Balinese

Verfasst von Natalie Decker
Balinese Katze

Ihr Name führt in die Irre: Balinesen stammen nicht von der Insel Bali, sondern wurden erstmals in den USA gezielt gezüchtet.

Freunden der Siamkatze und Birma sticht die Balinese sofort ins Auge. Genau wie die Siam zeigt diese Katze eine auffällige Point-Zeichnung, ihr Fell ist aber halblang. Ihr aufgeweckter Charakter macht sie zu einem idealen Familienmitglied.

Steckbrief der Balinese

Kurzinfo: Balinesen sind intelligente, menschenbezogene Katzen. Optisch ähneln sie der Siam, verfügen jedoch über mittellanges Haar und einen buschigen Schwanz.
Größe: mittelgroß
Gewicht: 3-4 kg (Kätzin)
4-5 kg (Kater)
Durchschnittliche Lebenserwartung: 15-20 Jahre
Preis: ab ca. 900 Euro
Wesen: anhänglich, aktiv, verspielt, gesprächig, temperamentvoll
Fell: halblang
Fellfarbe: Seal-point, Blue-point, Chocolate-point, Lilac-point u. a.
Augenfarbe: Blau
Pflegeaufwand: mittel
Bewegungsbedarf: mittel
Herkunft: USA

Optik: Wie sieht eine Balinesenkatze aus?

Balinesen sind muskulöse und dennoch schlanke Katzen. Die mittelgroßen Tiere wiegen zwischen drei und vier Kilogramm. Kater können schon einmal bis zu fünf Kilogramm auf die Waage bringen.

Die Tiere wirken wie ursprüngliche Siamkatzen, ihr Fell ist aber lang und besonders am Schwanz buschig. Die moderne Variante der Balinesenkatze ähnelt allerdings sehr stark der modernen Siam, mit langgestrecktem Körper und dreieckigem Gesicht.

Balinesen sind Point-Katzen

Genau wie Birmakatzen und Siam gehören Balinesenkatzen zu den sogenannten Point-Katzen. Diese auffällige Färbung sticht sofort ins Auge: Das vorwiegend helle Fell ist nur an den Körperspitzen wie Schnauze, Beinen, Schwanz und Ohren dunkel eingefärbt.

Der Färbung liegt eine Mutation zugrunde, die zu einer mangelhaften Funktion des Enzyms Tyrosinase führt und die Produktion des Pigmentsgrundstoffes Melanin stört. Dieses führt zu einem sogenannten Teilalbinismus und einer Färbung der „kalten“ Körperstellen. Den genetischen Grundlagen nach kann jede Fellfarbe auch als Point-Farbe vorkommen.

Die Augen der Balinesenkatze sind auffällig leuchtend blau. Sie lassen die Katze aufmerksam und intelligent wirken und weisen zudem auf ihren gesprächigen und aktiven Charakter hin.

Bei der Balinesen-Zucht sind laut europäischem Zuchtverband folgende Farben zugelassen:

  • Seal-point: Die schwarze Grundfärbung setzt sich in den „kalten“ Körperregionen durch.
  • Blue-point: Eine schwarze Grundfarbe wird zu „Blau“ verdünnt. Die Abzeichen erscheinen dunkelgrau.
  • Chocolate-point: Balinesen in chocolate-point zeigen eine braune Grundfarbe, die sich wie bei Pointkatzen üblich in den Körperspitzen durchsetzt.
  • Lilac-point: Als „Lilac“ wird die Verdünnung von Braun bezeichnet. Die fast hellgrau wirkende Farbe ist hier natürlich nur in den Spitzen sichtbar.
  • Cinnamon-point: Eine zimtrote Grundfarbe, sichtbar nur in den Spitzen.
  • Red-point: Als Red-point wird eine Balinesenkatze mit roter Point-Färbung genannt.
  • Fawn-point: Die Grundfarbe in „Cinnamon“ wird zu „Fawn“ verdünnt. Sie zeigt sich durch eine grau-beige Färbung der Points.
  • Creme-point: Als „Creme“ wird die Verdünnung von Rot bezeichnet – Katzen in Creme-point weisen cremefarbene Points auf.
  • Foreign White: Es gibt tatsächlich Balinesen, die nur weißes Fell ohne jegliche Point-Färbung zeigen! Diese werden in der Fachsprache als „Foreign White“ bezeichnet.
Balinese Katze
Balinesen gelten als anhängliche, menschenbezogene Katzen.

Der Charakter der Balinesen ist typisch für orientalische Katzenrassen. Die Tiere sind besonders aktiv und gesprächig. Sie zeigen sich menschenbezogen, lieben die Aufmerksamkeit ihres Besitzers und fordern diese daher gerne lautstark ein.

Bloß keine Langeweile

Die intelligenten Balinesen möchten beschäftigt werden – und das am liebsten rund um die Uhr! Intelligenzspielzeuge und Kniffelspiele sind beliebt, doch am liebsten spielen die Katzen mit „ihrem“ Menschen.

Obwohl sie zu den dominanteren Katzenrassen gehören, eignen sie sich darum für Familien mit Kindern und anderen Tieren, wie zum Beispiel Hunden. Hauptsache, es ist immer etwas los!

Balinesen sind pflegeleichte, robuste Tiere. Wie alle Katzen profitieren sie von ein- bis zweimal wöchentlichem Kämmen oder Bürsten. In der Fellwechselzeit im Frühjahr und Herbst helfen Katzengras und Malzpaste, verschluckte Haare auf natürliche Art auszuscheiden.

Auch die jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Tierarzt ist ein Muss. Hier wird Ihre Balinesenkatze auf Herz und Nieren geprüft – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der kurzen Untersuchung können auch eventuelle Fragen geklärt werden.

Katzengerechte Wohnungseinrichtung

Als intelligente Tiere langweiligen sich Balinesen schnell. Eine artgerechte Haltung orientalischer Katzenrassen sollte darum immer eine abwechslungsreiche Umgebung mit Möglichkeiten zum Klettern, Spielen und Verstecken beinhalten.

Empfehlenswert sind hier Kratzbäume mit mehreren Etagen, da Katzen erhöhte Plätze bevorzugen. Auch Spielhäuschen und Katzentunnel können den Fellnasen angeboten werden. Damit können sich Ihre Balinesen so richtig austoben und sich bei Bedarf auch zurückziehen.

Ab ins Grüne

Wer seine Balinesenkatze nicht unkontrolliert in die freie Natur entlassen möchte, ist mit einem abgesicherten Balkon oder Garten gut beraten. Wasserbecken, Outdoor-Kletterbäume und eine Schale mit Katzengras sorgen für Spiel und Spaß.

Balinese Katze Garten
Die bewegungsfreudigen Balinesen schätzen Ausflüge auf den gesicherten Balkon bzw. Freigang im Garten.

Eine artgerechte Ernährung mit viel gesundem Protein ist für alle Katzen essenziell. Aktive Rassen wie die Balinesen benötigen oft besonders viel Energie. Da Katzen Kohlenhydrate nur begrenzt verwerten können, sollten Sie darum primär auf hochwertiges Katzenfutter mit einem hohen Fleisch- und Proteinanteil Wert legen.

Futtertrends ausprobieren

Vielleicht liebäugeln Sie auch mit alternativen Fütterungsmethoden wie BARF und Selbstkochen? Bei der Rohfütterung bzw. BARF wird die tägliche Futterportion durch rohes Fleisch, einen kleinen Anteil Innereien und gezielte Supplemente zusammengestellt.

Hier ist eine gründliche Einarbeitungszeit wichtig. So stellen Sie sicher, dass Ihre Katze alles erhält, was sie zum Gesundbleiben braucht. Gleiches gilt übrigens für das Selbstkochen des Katzenfutters.

Aufgrund ihrer engen Verwandtschaft mit der Siam zeigen Balinesen leider einige für diese Rasse typische Erbkrankheiten. Dazu gehört beispielsweise die Hypertrophische Kardiomyopathie, eine erbliche Verdickung des Herzmuskels.

Ein Herzultraschall ist das Mittel der Wahl, um HCM zu diagnostizieren und Zuchttiere zu prüfen. Die Krankheit kann zwar nicht geheilt werden, durch frühzeitige Diagnosen können erkrankte Tiere aber von der Zucht ausgeschlossen werden.

Wie alt wird eine Balinesenkatze?

HCM ist kein Todesurteil – die Tiere können ein langes, gesundes Leben als Familienkatzen führen! Sie sollten allerdings von der Zucht ausgeschlossen werden, um eine Vererbung der Erkrankung zu vermeiden.

Bei guter Pflege kann eine Balinesenkatze 15 bis 20 Jahre alt werden.

Balinesen werden oft als angeblich hypoallergene Katzen verkauft. Leider hat die Wissenschaft bisher noch keine Katzenrasse hervorgebracht, die uneingeschränkt für Katzenhaarallergiker empfohlen werden kann.

Hervorgerufen wird eine Katzenallergie übrigens durch die im Speichel der Tiere enthaltenen Enzyme Fel d1 und Fel d4. Tatsächlich enthält die Mundflüssigkeit der Balinesen eine relativ geringe Konzentration dieser Proteine.

Trotz ihres Namens stammt die Balinesenkatze nicht aus Bali oder Indonesien. Die Rasse entstand durch Zucht und nicht durch natürliche Selektion.

Tatsächlich trugen einige Siamkatzen, die um 1800 von Thailand aus in die USA und nach England importiert wurden, das Langhaar-Gen. Diese als „langhaarige Siam“ bezeichneten Tiere wurden aber nicht zur Zucht verwendet. Um den Rassestandard nicht zu verfälschen, vermittelte man sie als Liebhabertiere oder tötete sie, falls kein Abnehmer zu finden war.

Anmutig wie balinesische Tänzer

1928 wurde die Rasse erstmals registriert und auf Katzenausstellungen gezeigt. In den 50er-Jahren entdeckten schließlich amerikanische Züchter das Potenzial der Rasse und begannen, diese gezielt zu züchten.

„Langhaarige Siam“ erschien den Liebhabern der Katzen jedoch zu sperrig. Der Name „Balinese“ war geboren. Er deutet allerdings nicht auf den geografischen Ursprung der Rasse hin, sondern auf die zierliche, anmutige Art der Katzen, vergleichbar mit der balinesischer Tänzer.

Historische Entwicklung der Balinesen-Zucht

In den 60er- und 70er-Jahren wurden zur Balinesen-Zucht nur Tiere der klassischen Pointfärbungen Seal, Chocolate, Blue and Lilac zugelassen. Gleichzeitig bezeichnete die Cat Fanciers Association Balinesen der Farben Rot, Cream, Tabby und Tortoiseshell als „Javanese“. Diese Namensgebung wird auch heute noch beibehalten, sorgt allerdings oft für Verwirrung.

Auch der ursprüngliche Typ der Balinesenkatze machte eine Veränderung durch. Gezielte Zucht verschob das Ideal der Balinesen vom traditionellen Aussehen zu einem immer schlanker werdenden Körperbau mit einem dreieckigen Kopf und größeren Ohren. Heute ähnelt der Körperbau der Balinesen daher jenem der modernen Siamkatze. Der ursprüngliche Typ wird nur noch von wenigen Züchtern beibehalten.

Anschaffung: Balinesen beim Züchter kaufen

Wie die Siam gibt es auch Balinesen in zwei Typen – im ursprünglichen, stabileren Zuchttyp sowie in der moderneren Zuchtvariante. Letztere ist die populärere, oft auf Zuchtausstellungen gesehene Variante.

Balinesen gleichen sich immer mehr der modernen Siam an. Um dies zu erreichen, werden daher gezielt Siamkatzen bei der Zucht der Balinesen eingekreuzt. Die so entstehenden „Siam-Varianten“ erscheinen als kurzhaarige Siamkatzen, tragen allerdings das Gen für langes Fell. Dieses Langhaar-Gen ermöglicht es, Varianten zur Balinesenzucht einzusetzen.

Seriöse Züchter finden

Sie sehen: Katzenzucht ist keine einfache Angelegenheit und setzt genetisches Hintergrundwissen sowie eine genaue Kenntnis der jeweiligen Zuchtverordnungen voraus.

Professionelle Katzenzüchter sind darum Mitglied in einem Zuchtverein. Nur so wird sichergestellt, dass Zuchttiere und Nachkommen dem Typ der jeweiligen Rasse entsprechen. Durch eine gezielte, durchdachte Verpaarung werden Erbkrankheiten und Inzucht vermieden.

Auf gute Sozialisierung achten

Gleichzeitig achten verantwortungsvolle Züchter auf eine regelmäßige Gesundheitsvorsorge von Elterntieren und Kitten. Auch artgerechtes Katzenfutter und eine Aufzucht im Familienverband sind ein Muss.

In den ersten zwölf Lebenswochen lernen die Katzenkinder alles Lebenswichtige von Eltern und Geschwistern. Sie sollten nicht vor Ende dieser Prägungsphase in ein neues Zuhause vermittelt werden.

Wie viel kostet eine Balinese?

Zuchtpapiere sind darum mehr als nur ein Stück Papier. Auch wenn Sie keinen Gedanken an eine zukünftige Zucht verschwenden, können Sie sich so sicher sein, dass Ihre Balinese wirklich eine Balinesenkatze ist.

Doch Katzenzucht ist ein aufwendiges, teures Hobby und eine Rassekatze hat ihren Preis. Interessieren Sie sich für die intelligenten ­­Balinesen, müssen Sie also tief in die Tasche greifen: Die Katzen kosten bis zu 1.100 Euro.

Vorsicht vor Rassekatzen ohne Papiere

Wer sparen will, sollte allerdings nicht auf dubiose Vermittler von „Rassekatzen ohne Papiere“ hereinfallen. Züchter, die den Zuchtverband umgehen, sparen nicht nur Ausstellungsgebühren. Oft fehlt es hier an Kenntnissen der Katzengenetik.

Auch die artgerechte Haltung und Ernährung der Tiere geht oft unter. Das vermeintliche Schnäppchen kommt so teuer zu stehen, wenn zum Beispiel plötzlich Anzeichen einer Erbkrankheit oder Folgen von Mangelernährung auffallen.

Rassekatzen aus dem Tierheim

Doch es gibt eine Alternative für Katzenfreunde, die nicht mehrere hundert Euro für ein Liebhabertier ausgeben möchten. Tierheime und Tierschutzvereine sind ein temporäres Zuhause für Katzen jeden Alters, jeder Rasse und jeden Temperaments. Unter ihnen finden sich auch viele Rassetiere!

Tierschutzkatzen werden oft gegen eine Schutzgebühr abgegeben. Diese deckt zwar die dem Verein entstandenen Tierarzt- und Futterkosten oft nicht, schreckt aber vor Spontankäufen ab. Außerdem unterstützen Sie mit dieser Schutzgebühr die Rettung weiterer Tiere.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Balinesenkatze eine gute gemeinsame Zeit!


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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