Belgischer Schäferhund

Verfasst von Natalie Decker
Belgischer Schäferhund Varietäten

Den Belgischen Schäferhund gibt es in vier verschiedenen Varietäten: Malinois, Groenendael, Laekenois und Tervueren.

Den eleganten und anspruchsvollen Belgischen Schäferhund gibt es in vier verschiedenen Varietäten, die sich optisch stark unterscheiden. Gemein ist ihnen ihr enormer Bewegungs- und Beschäftigungsdrang. Was das für die Haltung der Vierbeiner bedeutet, fasst dieser Artikel zusammen.

Aussehen: Äußere Merkmale des Belgischen Schäferhundes

Der bis zu 66 Zentimeter große Belgische Schäferhund hat ein elegantes und stolzes Erscheinungsbild. Besonders die beiden langhaarigen Varietäten (Tervueren und Groenendael) wirken beinah majestätisch. Dies liegt zum einen an ihrem leichten Körperbau, der trotz ihrer Größe niemals wuchtig erscheint, sowie zum anderen an ihrem feinen Kopf, den sie sehr hochtragen.

Im Gegensatz zu ihrem Verwandten, dem Deutschen Schäferhund, sind die belgischen Rassevertreter zierlicher und kürzer. Während die deutsche Variante einen eher rechteckigen Körperbau besitzt, ist der Belgische Schäferhund von der Seite betrachtet fast quadratisch gebaut.

Auch ihr Gang ist weniger raumgreifend. Dennoch überragen sie ihn zuweilen in Geschwindigkeit, Wendigkeit und Sprungvermögen.

Die vier Untertypen

Der heutige Rassestandard der FCI definiert die Rasse in vier verschiedenen Varietäten. Diese vier Variationen unterscheiden sich im Wesentlichen durch Länge, Wuchsrichtung und Farbe ihres Fells:

  • Der Malinois: Der bekannteste Typ dieser Rasse und optisch dem Deutschen Schäferhund am nächsten. Sein kurzes Fell ist – abgesehen von der schwarzen Maske – falbfarben (fahlgelb bis hellgraubraun) mit schwarzer Wolkung. Dabei sind die Haarspitzen schwarz gefärbt und verleihen der hellen Grundfarbe eine etwas dunklere Schattierung.
  • Der Laekenois: Der ursprünglichste, heute aber seltenste Vertreter der Rasse. Er ist ebenfalls kurzhaarig und falbfarben, allerdings rauhaarig. Das Fell fühlt sich hart und trocken an und wirkt zerzaust. Dieses etwas „verwegene“ Aussehen ist vom Standard ausdrücklich erwünscht.
  • Der Tervueren: Die Fellfärbung des Tervueren ist falbfarben-schwarz gewolkt, mit einer schwarzen Maske. Sein Haar ist etwas länger und so gehört er neben dem Groenendael zu den langhaarigen Varietäten dieser Rasse.
  • Der Groenendael: Der ebenfalls langhaarige Groenendael ist der Einzige der vier Varietäten, dessen Fell einfarbig schwarz ist. Wie auch bei allen anderen Typen toleriert der Rassestandard aber auch bei ihm einen kleinen weißen Brustfleck und weiße Abzeichen an den Zehen.

Wesen: Welche Eigenschaften hat ein Belgischer Schäferhund?

Als ehemaliger Hütehund, der für den Schutz der Herde und des Bauern verantwortlich war, besitzt der Belgische Schäferhund noch heute alle wertvollen Qualitäten eines vorzüglichen Wächters.

Wachsam, lebhaft und blitzschnell in seinen Reaktionen ist er jederzeit bereit, sein Rudel zu verteidigen. Aufgrund seines ausgeprägten Schutztriebs übernimmt er instinktiv die Verantwortung für alles, was zu seinem Zuhause gehört. Furcht vor Einbrechern brauchen Sie als Besitzer eines Belgiers nicht zu haben. Der Belgische Schäferhund ist somit der perfekte Wachhund.

Sind Sie ängstlich und unsicher, eignet sich dieser mutige Vierbeiner jedoch weniger für Sie. Der Belgische Schäferhund braucht einen ebenbürtigen Partner an seiner Seite, der seinen temperamentvollen Charakter mit viel Souveränität und Konsequenz zu lenken weiß.

Belgischer Schäferhund Tervueren Welpen
Die Erziehung des Belgischen Schäferhundes erfordert Geduld, Konsequenz und liebevolle Führung, um aus diesem intelligenten und loyalen Hund einen gehorsamen Begleiter zu machen.

Grundsätzlich ist der Pflegeaufwand dieser Rasse überschaubar. Allerdings kann besonders die Fellpflege abhängig von den verschiedenen Typen stark variieren.

Die kurzhaarigen Vertreter müssen Sie etwa einmal wöchentlich bürsten. Die langhaarigen Exemplare hingegen benötigen aufgrund ihres dichten Fells mehrmals wöchentlich eine solche Fellpflege.

Zweimal im Jahr wechselt der Schäferhund zudem sein Fell. Dann sollten Sie die Fellpflege entsprechend intensivieren. Im Allgemeinen neigt das Haar dieser Rasse aber auch bei den langhaarigen Typen nicht zum Verfilzen und ist im Gegensatz zu manch anderen Langhaar-Hunden recht pflegeleicht.

Achten Sie auf eine regelmäßige Zahnpflege und Ohrenpflege, um möglichen Entzündungen vorbeugen. Gewöhnen Sie Ihren temperamentvollen Belgier frühzeitig an die Pflege-Prozedur, wird er diese zukünftig stillhaltend dulden.

Ist der Belgische Schäferhund auch ein Familienhund?

Neben viel Auslauf und Beschäftigung benötigen Schäferhunde eine konsequente Erziehung. Frühzeitig sozialisiert, kann er sich als Familienhund beweisen. Dabei sollten Sie jedoch nicht vergessen, dass diese Hunde ein sehr sensibles Wesen besitzen.

Wie erzieht man einen Belgischen Schäferhund?

Eine übertriebene Strenge empfinden sie verstörend, was sicherlich nicht zum gewünschten Erziehungserfolg führt. Zuneigung in Form von Streicheleinheiten genießen sie genauso wie gemeinsame Aktivitäten. Körperlich und mental geförderte Hunde erweisen sich im Haus als ruhig und ausgeglichen.

Mit Liebe, Geduld und viel Zeit für gemeinsame (sportliche) Aktivitäten können Sie den wachsamen Hütehund zu einem loyalen und zuverlässigen Familienhund erziehen. Denn dank seiner hohen Intelligenz und seiner Bereitschaft, Neues zu lernen, erweist sich der Belgische Schäferhund als gelehriger Schüler.

Genauso wichtig wie eine konsequente und liebevolle Hand ist Ihre Bereitschaft, sich sportlich und geistig mit Ihrem Sporthund zu beschäftigen. Versäumen Sie dies, entwickelt Ihr Rassehund unangenehme Verhaltensweisen und neigt bisweilen zu übertriebener Aggressivität.

Viel Bewegung wirkt sich positiv auf das Gewicht Ihres Hundes aus und dient seiner körperlichen und geistigen Auslastung. Belgische Schäferhunde haben dabei hohe Ansprüche und brauchen für ihr mentales Wohlbefinden viel mehr Auslauf und Beschäftigung als andere Hunde.

So beschäftigen Sie Ihren Belgischen Schäferhund

Als guter Ausgleich bietet sich neben einer Ausbildung zum Diensthund (z. B. bei Polizei, Zoll oder Rettungsdienst) Hundesport an. Dabei können Sie Ihren verspielten und bewegungsfreudigen Vierbeiner für fast alle Sportarten begeistern.

Durch sein hohes Sprungvermögen und seine rasante Geschwindigkeit erbringt er besonders beim Agility bemerkenswerte Leistungen. So kann ein Belgischer Schäferhund problemlos eine Steilwand von 2,5 Metern überwinden.

Tägliches Gassigehen um den Block reicht diesen Energiebündeln bei Weitem nicht. Ist Ihr Belgischer Schäferhund kein Gebrauchs-, sondern Familienhund, müssen Sie sich daher unbedingt über ausreichende Ersatzbeschäftigungen Gedanken machen.

Seit der Standardisierung der Hunderasse dürfen Züchter die verschiedenen Varianten nicht mehr untereinander kreuzen. Die Züchter konzentrieren sich also in der Regel nur auf einen der vier Typen.

Dieser Aspekt hat aber auch eine positive Seite. Denn durch seine relativ geringe Verbreitung ist der Belgier eine sehr gesunde Hunderasse, bei der Sie wenig rassespezifische Krankheiten fürchten müssen.

Kaum Dispositionen für rassespezifische Erkrankungen

Zwar beschreiben einige Berichte eine Neigung für Epilepsie oder Ellbogendysplasie, die besonders bei großen Hunderassen gefürchtete Hüftgelenksdysplasie (HD) ist bei diesen Hunden jedoch eher selten.

Nichtsdestotrotz können natürlich auch Belgische Schäferhunde Krankheiten entwickeln. So sollten Sie Ihren Hund immer gut beobachten, damit Sie Veränderungen im Verhalten und Aussehen frühzeitig erkennen.

Wie alt wird der Belgische Schäferhund?

Die Lebenserwartung des Belgischen Schäferhundes liegt durchschnittlich zwischen zehn und 14 Jahren.

Genauso wichtig wie eine angemessene Pflege ist eine gute und ausgewogene Ernährung für die Gesundheit Ihres Tieres. Doch welches Hundefutter ist für den Belgischen Schäferhund das Beste?  Trocken- oder Nassfutter? Oder lieber BARF (Rohfütterung)? Diese Frage lässt sich leider nicht pauschal für alle Hunde dieser Rasse beantworten.

Zwar teilen sie etwa denselben Körperbau, doch ihr Energiebedarf kann sich je nach Alter, Gewicht und Aktivitätsgrad stark unterscheiden. Bei der Auswahl des richtigen Futters sollten Sie also auch immer die individuellen Gegebenheiten Ihres Hundes vor Augen haben. So braucht ein junger Hund ein anderes Futter als ein Senior oder ein aktiver Arbeitshund.

Lesetipp: So finden Sie das richtige Hundefutter

Beispiel: Futterration für einen ausgewachsenen Hund

Fleisch dient Ihrem Hund als wichtigste Proteinquelle. Deshalb sollte dieses qualitativ wertvoll sein und etwa 50 bis 70 Prozent der Ration ausmachen.

Ein weiterer wichtiger Nahrungsbestandteil ist Gemüse und Obst, das Ihren Vierbeiner mit wichtigen Vitaminen und Nährstoffen versorgt. Zu süßes Obst und zu viele Kohlenhydrate sollten Sie allerdings eher vermeiden.

Auch gewürztes Essen oder Tischabfälle sind für Ihren Vierbeiner ungeeignet. Wenn Sie Ihrem Schäferhund eine Freude machen möchten, geben Sie ihm eher einen speziellen Hundesnack als Belohnung nach einem sportlichen Ausflug.

Lesetipp: Lebensmittel, die Hunde nicht essen dürfen

Schnelligkeit und Wendigkeit zeichneten bereits die Vorfahren der Belgischen Schäferhunde aus. Diese dienten anfänglich ausschließlich als Arbeitshunde der Schäfer und Bauern.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Belgien eine große Anzahl von Hüte- und Treibhunden, die trotz ihres unterschiedlichen Äußeren „wild“ untereinander verpaart wurden.

Erst 1891 setzte der in Brüssel neu gegründete „Belgische Schäferhundeklub“ diesen „unordentlichen“ Zuständen ein Ende. Ein erster Standard unterteilte die belgischen Hütehunde hinsichtlich ihrer Fellbeschaffenheit in drei verschiedene Typen: Rau-, Kurz- und Langhaar.

Bewegte Geschichte

Im Verlauf der Geschichte des Belgischen Schäferhundes gab es zwischen den Züchtern immer wieder Streit hinsichtlich der zulässigen Farben und Varietäten. Bis zu den heute gültigen vier Typen, die jeweils nach belgischen Orten benannt wurden, wurden die Fellvarianten in den letzten hundert Jahren immer wieder geändert.

So umstritten das Aussehen des Fells auch war, hinsichtlich des Charakters, der Morphologie und der Gebrauchstüchtigkeit waren sich die Züchter der Belgischen Schäferhunde einig. Im Wesen und in seinem Körperbau ist sich die Rasse somit von Anfang an treu geblieben.

Trennung vom Hollandse Herdershond

Körperbau und Aussehen teilen sich die Belgischen Schäferhunde mit dem aus den Niederlanden stammenden Hollandse Herdershond. Beide stammen etwa aus der gleichen Gegend und wurden erst nach der Trennung Belgiens von den Niederlanden als verschiedene Rassen benannt.

Belgischer Schäferhund Polizeieinsatz
Der Belgische Schäferhund findet häufig bei der Polizei Einsatz.

Kauf: Wie teuer ist ein Belgischer Schäferhund?

Die Preise für ein Tier starten bei etwa 1.000 Euro. Abhängig von Alter, Herkunft und Gesundheit können die Kosten allerdings stark abweichen.

Bevor Sie sich einen Belgischen Schäferhund anschaffen, sollten Sie sich allerdings folgende Fragen stellen:

  • Ist der Züchter seriös?
  • Kann ich mir einen Hund leisten?
  • Werde ich den großen Anforderungen gerecht?

Seriöse Züchter sind in den jeweiligen Zuchtverbänden aufgelistet. Auch Tierheime oder Tierschutzorganisationen geben ab und zu Belgische Schäferhunde ab.

Lesetipp: Welpen kaufen: Das müssen Sie beachten

Fazit: Passt ein Belgischer Schäferhund zu mir?

Es versteht sich von selbst, dass solche sportlichen und temperamentvollen Hunde unbedingt in die Hände von aktiven und erfahrenen Hundehaltern kommen sollten. Als Besitzer eines Belgischen Schäferhundes brauchen Sie Zeit und Lust, sich aktiv mit Ihrem Hund zu beschäftigen.

Körperlich und geistig ausgelastete Hunde sind nicht nur gesünder und glücklicher, sondern auch in Sachen Gehorsam und Erziehung empfänglicher. Besonders bei dieser Rasse, die über eine gewisse Grundschärfe verfügt, kann ein mangelhaftes Training andernfalls zu gefährlichen Verhaltensauffälligkeiten führen.

Um böse Überraschungen zu vermeiden, müssen Sie also seinen Schutztrieb von Anfang an kontrollieren. Eine fachmännische Erziehung und gute Sozialisation sind für ein harmonisches Zusammenleben mit dem intelligenten Wächter also unumgänglich.

Steckbrief zum Belgischen Schäferhund

Kurzinfo: Der Belgische Schäferhund ist sportlich und braucht viel Bewegung. Deshalb wird er häufig bei der Polizei eingesetzt, eignet sich bei sorgfältiger Erziehung aber auch als Familienhund.
Widerristhöhe: bis 66 cm
Gewicht: 25-30 kg
Durchschnittliche Lebenserwartung: 10-14 Jahre
Preis: ab 1.000 Euro
Wesen: wachsam, lebhaft, intelligent, agil
Fell: kurz oder lang, glatt- oder rauhaarig
Fellfarbe: falbfarben, falbfarben-schwarz gewolkt mit schwarzer Maske, einfarbig schwarz
Erziehungsaufwand: mittel
Pflegeaufwand: gering
Bewegungsbedarf: hoch
Herkunft: Belgien

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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