens aussetzen, kann dies lebensgefährlich enden.

Meerschweinchen kommen aus den Anden, einem Gebirge in Südamerika. Dort dienten sie den indigenen Einwohnern als Nahrungsmitteln. Europäische Seefahrer brachten die flauschigen Tiere dann nach Europa.

Von hier aus verbreitete sich das Meerschweinchen aufgrund der schnellen Fortpflanzung geschwind in der Gesellschaft. Seither zählt das Meerschweinchen zu einem der beliebtesten Haustiere.

Möchten Sie mit Ihren Meerschweinchen züchten, sollten Sie sich vorher Gedanken machen, was mit den Nachkommen geschehen soll. Denn der Markt ist mit Meerschweinchen regelrecht überschwemmt, weshalb viele Tierheime keine Tiere mehr aufnehmen können.

Außerdem sollten Sie bedenken, dass Sie Ihr Pärchen danach trennen müssen. Denn Ihr Bock kann Ihr Weibchen sofort wieder decken. Alternativ können Sie Ihren Bock kastrieren lassen.

Hinweise zur Verpaarung von Meerschweinchen

Haben Sie sich dazu entschieden, Ihre Tiere zu verpaaren, sollten Sie folgende Tipps beachten:

  • Ihre Meerschwein-Dame sollte vor der Verpaarung etwa 700 Gramm wiegen und zwischen fünf und elf Monaten alt sein.
  • Beobachten Sie das Paarungsverhalten Ihrer Tiere gut.
  • Passen Sie die Fütterung an den steigenden Bedarf des trächtigen Mädchens an.
  • Die Trächtigkeit bei Meerschweinchen dauert etwa 68 Tage.
  • Trennen Sie nach spätestens vier Wochen die kleinen Mädchen vom Vater, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden.

Tipps zur Anschaffung von Meerschweinchen

Ein Meerschweinchen können Sie am besten bei einem seriösen Züchter kaufen. Haben Sie dabei keine Skrupel, klare Fragen zu stellen. Jeder seriöse Züchter beantwortet diese gerne und möchte verantwortungsbewusste Meerschweinchenhalter für seine Kleintiere finden.

Auch sollten Sie sich die Käfige ansehen dürfen. Sind diese sauber und hell untergebracht? Sind zu viele Tiere auf engem Raum zusammengepfercht?

Züchter finden Sie in der Zeitung, online oder über entsprechende Meerschweinchen-Vereine. Aber auch Tierschutzvereine und Tierheime bieten die Nager für eine Schutzgebühr an.

Wie viel kostet ein Meerschweinchen?

Behalten Sie immer im Kopf, dass Meerschweinchen Gruppentiere sind. Haben Sie noch kein Meerschweinchen, müssen Sie daher mindestens zwei Tiere kaufen. Planen Sie für ein Tier etwa 30 bis 50 Euro ein. Rassemeerschweinchen können hingegen teurer sein.

Zusätzlich kommen weitere Ausgaben für Anschaffungskosten (z. B. Käfig) und laufende Kosten (z. B. Futter und Einstreu) hinzu. Weiterhin müssen Sie Tierarztkosten (z. B. für Impfungen) berücksichtigen.

Anzeichen für ein gesundes Tier

Ein gesundes Meerschweinchen hat glänzendes Fell und klare Augen. Sein After ist nicht verklebt und der Körper ist nicht abgemagert. Auch hat es keine kahlen Stellen oder Verfilzungen.

Die richtige Gewöhnungsphase

Bekommen Sie einen Neuzugang in Ihrem Meerschweinchen-Käfig, brauchen die Tiere eine Gewöhnungsphase. Diese ist bei jungen Meerschweinchen recht kurz, kann sich jedoch bei älteren Tieren ziehen.

Haben Sie einen zweiten Käfig, können Sie den Neuzugang für ein paar Tage in diesem unterbringen. Dieser sollte allerdings in der Nähe des anderen Käfigs stehen. Setzen Sie allerdings zuerst das neue Meerschweinchen in den Käfig, um dem heimischen Meerschweinchen den Heimvorteil zu nehmen.

Fazit: Passen Meerschweinchen zu mir?

Meerschweinchen sind tolle Tiere, das beweisen sie schon seit vielen Jahrhunderten. Sie stellen aber auch einige Anforderungen an eine artgerechte Haltung und Ernährung, die Sie in jedem Fall berücksichtigen sollten.

Tun Sie dies, können Sie sich aber auf zutrauliche und lebensfrohe Mitbewohner freuen. Doch Vorsicht: zu viel Kontakt kann Ihre Meeris stressen. Insbesondere Kleinkinder, die den sorgsamen Umgang mit Tieren noch nicht erlernen konnten, sollten daher nicht ohne Aufsicht mit den Nagetieren zusammenkommen.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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